Basteln mit Rolf

Schreib mal wieder mit der Hand!

Nicht nur das Smartphone hat das Schreiben von Briefen und Postkarten mit der Hand verdrängt. Egal wo, wenige Klicks genügen, und ein Selfie ist in Sekundenschnelle überallhin versendet. Dass Kronkorken sich als Schreibfeder eignen, dürfte weniger bekannt sein.

Aus einer Nostalgielaune heraus verrate ich hier, wie es geht. Wir brauchen nur einen Kronkorken, eine Zange mit runden Branchen, einen dünnen Ast, ein gefülltes Tintenfass und natürlich: Lust zum ­Pfriemeln.
Die heute gängigen Kronkorken haben 21 Zacken. Wird ein Kronkorken mit der Hand mittig zusammengedrückt, wird dabei auch ein Zacken eng zusammengefaltet. Mit diesem Zacken wird geschrieben, seine gegenüberliegende Seite wird so wieder aufgebogen und gerundet, dass beispielsweise ein dünner Ast, dort als Federschaft eingeklemmt werden kann. Das ist eigentlich alles. In Tinte getunkt, und es kann losgeschrieben werden.

rr

Petras Tagebuch

Das doppelte Päckchen

Seit vielen Jahren bestelle ich einige Kosmetikprodukte in Süddeutschland, weil diese Firma in Berlin keinen Vertriebsstandort hat. Das klappte immer hervorragend. Nach spätestens zwei Tagen hatte ich die Lieferung bis es auf einmal nicht klappte und das erhoffte Paket ausblieb.
Ich rief bei der Firma an, und die Frau, die schon seit Jahren meine Bestellung aufnimmt, konnte mir Auskunft geben. Das Paket sei bei einem Nachbarn in der Hermannstraße abgegeben worden. Er hieße Tam Tam. Von so einem Nachbarn hatte ich noch nie gehört. Leider fehlte auch die Hausnummer. Ich erklärte der Mitarbeiterin die Situation. Die Hermannnstraße sei sehr lang und wie, bitteschön, soll ich Tam Tam finden? Petras Tagebuch weiterlesen

Vandalismus am Lipschitzbrunnen

Steinbänke mit roher Gewalt zerstört.                                                                                                        Foto: mr

Am 5. Mai wurde bei der Vorstellung des Bundesprogramms »Zukunft Stadtgrün in der Gropiusstadt« bekannt gegeben, dass der Brunnen instand gesetzt wird. Damit soll die Lebens- und Wohnqualität auf den öffentlich zugänglichen Grün- und Freiflächen in der Gropiusstadt weiter verbessert werden. Das scheint nicht allen zu gefallen. Am 14. Mai stellten Mitarbeiter des Straßen- und Grünflächenamtes fest, dass die Bänke um den Brunnen in Teilen zerstört wurden. Sitzplatten wurden von den Sockeln abgerissen und auf die Rasenfläche gekippt und zerbrochen. Vandalismus am Lipschitzbrunnen weiterlesen

Es betrifft uns alle!

Es betrifft uns alle!

Unzufriedenheiten, Ängste und Hass führen zunehmend zu Aggressionen, Respektlosigkeit und Gewalt. Als Ausdruck nicht gelöster Probleme sucht sich Wut unterschiedliche Ventile und führt auch zum Verlust des Sicherheitsgefühls.
Vielerorts werden Men­schen angegriffen, schwer verletzt oder gar getötet. Gegenstände im öffentlichen Bereich werden stark beschädigt oder zerstört. Das friedliche Miteinander und die soziale Kontrolle schlagen immer öfter in Missachtung und Gaffertum um.
Jeder einzelne von uns ist gefordert, sich selber zu fragen, wie und wo er dazu beitragen kann, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Eine Möglichkeit wäre die Selbstverpflichtung zum friedlichen und wertschätzenden Umgang mit sich selbst und anderen.
Die Politik kann diese Probleme nicht lösen, außer durch einen Scheinsicherheit vor­gaukelnden Überwachungsstaat, der unsere Demokratie ad absurdum führen würde.

Beate Storni

Einweg ist kein Weg

Gastronomie diskutiert über Konzepte zur Müllvermeidung

Mit der Kampagne »Schön wie wir« versucht das Bezirksamt Neukölln seit zwei Jahren, die Probleme mit verdreckten Straßen und illegal entsorgtem Müll in den Griff zu bekommen und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der Bevölkerung zu stärken. Gleichzeitig wird durch »Müllsheriffs« der Druck auf Umweltrowdys verstärkt.
Seit März 2018 gibt es mit der »Mehrwegberatung« nun einen weiteren Kampagnen-Baustein, mit dem kleine und mittlere Unternehmen der Gastronomiebranche angesprochen werden sollen. Die Mehrwegberaterinnen arbeiten mit Geschäftsleuten und Kreativen zusammen, um innovative Mehrwegprodukte zu entwickeln, die Abfall von vorn herein vermeiden sollen.

Der Bürgermeister ist von der Idee begeistert.                                                                                        Foto: mr

Bezirksbürgermeister Martin Hikel präsentierte am 9. Mai diese neue Projektsäule bei einem Pressefrühstück im »Klunkerkranich«, dem Dachgarten auf den Neukölln Arcaden, der Öffentlichkeit. »Der öffentliche Raum gehört uns allen. Also tragen wir auch alle gemeinsam Verantwortung für unseren Bezirk«, redete er den Anwesenden ins Gewissen. Einweg ist kein Weg weiterlesen

Unterwegs mit Schaufel und Kanne

Bezirkspolitiker pflanzen eine Ess-Kastanie

Gelegentlich zieht es den Ausschuss für Straßen, Grünflächen und Ordnung der Bezirksverordnetenversammlung ins Grüne. Die Sitzung am 9. Mai wurde im Tierpark in der Hasenheide abgehalten. Aber bevor es ans politische Tagesgeschäft ging, wurde am Eingang Columbiadamm ein Baum gepflanzt. Nicht irgendein Baum, sondern eine Ess-Kastanie, die für 2018 zum »Baum des Jahres« ausgerufen wurde. Bewaffnet mit Schaufeln und Gießkanne machten sich Jochen Biedermann, Stadtrat für Stadtentwicklung, Ausschussvorsitzender Marko Preuß sowie Bernd Kanert, Leiter des Neuköllner Grünflächenamts ans Werk.

Biedermann gärtnert.                                                                                                                                         Foto: mr

Der Neuzugang ist Teil des Baumlehr­pfades in der Hasenheide. Im Oktober 2009 eingeweiht, enthält er alle Baum­arten, die seit 1989 zum »Baum des Jahres« gewählt wurden. Zur Identifizierung ist jeder mit einer Hinweistafel versehen. Unterwegs mit Schaufel und Kanne weiterlesen

Klingeln gegen Autos

»Kidical Mass« radelt durch den Kiez

Gemeinsam mit Kindern auf der Straße Fahrrad fahren – mit Laufrad, Kinderrad, Anhänger oder Familienlastenrad – die »Kidical Mass« am 27. Mai machte es möglich.

Zwerge demonstrieren für Sicherheit.                                                                                                         Foto: mr

Die »Kidical Mass« ist der kleine Ableger der »Critical Mass«, bei der an jedem letzten Freitag im Monat Radfahrer gemeinsam, aber unorganisiert die Straßen erobern, indem sie im Verband über mehrere Stunden kreuz und quer durch die Stadt fahren.
Im Gegensatz dazu ist die »Kidical Mass« eine angemeldete Demo, die von der Motorradstaffel der Polizei begleitet und geschützt wird. Kinder unter acht Jahren dürften sonst nicht auf der Fahrbahn fahren. Klingeln gegen Autos weiterlesen

Neuer Stolperstein in Britz

Der Leidensweg des Apothekers Adolf Mockrauer

Kurz vor dem 9. November 2017, dem Jahrestag der Reichspogromnacht von 1938, wurden 16 Stolpersteine in Neukölln gewaltsam entfernt und verschwanden. Daraufhin kam es zu einem überwältigenden, lokal nicht begrenzten Spendenaufkommen, was bereits am Beginn des Folgemonats die Neuverlegung aller Gedenksteine ermöglichte. Aus den übrigen Spenden entstand ein Fonds, der auch Mittel für die Verlegung neuer Gedenksteine in Neukölln bereit stellt. Mit dieser deutlichen Gegenreaktion hatten die Gedenksteinschänder sicher nicht gerechnet.

Haus der ehemaligen Albrecht-Dürer-Apotheke.                                                                                     Foto: rr

Einige Spenden waren sogar mit dem Wunsch verbunden, einen Stolperstein für den damals sehr beliebten jüdischen Apotheker Adolf Mockrauer aus Britz zu verwenden, den die NS-Rassenpolitik nahezu mittellos erst ins Exil und dort dann in den Tod trieb. Seine »Albrecht-Dürer-Apotheke« führte er ab 1927 sehr erfolgreich in einem Neubauabschnitt der Großsiedlung Britz. Neuer Stolperstein in Britz weiterlesen

Wir sind queer und wir sind hier

Tuntenspaziergang durch Neukölln

Begriffe wie »schwul« oder »Transe« waren oder sind Schimpfworte. In den 80er und 90er Jahren machte sich die Community den Begriff zu eigen. Damit hatte sie dem Gegenüber, der sie zu beleidigen versuchte, die Macht genommen. Trotz dieser Bemühungen werden Tunten noch immer geächtet.

Schön sind wir!                                                                                                                                                      Foto: mr

In Neukölln kam es in den vergangenen Wochen zu teilweise schweren Übergriffen auf Trans- und Homosexuelle. Das wollte Maurus Knowles, Besitzer der Bar und Kunstgalerie »Ludwig« in der Anzengruberstraße, nicht länger hinnehmen und lud kurzerhand zu einem »Tuntenspaziergang« durch den Kiez am 26. Mai.
Es gehe darum, queeres Leben sichtbar zu machen, forderten die Teilnehmer. Sie wollen das simple Recht, als Tunte auf der Straße ebenso existieren zu dürfen wie im geschlossenen Raum. Wenn es nach ihnen geht, sollen diesem ersten Spaziergang noch viele weitere in ganz Berlin folgen. Wir sind queer und wir sind hier weiterlesen

Gegendarstellung

BVV-Artikel Mai-Ausgabe

In der Mai-Ausgabe von »Kiez und Kneipe« Neukölln wird auf Seite 3 im Artikel »Wieder mal Durcheinander in der BVV« eine unrichtige Behauptung abgedruckt und mir persönlich zwei falsche Aussagen zugeschrieben.
Nicht nur die LINKE hat sich an dem Begriff »islambasierten Antisemitismus« gestoßen, sondern auch andere Fraktionen. Die Fraktion der Grünen hat in der BVV einen Änderungsantrag zur Entschließung der CDU eingebracht, in dem nur der Begriff »islambasierter Antisemitismus« durch »religiös motivierter Antisemitismus« ersetzt wurde. Dieser Änderungsantrag wurde dann auch so verabschiedet. Gegendarstellung weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr. 135 – Sonntag, 9. Juni 1918
Strenges Tischtuchverbot. Die Reichsbekleidungsstelle hat, wie bekanntgegeben, vor längerer Zeit ein Tischtuchverbot für die Gastwirtschaften und Hotels erlassen. Eine Ausnahme war nur für diejenigen Wirtschaften gestattet worden, deren Tische mit Fries belegt sind. Da vielfache Umgehungen dieses Verbots festgestellt worden sind, so hat sich die Reichsbekleidungsstelle entschlossen, ein allgemeines Tischtuchverbot anzuordnen. Das neue Verbot tritt mit dem 1. Juli in Kraft. Von dem Verbot werden jetzt auch die Klubs, Kasinos, Kantinen usw. betroffen. Papiergarntischtücher dürfen auch ferner verwendet werden. Bei Privatgesellschaften, Hochzeiten usw. dürfen Tischtücher verwendet werden, wenn sie von den Veranstaltern mitgebracht werden. Die durch das strenge Verbot gewonnenen Wäschestücke sollen in erster Linie für Säuglingswäsche benutzt werden. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Das beste Ramadan-Pide von Neukölln

Seit 20 Jahren lecker

Wer in diesen Wochen des Fastenmonats Ramadan gegen Abend die Hermannstraße entlang spaziert und in die Flughafenstraße kommt, der riecht schon von Weitem den herrlichen Geruch von frisch gebackenem Fladenbrot. Unzählige Kunden stehen hier Schlange, um das mutmaßlich beste Fladenbrot – auf türkisch »Pide« – des Bezirks zu ergattern. Die Bäckerei »Öz Ege« steht seit 20 Jahren für Qualität und ist ein echtes Neuköllner Juwel.

Mehmet Aktop und sein Sohn Emre.                                                                                                             Foto: sh

Natürlich kommen derzeit besonders viele Muslime. Ein knuspriges und warmes Fladenbrot ist schließlich eine hervorragende Beilage zum wohlverdienten Abendbrot. Auch viele andere Neuköllner kaufen hier regelmäßig ein. Im Fastenmonat gibt es nämlich spezielles »Ramadan-Pide«. Dann ist das ohnehin schon leckere Brot noch besser und enthält Sesam und etwas mehr Butter und Öl als sonst, verrät Inhaber Mehmet Aktop. Das beste Ramadan-Pide von Neukölln weiterlesen

Entdeckt, versteckt

Praktisches und Zauberhaftes im »VANRODE«

Im Schaufenster schwebt eine Dose, optische Illusionen bewegen sich, eine bunte Mischung aus Dingen findet sich dort, und auch das Innere des Ladens »VANRODE« am Ende der Schudomastraße hält einige Überraschungen bereit. Der Inhaber Stefan van Rode, gelernter Rettungssanitäter, Hörgeräteakustiker und Heilpraktiker, sieht sich selbst als Zauberer und Magier.

Stefan van Rode.Foto: jr

Angefangen hat alles vor 15 Jahren in einer kleinen Neuköllner Wohnung. Es entstanden die ersten »Geheimverstecke«, kleine Tresore oder Safes mit Mimikryeffekt. Genauer heißt das, Stefan van Rode baute und entwickelte eine Reihe von Reise- oder Geheimtresoren. Erbsendosen, Rasierer, Wanduhren, Getränkedosen – die Verpackungen passen sich wunderbar in das häusliche Equipment in der Speisekammer, im Bad oder der Garage ein. Für Reisen finden sich Reisesafes, zum Beispiel als Sonnencreme oder Feuerzeug getarnt. Es gibt sogar einen Klobürstengeheimsafe. Entdeckt, versteckt weiterlesen

Der »Zauberkönig« macht Pause

Bleiberecht bis zum ersten Spatenstich

Im Laden drängelten sich die Kunden, auf dem Gehweg davor bildeten sich Trauben von Menschen um Zauberkünstler und Artisten, die dort ihre Kunst vorführten, oder einfach nur, um in nostalgischen Erinnerungen zu schwelgen. Eine unglaubliche Menge von Fans hatte sich am 12. Mai versammelt, um – vorläufig – Abschied zu nehmen von einer Institution im Kiez, dem »Zauberkönig«.

Gruseliges und Zauberhaftes im Zauberkönig.                                                                                       Foto: mr

»Seit 1884« verkündet das Schild mit den geschwungenen Buchstaben. Begonnen hat die Geschichte allerdings in der Friedrichstraße, erst 1952 zog der Laden an seinen jetzigen Standort am Rande des Jerusalem-Friedhofes in der Hermannstraße. Kirsi Hinze und Karen German haben das Geschäft 2011 übernommen. Zuvor gehörte es Germans Großvater, danach ihrer Tante. Der »Zauberkönig« macht Pause weiterlesen

Kapern, Pistazien und Hanfteig

Italienische Cucina erobert weiter den Kiez

An italienischer Gastronomie mangelt es wahrlich nicht im Nordneuköllner Kiez, doch die Community aus Bella Italia ist groß und Pizza, Pasta und Co. schmecken halt fast allen. Nicht nur das »Ammazza che pizza« an der Hobrechtbrücke oder das »Monella« in der Weichselstraße haben zuletzt hohe Standards gesetzt; unlängst haben sich gleich mehrere weitere neue Lokale lustvoll der Stiefelküche verschrieben.

MADAMAS Pizza. Foto: hlb

Thomas Mudersbach vom »May am Ufer« liebt die traditionelle Cucina. In Mailand hatte er schon ein Bio-Restaurant und war sogar mal Privatkoch eines Mailänder Fußballpräsidenten. Nun heißt das umgebaute »May« »Capperi!« (Kapern) und fokussiert sich seit April auf »Italian natural kitchen & craft wine«. Das neue Konzept vereint Mudersbachs Kochfreude, das Warenwissen von »Siziliessen«, seit drei Jahren Importeur sizilianischer Spezialitäten, und die Weinkompetenz der veganen Weinbar »Neontoaster«, die hier für das Sortiment an Naturweinen engagierter Winzer zuständig ist. So kommen möglichst chemiefreie Tropfen und authentisch zubereitete sizilianische Produkte auf den Tisch – was allerdings auch seinen Preis hat. Zum Reinschnuppern empfiehlt sich der Aperitivo: Von 17 bis 20 Uhr gibt’s ein Glas Wein mit einem Stück Büffelmozzarella oder einem Hackbällchen für fünf Euro. Kapern, Pistazien und Hanfteig weiterlesen

Schmausen in der Klause

Gut essen im Neuköllner Appendix Alt-Treptow

Unweit des Görlitzer Parks, direkt im Neuköllner Speckgürtel, im Dreiländereck von Neukölln, Kreuzberg und Treptow, spüren die Bewohner nichts von der Neuköllner Umtriebigkeit. Kinder können noch frei auf der Straße laufen, der Autoverkehr beschränkt sich auf Kleinstadtniveau, und die Nachbarn kennen sich.
In diesem beschaulichen Eckchen befindet sich die »Treptower Klause«. Ehemals war diese eine typische Berliner Eckkneipe, in der vorzugsweise der Bierdurst gelöscht wurde. Nach über 80 Jahren Kneipentradition wurde das Lokal geschlossen.

Qualitätskonrolle.                                                                                                                                                  Foto: pr

Das beobachteten Anne und Jussuf, die im gegenüber liegenden Haus wohnen, und beschlossen, hier ihr eigenes Lokal zu eröffnen. Beide haben ihre Erfahrungen in der Gastronomie gemacht. Anne, eigentlich studierte Biologin, hielt sich, als sie 1989 nach Berlin kam, mit Kneipen- und Caféjobs über Wasser. Am 9. November 1989 hatte sie ihren ersten Arbeitstag im »Café Adler« am Checkpoint Charlie in der Friedrichstraße. Das dürfte sie stressresistent gemacht haben. Jussuf ist gelernter Koch. Er hat bei dem österreichischen Sternekoch Franz Raneburger gelernt und setzt nun seine eigene Sterneküche in der »Treptower Klause« um. Schmausen in der Klause weiterlesen

Weingenuss mit Laura & Sebastien

Naturweine im SCHWARZEN GLAS

Während anderswo erst am Montag nachgefeiert wurde, konnten aufmerksame Leser dieser Zeitung ihre Vorfreude aus- und einige der am Wochenende (13./14. Mai) auf der Weinmesse RAW angebotenen Naturweine schon vorher verkosten. Schon im zweiten Jahr kamen Winzer an den Vorabenden der Weinmesse in DAS            SCHWARZE GLAS in der Jonasstraße, um ausgewählte Naturweine interessierten Liebhabern vorzustellen, über Trauben und Herstellung zu berichten und auch die Böden nicht unerwähnt zu lassen.

Laura.                                                                                                                                            Foto: Stefan Bubenzer

Am Freitag war Laura Seibel von der »Domaine de la Pinte« zu Gast im SCHWARZEN GLAS; für sie war es ein Debut. Die Domaine ist im Jura gelegen, zwischen Burgund und der Schweiz. Das dortige Gebirge ist namensgebend für das gleichnamige Erdzeitalter, da die Folgen der damaligen Entwicklungen noch besonders gut sichtbar sind. Heute ist die Gegend relativ karg, vielerorts recht steil, öfter regnet es. Dies ist nicht für alle Reben geeignet, so dass hauptsächlich die Trauben Savagnin, Chardonnay, Poulsard, Trousseau und Pinot Noir angebaut werden. Weingenuss mit Laura & Sebastien weiterlesen

Peter Watkins: Wahrsager im Film

Werkschau des Regisseurs im »Wolf Kino«

Nach Retrospektiven in Lissabon, Barcelona und Oslo hatte Kurator Kristofer Woods die Idee, das außergewöhnliche Werk des britischen Filmemachers, Kritikers, Visionärs und »Enfant Terrible« Peter Watkins auch in Berlin zu präsentieren. Das »Wolf Kino« ist der ideale Ort dafür, bietet es doch die Möglichkeit, die Filme in ein Programm mit Workshops, Vorträgen und Diskussionen einzubetten.

Hart an der Realität.                                                                                                                                             Foto: pr

Peter Watkins hat seit den 1960er Jahren immer wieder den Status quo herausgefordert und mit dokumentarisch anmutenden Filmen wie »The War Game« (1965), »Privilege« (1966), »Punishment Park« (1971) und »The Trap« (1977) sein Publikum erschüttert. Peter Watkins: Wahrsager im Film weiterlesen

Neukölln, du alte Hure…

Kalle Kalkowski: Rockpoet und Liedermacher

Neukölln spielt eine wichtige Rolle im Leben des Musikers Kalle Kalkowski. Dort wird er am 20. Januar 1950 als Gottfried Kalkowski im Haus von »Musik-Bading« geboren. Dort macht er seine Malerlehre und dort gewinnt er mit seiner Band 2011 den Wettbewerb »Unser Lied für Neukölln« mit seinem Song »Neukölln, du alte Hure…«.

Gottfried Kalkowski.                                                                                                                Foto: Boris Kalkowski

Gottfried Kalkowski, den alle »Kalle« nennen, beginnt 1966 mit seinen Freunden Musik zu machen. Bald darauf wird er von »Screaming Butlers« als Schlagzeuger engagiert. Die Band spielt Beat und Soul, Songs von den »Rolling Stones« und »Pretty Things« und ist bei Bandwettbewerben oft auf den vorderen Plätzen. Trotzdem wirft die Musik nicht genug Geld ab, um eine Familie zu ernähren. Kalle macht eine Ausbildung zum Malermeister, ein Beruf, den er bis heute ausübt. Neukölln, du alte Hure… weiterlesen

GODsDOGs

Ein Neuköllner Paar rockt die Kunstwelt

GODsDOGs – überall sind Ausstellungsstücke verteilt, fertiggestellte und noch zu bearbeitende, die Farben von Hell- bis zu Tiefblau oder ganz bunt: Der Ort hat einen ganz eigenen Zauber. Hinter GODs­DOGs stehen das Künstlerehepaar Britta und Ron Helbig, seit 2009 haben sie die Räume in der Jonasstraße. In ihrer Arbeit vereinen sie unterschiedliche Genres und Materialien, von Malerei über Skulptur bis zu Objekten, Fotografie, Installation und Performance. Sie entscheiden von Werk zu Werk, welche Form ihnen die nächste und aussagekräftigste ist.

Kultur ist von Anfang an Muss.                                                                                                                        Foto: pr

Immerwährend suchen sie nach Verbindungen und Spannungen – nach dem Blick dazwischen und hinter den Vorhang. Der Name GODsDOGs trägt das Göttliche, also das Oben, und den Underdog, das am Boden liegende, in sich. Britta und Ron bewegen sich zwischen diesen Polen und an den Grenzen des Dazwischen. GODsDOGs weiterlesen

Schüler sind auch Menschen

Das Museum Neukölln zeigt 50 Jahre Schulpraxis

Die späten sechziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts waren eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs, der auch vor den Schulen nicht halt machte. Am 1. April 1968 eröffnete in Neukölln die erste öffentliche integrierte Gesamtschule der Bundesrepublik.
Der Grundgedanke dieser Schulform war die Auflösung der traditionellen Gliederung in Grund-, Haupt-, Realschule und Gymnasium. Damit sollte Chancengleichheit und Unabhängigkeit von Herkunft und familiärem Umfeld erreicht werden.

Lehranstalten in der Erinnerung.                                                                                                                   Foto: mr

Auch der Umgang zwischen Schülern und Lehrern sollte sich verändern. »Schüler sind auch Menschen und haben manchmal recht. Man lässt sie mitunter auch zu Wort kommen«. So heißt es in den »Grundsätzen für den Lehrer der Gesamtschule«.
Dieses Handbuch ist Teil der neuen Ausstellung »Neukölln macht Schule« im Museum Neukölln, die sich mit fünfzig Jahren Schulpraxis in Neukölln beschäftigt und gleichzeitig zur Diskussion darüber anregen möchte, wie die Zukunft des Lernens aussehen könnte. Schüler sind auch Menschen weiterlesen

Endlich wieder Musik im Freien

Konzertreihe »Sommer im Park« startet am 10. Juni

Kaum eine Berliner Konzertreihe ist so vielfältig wie »Sommer im Park« und bietet ein derart entspanntes Ambiente. Sie existiert seit über 30 Jahren, und im Laufe der Jahre ist sowohl die Qualität der Musik als auch die Besucherzahl immens gestiegen. Zwischen Mitte Juni und Ende August strömen jeweils bis zu 500 Besucher zu den Konzerten.

Orquesta Burundanga.                                                                                                        Foto: Matthias Grosser

Das Spektrum der diesjährigen Konzerte bietet für jeden Geschmack etwas. Es reicht von Salsa, griechischen Liedern, indischer Musik, AfroSoul, russischem Rock ’n’ Roll bis zu Boogie Woogie und alten Soulklassikern.
Eröffnet wird »Sommer im Park« am 10. Juni mit einer heißen Mischung aus Salsa, Merengue und Rumba. Das »Orquesta Burundanga« ist Berlins einzige mehrheitlich weibliche Salsaband. Sängerin Sonia Solarte aus Cali, der Salsa Metropole Kolumbiens, präsentiert gemeinsam mit der Deutsch-Kolumbianerin Johanna Giesecke rhythmisch treibende Eigenkompositionen und Bearbeitungen traditioneller Salsa-Arrangements. Dabei werden sie tatkräftig unterstützt von der Posaunistin Tanja Becker, der Trompeterin Gisela Meßollen, der Pianistin und Geigerin Susanne Schulz, der Perkussionistin Elke Horner, der Schlagzeugerin Dorothee Wesseling und dem einzigen Mann der Band, dem Bassisten Peter Befort. Endlich wieder Musik im Freien weiterlesen

»Glanzparade« zur WM

Peter S. Kaspar hat Frank Stiefels neues Fußball-Buch gelesen

Die Fußball-WM naht und mit ihr zahlreiche Publikationen, die sich rund ums »Runde Leder« drehen. Einschlägige Erfahrung hat der ehemalige Mitarbeiter von Kiez und Kneipe, Frank Stiefel, bereits vor zwölf Jahren gesammelt, als er zur Heim-WM mit »Anschlusstreffer« zum ersten Mal die Fußball-Welt literarisch aufmischte.
Diesmal heißt das Werk »Glanzparade« und ist mit 240 Seiten fast doppelt so dick geraten wie sein Vorgänger. Und die »Glanzparade« hat es dann auch fürwahr in sich. Am bewährten Rezept hat Frank wenig geändert. Es geht um Fragen, Fakten und Zitate – und vor allem um wunderbare Karikaturen, mit denen er kickendes und nicht-kickendes Personal ins Bild setzt. »Glanzparade« zur WM weiterlesen

Geborgenheit schenken

Die aufregende und bereichernde Tätigkeit von Pflegeeltern

Das Telefon klingelt: »Frau R., wir haben hier einen einjährigen Jungen, die Mutter kann ihn momentan nicht versorgen, können Sie ihn aufnehmen«? Meine Gedanken rasen: Welche Termine haben wir, ist das Reisebett noch auf dem Boden, schaffen wir es von eben auf gleich, uns rund um die Uhr um einen Einjährigen zu kümmern, ist er ein ruhiges Kind oder wird er die ganze Zeit durch die Wohnung toben, wird er die ganze Zeit nach seiner Mutti weinen, ist er traumatisiert, schläft er, was braucht er, Windeln, Autositz, was zu essen, Spielsachen, jemanden, der ihn hält, einfach in den Arm nimmt, ihn weinen lässt, ihn tröstet, wird er es wollen…

Pflegefamilientag mit Falco Liecke.                                                                          Foto: Pflegeeltern im Kiez

Nichts wissen wir, nur ein kleiner Mensch, der ganz dringend jemanden braucht. Kein Heim, keine ständig wechselnden Betreuer, keine fremde Nachtwache, wenn er nachts nach seiner Mutter weint. Geborgenheit schenken weiterlesen

Ritual Schwitzhütte

Begegnung mit dem Unbekannten

Der Raum »Anna Muni« ist einer Lakota-Schwitzhütte nachempfunden. In der nordamerikanischen Tradition versammeln sich Menschen darin, um Reinigungsrituale durchzuführen. Diese Hütten werden heute weltweit reproduziert und neu gestaltet. Gemeinschaften finden zusammen, um kollektiv etwas Größeres als das Individuelle zu ehren.
Wie finden heute solche Begegnungen statt? Zur späten Stunde empfangen Torhüter die Besucher. Im dunklen Raum ertönen bunte Klänge. Was entsteht gemeinsam über die Zeit von sechs Stunden? Wie erleben sich die Menschen selbst und zusammen im städtischen Ritual? Wo enden das »Ich« und das »Du«, wo beginnt das »Wir«? Wo werden Grenzen erfahren und ausgetestet oder sogar aufgelöst?
Titel: Im.Puls.Raum. In einem dunklen Raum treffen Besucher auf ihre eigenen Stimmen, die von Anderen, und das sich stetig verändernde Unbekannte.

pr
In der Stadtschwitzhütte Anna Muni, Mareschstraße 16, am Freitag, den 22. Und Samstag, den 23.6. jeweils von 21:00 bis 03:00 im Rahmen von 48 Stunden Neukölln

Wildschweingulasch

Kulinarisches auf der »Dicken Linda«

Nachdem im vergangenen Monat das Spargel­essen auf der »Dicken Linda« ein voller Erfolg war, ist Detlef Bublitz beflügelt. Am 9. Juni wird er die Gäste des Marktes mit Wildschweingulasch verwöhnen. Dazu gibt es Kartoffeln und Gemüse der Saison. Da just an diesem Sonnabend auch der neue Bürgermeister von Neukölln, Martin Hikel, die Kranoldplatzbesucher begrüßen wird, können sich die Neuköllner wieder auf einen unterhaltsamen Wo-chenmarktauf­enthalt freuen.

ro

Preis der Ehre

Weniger Fußschweiß dank Männertreu

Frauenlist, Grindheil, Heil aller Schäden, Hühnerraute, Allerwelts­heil, Köhlerkraut, Männertreu, Veronika, »Steh auf und geh weg«, sind nur einige der volks­tümlichen Namen des Ehrenpreises (Veronica chamaedrys). Sein botanischer Name ist ein Gemisch aus lateinisch und griechisch. Das kommt daher, dass bereits Dioskurides seine Heilwirkung beschrieb.

                                                                                                              Foto: historische Zeichnung

Der Ehrenpreis ist in Mitteleuropa zu Hause und steht am liebsten in lichten Wäldern, an Wegrändern und auf trockenen Wiesen. Es gibt über 300 Arten von ihm. Früher wurde er zu den Braunwurzen gezählt, heute gehört er zu den Wegerichgewächsen. Preis der Ehre weiterlesen

Basteln mit Rolf

Spinnentier vom Drucker

Druckerhersteller versuchen durch Chips an den Patronen die Verwendung von Fremdtinten zu erschweren. Aus so einem Chip entsteht diesmal mein »Drupatchi«. Gebraucht wird etwas dünner Eisen-, Silber- oder Kupferdraht, ein Lötkolben, eine Zange, ein Seitenschneider, ein alter Druckpatronenchip und: Lust zum Pfriemeln.
Mein Tin­tenfies­ling aus einem Druckpatronenchip ähnelt einem Insekt mit zwei Scheren. Seine sechs Beine, die Fühler und Scheren aus dem Draht werden auf die Kontaktflächen gelötet und sollten so gebogen werden, dass die Lötstelle unten liegt. Nur so sind die auf der anderen Seite liegenden Bauteile gut sichtbar. Jeder darf und kann natürlich sich seinen eigenen »Drupatchi« gestalten.
Vielleicht schickt jemand einmal ein Bild seiner Kreation an: info@kuk-nk.de.

rr

Petras Tagebuch

Freiheitsglocke

Eigentlich bin ich ein sehr pünktlicher Mensch. Es bereitet mir keine Probleme, Verabredungen einzuhalten oder rechtzeitig zur Arbeit zu erscheinen.
Es gibt jedoch eine Ausnahme, und das ist der Sonntag. An diesem Tag treffe ich häufig für 12 Uhr Verabredungen. Leider kann ich da nicht pünktlich sein, denn ich muss die Freiheitsglocke hören. Sie erklingt vor den 12-Uhr-Nachrichten im Deutschlandradio Kultur.
Die Glocke war 1950 ein Geschenk der US-Amerikaner an die Berliner. Initiator der Idee war der Militärgouverneur der USA in Deutschland, Lucius D. Clay, auch bekannt als Vater der Luftbrücke. Er und die Regierung der USA organisierten eine Spendenaktion, an der sich 16 Millionen US-Bürger beteiligten. Zu diesem Zweck wurde die 10.206 Kilogramm schwere Glocke auf die Reise durch die USA geschickt. Jeder, der sie sehen wollte, durfte sie bewundern.
Die Freiheitsglocke ist die Anerkennung für das Durchhaltevermögen der Bürger der Stadt während der Blockade und ein Versprechen an die Völker im Ostblock, dass auch sie eines Tages frei sein würden. Petras Tagebuch weiterlesen

Lokal handeln für den globalen Klimaschutz

Fahrradfahren und Fahrradwege – wichtige Bestandteile des lokalen Klimaschutzes.                                                                                                                                                                               Foto: Andrew Gook

Berliner Klimatage in Neukölln

Am 22. April fanden auf dem Gelände der alten »Kindl-Brauerei« in Berlin-Neukölln im CRCLR-Haus die Berliner Klimatage statt. Organisiert wurden diese von der Naturschutzorganisation BUND. Teil der Klima­tage waren verschiedene Vorträge aus Politik und Wissenschaft, kulturelle Beiträge und eine Art Mini-Messe, auf der über 40 Aussteller – Start-ups, Nicht-Regierungs-Organisationen, nachhaltige Unternehmen und Kiez-Initiativen – ihr Engagement für praxisnahen und lokalen Klimaschutz vorstellten.
Die Schirmherrschaft für die Klimatage hat der neue Bezirksbürgermeister Martin Hikel übernommen. In seiner Begrüßungsrede bedankte er sich beim BUND dafür, das wichtige Thema Klimaschutz zu thematisieren und den Klimatag nach Neukölln geholt zu haben. Das CRCLR- Haus sei als Veranstaltungsort besonders geeignet, da dort auch zum Thema nachhaltiger Ressourcennutzung gearbeitet werde. In diesem Zusammenhang erwähnte Hikel auch die Initiative »Schön wie wir«, die sich für ein sauberes Neukölln einsetzt – schließlich sei Müllvermeidung und ordentliche Entsorgung auch Ressourcen- und Umweltschutz. Lokal handeln für den globalen Klimaschutz weiterlesen

Bänke weg – Park zu!

Hier stand einmal eine Bank.                                                                                                                           Foto:mr

Vor 100 Jahren waren fehlende Sitzbänke und mangelndes Personal Grund genug, den Körnerpark geschlossen zu halten.
Aus heutiger Sicht schwer vorstellbar, da die Neuköllner es sich mit Decken und Klappstühlen in selbigem Park gemütlich machen und die Wiesen belagern.
Leider kann der barocke, hintere Teil des Parks, der besonders zum beschaulichen Verweilen einlädt, in Ermangelung von Sitzgelegenheiten nicht genossen werden. Im vorderen Teil entlang der Schierker Straße scheinen auch die Hälfte der Bänke auf sonderbare Weise abhanden gekommen zu sein. Lediglich um das Wasserbecken herum stehen einige Bänke, die zu fast jeder Tageszeit besetzt sind. Für Menschen, die nicht so gut zu Fuß sind, bietet der Körnerpark somit kaum einen Anreiz, diesen wertvollen Ort zum Ausruhen und Genießen zu besuchen. Im Zeitalter der gewollten Inklusion wirklich schade, oder?

Beate Storni

Skulptur erinnert an einen unaufgeklärten Mord

Gedenkort für Burak Bektaş wurde eröffnet

Eine Gruppe Jugendlicher steht plaudernd an der Straße. Ein Mann geht wortlos auf sie zu, feuert mehrere Schüsse ab und verschwindet unerkannt. Der damals 22-jährige Burak Bektaş stirbt an diesem Abend, zwei Freunde werden schwer verletzt, können aber gerettet werden. Sechs Jahre ist diese Tat her, aufgeklärt wurde sie bis heute nicht. Doch die Tat ist unvergessen.

Mahnmal für Bektaş.                                                                                                                                          Foto: mr

Am 8. April wurde in Anwesenheit von mehreren Hundert Personen in der Nähe des Tatorts auf einer kleinen Grünfläche eine fast zwei Meter hohe Bronze­skulptur enthüllt, die die Erinnerung an das Verbrechen wachhalten soll. Die im Dezember 2017 verstorbene Künstlerin Zeynep Delibalta, die die Skulptur entworfen hat, gab ihr den Namen »Algorithmus für Burak und ähnliche Fälle« – Hinweis und Mahnung an die Ermittlungsbehörden, den Täter ausfindig zu machen und dabei neue Algorithmen, neue Lösungswege für den Fall zu finden. Skulptur erinnert an einen unaufgeklärten Mord weiterlesen

Wieder mal Durcheinander in der BVV

Einig gegen Antisemitismus, Lob für Ordnungsamtsmitarbeiter

Die antisemitischen Vorfälle der letzten Wochen lassen auch die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) nicht unberührt. Zur BVV am 25. April waren viele Vertreter der SPD, der Grünen und der Linken mit Kippa erschienen, um ihre Solidarität mit den Berliner Juden zu bekunden.

Solidarische Kopfbedeckung.                                                                                               Foto: Grüne Neukölln

Am Beginn der Sitzung stand die Entschließung zur Verurteilung von Antisemitismus und Homosexuellenfeindlichkeit, die die CDU eingebracht hatte, bei der sich die Linke am Begriff des »islambasierten Antisemitismus« stieß. Antisemitismus komme ausschließlich von Rechts, behauptete Thomas Licher, Fraktionsvorsitzender der Linken. Die Behauptung eines islamischen Antisemitismus sei antiislamische Hetze. AfD-Mann Andreas Lüdecke wies darauf hin, dass Antisemitismus inzwischen wieder in allen Gesellschaftsschichten virulent sei. Die Schlussversion, in der es »politischer und religiöser Antisemitismus» hieß, wurde mit großer Mehrheit angenommen. Die Linke, die neue AfD, die FDP und die Fraktionslose enthielten sich. Wieder mal Durcheinander in der BVV weiterlesen

»Wir sind stärker, wir sind mehr.«

Keine Einschüchterung durch rechten Terror

Im Süden Neuköllns wurden in den letzten zwei Jahren immer wieder Taten verübt, die Rechtsextremen zugerechnet werden. Es gab Brandanschläge auf Autos von Politikern und Antifaschisten, die Schaufenster der Buchhandlung Leporello wurden eingeworfen, Stolpersteine wurden ausgegraben. Dazu kommen Farbbeutel- und Steinwürfe gegen Privatwohnungen und Graffiti-Schmierereien mit persönlichen Bedrohungen. Und keine zwei Wochen nach Fertigstellung wurde der neue Gedenkort für den in Neukölln erschossenen Burak Bektaş beschädigt. Das Denkmal wurde mit Chemikalien übergossen. In allen Fällen wurden die Täter bisher nicht ermittelt.

BürgermeisTer und Ministerin zeigen Flagge.                                                                                          Foto: mr

Unter dem Motto »Gemeinsam gegen rechten Terror« sind am 21. April rund 1.000 Bürger auf die Straße gegangen, um gegen Rassismus und Hetze zu demonstrieren und um zu zeigen, dass sie sich nicht einschüchtern lassen. Aufgerufen hatte ein breites Bündnis aus Kirchen, Gewerkschaften, Parteien und Anwohnerinitiativen. Der Protestzug führte vom Bat-Yam-Platz zum Erinnerungsort für Burak Bektaş an der Ecke Rudower Straße/Möwenweg. Mit dabei Bezirksbürgermeister Martin Hikel und Bundesfamilienministerin Franziska Giffey. »Als ich erfahren habe, dass das Denkmal beschädigt wurde, war es mir ein großes Anliegen, dabei zu sein«, sagte Giffey bei der Abschlusskundgebung. »Wir sind stärker, wir sind mehr.« weiterlesen

Teurer Schachzug

Wundersame Fraktionsvermehrung der AfD

In Neukölln gibt es die AfD jetzt gleich doppelt, jedenfalls als Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Am 16. April gründeten drei der sieben Bezirksverordneten ihre eigene Fraktion. Anne Zielisch war bereits kurz nach der Wahl aus der Fraktion ausgetreten und sitzt als fraktionslose Parlamentarierin in der BVV.
Grund für die Spaltung seien politische und persönliche Gegensätze zwischen den beiden Gruppen gewesen, heißt es aus Kreisen der AfD. Teurer Schachzug weiterlesen

Bekenntnisfreie Schule

Podiumsveranstaltung pro Berliner Neutralitätsgesetz

Kein Kreuz, kein Kopftuch, auch kein »Gottlos glücklich«-Button – an Berliner allgemeinbildenden Schulen, im Gerichtssaal oder bei der Polizei herrscht das Neutralitätsgesetz. Das untersagt Staatsbediensteten, im Dienst Schmuck oder Kleidung zu tragen, durch die sie sich zu einer bestimmten Religion oder Weltanschauung bekennen. Darüber gibt es immer wieder Streit, der ideologische Riss geht quer durch die Parteien.

Auch Nonnen sind vom Neutralitätsgesetz betroffen.                                                                Foto: Münch

Die Gegner des »Berliner Neutralitätsgesetzes« sagen, es verletze die grundgesetzlich garantierte Religionsfreiheit, weil es für Musliminnen, die ihr Kopftuch auch in der Schule nicht ablegen wollen, einem Berufsverbot gleich käme.»Gerade in Zeiten von Radikalisierung muss es einen Fels in der Brandung geben – den öffentlichen Dienst«, sagt dagegen Michael Grunst, Bezirksbürgermeister von Lichtenberg und Politiker der Linken. Dieser müsse unbedingt religiös neutral auftreten. Da das Gesetz alle Religionen und Weltanschauungen gleich behandle, sei es weder diskriminierend noch rassistisch. In diese Kerbe schlägt auch der Neuköllner SPD-Bundestagsabgeordnete Fritz Felgentreu. Er ist überzeugt, »eine multiethnische und multireligiöse Gesellschaft braucht einen neutralen Staat.« Bekenntnisfreie Schule weiterlesen

Demokrat ist, wer andere Meinungen erträgt

Dialogforum sucht Wege zu Stärkung der Demokratie

Erfolgreiche Neuköllner Initiativen sind das Vorbild für die neue, deutschlandweite Aktion »Dialog – Aufbruch aus Neukölln«, die Kazim Erdogan vom Verein »Aufbruch Neukölln e.V.« ins Leben gerufen hat. Dazu gehören eine »Woche der Sprache und des Lesens«, die vom 18. bis 26. Mai 2019 stattfinden soll, die Etablierung weiterer Väter- und Männergruppen, Dialogforen in Schulen, sowie interreligiöse und interkulturelle Dialogveranstaltungen.

Miteinander reden statt übereinander.                                                                                                      Foto: mr

Das Projekt, das er am 16. April in der Genezarethkirche vorstellte, ist Teil des Programms »Demokratie leben!« des Bundesfamilienministeriums, mit dem der Dialog zwischen den verschiedenen Kulturen in Deutschland gefördert werden soll. Erdogans Anliegen ist es, dass Menschen miteinander statt übereinander reden. Dazu gab es dann auch gleich Gelegenheit bei der folgenden Dia­logveranstaltung mit dem Thema: »Demokratie stärken! Was kann ICH dafür tun?« Demokrat ist, wer andere Meinungen erträgt weiterlesen

Sportclub zur Lebenshilfe

Besuch aus Rumänien und Italien im Rathaus

Bürgermeister kann auch gut Englisch.                                 Foto: scl

Im Rahmen des »Speech-Projekts« der EU empfing der Neuköllner Bezirksbürgermeister Martin Hikel Ende April eine Gruppe vom »SCL Sportclub Lebenshilfe Berlin« im Rathaus Neukölln.
Sportler aus Italien und Rumänien waren zu einem Fussballturnier zu Gast. In fließendem Englisch würdigte Hikel das Engagement des SCL um Integration mit Hilfe des Sports, wodurch Menschen mit geistiger Behinderung in der Gesellschaft zu Anerkennung und Akzeptanz gelangen sollten. Zum feierlichen Abschluss konnten die Sportler einen Gruß, Wunsch oder Kritik im Neuköllner Gästebuch hinterlassen.
Im Anschluss gab es bei strahlendem Wetter eine Führung auf den Rathaus­turm mit unglaublichem Weitblick.

bs
https://scl.berlin/startseite.html

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr 104 – Donnerstag, 2. Mai 1918
Oeffnung des Körnerparks. Um den Bürgern unserer Stadt Gelegenheit zu geben, den Körnerpark zu besichtigen, wird derselbe am Sonntag, den 5. und 12. Mai nachmittags von 4 – 6 Uhr, ausnahmsweise geöffnet gehalten werden. Eine weitere Freigabe wird voraussichtlich vorläufig nicht erfolgen können, da es nicht möglich war, die für den Park notwendigen Bänke zu beschaffen, es auch an Personal zur Beaufsichtigung mangelt. Der Magistrat läßt aber dringend darum bitten, darauf zu achten, daß Beschädigungen jeder Art vermieden werden. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner