Umweltbildung, Gleichberechtigung und Geld für die Heide

Bezirksverordnetenversammlung unterstützt gute Initiativen

In der Gropiusstadt haben inzwischen viele der früheren Sozialwohnungen ihre Mietpreisbindung verloren. Die Mietpreise steigen. Damit die Bevölkerungsstruktur erhalten bleibt, soll jetzt auch die Gropiusstadt Milieuschutzgebiet werden. Das beschloss die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) mit großer Mehrheit am 11. November. Damit fällt nun ein großer Teil Neuköllns unter die »soziale Erhaltungsverordnung«. Umweltbildung, Gleichberechtigung und Geld für die Heide weiterlesen

Kollektivcafé kämpft um seinen Erhalt

»k-fetisch« noch immer vor ungewisser Zukunft

Hier an der Ecke Weser-/Wildenbruchstraße, wo sonst junge Erwachsene neben alteingesessenen Neuköllnern sitzen, ist die Gegend ohne das rege Treiben vor den Kneipen und Restaurants momentan kaum wiederzuerkennen. Auch das Kollektivcafé »k-fetisch«, welches sich ohne falsche Bescheidenheit als links-alternative Institution im Kiez bezeichnen darf, hat geschlossen.

See you soon.      Foto: mf

Das »k-fetisch« gibt es hier am Platz bereits seit mehr als acht Jahren und es veranstaltet neben dem allgemeinen Gastrobetrieb vielfältige Diskussionsrunden und Lesungen zu politischen Themen wie beispielsweise der Bedrohung durch Rechtsradikalismus oder Sexismus. Doch als gäbe es wegen Corona nicht schon genug Gründe, sich darüber Sorgen zu machen, wie es weitergeht, kämpft das Kollektiv bereits seit letztem Jahr dagegen an, aus dem Donaukiez verdrängt zu werden. Kollektivcafé kämpft um seinen Erhalt weiterlesen

Polizei im Fokus

Wenig praktische Fortschritte in der Aufklärung rechter Strafttaten

Die Aufklärung von rechten Straftaten, die sich besonders in Neukölln häufen, bleibt überwiegend auf der Ebene von starkem Tatverdacht und angeblich zu wenig dichten Beweisen stecken. Bereits im September letzten Jahres ergab eine Anfrage der jetzigen Fraktionsvorsitzenden der »Linken« Anne Helm und des Innenexperten Niklas Schrader eine lange Liste von erfassten Delikten, darunter zahlreiche Gewalttaten. Solche erschreckenden Tatsachen passen zu der interaktiven Grafik, die der »Tagesspiegel« mit »Zeit Online« erarbeitet hat, aus der hervorgeht, dass 187 Menschen in der Bundesrepublik seit 1990 von Rechtsextremisten getötet wurden.

Protest gegen Rechtsterror.Foto: mr

Im Herbst 2020 fragten Helm und Schrader erneut im Abgeordnetenhaus nach, da sie besorgt sind über immer mehr bekannt werdende vermutliche Straftaten oder disziplinarische Vergehen bei der Polizei. Demnach werden seit August 2019 rechte Vorkommnisse in der Polizei »systematisch erfasst«, und es sei zu 20 eingeleiteten Strafverfahren und fünf Disziplinarverfahren gekommen, wie der »Tagesspiegel« zusammenfasst. Polizei im Fokus weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung, Montag, 6.12.1920
Nur Kaffee-Einfuhr billiger Sorten. Mit Rücksicht auf die ungünstige Finanzlage des Reiches soll künftig, wie der Kaffee-Einfuhrverein in Hamburg in Ergänzung der vor einigen Tagen veröffentlichten Notiz mitteilt, nur noch Konsumware von Kaffee eingeführt werden. Höhere Qualitäten zu Luxuspreisen sollen im Auslande zur Einfuhr nach Deutschland nicht mehr angekauft werden. Es dürfen künftig in der Regel Kaffeemengen, die mehr als etwa 3 Mark für das Pfund über dem jeweiligen Weltmarktpreis für prima Santos kosten, nicht eingeführt werden. Der Handel muß den Verhältnissen Rechnung tragen und Rücksicht üben. Keinesfalls darf die Einführung von Kaffeemengen vor Eingang des Einfuhrbewilligungsschreibens der Wirtschaftsstelle eingeleitet werden. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Nachruf Waldemar Schwienbacher

Trauer um die Seele des »Schillers«

Waldi ganz lässig.    Foto: Felix Hungerbühler

Eines der besten zweiten Wohnzimmer und Partyzonen gab es bei Waldemar im »Schiller‘s«. Das ist nun nicht mehr, denn Waldemar, von seinen Gästen auch Waldi genannt, erlitt am 13. November einen Herzinfarkt und konnte nicht wiederbelebt werden.
Vor zehn Jahren wurde Waldemar Barkeeper des »Schillers«. Damals sah die Eckkneipe noch ganz schön rumpelig aus. Viele kleine Renovierungen und Verschönerungen machten das »Schiller‘s« zu einem Ort, der vieles war: Wohnzimmer, Billardsalon, Treffpunkt von Gruppen, das Zuhause von alleinlebenden Neuköllnern. Spät abends konnte es schon mal passieren, dass eine Party stattfand, die dann bis in die Morgenstunden dauerte. Unzählige Male wurde im Kiez die Frage gestellt »Gehen wir noch auf einen Absacker ins »Schiller‘s«?« Und schon wurden aus einem Absacker auch zwei und mehr. Nachruf Waldemar Schwienbacher weiterlesen

Jonathan Overfeld (1951-2020) ist tot

Ein Nachruf von Anna Simon

Was? Jonathan ist nicht mehr da? »Der große Blonde mit dem losen Maul«, wie er sich selbst gern nannte, und den die meisten, die im Schillerkiez unterwegs sind, zumindest vom Sehen kannten, ist gestorben. An seinem letzten Tag vor dem Krankenhaus war er noch unterwegs bei einer Veranstaltung, die mit einigen Ständen auf der Herrfurthstraße dieselbe »zurückerobern« wollte. Er hatte sich gefragt, wer wohl da was »zurück« bekommen wolle. Und warum »erobern«? »Was sind denn das für Leute?«, fragte er, als er die Gesichter hinter den Ständen sah. Er kannte keines, obwohl er schon so lang hier lebte.
Dann ging alles sehr schnell. Wie vom Blitz getroffen hörte er auf dem Herrfurthplatz zwar noch, dass man zu ihm sprach, verstand aber die Worte nicht mehr. Notruf, Stroke-Einsatz-Mobil der Feuerwehr, erste beste Hilfe. Eine Woche kämpften die Ärzte um sein Leben. Dann ließen sie ihn gehen. Jonathan Overfeld (1951-2020) ist tot weiterlesen

Ideen fürs Urban Gardening auf dem heimischen Balkon

Kaffee, gesunde Kost und Saatkultur in der »Pomeranze«

Die aktuelle Pandemie brachte Katharina und Melanie auf eine zusätzliche Geschäftsidee. Die »grüne Kaffeebar Pomeranze«, bekannt für ihr Angebot an nachhaltig produzierten Lebensmitteln aus regionaler Produktion, betreibt einen übersichtlichen Shop mit Angeboten insbesondere für den Gebrauch im Urban Gardening sowie für möglichst naturnahe Erlebnisse mit Kindern, die in der Stadt aufwachsen. In der Herbst- und Winterzeit, die zum kuscheligen »Einigeln« einlädt, gibt es zudem warme Decken aus Schurwolle.

Katharina und Melanie.       Foto: pr

Leider ist derzeit durch die strengen Coronaauflagen der Shop hauptsächlich im Internet zu erleben und im Schaufenster zu sehen, doch bereits so entsteht eine beinahe haptische Wirkung, und persönliche Beratungsgespräche, bei denen in Ruhe ausgewählt werden kann, sind weiterhin möglich. Ideen fürs Urban Gardening auf dem heimischen Balkon weiterlesen

Alles Taco bei den Quecas!

Die Vielfalt mexikanischer Tortillas im Reuterkiez

Wie schon in der Pflügerstraße, wo sich das »Mucha Muchacha« mit Mezcal und traditioneller mexikanischer Küche ganz ohne Texmex-Klischees und TK-Convenience etabliert hat, setzt seit September auch in der Reuterstraße ein kleines Lokal lust- und kenntnisvoll auf die originalen Gaumenfreuden des einstigen Maya- und Aztekenreichs.

QUICKYS zum Mitnehmen.           Foto: hlb

Amerika- und Mexiko-Kenner Boris Gilsdorff, der auch schon Dokus über die Verdrängung des Straßenhandels in Mexiko-Stadt drehte, und sein Team haben sich der Vielseitigkeit der – hier aus Bio­mais handgemachten! – Tortillas und generell authentischer mexikanischer Gerichte aus selbstgemachten frischen Zutaten verschrieben. Der Name »Madre Tortilla«, den ihr beliebter Streetfood-Stand und kurzlebiger 2019er Kreuzberger Pop-up-Imbiss trug, wich für die Kreuzköllner Niederlassung dem schlüpfrigen »Oh La Queca«. Alles Taco bei den Quecas! weiterlesen

Antikapitalistisch einkaufen

»Robin Hood« eröffnet Filiale in Neukölln

Durch Leistungsgerechtigkeit, Nachhaltigkeit und soziale Fairness die ersten Schritte auf einem Weg zu einem Wirtschaftssystem zu machen, das langfristig eine antikapitalistische Produktion ermöglicht, das ist die Idee, die hinter dem »RobinHoodStore« steht. 100 Prozent der Gewinne werden an gemeinnützige Organisationen gespendet und damit eines der Grundprinzipien des Kapitalismus, die Gewinnmaximierung, ausgehebelt.

Prima leben und spenden.    Foto: mr

Angefangen hat alles mit einem Bioladen und einem Online-Shop, den ein Team von Studenten in ihrem Wohnprojekt in Eberswalde aufbauten. Der erste Schritt nach Berlin war dann im vergangenen Jahr ein Stand auf dem Schillermarkt am Herrfurthplatz. Ein Grund für diese Entscheidung war, dass viele Fördermitglieder aus Neukölln kamen. Seit dem 21. November hat der »RobinHoodStore« nun auch einen Laden in der Altenbraker Straße 15. Antikapitalistisch einkaufen weiterlesen

Neues Lernen in neuen Zeiten

Digitale Weiterbildung im »FrauenComputerZentrumBerlin e.V.«

Ehemalige Teilnehmerin einer Fortbildung.    Foto: Steffi Rose

Die Corona-Krise hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, am digitalen Leben teilnehmen zu können. Insbesondere Menschen, die kaum oder gar nicht online sind, verlieren schnell den Anschluss an aktuelle Entwicklungen – gerade auch beruflich. Das betrifft vor allem Frauen, die nach einer längeren Pause beruflich wieder einsteigen wollen. Dafür brauchen sie aktuelle Office- und Internet-Kenntnisse. Und die können sie im »FrauenComputerZentrumBerlin e.V.« (FCZB) erwerben.
Aktuell gibt es Angebote, die sich an Einsteigerinnen richten, die bislang nur wenige oder veraltete Computerkenntnisse haben.
Wer sofort einsteigen will und einen Bildungsgutschein der Arbeitsagentur oder des Jobcenters bekommen kann, hat ab 8.12.2020 in der Fortbildung »Fit für den Beruf-Office und Internet« die Möglichkeit dazu. Auch ein späterer Einstieg ist möglich. Neues Lernen in neuen Zeiten weiterlesen

Augen auf beim Maskenkauf

Große Preis- und Qualitätsunterschiede

»Per ordre de Mufti« kam unsere weitreichende, aber nicht überall gleiche Maskenpflicht. Die Pandemie offenbarte: Deutschland kann nicht ausreichend Masken selbst produzieren. Kurzerhand lockerte die Politik die strengen Prüfregeln und unkontrolliert strömten Milliarden Masken, geprüft gute wie auch untaugliche, ins Land.

Die Qual der Maskenwahl.        Foto: rr   

Die Tragepflicht erfüllt, wer Mund und Nase bedeckt. Dabei können einfache Stoffmasken, Tücher oder gekaufte OP-Masken nur andere bei Abstand etwas schützen, den Träger selbst hingegen nicht. Schutzmasken vom Typ FFP2 oder 3, die Viren ausfiltern, können eine Ansteckung verhindern. Augen auf beim Maskenkauf weiterlesen

Saubere Steine

Sozial verantwortliche Natursteinbeschaffung

Ob eine Mauer im Stadtbild, das neue Gerät auf dem Spielplatz oder die Fassade eines Schulneubaus: Bei Bauten in öffentlicher Hand werden oft Natursteine verbaut. Selten wird aber die Frage gestellt, wo diese Steine herkommen und unter welchen Bedingungen sie abgebaut wurden.
Mit dieser Frage haben sich die Bezirke Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg in drei Pilotprojekten befasst.
Die beiden Bezirke haben in den Ausschreibungen Natursteine aus sozial verantwortlichem Bezug beschafft. In Neukölln wurden 100 Kubikmeter Steine aus Polen für die Gestaltung einer Spielmauer im Hort Wutzkyallee beschafft. In Kreuzberg wurden am Mehringplatz und am Fraenkelufer fair beschaffte Natursteine verbaut. In einer nun veröffentlichen Dokumentation zeigen die Pilotbezirke auf, wie eine sozial verantwortliche Beschaffung rechtlich möglich ist und was öffentliche Bauträger dabei beachten sollten. Saubere Steine weiterlesen

Über Busenbürsten und andere Kalamitäten

Kapielskis Kotmörtel

Frowalt Heimwée Irrgang Hiffenmarkt ist ein etwas sonderbarer Mensch. Ein begnügsamer, an sich zufriedener, fantasievoller und gebildeter Mann, Familienvater und von Beruf Vertreter für Sanitärbürsten. Getrieben wie beseelt ist er vom ständigen Drang seiner Einfälle und Erkenntnisse und davon, diese auf Bahnhofsvorplätzen zu referieren oder in einem Geheimrefugium niederzuschreiben und zu archivieren. Als er am Schweinfurter Bahnhof von einer hübschen Frau zwei Geschenkpakete annimmt, um sie in seiner Heimatstadt Grollstadt-Sauger zu überbringen, was scheitert, landet er für Monate im heimischen Knast. Warum genau – das erfahren Leser und Leserin, wenn überhaupt … Aber will wollen nicht »spoilern«. Über Busenbürsten und andere Kalamitäten weiterlesen

Basteln mit Rolf

Plissee-Engel

Engel gibt es in vielen Religionen. Für den Engel-Anhänger brauchen wir ein recht­eckiges Blatt (Schmuck)-Papier, ein Lineal, einen Stift, eventuell ein Falzbein, eine Schere, etwas dünne Schnur, eine gelochte (Holz)-Perle und natürlich Lust zum Pfrie­meln.
Mein Engel entstand aus einem weißen DIN A4 Blatt. Mit dem Lineal zog ich parallel zur langen Seite Linien im Abstand von 1,5 cm, was eine gleichmäßige Plisseefaltung erleichtert. Mutige falzen freihändig, und bei dickerem Papier hilft ein Falzbein. Ein Drittel des Plissees wird mittig geteilt, zur Seite hin umgeschlagen und dort seitlich angeklebt. Nun fehlt nur noch eine Hängeschnur und als Kopf eine Holzperle. KuK wünscht allen: Bleibt negativ! Frohe Weihnacht und einen guten Rutsch.

Zwischen Stillstand und Aufbruch

Beim »SV Tasmania« ist einiges in Bewegung gekommen

Ganze 15 Pflichtspiele absolvierte die »1.  Herren« des »SV Tasmania« im Jahr 2020. Keine Frage: Für Verantwortliche, Spieler und Fans der Neuköllner war das rein quantitativ viel zu wenig Kick – doch da ging es den Blau-Weiß-Roten natürlich wie allen anderen Vereinen im Amateurfußball. Zweimal sorgte die Entwicklung der Coronapandemie für Unterbrechungen – aus der ersten im März wurde dann sogar ein Abbruch der Saison 2019/20. Zu diesem Zeitpunkt stand Tasmania als Neuling jenseits von Gut und Böse auf dem 10. Platz, der Aufwärtstrend seit Beginn des zweiten Halbjahrs im Februar war jedoch unverkennbar.

Aufstieg in 2021. Foto: Hagen Nickelé

Sieben Punkte aus drei Begegnungen – auch die Folge eines Umbruchs zum Jahreswechsel: Detlef Wilde, Vorsitzender seit über 20 Jahren und bereits jenseits der 70, gab die Geschicke des Vereins weiter. Der designierte Nachfolger Almir Numic spuckte sogleich in die Hände, Zwischen Stillstand und Aufbruch weiterlesen

Zehn Jahre und keine Feier

Wir sind und bleiben hier für Sie und euch.     Foto: Mario Landsmann

Die Kiez und Kneipe jubiliert im Stillen

Vor zehn Jahren fing alles an. In Neukölln fuhren Immobilienmakler mit Wohnungssuchenden noch durch den Bezirk. Die konnten sich die Wohnung noch aussuchen. Auf dem Tempelhofer Feld war erst seit zwei Jahren der Flugverkehr eingestellt worden. Die Sanierungsarbeiten in der Karl-Marx-Straße begannen. Der Bürgermeister hieß noch Heinz Buschkowsky, der versuchte an dem Bezirk zu retten, was noch zu retten war. Es roch schon überall nach Veränderung.
Die Idee, eine Lokalzeitung zu gründen, wurde geboren. Eine kleine Gruppe von Neuköllnern, die in der Kiez und Kneipe Kreuzberger Ausgabe gelernt und gearbeitet haben, wollte ihre eigene Zeitung machen. Als kleine Schwester der Kiez und Kneipe Kreuzberg startete sie zu viert im November 2010 mit 16 Seiten und einer Auflage von 1.200 Exemplaren. Zehn Jahre und keine Feier weiterlesen

Kerzenschein in grauen Zeiten

Dass es ein großer Mist ist, dass wir einen zweiten Lockdown haben, der wirtschaftlich, kulturell und sozial wohl viele an den Rand des Wahnsinns bringt, ist klar. Dass es ein grauer November wird, liegt in der Natur, das kennen wir Berliner schon. Im Dezember wird es meist trotzdem ein bisschen gemütlich: Adventskonzerte und Basare, Weihnachtsfeiern und Fondue­abende, Glühweintrinken. Und wir lieben ja auch den Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt, er ist, zwar immer viel zu voll aber auch irgendwie heimelig, auch für dieses Jahr abgesagt. Wo bekommen wir wohl unsere Gemütlichkeit in diesem Jahr her? Vielleicht hängt der Bezirk dieses Jahr mehr Lichterketten auf, und vielleicht können wir alle eine Kerze ins Fenster stellen, wenn es dunkel wird. Dann leuchten wenigstens die Straßen. Das mit dem Glühwein… Hoffen wir auf Glühwein to go vor 23 Uhr, es wird ja schon zeitig genug dunkel. Und ja, auch in großen Krisen helfen die kleinen Dinge im Leben.

Josephine Raab

Schafft historisierender Neubau einen Wohlfühlort?

Prominent besetztes Podium diskutiert über die Zukunft von Karstadt am Hermannplatz

Teufelszeug oder Hoffnung für die Zukunft? Bei dem Projekt des Signa-Konzerns, das Karstadtgebäude am Hermannplatz abzureißen und in Größe und Stil des legendären Kaufhauses der dreißiger Jahre wiederaufzubauen, stehen sich Vertreter dieser beiden Ansichten ziemlich unversöhnlich gegenüber.

So wünscht sich der Investor das neue Karstadtgebäude.    Foto: mr

Bei der Podiumsdiskussion, zu der Nicola Böcker-Giannini (SPD, Mitglied des Abgeordnetenhauses) im Rahmen der Reihe »Fraktion vor Ort« am 30. September ins Restaurant des »Karstadt am Hermannplatz« geladen hatte, blieben die Befürworter allerdings weitgehend unter sich. Vereinzelt kamen kritische Fragen aus dem Publikum, das dem Gespräch auch per Live­stream folgen konnte. Bei den Vertretern aus Politik und Wirtschaft überwog der positive Blick in die Zukunft. Schafft historisierender Neubau einen Wohlfühlort? weiterlesen

PopUp-Radweg in Britz ist auch ökologisch fragwürdig

Chaos auf der Blaschkoallee

Die Blaschkoallee ist eine der wichtigsten Ost-West-Verbindungen Neuköllns und Umleitungsstrecke für den Schwerlastverkehr. Täglich ist sie von Staus betroffen, auch wenn der Britzer Tunnel nicht gesperrt wird. Seit Juli fehlen sehr viele Parkplätze am Straßenrand, weil sie dort einem PopUp-Radweg weichen mussten. Wo bitte sollen nun die Besucher parken, die zum Bürgeramt, zum Standesamt, zur neuen Anlaufstelle für Coronatests oder zum Hindutempel wollen?
Auch ohne den Radweg gab es hier zu wenige Parkmöglichkeiten. Schon immer drückte der Besucherverkehr in die umliegenden Wohngebiete, auch ins nahe Weltkulturerbe, das extra verkehrsberuhigt werden soll. Auch ohne die Radwegschikane quetschen sich die Pendler seit je da durch.


Schlimm, dass den Entscheidern offenbar entging, dass zeitgleich mit der Bike-Lane in Höhe des U-Bahnhofes Blaschkoallee seit vier Monaten eine Baustelle besteht. Seitdem reichen die Staus oft bis zur zwei Kilometer entfernten BSR. Das erhöht unnötig die hier ohnehin starken Feinstaub- und CO2-Belastungen. PopUp-Radweg in Britz ist auch ökologisch fragwürdig weiterlesen

Hakan Demir tritt an

SPD-Mitglieder haben entschieden

Die SPD Neukölln hat in einer Mitgliederbefragung Hakan Demir mit 51,95 Prozent der gültig abgegebenen Stimmen zum Kandidaten zur Bundestagswahl 2021 für die Neuköllner SPD gewählt. Auf Tim Renner entfielen 45,18 Prozent der Stimmen.
Teilgenommen an der Mitgliederbefragung haben 44,2 Prozent. Hakan Demir zu seinem Sieg: »Ich danke allen, die mich in den letzten Wochen unterstützt haben und mit denen wir mit den politischen Zielen der SPD Neukölln in den Bundestagswahlkampf gehen. Die SPD Neukölln hat entschieden, dass ich ihr Bundestagskandidat werden soll. Dafür bin ich sehr dankbar. Wir können jetzt zum Superwahljahr 2021 nach draußen gehen und die Mitbürgerinnen von unseren politischen Ideen überzeugen. Das sind für mich vor allem die für unseren Bezirk wichtigsten Themen: chancengerechte Bildung, ein starker und funktionierender Sozialstaat und der Kampf gegen Rechts.« Tim Renner: »Hakan hat super gekämpft und letztlich gewonnen. Das sei ihm mehr als gegönnt. Nun muss es darum gehen, diese Kraft in den nahenden Wahlkampf zu tragen und sich geeint hinter dem Team Franziska, Martin und Hakan aufzustellen.«
Zum ersten Mal konnten alle Mitglieder der SPD an der Entscheidung, wer für sie in den Bundestag einziehen wird, mitwirken. Auf drei Veranstaltungen und in Sitzungen der Abteilungen und Arbeitsgemeinschaften haben sich die Kandidaten den Mitgliedern vorgestellt.
Die Mitgliederbefragung ist ein zusätzliches konsultatives Verfahren.

pm

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung – Montag, 1. 11. 1920
Keine Einfuhrgenehmigung für Bananen. Auf Veranlassung des Reichsfinanzministeriums ist die kostspielige Bananeneinfuhr unterbunden worden. Einfuhrgenehmigungen werden nicht mehr erteilt. Die Ausfuhr von deutschem Frischobst wird mit Rücksicht auf den starken inländischen Bedarf nicht mehr gestattet. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Nachruf

Michael Anker

Alles was Michael Anker –1957-2020– anfing machte er leidenschaftlich und hingebungsvoll.
Michael Anker wollte die Rede für seine Trauerfeier an sich selbst verfassen, damit, O- Ton: »Nicht, dass so ein dahergelaufener Trauerredner irgendeinen Quatsch über mich erzählt.« Leider fehlte ihm dazu die Kraft.
Die Trauergäste wurden am 20. Oktober. beim Eintreten in »Kutschen-Schönes« Trauerhalle mit der »Internationale« empfangen, Michas letzter Gruß an seine Weggefährten.
Die einfühlsame Trauerrede, die Marion in Absprache mit Michas Frau Luzie und seiner Tochter Karla verfasst hatte, sei hier in Auszügen wiedergegeben.
»Schon als Jugendlicher hinterfragte Micha kritisch tradierte, gesellschaftliche Normen und Werte und begann, sich mit den Klassikern des Marxismus- Leninismus zu beschäftigen. Er wurde Kommunist und blieb es sein Leben lang. Nachruf weiterlesen

Pakete für arme Kinder

Aktion der Stiftung »Kinderzukunft«

Die Stiftung »Kinderzukunft« ruft in diesem Jahr bereits zum 25. Mal dazu auf, Weihnachtspäckchen für Kinder in Not zu packen. Diese werden von der Stiftung nach Bosnien und Herzegowina, Rumänien sowie in die Ukraine gebracht und dort an Mädchen und Jungen in Waisenhäusern, Kliniken, Schulen und Kindergärten, aber auch in Elendsvierteln verteilt. Schirmherrin der Aktion ist Franziska Giffey, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Der Neuköllner Bundestagsabgeordnete Fritz Felgentreu stellt bis zum 26. November 2020 wieder sein Bürgerbüro als Sammelstelle zur Verfügung. Er hofft, dass sich zahlreiche Neuköllnerinnen und Neuköllner mit großzügigen Spenden an der Aktion beteiligen werden: Pakete für arme Kinder weiterlesen

Suomi für die Bierzunge

Oskar Lampisjärvi baut sinnliche Brücken von Finnland nach Neukölln

Ob Fahrradmarathontouren rund um die 42 Kilometer langen Neuköllner Außengrenzen, Kiezführungen oder Tätigkeiten für finnische Botschaft oder Kulturinstitut, Oskari Lampisjärvi vermittelt auf vielfältige Weise das Berliner und insbesondere Neuköllner Wesen und Flair an finnische Gäste und hier Lebende. Vor zehn Jahren, dank seines Germanistikmagisters hier, blieb er in Nordneukölln hängen. Ein Hobby zum Nebenberuf machte der sympathische Blonde aus Helsinki letztes Jahr mit der Idee, rare, handwerklich hervorragende Biere aus seiner Heimat auf die Zungen Berliner Bierfreunde zu bekommen.

