Abschied von der BVV

Generationswechsel in der Neuköllner Politik

Die letzte Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in dieser Legislaturperiode am 26. August, die erstmals seit mehreren Monaten wieder in Präsenz stattfand, stand ganz im Zeichen des Abschieds. Viele Bezirksverordnete werden der nächsten BVV nicht wieder angehören.
Eine davon ist Eva-Marie Schoenthal (SPD), die älteste Bezirksverordnete Berlins. Sie wurde mit 90 Jahren und nach über 35 Jahren BVV in den kommunalpolitischen Ruhestand verabschiedet.

Letzte BVV für Eva-Marie Schönthal.      Foto: mr

»Eva-Marie Schoenthal hat länger diesem Haus angehört, als ich auf dieser Erde existiere«, und sei auch mit 90 aktiver als viele andere, sagte Bezirksbürgermeister Martin Hikel. Auch wenn sie sich aus der BVV verabschiede, werde sie sich trotzdem weiter in die Politik einmischen, sagte sie am Rande der Sitzung.
Auch für Thomas Licher, langjähriger Fraktionsvorsitzender der Neuköllner Linken, war es die letzte Sitzung. Nach Differenzen im Bezirksverband war er bereits 2019 nach Mitte gewechselt, hatte aber sein Mandat in der BVV bis zum Ende der Legislaturperiode behalten. Trotzdem falle ihm der Abschied schwer, sagte er. Abschied von der BVV weiterlesen

Kampf für mehr Gerechtigkeit

DIE LINKE fordert die Abschaffung von Jobcentersanktionen

Hartz IV bleibt ein Kernthema der Partei DIE LINKE. Die Statistik zeigt: Das Jobcenter Neukölln, eines der größten in Deutschland, verhängte vom Juni 2017 bis Mai 2018 etwa 950.000 Sanktionen. Überwiegend handelt es sich um Mehrfachsanktionen, insgesamt drei Prozent der Leistungsempfänger waren betroffen.

Protest.Foto:        Die Linke

Der Sozialausschuss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) empfahl daher die Annahme eines Antrages der Linken an die BVV, ein Pilotprojekt für sanktionsfreie Leistungen zu beschließen, wie es inzwischen bereits in Bremen, Essen und Spandau praktiziert wird. In Neukölln scheitert es seit dem 19. August 2019 daran, dass die SPD nicht zustimmte. Mit einer aktuellen Pressekonferenz vor dem Jobcenter am 27. August machte die Linke« noch einmal Druck. Kampf für mehr Gerechtigkeit weiterlesen

Fragen an die Kandidaten für den Bundestag

1. Welche Themen haben für Sie im Moment die absolute Priorität?
2. Welche Ideen haben Sie, um das Bildungssystem so auszugestalten, dass jedes Kind nach seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten gefördert wird?
3. Wie stehen Sie zu einem bundesweiten Mietendeckel
4. Wie wollen Sie die Renten in Zukunft sichern?
5. Wie stehen Sie zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr?
6. Wie soll aus Ihrer Sicht eine ökologische und sozial verträgliche Umgestaltung der Wirtschaft in Hinsicht auf Klimaneutralität erreicht werden?
7. Fragen an den Parteilosen:
Warum kandidieren Sie als Parteiloser?

Hakan Demir – SPD

Alter: 36 • Geburtsort: Corum/Türkei • Familienstand: ledig • Erlernter Beruf: Politikwissenschaftler • Ausgeübte Tätigkeit: Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Bundestag • Lieblingsort:  mein Späti vor meiner Haustür im Körnerkiez

1. Die Gesundheit geht vor. Wir müssen die Corona-Pandemie weiter eindämmen. Das heißt: Wir müssen weiterhin breitflächige Impfangebote machen. Auf dem Hermannplatz genauso wie vor dem Rathaus Neukölln oder in der Blaschkoallee. Nachdem der Mietendeckel auf Landesebene nicht funktioniert hat, müssen wir diese Frage schnell auf Bundesebene lösen. Deshalb setze ich mich mit aller Kraft für einen Mietendeckel auf Bundesebene ein.
2. Wie viele Kinder heute in Neukölln hatte ich es nicht immer leicht in der Schule. Deswegen setze ich mich dafür ein, dass alle Kinder gleichberechtigten Zugang zu guter Bildung bekommen, Kitas und Gemeinschaftsschulen gestärkt und die Ganztagsbetreuung ausgebaut werden. Gerade in der Corona-Pandemie haben wir gesehen, dass viele Kinder abgehängt wurden. Wir brauchen ein Corona-Aufholpaket, durch das Nachhilfeprogramme, Ausflüge und Ferienangebote bezahlt werden.
4. Es ist wichtig, dass die Lebensleistung von Menschen anerkannt wird. Deshalb hat die SPD die Grundrente eingeführt, die Millionen von Menschen in Deutschland zugutekommt. Wir als Partei werden alles dafür tun, dass das Rentenniveau nicht weiter absinkt. Teile der Union fordern ein Renteneintrittsalter von 68 Jahren: Millionen von Menschen, die das Land am Laufen halten, sollten und können nicht länger arbeiten. Bezahlt werden muss die Rente weiterhin aus Bundesmitteln, und wir müssen es hinbekommen, dass in das Rentensystem auch Politiker:innen und Beamt:innen einzahlen. Dafür werde ich mich einsetzen. Fragen an die Kandidaten für den Bundestag weiterlesen

Fragen an die Kandidaten fürs Abgeordnetenhaus

Franziska Giffey – SPD (Wahlkreis 6)

Partei: SPD • Alter: 43 • Geburtsort: Frankfurt / Oder • Familienstand: Verheiratet• Erlernter Beruf: Diplom Verwaltungswirtin • Bisherige Tätigkeit: Europabeauftragte im Bezirk Neukölln, Bezirksstadträtin für Bildung, Schule und Kultur und Bezirksbürgermeisterin in Neukölln, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend • Lieblingsort: Britzer Garten

Was möchten Sie im Bereich Verkehr verbessern, um die Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer zu erreichen? Wie stehen Sie zum Weiterbau der U7 zum BER?
Wir brauchen die Verlängerung der U7 zum Flughafen BER mit Station am Lieselotte-Berger-Platz. Denn: Ein Hauptstadtflughafen braucht auch eine Hauptstadtanbindung. Ich bin davon überzeugt, dass das Rückgrat der Berliner Verkehrswende der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs ist. Insbesondere die Außenbezirke müssen besser erschlossen werden und die Takte in den Randzeiten erhöht werden. Ich möchte eine Mobilität für alle Menschen, so wie sie es wollen und brauchen. Ein Gegenein­ander der Verkehrsteilnehmenden bringt uns nicht voran. Fragen an die Kandidaten fürs Abgeordnetenhaus weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung – Donnerstag, 1. 9. 1921
Salzsäure-Attentat.
Der 23jährige Arbeiter Erich Rautenberg hierselbst wurde in der Nacht gegen 12 Uhr auf der Wildenbruchbrücke von einem unbekannten Mann angefallen. Als dieser dicht vor ihm stand, holte er aus der Tasche eine Flasche mit Salzsäure hervor und goß deren Inhalt dem Bedauernswerten ins Gesicht. Auf das Geschrei des Ueberfallenen eilte eine Streife der Schutzpolizei herbei und brachte den Schwerverletzten nach dem Rudower Krankenhaus.

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Vom Späti zu »Janas Coffee Lounge«

Kaufmann Ali ist geschäftlich flexibel

Ali steht häufig in der Tür seiner Bar namens »Janas Coffee Lounge« in der Kie­nitzer Straße 114, oder er sitzt an einem Tisch und trinkt Tee, raucht stets eine Filterzigarette.

Prost!      Foto: jr

Seit 20 Jahren wohnt und arbeitet er dort, als Inhaber einer Videothek und eines Spätkaufs. »Der Späti hat sich nicht mehr dauerhaft rentiert, der Wettbewerb mit den größeren Läden ist zu stark.« Der gestandene Kaufmann bietet weiterhin Carry-out-Getränke wie Bier zu Späti-Konditionen an, setzt aber auch auf den Barbetrieb mit ortsüblichen Preisen. Cocktails sind seine Spezialität, trockene Weine und Markenbiere laufen ebenfalls. Ohne Zigarettenautomat geht es nicht, und offenbar darf auch ein Spielautomat nicht fehlen. Vom Späti zu »Janas Coffee Lounge« weiterlesen

Der Gorilla mit dem Sauerteig

Gläserne Bäckerei verwöhnt auf der Hermannstraße

Die Gorilla-Skulptur des Elektro-Tausendsassas und Künstlers Batman war ein Neuköllner Wahrzeichen an der Ecke Werbellin-/Hermannstraße. Mit dem Elektronikladen ging leider auch der Metallaffe. Aber sympathischerweise erinnert an ihn seit Ende November 2020 der Name der »Gorilla Bäckerei« an gleicher Stelle. Und das sehr würdevoll, ist das »Gorilla« doch weit mehr als eine Bäckerei.

CROISSANTS an der Kreuzung.      Foto: hlb

Die Gründer und Inhaber Frithjof und Matteo haben ein lichtes, minimalistisches Lokal geschaffen, das höchsten kulinarischen Ansprüchen an bestes Backhandwerk genügt. Innenarchitektonisch wurde dafür gesorgt, dass sich das eifrige Treiben in der Backstube wie auch in der Konditorei durch große Scheiben beobachten lässt – und die Backkünstler und -künstlerinnen so natürlich auch die freudige Kundschaft im Blick haben.
Das internationale Team der Gorillas setzt vor allem auf deliziöses Backwerk französischer und italienischer Machart. Sein handgemachtes Sauerteigbrot besteht aus besten Biomehlen, die Teige bekommen genug Zeit zu gehen, um so besonders gut verdaulich und geschmackvoll zu werden. Der Gorilla mit dem Sauerteig weiterlesen

Köstlich Veganes im »Pilz«

Levantinische Leckereien in der Weisestraße

Levante, das ist die alte geografische Bezeichnung für die Länder am östlichen Mittelmeer; das Morgenland, wo die Sonne aufgeht. Heute ist insbesondere die Ostküste des Mittelmeers und ihr Hinterland gemeint: Syrien, Libanon, Israel, Jordanien und die palästinensischen Gebiete. Die Küche dieser Region, also die levantinische Küche, ist voll im Trend. Ist sie doch vielfältig, gesund und lecker und kombiniert kleine Gerichte mit für Abendländler mitunter ungewöhnlichen Aromen, basierend auf Kichererbsen und anderen Hülsenfrüchten, Auberginen und anderen Gemüsen, Joghurt, Kräutern und Ölen.

HUMMUS muss.     Foto: hlb

Einen lässigen Einblick und -schmeck in diese kulinarische Welt bietet das »Café Pilz« im Schillerkiez in der ehemaligen »Nr. 58 Speiserei«. Anton Pilz hat hier das Café-Erbe seines Ur­opas angetreten. Benannt nach einem historischen Café in Tel Aviv-Jaffa bietet er mit seinem Team, von denen einige den Gästen aus der Bar »Heiners« in der Weserstraße bekannt sein könnten, israelisch-levantinische Spezialitäten in tapas-/mezzegroßen Tellerportionen (à 3 bis 5,50 Euro) an. Köstlich Veganes im »Pilz« weiterlesen

Neueste Technik für Kongresse

Erweiterungsbau im »Estrel« musikalisch eröffnet

»Think Big« hieß es, als Estrel-Chef Ekkehard Streletzki am 26. August nach knapp zwei Jahren Bauzeit das neue Auditorium samt weiterer Kongress- und Eventflächen als Erweiterung des »Estrel Congress Center« (ECC) eröffnete. Damit sei das »Estrel« in die obere Liga der europäischen Kongresszentren aufgestiegen, sagte die Geschäftsführende Direktorin Ute Jacobs zur Einführung.

Auditorium im Licht.     Foto: mr

»Heute ist ein besonderer Tag, es geht voran«, sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) in seinem Grußwort. Mit dem »Estrel« habe Ekkehard Streletzki in den letzten Jahrzehnten seine Vision konsequent verfolgt und dazu beigetragen, dass Berlin zu einem international konkurrenzfähigen Messe- und Kongresszentrum geworden sei. Das sei auch ein Grund dafür, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Neueste Technik für Kongresse weiterlesen

13 Tage im August 1961

Zeitzeugen berichten

Seit 1961 wird alljährlich im August an den Bau der Berliner Mauer gedacht. Kollektiv präsent sind Bilder, wie etwa das von der spektakulären Flucht des Grenzsoldaten Conrad Schumann, der mit geschulter Waffe über eine Stacheldrahtrolle gen Westen sprang. Gern und oft zitiert werden Schlüsselsätze von Politikern, wie zum Beispiel der von Walter Ulbricht, der noch vor dem Mauerbau im ZK behauptete, dass niemand die Absicht habe, eine Mauer zu errichten, oder das politische Statement von J. F. Kennedy vor dem Rathaus Schöneberg: »Ich bin ein Berliner.«

Foto und Druck:Heike Goldmann

Heike Goldmann aus Britz fragte sich aber: Was spielte sich tatsächlich an jenem schicksalhaften 13. August in Berlin ab, was passierte mit den Menschen hier und mit den Familien? Ihr Vater hatte dazu keine Erinnerungen, und so suchte sie mit ihrem Mann Sven nach solchen Zeitzeugen im Freundes- und Bekanntenkreis. 13 Tage im August 1961 weiterlesen

Reisen ohne Wegfahren

Austellung im Haus 104 zeigt Murmeln und mehr

Als Iris Ulbricht das letzte Mal im Rahmen der »48h Neukölln« ihre »Luftkorridore« im Haus 104 auf dem Tempelhofer Feld ausstellte, waren ihre monochromen, fotorealistischen Gemälde von Flugzeugen aus Mauerzeiten zu sehen.

Marble Planets 1.     Foto: Iris Ulbricht

Am ersten Oktoberwochenende wird die Künstlerin nun den Beginn ihrer neuen Serie »Marble Planets« vorstellen. Diese beinhaltet eine bislang offene Zahl großformatiger Ölgemälde von Murmeln, die auch Planeten sein könnten. Jeder, der einmal mit Murmeln gespielt, sie dicht vor das Auge gehalten und hin­eingeblickt hat, weiß, dass es dort eine neue Welt zu entdecken gibt. Reisen ohne Wegfahren weiterlesen

Galerie im Saalbau

Nähen gegen die Unterdrückung

Gewalt gegen Frauen, die sichtbare und unsichtbare Narben erzeugt, ist das Thema der neuen Gruppenausstellung in der »Galerie im Saalbau« mit dem Titel »Von offenen Narben und verhüllten Geweben. Textil als Sprache der Resilienz«.

Sophie Utikal.      Foto: mr

»Die Künstlerinnen der Ausstellung legen mit sichtbaren Nähten ihre persönlichen Narben offen. Die handgenähten Textilarbeiten zeugen von Widerstandskraft und dem kollektiven Protest gegen Unsichtbarkeit, Unterdrückung und Gewalt«, heißt es in der Ankündigung. Galerie im Saalbau weiterlesen

Ernüchterung statt Euphorie

Aufsteiger »SV Tasmania« macht die Regionalliga zu schaffen

Zwei Aufstiege seit 2019 – das ist eine stolze Bilanz für den »SV Tasmania«. Doch auch wenn man gewarnt war, dass in der Regionalliga Nordost die Ansprüche sportlich wie organisatorisch noch einmal deutlich anwachsen würden, kann man nicht verleugnen, dass bei den Neuköllnern in der Praxis mittlerweile die Euphorie einer gewissen Ernüchterung gewichen ist. Sicher, dass man nicht im heimischen »Werner-Seelenbinder-Sportpark« würde spielen können, solange der nicht ligatauglich umgebaut worden ist, war im Vorhinein bekannt. Die ersten »Heimspiele« in Charlottenburg (Mommsenstadion) bzw. Lichterfelde erfüllten allerdings die Hoffnungen auf einen ordentlichen Besuch nicht gerade. Dazu muss man an den noch ungewohnten Spielorten erhöhte Organisationsanforderungen erfüllen – und muss, zu schlechterletzt, auch noch einen großen Teil der Einnahmen für Catering und Miete abgeben.

Am Limit: Trainer Njie (4. v. l.) und seine Schützlinge.      Foto: ©Hagen Nickelé

Sportlich ließ es sich dagegen gut an: In der »Englischen Woche« zu Saisonbeginn blieb man als Neuling ungeschlagen (ein Sieg, zwei Unentschieden). In der Folge jedoch, wie es bei Statistiken bisweilen so ist, mutierte die ursprünglich positive Serie zu einer negativen: Sieben Spiele ohne Sieg hieß es plötzlich nach der achten Runde Ende August – das Programm binnen vier Wochen forderte seinen Tribut. Ernüchterung statt Euphorie weiterlesen

Basteln mit Rolf

Janus

Janusköpfig bedeutet »doppeldeutig«. Janus, ein wichtiger Gott der Römer, wurde mit zwei Gesichtern dargestellt. Meine Stabfigur aus Eierkartonpappe hat ebenfalls zwei Gesichter. Es braucht einen Stab/Stock, einen Eierkarton, eine Schere, einen bunten Eislöffel, Heiß-Kleber, einen dunklen Filzstift, zwei alte Tischtennisbälle, wahlweise auch nur zwei weiße Plastik-Schraubverschlüsse, etwas Schmuckband für zwei Schleifen und Lust zum Pfriemeln.


Aus dem Eierkarton schneiden wir einen Zapfen mit anhängenden zwei Eier-Mulden aus. In die Mulden kleben wir die T-Bälle oder die Schraubverschlüsse. Damit wäre eine Kopfhälfte schon fertig. Ein weiterer Zapfen wird halbiert, und beide Teile werden rückseitig in den ersten Zapfenhohlraum geklebt, dass sie einem weit geöffneten Schnabel gleichen. Nun wird der Janus-Vogelkopf auf den Stiel geklebt.
Auf der Seite mit den Vertiefungen werden die T-Bälle, oder die Verschlüsse geklebt. Mit dem Filzstift erhalten diese »Augen« Pupillen, der geschlossene »Schnabel« bekommt seine Teilung gemalt einschließlich der Nasenlöcher. Vom Eislöffel wird der Stiel abgetrennt und als Zunge in den aufgerissenen Schnabel geklebt. Damit ist der janusköpfige Vogel eigentlich schon spielbereit. Wer möchte, macht aus dem Schmuckband zwei Schleifen und klebt sie an den Haltestab.

rr

Petras Tagebuch

Hektik zur Morgenstund

Es war ein Sonnabendmorgen um 7 Uhr 30. Das Telefon klingelte, und ich sah, dass der Anruf wichtig sein würde. Ich tropfte noch vom Duschen. »Wir kommen nicht in unsere Räumlichkeiten und brauchen dringend deinen Schlüssel.« Oh, das war mir etwas früh, denn morgens bin ich unflexibel. Allerdings sah ich die Notwendigkeit ein, denn es musste pünktlich ausgeliefert werden. Der Anrufer hatte schon eine Idee: »Ruf ein Taxi, 0800 cabcall.« Damit konnte ich nichts anfangen. »Meine Telefontastatur hat nur Zahlen und keine Buchstaben. Wie soll ich das machen?« Mühevoll suchte der Anrufer nach der Nummer, ein vergebliches Mühen, denn er hatte seine Brille vergessen. Ein Passant kam ihm zu Hilfe. »0800, fünfmal die zwei und zweimal die fünf.« Aha, also eine Eselsbrücke.
Die Dame von der Taxizentrale sagte mir, dass der Fahrer in vier Minuten da sei. »Um Himmels Willen, ich bin noch gar nicht angezogen!« Das schaffen sie ja wohl in der Zeit«, stellte sie fest, und ich gab ihr recht. Ich zog mich in Windes­eile an, schnappte mir Geld, die Schlüssel und lief nach draußen, um den Taxifahrer abzupassen. Er war nicht da. Ich wollte nachfragen, aber ich hatte mein Telefon in der Wohnung vergessen. Also wieder drei Stockwerke hoch und Telefon suchen. Ich fand es und lief wieder hinunter, und da kam er, nahm erstaunt die Schlüssel und das Taxigeld entgegen und war fort.
Auf dem Weg nach oben klingelte wieder das Telefon. Eine Frau, der ich für eine Schulklasse Zeitungen versprochen hatte, fand den Treffpunkt nicht. Ich erklärte den Weg und raste los.
Es war ein schlechter Start in den Tag.

Sonntagsverkaufsverbot für Bäckerei

Ist eine Bäckerei ein Spätkauf alias »Späti«? Auch wenn sie am Sonntag keine für den Hausgebrauch notwendigen Lebensmittel verkauft? Zumindest in einem Fall im Schillerkiez ist das Neuköllner Ordnungsamt dieser Ansicht. Die Rechtslage ist unklar, trotz eines Urteils des Berliner Verwaltungsgerichtes.
Ein neuer Urteilsspruch wird erforderlich werden, wenn die Politik die Situation nicht klären kann und betroffene Unternehmen sich wehren. Verständlich ist das Anliegen des Senats, zu viel Sonntagsarbeit zu verhindern. Doch beispielsweise Callcenter arbeiten bei Niedriglohnzahlung überwiegend das ganze Jahr rund um die Uhr, und niemand fragt, ob das gesellschaftlich nützlich ist. Unbestritten ist dieser Rhythmus für Pflegepersonal, Feuerwehr und Polizei, aus gutem Grund; in der Pflege allerdings zu gering bezahlt.
Traut die Politik den verkaufenden Bäckereien nicht zu, ihrem Personal eine Fünftagewoche zu ermöglichen?

Thomas Hinrichsen

Politiker zur Wahl

Zu viel Wasser und zu viele Pendler

Wahlkreis 6 im Überblick

Zum Wahlkreis 6 gehören Rudow, das südliche Blumenviertel und ein Zipfelchen vom Süden der Gropiusstadt.

Die Gropiusstadt war von Walter Gropius ganz anders geplant. Von seinem Konzept blieb eigentlich nur noch sein Name. Trotz seiner Strukturprobleme wird das Gebiet aktuell weiter verdichtet. Im südlichen Blumenviertel gehen derzeit rund 4.000 Eigenheime buchstäblich baden. Von 1901 bis 1989 sorgten Pumpen dort immer für niedrige Grundwasserstände, so dass viele normal isolierte Häuser errichtet wurden, was das Bauamt Neukölln auch so genehmig­te. Lange schon gefährdet steigendes Grundwasser diese Gebäude, weil seitdem zu wenig Wasser gefördert wird. Aus Kostengründen werden die Berliner Wasserwerke Ende 2021 den Pumpenbetrieb dort völlig einstellen, es sei denn, die Bewohner übernehmen die Kosten des Weiterbetriebs. Falls der runde Wassertisch das nicht ändert, wird der Verein »Siedlungsverträgliches Grundwasser« (SVG) vor Gericht gehen. Politiker zur Wahl weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt – Mittwoch, 3. 8. 1921
Erfolgreiche Diebesjagd in Rudow. Durch die Unerschrockenheit der Rudower Polizeibeamten, des Oberwachtmeisters Elsemann und Landjägers Walter gelang es gestern morgen 2 Uhr Telegraphendrahtdiebe bei der Arbeit zu überraschen. Durch eine Sicherungsarlarmvorrichtung benachrichtigt, suchten die beiden Beamten die Neuköllnerstraße und die Buckowerstraße ab. Endlich unweit der Budenstadt bei Bie­neckes Mühle stießen sie auf drei Männer, welche den Draht von den Fernsprechleitungen schnitten und zusammenrollten. Auf Anruf versuchten die Verbrechner in der Dunkelheit zu entkommen. Aber dank des vorzüglichen Polizeihundes wurde einer gestellt. Kaum hatte man diesen ins Gewahrsam gebracht, als ein Radler mit 2 Fahrrädern und einem Rucksack an den Beamten vorüberfuhr und »Guten Morgen« wünschte. Diese riefen ihn an, er warf Rucksack und Rad fort. In aufregender Jagd verfolgt, feuerte der Dieb 10 Schuß auf den Wachtmeister Elsemann, glücklicherweise, ohne denselben zu verletzen. Schließlich warf der Dieb, ebenfalls beschossen, sein zweites Rad fort und lief wie ein Schnelläufer nach Berlin. Die beiden erschöpften Beamten konnten wegen Raddefektes ihm nicht folgen. Der Rucksack enthielt einen frisch geschlachteten Hammel. Den entkommenen Verbrechern ist man auf der Spur auf Grund der Aussagen des Verhafteten. Auch von dem Hammeldieb sind Spuren gefunden. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Peter und Maria beerben Alfons und Karl

Das »Lagari«-Team lädt jetzt doppelt ein

Ach, schade schien’s ums »Zum lustigen Alfons«, einer echten Altberliner Kneipe, die über Jahrzehnte treuen Nachbarn wie Neu-Neuköllnern in der Reuterstraße eine solide gemütliche Einkehr zu Bier, Zigaretten und Schnaps, zu Oldieradio und Gesprächen, gerade auch mit den kneipengestählten Damen hinterm Tresen, bot. Mit der Coronazwangspause war es für den Wirt Peer mit seinen rund 80 Lenzen auch mal gut, und er setzte sich zur Ruhe.

ZUM lustigen neuen »Lagari«.     Foto: hlb

Zum Glück kam der lustige Alfons in gute Hände. Wirt Peter vom »Lagari« und seine Mitstreiterin Maria hatten das Problem, dass sie ihr mietenbedingt eh schon auf einen kleinen Billard- und Tresenraum, ein paar Außenplätze und einen Veranstaltungskeller geschrumpftes Kulturlokal in der Nansenstraße, nur einen Block weiter, nicht weiterbetreiben konnten. Ihr Veranstaltungskonzept wurde trotz Brandschutzsicherheit und guter Belüftung vom Amt nicht genehmigt – es sei rund um die Weserstraße ohnehin schon genug los. Auf der Suche nach einer neuen Lokalität wurden sie zunächst in der Do­nau­straße fündig. Peter und Maria beerben Alfons und Karl weiterlesen

»Das Ich im Wir«

Gruppenausstellung in der »Galerie im Saalbau«

Langsam kehrt auch im Kulturbetrieb wieder Leben ein. Am 2. Juli gab es nach langer Zeit in der »Galerie im Saalbau« wieder eine richtige Vernissage, diesmal allerdings nicht in den Galerieräumen, sondern bei frischer Luft im Hof des »Café Rix«.
Thema der Gruppenausstellung von sechs Künstlern, die noch bis zum 15. August zu sehen ist: »Das Ich im Wir«.

Continuum.     Foto: mr

Jeder Mensch hat seine eigene Individualität, die sich frei entfalten soll, aber jeder ist auch ein Teil der vielfältigen Gesellschaft. So wie in der Installation »Soap is good« von Amer Al Akel, die aus 1.000 Seifenstücken besteht, die traditionell in Aleppo hergestellt wurden. Jedes Stück ist einzigartig, zusammen bilden sie ein Ganzes, eine Fläche. Ein Teil der Installation zeigt die Körperumrisse des Künstlers. Wer mag, darf sich auf den anderen Teil legen und dabei beobachten, wie die Stücke auseinanderdriften. »Das Ich im Wir« weiterlesen

Punkte trotz Wirrwarr

Der »SV Tasmania« muss zu Saisonbeginn noch mal umziehen

»Immer schön spontan bleiben« hieß die Devise zum Auftakt der Regionalliga Nord­ost für den »SV Tas­mania«. Bekanntlich können die Neuköllner nicht im heimischen »Werner-Seelenbinder- Sportpark« spielen, bis dieser ligatauglich umgebaut worden ist. Als Ausweichspielort war vor Saisonbeginn das Stadion Lichterfelde benannt worden – so weit, so gut.

Torjubel gegen Babelsberg.     Foto: Hagen Nickelé

Als die Verantwortlichen des Vereins und des Nordostdeutschen Fußball-Verbands (NOFV) dort planmäßig vier Tage vor der ersten Partie zur Spieltagsbesprechung zusammentrafen, fanden sie den Ostpreußendamm im Bereich des Stadions jedoch auf einen Kilometer aufgerissen vor. Das Bauamt hatte eine dringend notwendige Ausbesserung der Fahrbahn begonnen, ohne allerdings etwaige Behinderungen mit einzuplanen. Die NOFV-Vertreter befanden daraufhin, dass die Austragung des ersten Tasmania-Heimspiels in Lichterfelde nicht möglich sei – aufgrund etwa fehlender Zufahrtsmöglichkeiten für Versorgungs- und Rettungsfahrzeuge. Da ein Heimrechttausch beziehungsweise eine Absage dringend vermieden werden sollte, musste in Windeseile ein neuer Austragungsort gefunden werden. Punkte trotz Wirrwarr weiterlesen

Basteln mit Rolf

Klimaanlage

Eine äußerst kleine und dazu ökologische Klimaanlage ist ein Papierfächer. Für den hier abgebildeten braucht es nur drei Blatt dünnes, (farbiges?) quadratisches Papier (z. B. 13×13 cm), Klebstoff, zwei hölzerne Umrührstäbchen (für Kaffee oder Tee) und natürlich etwas Lust zum Pfriemeln.
Alle drei Quadrate werden plissiert gefaltet und danach aneinandergeklebt (Prinzip Ziehharmonika). Auf den bis auf eine Faltenbreite zusammengepressten Block werden außen, am Anfang und am Ende die Rührstäbchen so geklebt, dass sie (siehe Bild unten) gleichmäßig über die Faltungen hinausragen und nach dem Auffalten einen kongruenten Fächergriff bilden können. Für ausreichende Kühlung muss der Fächer nur noch bewegt werden.
Für Hilfe: Mail an rolf@kuk-nk.de

rr

Petras Tagebuch

Die Weissenseer Route

Neuerdings muss ich manchmal mit dem Auto zum Antonplatz in Weissensee fahren. Bisher ging das zu zweit ganz gut. Wir haben den Routenplaner von Google befragt, und er führte uns sicher an unser Ziel. Nun aber musste ich alleine fahren.
Mit großer Zuversicht befragte ich Google und wunderte mich nur kurz über die lange Fahrtdauer. Ich wurde durch kleine Kreuzberger Straßen geführt, die ich seit vielen Jahren nicht mehr sah und staunte über die Entwicklung im Straßenbild. Ich erklärte mir den veränderten Weg mit Baustellen oder Verkehrsunfällen. Nun, Google ist eben schlauer als ich, dachte ich mir. Petras Tagebuch weiterlesen

Offene Türen

Herzlichen Glückwunsch an die Neuköllner Abiturienten, die mit einer 1 oder 1,1 abgeschlossen haben! Trotz erschwerter Bedingungen, die durch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie notwendig waren, haben sie es geschafft, mit herausragenden Leistungen zu glänzen. Ihnen steht nun die Welt offen. Es wäre schön, wenn alle verzweifelten Schüler sich daran orientieren könnten, dass es manchmal trotzdem gehen muss und geht.
Tatsächlich ist es so, dass das Leben nicht immer schön ist. Wichtig ist es, Ziele zu verfolgen und den Widrigkeiten entgegenzutreten. Das macht stark und gibt Selbstvertrauen. Die, die nicht so gut abschließen konnten, sollten nicht den Kopf hängen lassen, sie mögen mit Elan neue Projekte beginnen. Ein Abitur ist nicht alles, nur ein Türöffner, aber es gibt für alle offene Türen. Man muss sie nur finden.

Petra Roß

»Deutsches Chorzentrum« eröffnet

In der KMS wird für die ganze Welt gesungen

Mit einem Festakt ist am 21. Juni das »Deutsche Chorzentrum« in Neukölln vom Präsidenten des »Deutschen Chorverbands«, Christian Wulff, eröffnet worden.


Neben dem »Deutschen Chorverband« sind im »Deutschen Chorzentrum« der »Chorverband Berlin«, der »Landesmusikrat Berlin«, die »Deutsche Chorjugend« und die »Vokalhelden« der Berliner Philharmoniker ansässig. Wichtiger Bestandteil wird zudem eine Musik-Kita mit 70 Plätzen sein. Wulff bekam im März 2018 zusammen mit der Vizepräsidentin des Deutschen Chorverbands, Petra Merkel, die Baugenehmigung von Neuköllns damaliger Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey offiziell überreicht. »Deutsches Chorzentrum« eröffnet weiterlesen

Amtsterminstau und Notwasserbrunnen

Anfragen und Antworten in der Bezirksverordnetenversammlung

Innensenator Geisel äußerte in den vergangenen Wochen öffentlich harsche Kritik an den Bürgerämtern wegen des Terminstaus. Nach seinen Angaben warten rund 250.000 Termine auf ihre Erledigung. Auch die Neuköllner AfD schloss sich dieser Kritik an und fragte nach, was das Bezirks­amt dagegen zu tun gedenke.
Jochen Biedermann (Grüne), der als Stadtrat für die Bürgerämter zuständig ist, drückte in seiner Antwort auf die mündliche Anfrage der AfD in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 23. Juni seine Irritation über den medial ausgeübten Druck durch die Senatsverwaltung für Inneres aus. Schließlich waren im Gegensatz zu mancher nachgeordneten Behörde der zuständigen Senatsverwaltung die Bürgerämter immer geöffnet und hätten versucht, unter Einhaltung der geltenden Infektionsschutzregelungen so viele Termine wie möglich anzubieten. In Neukölln sei zudem die Abholung von Dokumenten – im Gegensatz zu anderen Bezirken – weiterhin ohne Termin möglich. Als großes Problem benannte er die gebuchten, aber nicht wahrgenommen Termine, deren Quote bei rund 18 Prozent liege. Amtsterminstau und Notwasserbrunnen weiterlesen

Baustelle

Weser wird Einbahn

In der Neuköllner Weserstraße entsteht die längste Fahrradstraße Berlins, die nach dem Umbau auf einer Gesamtlänge von 2,2 Kilometern parallel zur Sonnenallee verlaufen wird.
Am 28. Juni haben die Arbeiten am ersten Bauabschnitt zwischen Pannierstraße und Weichselstraße begonnen. Hier werden zunächst die Gehwege instandgesetzt und für die Pflanzung von insgesamt 34 neuen Bäumen vorbereitet. Gebaut werden ebenfalls Gehwegvorstreckungen für die sichere Straßenquerung. Anschließend wird die Weserstraße auf einer Breite von 5,50 Metern asphaltiert und als Einbahnstraße ausgewiesen.
Die Baumaßnahme wird voraussichtlich 3,7 Mio. Euro kosten, die aus SIWANA-Mitteln und aus Mitteln des Förderprogramms Lebendige Zentren bereitgestellt werden.

pm

Politiker zur Wahl

Cooles Habitat der Hauptstadt-Hipster

Wahlkreis 1 im Überblick

Der Wahlkreis 1 reicht vom Reuterkiez zwischen Landwehrkanal, Kottbusser Damm und Donaustraße bis zum Gewerbegebiet Ederstraße, wo sich neben Industrie und Gewerbe auch Sportanlagen und eine Kleingartenanlage befinden.


Charakteristisch ist der hoch verdichtete Altbaubestand im Gründerzeitstil mit Vorderhäusern, Seitenflügeln und Quergebäuden, der dem Reuterkiez seinen ästhetischen Charme verleiht.
Seinen Namen erhielt der Kiez nach dem zentral gelegenen Reuterplatz, der nach dem niederdeutschen Schriftsteller Fritz Reuter benannt wurde.
Lange Zeit galt der Norden Neuköllns als Problemviertel mit hohem Arbeitslosenanteil. Der Anteil an Bewohnern mit Migrationshintergrund lag im Jahr 2015 bei über 45 Prozent. Kulturelle und soziale Spannungen sorgten für einen Dauerbrennpunkt. Bekanntestes Beispiel ist die Rütli-Schule, die 2006 durch interkulturelle Gewalt bundesweit Schlagzeilen machte.
Niedrige Mieten lockten Studenten und Künstler, die sich Kreuzberg nicht mehr leisten konnten, nach Neukölln. In ihrem Gefolge machten reihenweise neue Kneipen und Cafés auf. Politiker zur Wahl weiterlesen

Prost aufs Gemeinwohl!

Weizen, Wodka und Werte bei »Abyme«

Es war eine Schnaps­idee. Nachdem der Kauf eines eigenen Clubs nicht klappte, suchten die beiden Nachteulen Jonas Westphal und Carsten Baade nach etwas anderem, das die Nacht mit alternativem Geist befeuern könnte. Die Wahl fiel auf hochwertiges Hochprozentiges.

Seit 2015 produzieren sie nun ihren »Abyme Vodka«, und weil sich auf einem Bein schlecht schwanken lässt, seit 2019 auch einen Gin, den »Rhizom Gin«, beides bio und vegan natürlich.
Beide Schnäpse stoßen in Fachhandel, Gastronomie und Endverbraucherkehlen wegen ihrer makellosen Qualität auf viel Gegenliebe. Der sanft-aromatische »Abyme Vodka« wird in Schleswig-Holstein aus 100 Prozent Bio-Weizen hergestellt, dreifach destilliert und fünffach gefiltert. Der »Rhizom Gin« kommt aus der Lüneburger Heide, basiert auch auf Weizendestillat und ist durch Wacholder, Zitruszesten und Ingwer bei ordentlichen 42 Prozent Alkohol fruchtig und trocken zugleich. Prost aufs Gemeinwohl! weiterlesen

Mittagstisch im lauschigen Garten

»James« residiert im »Hüttenpalast« mit feiner Kost

Der »Hüttenpalast« ist seit über zehn Jahren als eines der ungewöhnlichsten Hotels Berlins überregional bekannt. In einer Hinterhoffabrik im Reuterkiez übernachten die Gäste hier in Hallen mit liebevoll gestalteten Oldtimerwohnwagen oder Fabrikloft-Zimmern.

HINTERHOFIDYLL im Reuterkiez    .Foto: hlb

Das Café des Palasts in der Hobrechtstraße 66 ist seit letztem Dezember tagsüber nun das »James«, benannt nach dem Stadtplaner James Hobrecht, der im 19. Jahrhundert unter anderem für den Bau der Berliner Kanalisation verantwortlich war. Das »James« ist Tagesbar, Feinkostgeschäft und Cateringbetrieb in einem.
Internationale Lebensmittel mit mediterranem Schwerpunkt, die sich auch prima zu »Fresskörben« kombinieren lassen, werden hier geschmackvoll arrangiert und übersichtlich feilgeboten: Kekse und salzige Snacks wie getrüffelte Kartoffelchips aus Madrid, italienische Pastasorten, Konserven mit geschälten Tomaten oder Sardinen, Essige und Öle, Salz und Senfe, Schokoladen und Kaffee, dazu ausgesuchte Weine etwa von der Mosel oder Nahe, Chablis, Crémant und leichte Spirituosen wie fruchtiger Limon- und Arancello. Auch mallorquinische Orangen und Zitronen und frische brandenburgische Bio-Eier sind im Angebot. Mittagstisch im lauschigen Garten weiterlesen

Von Franken bis Frankreich, von Cava bis Pasta

Große Auswahl im »kleinen Weingut«

Weingenuss direkt vom Winzer ist nun für Neuköllner aus dem Körnerkiez in einem weiteren Laden gleich um die Ecke erhältlich. In der Emser Straße 129, unweit vom Körnerpark, ist ein Schmuckstück von einem Weingeschäft entstanden.

Wein, gut.  Foto: mr

Das »kleine Weingut«, geleitet von dem Weinberater und Mitarbeiter des Getränke-Groß-und Einzelhandels »Kalbus & Schmidt« René Horn, ist tatsächlich eine Fundgrube der Handwerkskunst rund um die Trauben. Die Weine stammen von ausgesuchten Winzern aus den besten europäischen Weinanbaugebieten.
Hier findet der Weinkenner zum Beispiel Weine der Winzerin Scheuring aus Franken. Besonders hervorzuheben ist ihr Grauburgunder aus dem Bocksbeutel, ein wunderbarer Begleiter zu Pasta. Von Franken bis Frankreich, von Cava bis Pasta weiterlesen

Die Besten im Abi

Einsen trotz Corona

Das Bezirksamt hat die Neuköllner Spitzen-Abiturienten geehrt. 13 Schülerinnen und fünf Schüler haben in diesem Jahr ihr Abitur mit den Traumnoten 1,0 oder 1,1 abgeschlossen. Bezirksbürgermeister Martin Hikel und Bezirksstadträtin Karin Korte empfingen die Abiturienten im Rathaus.
Bezirksbürgermeister Martin Hikel: »Dieses Abiturjahr war aufgrund der Pandemie herausfordernder als jedes andere. Umso mehr freue ich mich mit den Einser-Abi­turientinnen und -Abiturienten. Ich wünsche mir, dass diese jungen Menschen Botschafterinnen und Botschafter unseres Bezirks werden. Ihr Abschluss steht dafür, dass es in Neukölln jeder packen kann. Das macht Mut! Mein Dank gilt heute genauso allen Lehrkräften, die in diesem vergangenen Corona-Jahr trotz widrigster Umstände alles gegeben haben und erneut über tausend junge Menschen zum Abitur begleitet haben.«
Bildungsstadträtin Karin Korte: »Dass wir in diesem Corona-Abiturjahr die 18 besten jungen Schul-Absolvent:innen der Neuköllner Oberschulen ehren können, ist wirklich großartig.«

pm

Udo Gößwald verabschiedet sich in den Ruhestand

Der Leiter des »Museum Neukölln« verlässt ein gut bestelltes Haus

36 Jahre lang war Udo Gößwald Direktor des »Museum Neukölln« und machte es während dieser Zeit zu einem der profiliertesten regionalgeschichtlichen Museen Berlins.
Mit einer kleinen Feier hat er sich am 18. Juni von seinen Mitarbeitern und vielen Weggefährten aus Politik und Zivilgesellschaft in den Ruhestand verabschiedet. Karin Korte und Bezirksbürgermeister Martin Hikel bedankten sich im Namen des Kulturamtes und des Bezirksamtes für seine Arbeit und überreichten die Entlassungsurkunden.
Mit einer launigen Rede ließ Udo Gößwald die Stationen seiner Tätigkeit und die vielen Ausstellungen Revue passieren, die er realisiert hat. »Entdeckt« wurde er 1985 von Dorothea Kollandt, der damaligen Leiterin des Kunstamtes, in deren Verantwortungsbereich sich auch das »Heimatmuseum Neukölln« befand, damals noch in der Ganghoferstraße. Udo Gößwald verabschiedet sich in den Ruhestand weiterlesen

Flugzeuge im Haus 104

»Luftkorridore« wecken Erinnerungen

Wohin passt ein Rosinenbomber-Gemälde? Das fragte sich Iris Ulbricht und fand die Antwort: aufs Tempelhofer Feld zu »48 Stunden Neukölln« ins Haus 104! Dort waren drei Gemälde ihres Projekts »Luftkorridore« zu bestaunen: ein Rosinenbomber, ein Hubschrauber, eine startende Pan Am.

Realistische Erinnerung.     Foto: Iris Ulbricht

Vor dem Gemälde der Pan Am stehend sieht der Betrachter, der den Flughafenbetrieb noch in Erinnerung hat, das typische Grau der Luft, hört das laute Geräusch der Motoren und erahnt den Kerosingeruch.
»Früher hab ich Flugzeuge gebaut, heute male ich welche«, sagt die Ingenieurin, die bis 2014 in verschiedenen Positionen in der internationalen Turbomaschinenindustrie in Deutschland, Belgien und der Schweiz tätig war. Dabei entdeckte sie ihr großes Interesse für realistische Malerei, leitete einen radikalen Berufswechsel ein und studierte Kunst. Seit 2019 stellt sie ihre Werke aus. Die nächste Ausstellung für das Haus 104 ist in Vorbereitung.

bs

Musik aus Metall

Ausstellung zu Karl Menzen im Schloss Britz

Lange Zeit hatte der Bildhauer Karl Menzen seine Werkstatt in der Neuköllner Fuldastraße, wo er seine stählernen Großskulpturen schuf. Der Anstieg der Mieten vertrieb ihn 2015 nach Großziethen, aber der Neuköllner Kulturszene blieb er weiterhin verbunden, unter anderem als Vorstandsmitglied im »Kunstverein Neukölln«. Im November 2020 hat ihn sein plötzlicher Tod aus der Vorbereitung zu einer neuen Ausstellung gerissen.

Spitzentanz.      Foto: mr

Martin Steffens, der neue Leiter der »Kulturstiftung Schloss Britz«, macht nun den »Versuch einer Retrospektive«. Die Austellung in den Räumen des Schlosses und im Park des Gutshofes, die noch bis zum 1. August läuft, schöpft vor allem aus dem Nachlass des Künstlers. Neben Skulpturen aus verschiedenen Schaffensperioden nehmen bisher selten der Öffentlichkeit zugänglich gemachte getuschte Zeichnungen und Entwürfe für Skulpturen einen breiten Raum ein. Musik aus Metall weiterlesen

Training auf der Autobahn

Neuköllner proben in der Vorbereitung schon mal den »Ernstfall«

Abu Njie ist einer, der nichts dem Zufall überlässt – und so organisierte der Trainer des »SV Tasmania« in der Vorbereitung zur neuen Saison ein Testspiel bei »Kickers Emden«. Neben den durchweg lokal geprägten Gegnern in der Trainingsphase also ein Kontrahent, der deutlich aus dem Rahmen fiel. Doch eben mit Bedacht gewählt: Denn einmal sollte es eben eine weitere Anreise zu einem Spiel geben.

Tasmanias Teambus.    Foto: ©SV Tasmania

Von daher hätte es theoretisch wohl auch gegen die Offenbacher oder Stuttgarter Kickers gehen mögen – aber zum Trainer eben jener Kickers aus der ostfriesischen Seehafenstadt pflegt Njie aus eigenen Spielerzeiten einen persönlichen Kontakt. Der Plan dahinter: Um sein Team an die nach dem Aufstieg in die Regionalliga Nordost noch weiteren Auswärtsfahrten zu gewöhnen, wollte der Trainer seine Schützlinge wenigstens einmal den Ernstfall testen lassen. Das bedeutete Ende Juni, mit dem Mannschaftsbus in gebotener Frühe von Neukölln in Richtung Emden zu starten, nachmittags dort zu spielen – und abends wieder zurück in die Hauptstadt zu kutschieren. Also hin und zurück gut 1.000 Kilometer Autobahn, und dazwischen 90 Minuten Fußball spielen. Training auf der Autobahn weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner