Archiv der Kategorie: Kunst

Zartes im Körnerpark

Ausstellung von Anne Brannys

Eine Perspektive des Zarten.                                                                                                                        Photo: mr

Anne Brannys hat in ihrer Dissertationsschrift »Eine Enzyklopädie des Zarten« all das versammelt, was sie mit dem Begriff des Zarten verbindet und es aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.
In der gleichnamigen Ausstellung in der »Galerie im Körnerpark«, die auf dieser Arbeit basiert, zeigt sie die Widersprüchlichkeit dieses Begriffes. Zart ist eben nicht nur zerbrechlich, es kann auch hart und verletzend sein. Zartes im Körnerpark weiterlesen

Das »LUDWIG« – Ein Ort zum Verweilen und Staunen

»Das Wesen der Dinge« – eine Ausstellung im Fluss

Maurus, der Betreiber des LUDWIG und gleichzeitig Kurator der wechselnden Ausstellungen, die in den großzügigen Räumen gezeigt werden, nennt seinen Ort »neukölln bar – venue – art space«. Mit diesen drei Begriffen wird das Konzept des LUDWIG klar umrissen.

Maurus und eines seiner Werke.                                                                                                      Foto: pr

Maurus: »LUDWIG, Kiez-Kneipe seit 1909, ist eine entspannte, offene und queere Kiez-Bar, in der die unterschiedlichsten Wesen und Dinge aufeinander treffen, sich begegnen, austauschen und kennenlernen können.« Maurus legt gro­ßen Wert darauf, in die Nachbarschaft integriert zu sein, und pflegt daher auch den Kontakt zu den anderen Gewerbetreibenden in seiner Straße. »Es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, wo man hingehen kann, wenn man einmal Hilfe benötigt«, sinniert Maurus. Das »LUDWIG« – Ein Ort zum Verweilen und Staunen weiterlesen

Spurensuche im Nebel der Geschichte

Ausstellung »Nebeltage« im Museum Neukölln

Vor 70 Jahren, am 24. Juni 1948, begann die Berliner Luftbrücke, die bis zum 12. Mai 1949 die abgeriegelte Stadt mit dem Lebensnotwendigsten versorgte. Der Flughafen Tempelhof war einer der Orte, an denen im Minutentakt die Transportflugzeuge landeten und starteten.

Rosinenbomber und Dagmar Gester.                                                                                                          Foto: mr

Die Fotografin und Journalistin Dagmar Gester hat sich auf die Suche nach den Spuren begeben, die wechselnde Nutzungen auf dem Tempelhofer Feld hinterlassen haben und nach dem, was von dieser Geschichte und der ursprünglichen Funktion des Areals noch zu spüren ist.
»Nebeltage. 70 Jahre nach der Berliner Luftbrücke« heißt die Ausstellung, die am 19. Januar im Museum Neukölln eröffnete und bis zum 15. April zu sehen ist. Spurensuche im Nebel der Geschichte weiterlesen

Der Dialog der Betrachtung

Anaïs Edely schult die Wahrnehmung in Zeichen-Workshops

Gerade ist sie aus Marokko zurückgekommen, doch Urlaub anderswo ist bei Anaïs Edely nicht einfach nur Wegfahren und am Strand liegen – ob auf den Philippinen, in der Ukraine, in den Niederlanden – sie verknüpft ihre Reisen immer mit einem Projekt.

Druck.                                                                                                                                                            © Anaïs Edely

Sie ist vor zehn Jahren aus Frankreich nach Deutschland gezogen und lebt als Zeichnerin und Grafikerin in Neukölln. Für sie sind die Workshops, die sie auf ihren Reisen in Schulen und anderen Institutionen gibt, eine Art anzukommen und nicht nur Touristin zu bleiben, sondern direkt »mit den Menschen vor Ort zusammen zu arbeiten, Erfahrungen zu teilen und einen kreativen Austausch entstehen zu lassen«. Der Dialog der Betrachtung weiterlesen

Strukturen

Malerei von Dagmar Stade-Schmidt

Vieles ist erst auf den zweiten Blick zu erkennen, aber der lohnt sich. Die Bilder der Malerin Dagmar Stade-Schmidt sind reduziert auf das Wesentliche: Struktur und Farbe. »Strukturen« heißt daher auch der Titel der Ausstellung, die derzeit im Foyer der Gemeinschaftshauses Gropiusstadt zu sehen ist.

                                                                                                                                                                                       Foto:mr

Die großformatigen Gemälde, bestehen aus vielen Farbschichten, sind mehr geformt als gemalt. Die relief­artigen Oberflächen erzeugen den Eindruck von Tiefe und Bewegung. Und bei näherem Hinsehen ergeben diese Strukturen dann auch einen Sinn, sind Landschaften, Bäume, Häuser, Silhouetten von Menschen zu erkennen.
Die Bilder sind im Laufe vieler Jahre und aus Eindrücken von vielen Reisen entstanden. Steinformationen eines Tagebaus in der Lausitz finden sich neben Feuerbergen auf Lanzarote oder der Brandung eines Meeres.

mr
Die Ausstellung ist noch bis zum 17. März zu sehen
Gemeinschaftshaus Gropiusstadt – Foyer, Bat Yam Platz 1

Neuköllner Kunstpreis

Preisgelder für Claudia von Funcke, Regina Weiss und Doro Zinn

»Kunst und Neukölln gehören zusammen«, sagte Bezirksstadtrat Jochen Biedermann in seinem Grußwort zur Verleihung des Neuköllner Kunstpreises am 20. Januar im »Heimathafen«. Dieser Preis wurde 2017 vom Kulturnetzwerk in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Kultur des Bezirksamtes Neukölln ins Leben gerufen, um der bildenden Kunst aus dem Bezirk und auch den hier lebenden und arbeitenden Künstlern Aufmerksamkeit zu verschaffen. Bewerben konnten sich alle Künstler, die einen Atelierstandort in Neukölln haben.

Die Gewinnerinnen.                                                                                                                                              Foto:mr

Eine unabhängige Jury, der unter anderen Dorothee Bienert, Leiterin der kommunalen Galerien Neuköllns, Andreas Fiedler, Künstlerischer Leiter des »Kindl-Zentrums« für zeitgenössische Kunst, Rainer Traube, Kulturchef der Deutschen Welle Berlin, und Martin Steffens vom »Kulturnetzwerk Neukölln« angehörten, hatte aus rund 90 Bewerbungen vorab zehn Kunstschaffende nominiert. Neuköllner Kunstpreis weiterlesen

»Kunstverein Neukölln« feiert Geburtstag

Künstlerische Weggefährten zeigen Arbeiten aus dieser Zeit

Seit zehn Jahren bereichert der »Kunstverein Neukölln« durch Ausstellungen und viele weitere Projekte die kulturelle Landschaft in Berlin-Neukölln. Aus Anlass dieses runden Geburtstages hat der Verein alle Künstler, die während dieser Zeitspanne mit ihm zusammengearbeitet haben, eingeladen, ausgewählte Werke in einer gemeinsamen Ausstellung zu präsentieren.

RückblicK auf zehn Jahre.                                                                                                                                Foto: mr

»10 Jahre« heißt die Ausstellung, die noch bis zum 28. Januar zu sehen ist. Die Bilder, angeordnet in Form einer Zeitleiste, die sich über die Wände der Ausstellungsräume zieht, zeigen individuelle und kollektive Erfahrungen innerhalb eines Jahrzehnts. »Kunstverein Neukölln« feiert Geburtstag weiterlesen

Schwarz, bunt und Fiktion

Über Zeit und Raum

Julia Schwarz ist 1986 geboren und in Berlin, Oberhausen und Mülheim aufgewachsen. Mittlerweile wohnt sie wieder in Neukölln. Sie studierte an der Folkwang-Universität in Essen Kommunikationsdesign und schloss 2015 ihren Master in Düsseldorf ab. Ihre Abschlussarbeit »Chronozeichen« trägt den Untertitel »Wie moderne Medien unseren Raum und unsere Zeitwahrnehmung beeinflussen«.

Schwarm ist immer in Gefahr.              Bild: Julia Schwarz

Es ist eine mediale Aufzeichnung von zeitlichen Begebenheiten und lässt eine Fülle an Zeichen entstehen, die das Zeiterleben entscheidend beeinflussen. Diese »Chronozeichen« beschreiben den gedanklichen Umgang mit Zeit. Und veranschaulichen, wie die modernen bildgebenden Medien unsere Idee und Wahrnehmung von Zeit und Raum verformen. Schwarz, bunt und Fiktion weiterlesen

Wenn Heirat zur Menschenrechtsverletzung wird

Eine Ausstellung zu Zwangsehen

Sie sind kaum dem Alter entwachsen, in dem sie noch mit Puppen spielten. Doch dann müssen sie heiraten. Einen Mann, den sie kaum oder gar nicht kennen, den ihre Eltern für sie ausgesucht haben.
Wie sich die Mädchen dabei fühlen, lässt die Ausstellung »Mit dem Pinsel gegen die geraubte Kindheit« im »Frauenzentrum Affidamento« in der Neuköllner Schmiede am Richardplatz erahnen.

Heirat kann töten.                                                                                                                                                Foto: mr

Die Bilder, die hier ausgestellt sind, wurden von Schülerinnen und Schülern zwischen acht und 16 Jahren aus dem südosttürkischen Van gemalt. Sie entstanden im Rahmen von Malwettbewerben, die »Yaka-Koop«, eine türkische Partnerorganisation von »Terre des Femmes«, seit 2013 jährlich ausrichtet. Wenn Heirat zur Menschenrechtsverletzung wird weiterlesen

Ein Jahr KINDL-Zentrum für zeitgenössische Kunst

Wo Kultur auf Skater trifft

Mit der Eröffnung der Ausstellung »Berlin Fassaden« der Berliner Künstlerin Asta Gröting im September hat bereits der zweite Ausstellungszyklus des »KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst« begonnen. Am Sonntag, den 3. Dezember um 16 Uhr endet die sehenswerte Ausstellung mit einem Rundgang. Im Dialog mit Kurator Andreas Fied­ler wird sich Asta Gröting anlässlich der Finissage über ihre Arbeiten äußern.

Kultureller Leuchtturm.                                                                                                                Foto: Daniel Bokor

Der Termin bietet einen guten Anlass, einmal auf das erste Ausstellungsjahr des KINDL zurückzublicken und sich an die Eröffnung der ersten Ausstellungen im Maschinenhaus vor gut einem Jahr zurückzuerinnern. Zu diesem Zeitpunkt waren die drei Ausstellungsräume des Maschinenhauses gerade fertiggestellt worden. Die Ostfassade des Gebäudes mit Foyer und Außentreppe wurde noch von einem Baugerüst verdeckt, der Vorplatz vor dem Gebäude war von Bauzäunen umgeben. Das ganze Areal wirkte unfertig und versprühte den Charme einer Großbaustelle. Ein Jahr KINDL-Zentrum für zeitgenössische Kunst weiterlesen

Körperarbeit auf allen Ebenen

Aus dem Leben einer Rixdorfer Lichtartistin

Reisen verändert das Leben. So war es bei der Lichtartistin Hanna Lange. Mit ihrer Zwillingsschwester Christina reiste sie nach dem Abi­tur nach Australien. Die Welt entdecken, im
Great Barrier Reef tauchen, durch die Wüste fahren, Leute kennenlernen. An den Stränden spielten viele Reisende ein ihnen unbekanntes Spiel. Das Spiel mit dem Feuer, das nachts leuchtende Muster in den Himmel zeichnet. Dabei werden an Ketten befestigte Kugeln, die Poi, mit Feuer entzündet und um den Körper geschwungen. Die Maoris auf Neuseeland verbesserten so ihre Kampffertigkeiten.

Lichtkünstlerin Hanna Lange.                                                                                             Foto: Dorothee Lange

Infiziert mit dem Poifieber spielten die Schwes­tern nach ihrer Rückkehr nach Deutschland weiter. Als Zwillinge erprobten sie Figuren zu zweit und entwickelten das bis dahin noch nicht etablierte Partnerpoi. Zusammen mit zwei Freunden, die ebenfalls an Partnerübungen tüftelten, kreierten sie neue Spieltechniken und drehten ein Youtube-Video. Auf einen Schlag waren sie in der Jonglierszene bekannt. Körperarbeit auf allen Ebenen weiterlesen

Avantgarde auf Schloss Britz

Kampmann – Eine Berliner Künstlerfamilie

Die Künstlerfamilie Kampmann brachte zahlreiche Maler, Bildhauer und Architekten hervor, die prägend waren für die Kunst des 20. Jahrhunderts. Ihre Kunst ist untrennbar mit der gesellschaftlichen Entwicklung dieser Zeit verbunden.
Unter dem Titel »Kampmann – Eine Berliner Künstlerfamilie« findet im Schloss Britz eine Ausstellung statt, die sich mit gleich sechs Vertretern dieser Familie beschäftigt.

Kat Kampmanns Frauen.                                                                                                                                  Foto: mr

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Arbeiten Walter Kampmanns (1887–1945). Walter Kampmann gehörte zur Berliner Avantgarde der Weimarer Republik. Er war, ebenso wie seine zweite Frau Kat, ein aktives und engagiertes Mitglied der »Novembergruppe«, einer 1918 in Berlin gegründeten Künstlervereinigung, die sich der künstlerischen wie auch gesellschaftlichen Erneuerung verschrieben hatte und führende Köpfe der Klassischen Moderne aus Architektur, Malerei, Bildhauerei, Dichtung und Musik vereinigte. Avantgarde auf Schloss Britz weiterlesen

Geschichten von Flucht und Vertreibung

Ausstellung im Saalbau gibt Opfern eine Stimme

Wenn von Flucht und Vertreibung die Rede ist, kommen die Betroffenen selten selbst zu Wort. Die neue Ausstellung in der Galerie im Saalbau, die am 17. November eröffnete und bis zum 14. Januar zu sehen sein wird, möchte diesen Menschen eine Stimme geben.

Freiheit ist immer in Gefahr.                                                                                                                            Foto: mr

»Translations«, Übersetzungen, heißt die Ausstellung, in der die Erinnerungen geflüchteter Menschen, ihre Gefühle, Sehnsüchte und traumatischen Erlebnisse im Mittelpunkt stehen.
Das Künstlerduo Anna Faroqhi und Haim Peretz versucht, mit unterschiedlichen Mitteln, diese Empfindungen für den Betrachter erfahrbar zu machen. Mittels Video, Fotografie oder Zeichnung wollen sie den Fluchtprozess nachempfinden.

Kinder zeichnen die Flucht. Foto:mr

Geschichten von Flucht und Vertreibung weiterlesen

Große Opernarien hautnah

Matinee im Foyer des Kulturstalls im Gutshof Britz

Einst war es eine Brennerei zur Schnapsherstellung, später wurde dann daraus der Guts­hof Britz, und heute ist dort die »Musikschule Paul Hindemith« beheimatet. Mit 4.500 Schülern ist sie wohl die größte Musikschule Deutschlands.

Ein Genuss für die Ohren.                                                                                                                                   Foto: ro

An diesem historischen Ort, im Foyer des Kulturstalls, fand am 12. November die zweite Sonntags-Matinee statt. Veranstalter war der Verein »Freunde der Sommer Oper Britz«. Der Verein setzt sich dafür ein, dass die jährliche Sommeroper stattfinden kann. Große Opernarien hautnah weiterlesen

Über Ludwig, Maurus, Kunst & Wesen

Kiezkneipe der Möglichkeiten

Objekte, die mit der Komposition des Raumes spielen, zeitgenössische Malereien an der Wand, eine wunderbar eigene Eleganz, ein wahrscheinlich hundert Jahre alter Tresenschrank, der sich nicht mehr verrücken lässt und Maurus Knowles – das LUDWIG.

Maurus Knowles mit Schirm und Birne.                                                                                                       Foto:pr

Den Namen hat es vom alten Anzengruber, der hieß mit Vornamen so – »das ist Tradition und Veränderung«.
Maurus Knowles, der Besitzer, hatte nach 20 Jahren das Angestelltendasein satt, »da bleibt nichts anderes, als was Eigenes zu machen«, sagt er, und eröffnete mit seinem Partner das LUDWIG im Juni 2016. Über Ludwig, Maurus, Kunst & Wesen weiterlesen

Tucholsky und Fotofantasien

Ausstellung im »Landsmann« am Herrfurthplatz

Ausstellungen beim »Landsmann« sind immer etwas Besonders. In Wohnzimmeratmosphäre fühlen sich die Gäste heimisch, und so war es auch an diesem 24. November.

Wolfgang Schnell stellte seine neuen Fotofantasien vor. Beispielsweise setzt er in der Montage ein Flugzeug vom Flughafen Tempelhof vor den Dom von `s-Hertogenbosch. Irgendwo tauchen auf den Bildern, die sich mit der Veränderung von Umgebungen befassen, Möwen oder andere Figuren, wie Loriots Möpse auf.
Das Publikum indessen ist auch gefordert. Aus den Fenstern auf den Bildern schauen Menschen aus dem Schillerkiez. Die Gäste durften suchen und hatten ihren Spaß dabei.
Umrahmt wurde die Veranstaltung von Christiane Schoon. Die Schauspielerin las Texte von Kurt Tucholsky. Thema waren die Familie, die Rede und die Erfindung des Reißverschlusses. Es war ein anregender und unterhaltsamer Abend.

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Loriot mit Niki de Saint Phalle?

Neue Ausstellung von Wolfgang Schnell

Warum nicht, wenn Wolfgang Schnell die beiden Figuren im Hof der romanischen Kirche von Drübeck in Sachsen-Anhalt zusammen spielen lässt?
Ein Beispiel für seine neuen Fotofantasien, die ab 24. November bei Mario Landsmann in der Kultur-Lounge am Herrfurthplatz 11 zu sehen sind. Diesmal sämtlich in schwarzweißen digitalen Fotomontagen, die uns von Drübeck über Heringsdorf, Stockholm, ’s-Hertogenbosch, Meißen, Wien und Goslar bis nach Alberobello und Bari in Apulien führen und den markanten dortigen Gebäuden oder Plätzen Menschen und Dinge hinzufügen, die aus dem oft schönen Urlaubsbild etwas ganz anderes werden lassen. Loriot mit Niki de Saint Phalle? weiterlesen

Postsparbuch für Lebensfreude

»Museum für Werte« versucht Abstraktes konkret zu machen

Irgendwo zwischen Leitkultur-Debatte und »wie viel kostet der Döner?« fragen wir uns alle mal: »Was sind eigentlich Werte?« Ein junges Team aus Studenten und Künstlern wollte sich diesem abstrakten, ausgehöhlten Begriff einmal ganz gegenständlich nähern. Im »Museum für Werte« stellten sie im Oktober für fünf Tage Gegenstände aus, die jeweils einen von drei Werten darstellen sollten.

Werte im Wertemuseum .                                                                                                                                    Foto: jt

Zu sehen war dann etwa ein Perlenohrring für Respekt, ein Stofffisch für Freundschaft oder ein Postsparbuch für Lebensfreude. Postsparbuch für Lebensfreude weiterlesen

Stillevens bei »Schiller’s«

Ein Maler packt aus: Bildhörspiele chillen an den Wänden

Wenn das politische Berlin Rastalocken flicht, wenn in den Raucherkneipen der Hauptstadt der Grog aus Jamaika-Rum zum Aschenbecher gereicht wird, und wenn Normalsterbliche im mecklenburgischen Dorf Rechlin-Nord noch einen Platz suchen, überm Zaun zu hängen, dann hängt der Rechliner Maler Michael Ihrke unweit seiner Berliner Dependance im »Schiller’s« ab. Die Ernte des Jahres ist eingebracht.

LEBENSKÜNSTLER Michael Ihrke (77) stellt aus im Schillerkiez. 20 Stilleben und im Original die Mühle für den »Kaffee danach«. Bilderlesung mit Musik vom Gassenhauser Detlef Nell am 18.11.2017 im »Schiller’s«, Schillerpromenade 26.                                                                            Foto: mg

Heute hängt er auf. Zurück aus seiner Gartenlaube an der Müritz – »Studio 3« steht dort am Modderweg auf einem efeuumrankten Keramikschild – hat er sich mit seinen Freunden Jürgen und Michael verabredet, das Licht für seine Vernissage am 18. November zu installieren. »Nee, Vernissage is mir zu fett«, nimmt er sich zurück, während wir den Flyer für die Ausstellung besprechen. »Nennen wir es ›Bilderlesung‹«, korrigiert er beim Absetzen seines Glases. »Oder ›das Bild im Wort‹!«, bemüht sich Jürgen um Originalität. Nach dem Grog sind sie sich einig: »Stillevens VANITAS – Bilder einer Ausstellung«. Das schlittert scheppernd wie Mussorgsky auf nederlands grachtenijs in um uns aufgerissene Ohren. Stillevens bei »Schiller’s« weiterlesen

Gott und die Zeit

Herr Arndt und die Liebe zum Comiczeichnen

Aike Arndt sitzt am liebsten in einem Cafe oder einer Kneipe und zeichnet Storyboards für seine Comics. Er möchte nicht die Menschen oder das Geschehen dort zeichnen, vielmehr mag er die in der Öffentlichkeit belebte Atmosphäre, das Angebundensein ans Leben und doch Ruhe und Raum für sich zu haben. Aike studierte in Münster Illustration, machte 2007 sein Diplom und lebt seit 2010 in Neukölln.
Eines seiner zentralen Themen ist die Zeit. So auch schon in seinem Diplomfilm »STYX«. Der schwarz-weiß gezeichnete Animationsfilm erzählt liebevoll und humoristisch die Überfahrt ins Reich der Toten. In der griechischen Sage ist der Fluß Styx die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und dem Hades, der Unterwelt. Um auf die andere Seite zu gelangen, muss der Fährmann Charon bezahlt werden.

Aike macht Live-Zeichnen auf Hochzeiten, Konferenzen und Betriebsfeiern und zeichnet ab und zu auch für Magazine.
Er gibt auf Anfrage auch Comic-Workshops für alle möglichen Gruppen, seien es Firmen oder Schulklassen. Hauptsächlich allerdings interessiert ihn das narrative Kontinuum des Comics, das Erzählen in mehreren Bildern. Gott und die Zeit weiterlesen

»Anwohnerklopfen«

Isabelle Stamm im Gespräch mit dem Bildhauer Axel Peters

Der Neuköllner Künstler Axel Peters arbeitete vom 17. Juli bis 11. August auf der Terrasse der Galerie im Körnerpark. Die Parkbesucher hatten die Gelegenheit, Zeugen seines künstlerischen Arbeitsprozesses zu werden.
Die Aktion wurde mit Mitteln des Fachbereichs Kultur des Bezirksamts Neukölln unterstützt.

Der Körnerpark wird zur öffentlichen Werksatt                                                                         .Foto: Klenner

Wie haben die Besucher auf Sie und den Steinblock, der sich durch Ihre Hände zum Kunstwerk transformierte, reagiert?
Die Besucher waren sehr interessiert und kommunikativ, mich hat das große Redebedürfnis der Anwohner erstaunt. Wir führten nicht nur Gespräche über die Arbeit des Bildhauers, sondern auch über Gott und die Welt. Alle Bevölkerungsschichten fühlten sich angesprochen Kollegen, Laien, Anwohner, Obdachlose, Kinder. »Anwohnerklopfen« weiterlesen

Spuren und Spiralen

Faszinierende Arbeiten im KINDL

Den aktuellen Arbeiten ist ein großes Publikum zu wünschen, denn beide Ausstellungen sind, so unterschiedlich ihr künstlerischer Ansatz auch ist, absolut sehenswert.

Silo der Stille .                                                                                                                                                           Foto: pr

Die neuesten Werke der Berliner Bildhauerin Asta Gröting, die in der untersten Etage des Maschinenhauses unter dem Titel »Berlin Fassaden« gezeigt werden, sind Silikonabgüsse von Mauerstücken, die noch die Wunden des Zweiten Weltkriegs in Form von Einschusslöchern in sich tragen. Das Silikon lässt jede noch so kleine Unebenheit an den Fassaden sichtbar werden. Durch die starke Haftung werden Jahrzehnte alter Staub, Dreck, kleine Mauerstücke, selbst Graffities auf die Abdrücke mit aufgenommen, die so wie bemalt wirken. Die Einschusslöcher treten als Narben der Geschichte auf den Negativabdrücken hervor. Spuren und Spiralen weiterlesen

Wo Banker kunstvoll weinen

Leuchtende Kunst von der Rolle

Fluoreszierende Zuckerwürfel in dunklen Kellern, weinende Banker, Werbeplakatübermalungen, Kunst von der Rolle – die Arbeiten von Friederike Hammann sind in keinen Stil zu pressen, sondern belebt von sehr unterschiedlichen Materialien, sie spielen aber fast immer mit der Wahrnehmung des Betrachters.

Hammann.                                                                                                                                   Foto: Afonso Azevedo

Die Künstlerin ist am Niederrhein aufgewachsen und lebt seit 1992 in Neukölln. Sie hat Kunst an der UdK studiert und zeichnet und malt, seit sie einen Stift halten kann. Sie erzählt, dass es ganz klassisch dazu kam: Sie lag als Kind krank im Bett und fing an zu zeichnen. Ihre Mutter sorgte in den folgenden Jahren immer für genug Papier und Stifte im Haus. Wo Banker kunstvoll weinen weiterlesen

Ukraine unter Druck

Bilder zwischen Tradition und moderner Krise

Es sind alte Menschen, derer sich Kristina Yarosh und Anna Khodkova in ihrer Ausstellung »Old Heroes« angenommen haben. In der aktuellen Ausstellung im »WerkStadt Kulturverein Berlin e. V.« zeigen sie großformatige Drucke, denen als Klischees dicker Karton diente.

Anna zwischen Kuh und Hase.                                                                                                                          Foto: jr

Kristina Yarush zeigt Straßenmusiker in Kiew, setzt sie vor einen farbigen Hintergrund aus traditionellen Teppichen. Anna Khodkova lässt ihren alten Großmüttern viel Raum, reduziert auf Kopf, Hände, Füße und einem Tier auf dem Schoß – der Körper und die Umgebung gehen in tiefem Schwarz auf. Die Werke strahlen Ruhe aus, eröffnen jedoch gleichzeitig den Diskurs über die politische Situation in der Ukraine. Ukraine unter Druck weiterlesen

Verdrehte Wahrheiten

Ausstellung in der Christophoruskirche

»Wahrheit ist ein spannendes Thema«, sagte Pater Kalle Lenz bei der Eröffnung der neuesten Ausstellung mit dem Titel »Wahrheiten« in der Christophoruskirche am 4. Juli. »Unsere Erkenntnis ist nur Stückwerk«, das sage bereits die Bibel. Um wie viel mehr treffe das heute zu bei der Informationsflut, die täglich über die Menschen hereinbreche. Was davon aber ist wahr und was sind sogenannte »Fake News«?

Wahrheit.                                                                                                                                                                 Foto: mr

Die riesigen in rot und blau gehaltenen Farbflächen, die der Künstler Lars Breuer auf die Wände der Seitenschiffe gemalt hat und die von den Wandvorsprüngen immer wieder geteilt werden, entpuppen sich erst bei näherem Hinsehen als Buchstaben, die sich zu dem Wort »Wahrheit« zusammenfügen. Horizontal und vertikal gespiegelt, stehen sich die Buchstaben der beiden »Wahrheiten« an jeder Wand genau gegenüber und werden so zu einer »verdrehten Wahrheit«.

mr
Die Ausstellung läuft noch bis zum 29. September. Öffnungszeiten im August nach Vereinbarung, im September:
Do 16 – 19, Fr 19 – 22,
Sa 16 – 18, So 11 – 17 Uhr Tel. 030 6273069 210. St. Christphoruskirche, Nansenstr. 4

Traumschatullen

Alice Baillaud »en passant« in der Galerie im Saalbau

Die U8 ist mal nicht Drogenumschlagplatz sondern Inspirationsquelle für Kunst. Die flüchtigen Begegnungen im Vorübergehen, anonym und zufällig, im nächsten Augenblick bereits wieder vergessen, haben die in Frankreich geborene Künstlerin Alice Baillaud zu ihren zauberhaft poetischen Kunstwerken inspiriert. »En Passant« heißt daher auch ihre Ausstellung, die noch bis zum 27. August in der Galerie im Saalbau zu sehen ist.

»ein Garten für meine Großmütter«.                                                                                                                              Foto: mr

Die Passanten auf ihren Monotypien erscheinen mal als deutliche Silhouetten, mal als sich auflösende Schatten, verblassende Erinnerungen, verschwindende Eindrücke. Die »Passante«, die sich zwischen den Figuren bewegt, ist die schwangere Künstlerin. Traumschatullen weiterlesen

Auseinandersetzung mit der Religion

Schulklassen gestalten spannende Ausstellung

500 Jahre ist es her als Martin Luther seine Thesen in Wittenberg veröffentlichte und damit einen Prozess auslöste, der das Glaubensleben in ganz Europa umgekrempelte.
Das Museum Neukölln hat dieses Jubiläum zum Anlass genommen, gemeinsam mit acht Neuköllner Schulklassen den religiösen Alltag im Bezirk zu erforschen. Herausgekommen ist eine sehenswerte Ausstellung, die interessante Einblicke in die großen Weltreligionen gibt.
Jede Schule gestaltete eine Vitrine, in der Symbole oder auch selbst gestaltete Objekte ausgestellt werden, die Bezug nehmen auf die Religion, mit der sich die Schüler beschäftigten.

religion auf schnellem Fuße.                                                                                                                                                Foto: mr

Im Unterricht entwickelten sie dazu Fragen, die sie Repräsentanten der jeweiligen Religion, Kulturwissenschaftlern und praktizierenden Laien stellten. Die dabei entstandenen Videos werden ebenfalls in der Ausstellung präsentiert. Auseinandersetzung mit der Religion weiterlesen

Kunterbunt gegen Alltagsgrau

Hundertwassers »Farbenspiele« im Schloss Britz

Er war einer der populärsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Friedrich Stowasser, (1928-2000) besser bekannt als Friedensreich Regentag Dunkelbunt Hundertwasser, war Maler, Architekt, Philosoph und Umweltschützer, der sich aktiv für den Schutz natürlicher Lebensräume einsetzte. Schloss Britz zeigt in Kooperation mit der »Galerie Saal« bis zum 23. Juli einen Querschnitt durch das grafische Werk des Wiener Künstlers.

Friedensreiches Porträt.                                                                                                                                                         Foto: mr

Hundertwassers Markenzeichen sind die Spirale, die er dem Diktat der geraden Linie der Moderne entgegensetzt und die kräftigen Farben, die die Bilder zum Leuchten bringen. So wirken die kunterbunten Bilder wie ein Gegenentwurf zum Grau des Alltags. Kunterbunt gegen Alltagsgrau weiterlesen

»Das Maß der Dinge«

Ingo Gerken und Florian Neufeldt im Saalbau

Der Aufstieg.                                           Foto: mr

Die Galerie im Saalbau bietet derzeit einen etwas ungewöhnlichen Anblick. Ein Teil der Wandpaneele ist abgenommen und an anderer Stelle wieder zusammenmontiert worden, so dass teilweise die rohen Wände mit Bohrlöchern und Dübeln zu sehen sind.
Das ist das Werk der Künstler Ingo Gerken und Florian Neufeldt, die den Raum selbst als Grundlage für ihre künstlerische Arbeit betrachten. »Sie haben den Raum in die Hand genommen«, beschreibt es Kuratorin Dorothee Bienert. Beide Künstler bedienen sich dabei alltäglicher Dinge, die in einen neuen Zusammenhang gesetzt werden. »Das Maß der Dinge« weiterlesen

Zeitgenössische Avantgarde auf dem Rollberg

Spannendes Ausstellungsprogramm im »KINDL-Zentrum«

Mit dem Vortrag »Vom Risiko der Verknappung« des Kunstkritikers und Kurators Hans-Jürgen Hafner, der sich durchaus geistreich, manchmal aber auch etwas schwer nachvollziehbar um die Begriffe »Malerei«, »Kunst« und »Bild« und deren Verhältnis zueinander drehte, endeten die ersten beiden großen Ausstellungen im Maschinenhaus des »KINDL«.

Ausdauerndes Publikum – interessiert an Verknappung                                                                                 .Foto: rb

Beide Ausstellungen, sowohl die große Einzelausstellung »Inhalt« von Eberhard Havekost in den oberen beiden Räumen M1 und M2, als auch die Gruppenausstellung »How long is now« im unteren Raum M0 zeigten, dass der Umbau der Räume gelungen ist und die Räumlichkeiten für ihre Zwecke sehr gut funktionieren. Zeitgenössische Avantgarde auf dem Rollberg weiterlesen

»Flucht nach vorn«

Ausstellung zeigt Erfolgsgeschichten

»Flüchtling zu sein ist eine Situation, die hoffentlich ein gutes Ende nimmt. Niemals ist es ein Titel oder eine Bezeichnung für eine Person«, zitiert Hervé Tcheumeleu in seiner Rede zur Ausstellungseröffnung von »Flucht nach vorn« Ehrenamtskoordinator Mboya Ochieng aus Eberswalde. Tcheumeleu und Ochieng sind beide Vorbilder – für Migranten und Migrantinnen genauso wie für Menschen, die ihr Heimatland nie verlassen haben. Beide mussten auf ihrem Weg schwere Hürden nehmen, mehr opfern als andere, die das Glück einer leichteren Ausgangssituation hatten. Trotzdem haben sie es geschafft, haben studiert und helfen nun mit ihrer Arbeit anderen dabei, ihren Weg zu finden.

Porträts der Hoffnungen.                                                                                                                                                         Foto: pr

In dieser Ausstellung erzählt das »Afrika Medien Zentrum« viele solcher Erfolgsgeschichten. Die Portraits der unterschiedlichen Menschen lenken den Blick auf das Positive, auf das, was Hoffnung gibt und nicht auf die natürlich oft sehr beschwerlichen und grausamen Fluchterfahrungen. »Flucht nach vorn« weiterlesen

Draußen trist – drinnen bunt

Galerie im Körnerpark lädt zum »Lustwandeln«

Arabeske.                                                                                                                                                                                           Foto: mr

Draußen ist es eher trist und grau. In der Galerie im Körnerpark dagegen explodieren die Farben. Sattes Gelb, leuchtendes Rot oder knalliges Pink springen den Besucher geradezu an. Draußen trist – drinnen bunt weiterlesen

Architektur aus neuer Sicht

»Exterieur« im »Kunstverein Neukölln«

Einsichten, Aufsichten, Ansichten sind Thema der neuen Ausstellung »Exterieur« im »Kunstverein Neukölln«. Drei Künstler nähern sich hier auf verschiedene Weise der äußeren Erscheinung des umbauten Raums.

                                                                                                                             Foto: mr

Die Betonskulpturen von Ute Hoffritz, die architektonische Grundformen im Miniaturformat darstellen, erscheinen auf den ersten Blick klar, einfach und überschaubar. Hermetisch und kompakt, wirken sie erst einmal abweisend wie Festungen oder Schutzräume. Aber diese Gehäuse haben Öffnungen: Ein Sehschlitz, eine kleine Pforte oder ein sich von oben eröffnender Innenhof. Wohin sie führen, was sich dahinter verbirgt, bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen. Architektur aus neuer Sicht weiterlesen

Linien – real, gedacht, konstruiert

Video, Installation und Skulptur in der Galerie im Körnerpark

momentum1
9 Lives erinnert an Warp-Geschwindigkeit.                                                                                                            Foto: mr

Linien, reale oder gedachte, entstehen mit jeder Bewegung durch den Raum. Die Ausstellung »Linear Momentum« in der Galerie im Körnerpark beschäftigt sich mit diesem Thema. Dabei arbeiten die Künstler weniger mit dem Mittel der Zeichnung, sondern sie arbeiten mit Skulptur, Installationen, Videos oder Fotografie. Linien – real, gedacht, konstruiert weiterlesen

Das Problem der Zeit

Vortrag im »KINDL-Zentrum«

Die Ausstellung »How Long is Now?« ist eine der beiden Ausstellungen, mit denen das Maschinenhaus des »KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst« Ende Oktober nach langer Wartezeit endlich eröffnet wurde. Die sehenswerte Gruppenaustellung, die den unteren Bereich des Maschinenhauses (M0) einnimmt, beschäftigt sich mit dem Thema der Zeitgenossenschaft und der Schwierigkeit des Künstlers, die Zeit, in der er selbst lebt, kritisch zu reflektieren.
Der Medientheoretiker Knut Ebeling, Professor an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, versuchte in seinem einstündigen Vortrag »How Deep is now? Eine Archäologie des Zeitgenössischen«, den er am 24.November in den Räumen der Ausstellung vor einem interessierten Publikum hielt, sich dem Thema theoretisch zu nähern. Das Problem der Zeit weiterlesen

Wo Zeitgenossen Kunst genießen

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»Kindl-Zentrum für zeitgenössische Kunst« endlich mit weiteren Ausstellungsräumen.       Foto: pr

Das »KINDL« Zentrum eröffnet alle Ausstellungsflächen

Es war den Gastgebern am Eröffnungs­abend anzusehen: Die letzten paar Wochen und Monate haben den Mitarbeitern des »KINDL-Zentrum für zeitgenössische Kunst« alles an Kraft und Ener­gie abverlangt. Erschöpft, aber mit einem glücklichen Lächeln, traten die Eigen­tümer des Gebäudeensembles, das Ehepaar Burkhard Varnholt und Salome Grisard, sowie die künstlerische Leitung in Person von Andreas Fiedler und Valeska Schneider vor die zahlreich erschienenen Gäste. Wo Zeitgenossen Kunst genießen weiterlesen

Das Festhalten vor der Veränderung

Fotoausstellung von Corinna Rupp

Der Anblick eines Abrisshauses, das in der untergehenden Sonne aussah wie eine Skulptur, gab den Anstoß. Zufällig hatte sie eine Kamera dabei und fotografierte die Reste dieses Hauses, das es bald nicht mehr geben würde. Seitdem fotografiert Corinna Rupp »Lost Places«. Und so lautet auch der Titel der Ausstellung dieser Fotos, die am 15. Oktober im Café »Madame Zucker« eröffnete.

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Die Künstlerin vor ihren Werken.                                                                                                                                     Foto: mr

Die Bilder zeigen Orte, die es so nicht mehr gibt. Da ist das Feld mit der einsamen Mohnblume, auf dem jetzt Häuser stehen oder die Kneipe, die nach einem Besitzerwechsel ganz anders aussieht.
Daneben hat sie flüchtige Momente festgehalten wie das Graffito, das längst übermalt wurde oder die Blume, die sich nach einem Sturm in den Speichen eines Fahrrads verfangen hat. Das leuchtende Gelb der Blüte bildet dabei einen wunderschönen Kontrast zum Silber und Schwarz des Fahrrads.
Bei Kaffee und leckerem Kuchen lässt sich schön über Vergänglichkeit und den ständigen Wandel der Stadt philosophieren.

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Zu sehen sind die Bilder noch bis Mitte Dezember. »Madame Zucker«, Wildenbruchplatz 5

Es werde Abendrot

Handgekurbeltes Licht beleuchtet Exponate

In Susanne Kriemanns Ausstellung »ich bin, varim, je suis Abendrot« in der Galerie im Körnerpark geht es um Licht und die Möglichkeit der nachhaltigen Beleuchtung des Körnerparks. Beleuchtet werden Objekte, die einen direkten Zusammenhang mit dem Körnerpark haben und für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stehen.
Für die Urzeit steht ein Mammutknochen aus der Eiszeit, der um 1900 in Franz Körners Kiesgrube gefunden und bisher noch nie öffentlich ausgestellt wurde. Daneben gibt es den Fries eines Gründerzeithauses oder einen mit Glitzerpartikeln versetzten Betonblock.

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Kulturstadtrat Rämer erzeugt Strom für die    Kunst.                                                                                       Foto: mr

Beleuchtet werden sie durch Lampen, die die Besucher mit Hilfe einer Handkurbel selber in Betrieb setzen. Vor jeder Lampe ist eine durchscheinende, mit den Farben des Abendrots beschichtete Platte angebracht, die sich ebenfalls dreht und die Exponate in die unterschiedlichsten Farben taucht. Bei der Eröffnung am 9. September drehten die Gäste eifrig und freuten sich an dem Farbenreichtum. Es werde Abendrot weiterlesen

Menschen in der Großstadt

Begegnungen und Streiflichter, fotografiert von Jürgen Bürgin

Eine Frau schreibt etwas in ein Heft. Ein alter Mann steht wartend am Straßenrand. Solche Szenen aus dem Alltagsleben von Großstädten zeigt Jürgen Bürgin in seiner Fotoausstellung »Mensch und Metropole« in der »Galerie im Saalbau«.

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Momentaufnahme von Jürgen Bürgin.

In seinen Bildern, die in den Jahren 2009 bis 2015 aufgenommen wurden, porträtiert Bürgin die großen Metropolen dieser Welt und das Leben der Menschen darin. Gezeigt werden in dieser Ausstellung vor allem Bilder aus New York, daneben aber auch aus Berlin, Lissabon, Shanghai, Saigon und Tokio. Menschen in der Großstadt weiterlesen

»OLYMPIA« – eine Zeitwahrnehmung

Echtzeitprojektion auf 1.000 Jahre im Kesselhaus

Vor genau einem Jahr wurde das Kesselhaus, der erste Ausstellungsraum des »KINDL-Zentrum für zeitgenössische Kunst« mit der Installation »Kitfox Experimental« von Roman Signer eröffnet. Nun folgt mit der Real-Time-Videoprojektion »OLYMPIA« des belgischen Künstlers David Claerbout der zweite Streich. Die Videoarbeiten Claerbouts zeichnen sich durch eine suggestive Langsamkeit aus. Dadurch wird die Zeit für den Betrachter auf beinahe körperliche Weise erlebbar.

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Olympiastadion mit realem Wetter.                                                                                                                                  Foto: jr

Mit seiner neuesten Arbeit zielt der Künstler nun auf eine Dimension ab, die das menschliche Vorstellungsvermögen bei weitem übersteigt: Die Echtzeit-Projektion ist auf 1.000 Jahre angelegt und entzieht sich damit radikal unserer realen Erfahrung. Claerbout nimmt zwar auch Bezug auf das »Tausendjährige Reich«, einen von den Nationalsozialisten geprägten Begriff. Gleichzeitig ist das Projekt als eine Arbeit über Wahrnehmung und Zeit zu verstehen. »OLYMPIA« – eine Zeitwahrnehmung weiterlesen