OSKARI und die Schäätzi.   Foto: hlb

Aus mehreren Craftbierbrauereien aus ländlichen Gegenden des 5,5-Millionen-Staates oben an der Ostsee lässt sich der bärtige Oskari auf Europalette deren spannende Biersortimente verschiffen. In einem kleinen Lagerraum an der Neckarstraße stehen die derzeit gut 20 Sorten aus drei coolen, experimentierfreudigen Braustätten. Suomi für die Bierzunge weiterlesen

Frische Luft und Käseduft

Kneipen und Käse sind gut fürs Karma

Der Donaukiez trotzt den Viruswirren. Nicht nur Georg »Peppi« Weishäupl sorgt in seinem »Hungerkünstler im Salon Renate« und der Jazzkneipe »Galerie Peppi Guggenheim« in der Weichselstraße für Abstand und Beruhigung. Um die Ecke in der Donaustraße hat das Team des »Valentinstüberl« auch in das Gastvertrauen ins eigene Atmen nach dem Lockdown investiert.

REINE Luft für Reingeher. Foto: hlb

Hier sorgt im Vorder- wie im Hinterstüberl ein »Blue Air Pro L« für luftkurortliches Feeling und filtert circa sechs Mal in der Stunde die komplette Raumluft von 70 Quadratmetern durch. Wärmere Klamotten als in den letzten Jahren sind in diesen Monaten ohnehin allerorten hilfreich, das klarere, fast transparente Aerosol­empfinden kommt dem Geschmacksempfinden für die bayrischen Biere und Bierbegleiter wie Leberkäse (aus neuem Ofen!), Weißwurst oder Obatztem der Valentin- und anderen Humor- und Kunstfreunde entgegen. Frische Luft und Käseduft weiterlesen

»Mitten drin draußen – Ohne Obdach in der Stadt«

Ausstellung im Rathaus Neukölln

»Zelten vorm Vermieter«. Foto: Matthias Coers

Auf einer Neuköllner Hauswand prangt der Spruch: »Zu Hause bleiben kann nur, wer eins hat«. Diese wenigen Worte bringen die besonderen Schwierigkeiten von Obdachlosen in der Pandemie auf den Punkt. Eine Aufnahme des Spruchs und viele andere Fotos sind derzeit in der Ausstellung »Mitten drin draußen – Ohne Obdach in der Stadt« des Filmemachers und Fotografen Matthias Coers im Rathaus Neukölln zu sehen.
Mit Interviews und Fotos nähert sich Coers der Alltäglichkeit von Obdachlosigkeit in Berlin an – mit Blick auf die Obdachlosen und ihre Perspektive, aber auch auf die Perspektive engagierter Menschen in der Obdachlosenhilfe. »Mitten drin draußen – Ohne Obdach in der Stadt« weiterlesen

Olaf liebt Nähe und Dominanz

Gefesselt und gestreichelt

Herr und Hund. Foto: privat

Es gibt einen interessanten Mann in Neukölln. Olaf führt ein ungewöhnliches Leben. Neben einer klassischen Ehe ist er auch der Sklave in einer homosexuellen BDSM-Beziehung zu einem Master. Dabei ist er ein sehr glücklicher Mensch, offenherzig und humorvoll, das strahlt er aus, obwohl er in seinem Leben »schmerzhaft diskriminiert« wurde.
Als 18jährigen traf es Olaf stark. Er verliebte sich in einen dreißigjährigen Mann, eine Beziehung entstand. Seine damalige Familie unterbrach das schöne Glück in rabiater Weise. Die Polizei wurde eingeschaltet und der Partner bis nach London verfolgt. Seinerzeit war Homosexualität in England fast noch verboten, über BDSM-Praktiken auch unter Heterosexuellen wurde überwiegend nur »hinter verschlossenen Gardinen« gesprochen. »Das war sehr hart.« Olaf liebt Nähe und Dominanz weiterlesen

Schließungen

Senioren und Behinderte bleiben daheim

Türen zu. Foto: mr

Aufgrund der stark steigenden Infektionszahlen und die in diesemZusammenhang einhergehenden, notwendigerweise getroffenen Entscheidungen der Bundes- bzw. Landesebene werden die bezirklichen Seniorenfreizeitstätten und die Behindertenfreizeitstätte Alt-Buckow 16 im Bezirk Neukölln mit Wirkung ab dem 2.11.2020 vorerst bis auf weiteres geschlossen.
Wir bedauern diesen Schritt ausdrücklich. Die Gesundheit und Sicherheit der Besucherinnen und Besucher muss in diesen Zeiten eines erneut exponentiell ansteigenden Infektionsgeschehens aber eindeutig Vorrang vor den beliebten Aktivitäten in den Seniorenfreizeitstätten und in der Behindertenfreizeitstätte haben. Wir bitten um Verständnis für diese Entscheidung.
Sobald es die Gegebenheiten wieder ermöglichen, werden dieSeniorenfreizeitstätten und die Behindertenfreizeitstätte umgehend wieder geöffnet.
Bitte bleiben Sie gesund!

pm

Basteln mit Rolf

Ginkoschmetterling

Eine Folge des Klimawandels ist, der goldene Oktober schiebt sich auch in den November hinein. Das heißt, es können auch jetzt noch viele schöne bunte Blätter gesammelt und getrocknet werden. Ein getrocknetes Ginkoblatt habe ich in einen Schmetterling verwandelt. Um das nachzumachen, braucht es wenig, nur etwas Lust zum Pfrie­meln, ein schon getrocknetes Ginkoblatt, Farben (zum Beispiel Deckfarben aus dem Tuschkasten oder Acryl), einen feinen Pinsel und ein scharfes Messer.
Den Stiel des Ginkoblattes habe ich noch vor dem Trocknen mit dem Messer geteilt, so bekam ich die Fühler. Dann wird das Blatt zwischen den Seiten eines alten Buches getrocknet. Auch ohne Bemalung sieht das Blatt so schon einem Schmetterling ähnlich. Mit ein wenig Farbe wird die Illusion perfekter.

rr

Warten auf … Greifswald

Der »Showdown« findet vorerst nicht statt

Lange hatten die Fans dem Topspiel der NOFV-Oberliga Nord entgegengefiebert: Das Duell zwischen dem »Greifswalder FC« und dem »SV Tasmania« am 1. November in der Hansestadt versprach bereits einen Fingerzeig Richtung Meisterschaft. Dabei hatten die Neuköllner mit ihrem perfekten Saisonstart den Greifswaldern ihren Favoritenstatus quasi abgeknöpft – sieben Siege legte die Mannschaft von Abu Njie vor, der Widersacher folgte mit vier Punkten Rückstand.

Kopflos erscheint hier zwar ein Rostocker, doch dieses Attribut traf im Spiel vor allem auf Tasmania vor dem gegnerischen Tor zu.     Foto: Hagen Nickelé

Doch Tasmanias Trainer mahnte weiterhin, sein Team sei zwar »Spitzenreiter, aber noch kein Spitzenteam« – dafür wurde ihm Tiefstapelei vorgeworfen. Mitte Oktober gab es dann aber den ersten Dämpfer beim 2:3 in letzter Minute bei »Hertha 03« in Zehlendorf. Eine Woche später verlor der Tabellenführer dann zuhause gegen den Aufsteiger »Rostocker FC« mit 1:3. Nur gut, dass die Greifswalder parallel ebenfalls zweimal patzten – der 4-Punkte-Vorsprung blieb Tasmania vor der Fahrt nach Vorpommern also erhalten. Die Vorzeichen hatten sich inzwischen jedoch etwas verändert – eher nach dem Motto: Welches der beiden Topteams findet im direkten Aufeinandertreffen wieder zurück in die Erfolgsspur? Warten auf … Greifswald weiterlesen

Petras Tagebuch

Ein Hoch dem KuK-Team

Diesmal ist alles anders. Ich kann zu unserem Jubiläum keine Rede halten und den Mitgliedern der Redaktion nicht danken. Ich möchte es an dieser Stelle tun. Denn, was wäre ich ohne die Kollegen, die mir auch in schweren Zeiten zur Seite stehen. So wie im Moment: Die Zeitung leidet gemeinsam mit den Kneipen darunter, dass nichts mehr rund läuft. Anzeigenkunden fallen weg, Verteilerstellen schließen, und Termine fallen aus. Das kulturelle Leben liegt am Boden und die Stimmung auch. Petras Tagebuch weiterlesen

Maske als Pop-up Feigenblatt

Es gibt einige Gewinner der Coronaepidemie: Es sind Weinläden, Getränkelieferanten, Märkte, Spätis oder Amazon.
Die großen Verlierer sind Hotels, Gaststätten und Bars.
Letztere konnten sich vielleicht in den letzten warmen Wochen etwas erholen, wenigsten die, die noch nicht aufgegeben haben. Aber wie sieht der Herbst und noch schlimmer der Winter aus? Kommen die Heizpilze in allen Bezirken, könnte die Pleite vielleicht aufgehalten werden, aber ökologisch wäre das ein fragwürdiges Unterfangen.
Aktuell fürchten die Kneipenbesitzer eine neue Coronawelle und eine Verschärfung der Auflagen. Während der Senat mit einem aufwändigen Geschenk von Mundnasenschutzmasken Hilfe vorschützt, fragen sich die Kneipiers verständlicherweise, was das soll. Denn die meisten Kneipengäste halten Abstand, haben bereits einen Mundnasenschutz, hinterlegen ihre Adressen und möchten einfach nur gerne in der Kneipe, ihrem zweiten Wohnzimmer, sitzen.

Petra Roß

Gibt es einen polizeilichen »Neukölln Komplex«?

Keine handfesten Beweise, aber weiterhin Verdacht

Es sollte der »Abschlussbericht« der Sonderkommission »SoKo Focus« zu den Ermittlungen über gewalttätige rechtsradikale Anschläge in Neukölln sein, der dem Abgeordnetenhaus vorgelegt wurde. Leider läuft es in der Realität der Polizeiarbeit nicht immer so, wie wir es aus dem Fernsehen kennen. Dort löst eine »SoKo« den Fall in sechzig Minuten. In Neukölln bleibt es ein Dauerbrenner. Für die von Drohungen und Anschlägen Betroffenen besteht weiterhin Gefahrstufe Eins. »Focus« fand auf den Spuren der mutmaßlichen Täter keine handfesten Beweise, habe aber weiterhin Verdacht, wie es heißt. Gibt es einen polizeilichen »Neukölln Komplex«? weiterlesen

Strammes Programm

BVV diskutiert über Straßenbau bis Glascontainer

In nur vier Wochen hat die Initiative »Hermannstraße für alle« über 2.000 Unterschriften für einen sicheren Radweg in der Hermannstraße gesammelt. Sie fordern: Einen durchgehenden PopUp-Radweg, nicht nur abgepollerte Teilstücke. Bei der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 23. September wurde dieser Einwohnerantrag an das Bezirksamt übergeben.

Überreichung der Unterschriftenliste.    Foto: mr

Das Bezirksamt habe am 11. August »anordnungsfähige Pläne für die »PopUp Bike Lane« als begrenzte Zwischenlösung« an die zuständige Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz übermittelt, teilte Bezirksbürgermeister Martin Hikel mit. Am 7. September sei die Eingangsbestätigung eingegangen. Er sei aber zuversichtlich, »dass die Senatsverwaltung uns zeitnah grünes Licht geben wird«. Auch die Diskussion um die mangelhaften Begründungen sehe er gelassen. Es gab im letzten Jahr auf der Hermannstraße 729 Unfälle. Grund dafür seien die nicht einheitlichen und nicht markierten Fahrspuren, die die Straße für alle Verkehrsteilnehmer extrem unübersichtlich machen. »Ich will so schnell es möglich ist mehr Sicherheit für alle auf der Hermannstraße schaffen«, versprach er. Strammes Programm weiterlesen

»Schön wie wir« gibt es auch im Straßenverkehr

Sicherere Kreuzungen, barrierefreies Grün und mehr Schönes

Der Bürgermeister von Neukölln, Martin Hikel (SPD), verkündet Neuigkeiten, die Neukölln schöner und verkehrsfreundlicher machen sollen. So sind am Maybachufer Umbaumaßnahmen für einen besseren Verkehrsfluss vorgesehen, und die Gropiusstadt soll »barrierefrei« werden. Das Projekt »Schön wie wir« hat einen positiven Evaluationsbericht vorgelegt.
Im Kreuzungsbereich Maybachufer/Friedelstraße/Bürknerstraße stoßen derzeit fünf Straßen aufeinander. Das macht die Vorfahrtsregelung für die Verkehrsteilnehmenden unübersichtlich. Im Mittelpunkt der neuen Planung steht vor allem »die Sicherheit von Radfahrenden und zu Fuß Gehenden«. Künftig mündet den Planungen gemäß die Bürknerstraße senkrecht in das Maybachufer.

Maybachufer nach dem Umbau.    Grafik: pm

Es sind für dieses Bauvorhaben insgesamt 270.000 Euro veranschlagt. Das Projekt greife einem Gesamtplan vor, welches im nächsten Jahr unter Beteiligung der Anwohnenden erarbeitet werden soll. »Schön wie wir« gibt es auch im Straßenverkehr weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt
Sonnabend, 2.10.1920
Das Gesetz über die Bildung der Einheitsgemeinde Berlin ist mit dem gestrigen Tage in Kraft getreten. Allerdings sind die Abänderungsanträge, die die Landesversammlung beschäftigen, noch nicht erledigt, und so wird einstweilen in den Gemeindeverwaltungen noch alles beim alten bleiben. Auch die Neuorganisation der gesamten Berliner Polizei ist mit dem gestrigen Tage erfolgt. Das hiesige Polizei=Präsidium heißt von jetzt ab »Polizeiamt Neukölln«. Mit der Leitung desselben ist, dem Vernehmen nach, Regierungsrat Dr. Coester betraut worden. Zum Polizeibezirk Neukölln gehören nunmehr auch die Gemeinden Britz, Rudow ud Buckow. Diese Orte werden vermutlich mit Wachen belegt werden. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Sie sind der Meinung …

Neue Betreiber und weiterhin spitzer (Trink-)Sport im »Zur Spitze«

Etliche Pokale auf Regalen und Fensterbänken erinnern an stolze Gewinne. Vor allem in der Dart-Kunst, die hier in einem prächtig getäfelten kleinen Saal an gleich vier elektrischen Automaten praktiziert werden kann.

FRÜHSTÜCK, Spielen, Alkohol.     Foto: hlb

An der Spitze des türmchengeschmückten Hauses, wo sich Karl-Marx-, Walter- und Delbrückstraße treffen, trotzt die klassische Eck- beziehungsweise Spitz-Kneipe »Zur Spitze« den umherirrenden Zeitmoden und verbindet gelassen und geduldig Trunk und Freizeitsport. Jukebox, Spielgeräte, reichlich Deko und Patina schaffen die bodenständige, raucherfreundliche Kulisse für Austausch und Besinnung bei Flensburger oder Kindl-Bier, Schnäpsen oder Longdrinks (ab 3,50 Euro). Sie sind der Meinung … weiterlesen

Die Freiheit der Nelke

Kaffee, Bier und die nötige Portion Widerstand im »Karanfil«

Karanfil ist türkisch für die Widerstandsblume Nelke – und so zeigt das Logosymbol des gleichnamigen Cafés im Schillerkiez auch eine Faust, die eine rote Nelke hält.

POLITISCH trinken.     Foto: hlb

Turgay Ulu, der mit seinen Freunden Miray und Andrew das Kernteam des »Karanfil« bildet, war Journalist in der Türkei. Von 1996 bis 2011 saß er wegen seiner politischen Tätigkeit im Gefängnis, dann flüchtete er nach Griechenland. Seit sieben Jahren ist er in Berlin und arbeitet mit an der Zeitung »Daily Resistance«; die hier natürlich auch, neben vielen weiteren Publikationen und Flyern über den Kampf gegen die Ungerechtigkeiten, Diskriminierungen und Systemfehler in Berlin und auf der ganzen Welt, zum Informieren und sich Mitengagieren ausliegt. Die Freiheit der Nelke weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner