Ein Nachruf von Marta Stolle
Mein allerliebster Papa, ich möchte jetzt gerade cool sein, lässig, selbstbewusst, doch es will mir nicht recht gelingen. Ich fühle mich unvollständig, wie ein Puzzle, bei dem das letzte Teil fehlt, wie ein Boot ohne Segel, wie Musik ohne Perkussion.
In den letzten eineinhalb Jahren habe ich einen anderen Olly kennengelernt, einen schweigsamen, grübelnden, besorgten, von Schmerz gezeichneten Mann.
Doch wie oft warst du mir ein Vorbild, mein Fels in der Brandung.
Du hast mir gezeigt, dass mit Hirn, Herz, Humor und Hingabe fast alles möglich ist.
Durch deine Liebe zur Musik hast du so viele Menschen zum Jubeln, zum Klatschen und zum Tanzen gebracht. Vor allem aber hast du Menschen mit dir und miteinander verbunden.
Dein Lieblingsort war die Bühne. Die Lichter, die Band und die Groupies waren dein Lebenselixier.
Du warst Teil von vielen Projekten. »Riff« war bestimmt nicht deine erste Band. Später folgten die »los Barriga«. Neben »deseo Picante« und »Sarabande« hast du auch in vielen mehr oder weniger spontanen Arrangements, wie der »Sandmann-Schlagerband« mitgewirkt und die Trommelfelle nicht nur durch deine Hände, sondern auch durch deine Stimme zum Schwingen gebracht. King Louis, dein alter Ego, dein Scaten, hat dir viel bedeutet und dich, beim Performen, teilweise an den Rand eines Zusammenbruchs gebracht. Olaf Helmut Pöschke 1951-2025 weiterlesen
Unbeirrbar für Neukölln und grün-alternative Werte

Der »Neuköllner Heimatverein« trauert um seinen im Alter von 91 Jahren verstorbenen langjährigen Geschäftsführer Gerhard Meyer. Er hat prägend daran gearbeitet, dass der Begriff »Heimat« positiv gesehen wird, im Sinne von Bewusstsein für Geschichte und Tradition. 

Vielleicht wäre Thomas ja ein bekannter Fernsehkoch geworden, wäre da nicht die Sache mit dem Aschenbecher gewesen. Ende der Achtziger Jahre herrschte in der Küche des Duisburger Hofs Alarmstimmung. Der junge Küchenchef hatte seine Brigade zu immer neuen Höchstleistungen getrieben. 15 Punkte im Guide Gault Millau waren der Lohn, und es war nur eine Frage der Zeit, wann es den ersten der begehrte Sterne im Guide Michelin geben sollte. Natürlich musste alles perfekt funktionieren, wenn der Prüfer kommen sollte. Das Problem ist allerdings: Prüfer kommen inkognito. Jeder Gast hätte also im Namen des Guide Michelin speisen können. Diese Ungewissheit zehrte an den Nerven aller. Als Thomas eines morgens seinen Kaffee nicht in die Tasse, sondern in den daneben stehenden Aschenbecher goss, wurde ihm klar, dass die aufreibende Sternenjagd es nicht wert war, ihr das ganze Leben zu opfern. Thomas Bordiehn, jüngster Küchenmeister bei Steigenberger, der als junger Demi-Chef im Aachener Quellenhof einen Stern mit erkocht hatte, eines der größten Talente in deutschen Küchen kündigte – einfach so, von einem Moment zum anderen. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Es wurde zu einer Art Lebensmotto. 
Drei Minuten lang läuteten die Glocken der Neuköllner Kirchen, als am Nachmittag des 16. Januar in der Philipp-Melanchthon-Kirche die Gedenkfeier für Menschen begann, die im vergangenen Jahr einsam verstorben sind und denen niemand das letzte Geleit gegeben hat.
Sie fehlt mir. Ich komme bei Edeka raus – und sehe sie vor mir, wie sie ihr kleines rotes E-Bike schiebt. Oder am Samstag auf dem Schillermarkt.

Was? Jonathan ist nicht mehr da? »Der große Blonde mit dem losen Maul«, wie er sich selbst gern nannte, und den die meisten, die im Schillerkiez unterwegs sind, zumindest vom Sehen kannten, ist gestorben. An seinem letzten Tag vor dem Krankenhaus war er noch unterwegs bei einer Veranstaltung, die mit einigen Ständen auf der Herrfurthstraße dieselbe »zurückerobern« wollte. Er hatte sich gefragt, wer wohl da was »zurück« bekommen wolle. Und warum »erobern«? »Was sind denn das für Leute?«, fragte er, als er die Gesichter hinter den Ständen sah. Er kannte keines, obwohl er schon so lang hier lebte.
Alles was Michael Anker –1957-2020– anfing machte er leidenschaftlich und hingebungsvoll.


Er hat sein Leben so gelebt, wie er es für sich ausgewählt hatte, und er war glücklich dabei. Dem Weg zur Malerei ging bei Torsten Kluckert eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker vorweg.
Er sei ein Neuköllner Hinterhofkind gewesen, hat mir Horst Bosetzky nicht nur einmal erzählt, Rütlischüler und vom Leben nicht begünstigt. Er wurde zwar in Köpenick geboren, aber schon in seinem ersten Lebensjahr zogen seine Eltern mit ihm in die Ossastraße. Als dort die Bomben einschlugen, blieb seine Familie als einzige im Umkreis verschont und wurde in die Prignitz evakuiert, wo der kleine Horst allerdings die Erfahrung machen musste, wie es ist, auf der Straße von Tieffliegern angegriffen zu werden. »Mit dem Tod hab ich schon früh Bekanntschaft gemacht«, sagte er einmal.
Als Chaim Jellinek in den 70er Jahren mit 21 Jahren von seinem Geburtsort Wiesbaden nach Westberlin umzog, ließ er nichts aus, was das Leben zu bieten hatte. Als Hausbesetzer studierte er meist im Drogenrausch Medizin, erlangte in dem Fach seinen Abschluss und schwor den Drogen ab.

