Solidarität mit Sinti und Roma

Flaggenhissung durch »Amaro Foro« und Martin Hikel.    Foto: mr

Neukölln zeigt Flagge zum Welt-Roma-Tag

Der Internationale Tag der Roma am 8. April ist ein weltweiter Aktionstag, mit dem auf die Situation der Roma, insbesondere deren Diskriminierung und Verfolgung, aufmerksam gemacht und zugleich die Kultur dieser ethnischen Minderheit gefeiert werden soll. Das Datum erinnert an den ersten Welt-Roma-Kongress am 8. April 1971 in London, mit dem die Roma-Bürgerrechtsbewegung ihren Anfang nahm. Der Kongress verabschiedete unter anderem die Flagge und die Hymne der Roma sowie die Selbstbezeichnung »Roma« – Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins. Solidarität mit Sinti und Roma weiterlesen

Gedenken und Handeln

Achtzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wird am Achten Mai 2025 in Berlin der Befreiung vom Nationalsozialismus und der Möglichkeit zur demokratischen Entwicklung gedacht. Leider überschattet der Krieg in der Ukraine das Gedenken.
Der diesjährige Achte Mai sollte noch größeren Anstoß geben, aktiv für den Frieden einzutreten.
Angesichts zunehmender weltweiter Rüstung und Kriegen ist das Verlangen nach friedlichem Zusammenleben wichtiger denn je.
Ebenso zentral bleibt es, aktiv für die Demokratie und gegen Rechtsextremismus einzutreten.
1933 wurde zuerst die Demokratie abgeschafft und die brutale Verfolgung politischer Gegner begann. Es führte zum Zweiten Weltkrieg mit über 60 Millionen Toten und Völkermord. Lassen wir es nicht wieder so weit kommen.

Thomas Hinrichsen

Von der Bundesgartenschau zum Volkspark

Der Britzer Garten feiert Vierzigsten

Vor vierzig Jahren, am 26. April 1985, öffnete die erste Bundesgartenschau in Berlin ihre Pforten. Heute ist aus diesem Gelände eine grüne Oase geworden, die dazu einlädt, die bunte Pflanzenvielfalt und gärtnerische Sonderschauen zu entdecken, zu joggen, Live-Konzerten unter freiem Himmel zu lauschen oder einfach nur die frische Luft im Grünen auf der mitgebrachten Picknick-Decke zu genießen.

Tulpenpatin Franziska Giffey mit Ahmad und Hikel. Foto: mr

Mit einem fröhlichen Fest wurde am 26. April dieses Jubiläum gefeiert und gleichzeitig in die neue Saison gestartet.
Es gab ein buntes Bühnenprogramm mit Live-Musik, Hip-Hop-Tanz­aufführungen, Kinderschminken, Bastel-Mitmachaktionen, Experimenten im Forschergarten, dazu zahlreiche Marktstände von Akteuren und Partnern des Britzer Gartens.
»Der Britzer Garten ist ein Kontrapunkt zu dem, was die Menschen üblicherweise mit Neukölln verbinden«, sagte Bezirksbürgermeister Martin Hikel, der das Fest gemeinsam mit dem Leiter des Gartens, Osama Ahmad, eröffnete. »Der Park ist eine der Perlen im Bezirk, die Besucher aus ganz Berlin anzieht. Man bekommt hier einfach gute Laune.« Von der Bundesgartenschau zum Volkspark weiterlesen

Leitbild für zivilgesellschaftliches Engagement

Werte als Fundament für die Zusammenarbeit von Verwaltung und Zivilgesellschaft

Ein auf Initiative von zivilgesellschaftlichen Organisationen erarbeitetes »Leitbild für zivilgesellschaftliches Engagement in Neukölln« wurde am 10. April in Anwesenheit von Oliver Friederici, Staatssekretär für Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Bezirksbürgermeister Martin Hikel und zahlreichen größeren und kleineren Organisationen und Mandatsträgern im Rathaus erstunterzeichnet.

Unterzeichneten als erste das Leitbild: v.li. Staatssekretär Friederici, Philipp Rhein, Engagementbeauftragter des Bezirks, Aysel Safak (QM Flughafenstraße), Anne Jeglinski und Ann-Kathrin Carstensen.     Foto: Stephanus Paarmann

Mit diesem Leitbild soll der neuen Form der Zusammenarbeit von Verwaltung und Zivilgesellschaft sowie der veränderten gesellschaftspolitischen Lage Rechnung getragen werden. Darin festgehalten sind grundlegende Werte, denen sich die Unterzeichnenden verpflichten, wie das Bekenntnis zu demokratischen Grundsätzen, Menschenwürde, Diversität und Toleranz.
»Wir unterstützen und fördern zivilgesellschaftliches Engagement in Neukölln in seiner Unterschiedlichkeit. Dabei soll das Engagement so vielfältig sein wie die Menschen in unserem Bezirk«, heißt es. Leitbild für zivilgesellschaftliches Engagement weiterlesen

Ausbau der sichereren Radinfrastruktur kommt voran

Die Ilsestraße ist als Fahrradstraße fertig, am Radweg an der Hermannstraße wird noch gebaut

Zwischen Thomasstraße und Werbellinstraße entsteht derzeit auf beiden Seiten eine geschützte Fahrradinfrastruktur. Die Bauarbeiten sollen etwa drei Monate dauern.
Auf dem knapp 500 Meter langen Abschnitt wird der Radverkehr nach Möglichkeit baulich vom Autoverkehr getrennt, um so den Alltag im Straßenverkehr für alle Verkehrsteilnehmer sicherer zu machen. Der mehr als zwei Meter breite Radfahrstreifen wird durch sogenannte Flexpoller und Leitboys sowie durch Leitschwellen von der Fahrbahn getrennt. Ausbau der sichereren Radinfrastruktur kommt voran weiterlesen

Stürzen, modifizieren oder behalten

Wie geht es weiter mit dem Jahndenkmal in der Hasenheide?

Im Juni 1811 errichtete Friedrich Ludwig Jahn in der Berliner Hasenheide einen ersten öffentlichen Turnplatz zur körperlichen Ertüchtigung der männlichen Jugend. Seine Aktivitäten führten zur Gründung vieler Turnvereine in ganz Deutschland. Jahn ist wegen nationalistischer und antisemitischer Äußerungen umstritten.
Der »Turnvater« verbinde Widersprüchlichkeit und manchmal Widerwärtigkeit. Über den richtigen Umgang mit der Erinnerung an eine solche Persönlichkeit und was das für den Umgang mit dem Jahndenkmal in der Hasenheide bedeutet, sprach Matthias Henkel, Leiter des Museums Neukölln, mit seinen Gästen bei einer Podiumsdiskussion am 9. April.

Versuch einer Modifizierung.   Foto: mr

An Jahn möge sie überhaupt nichts, sagte Claudia von Gélieu vom Neuköllner Frauennetzwerk. Sie wies auf seine Frauenfeindlichkeit, seinen Antisemitismus und seine völkische Gesinnung hin und forderte, das Denkmal abzubauen als ein Zeichen der Abkehr von dieser Gesinnung. Stürzen, modifizieren oder behalten weiterlesen

Kriegsende und Kriegsgefahr

Ein Essay von Thomas Hinrichsen

Am 8. Mai 1945, vor achtzig Jahren, war der Zweite Weltkrieg vorbei. Die »Deutsche Wehrmacht« musste bedingungslos vor den Alliierten Streitkräften kapitulieren. Der Hitlerfaschismus war besiegt, Deutschland lag in Trümmern. Die Waffen schwiegen.

ein von der britischen Armee gesprengter U-Bootbunker in Kiel. Die Ruine wich inzwischen dem Hafenausbau.      Foto: Jens Roennau/Mahnmal Kilian e.V.

In Europa führte das zu einem dauerhaften Frieden, der allerdings durch den russischen Angriff auf die Ukraine in diesem Land nicht mehr existiert. Das Erinnern an die Befreiung vom Faschismus 1945 wird durch die Weltlage überschattet. Doch es bleibt guter Grund zum Gedenken. Gedenken bedeutet auch, innehalten zum Nachdenken. Zumindest im Westen konnte sich die Demokratie entfalten. Kriegsende und Kriegsgefahr weiterlesen

Preis der Lutherstädte

Heinz Ostermann engagiert sich für die freie Gesellschaft

Heinz-Jürgen Ostermann. Foto: Stephanus Paarmann

Mit dem Preis der Lutherstädte »Das unerschrockene Wort« wurden am 28. März in Augsburg Heinz J. Ostermann, Buchhändler in Neukölln, und Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Weimar, für ihr Engagement gegen Rechtsextremismus ausgezeichnet.
Der Jury war bei der Entscheidung wichtig, dieses Engagement auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen zu stärken. Beide Preisträger stehen dabei nach dem Vorbild Martin Luthers dafür ein, ihre Überzeugungen auch gegen Widerstände zu verteidigen.
Nach dem Einzug der AfD ins Berliner Abgeordnetenhaus positionierte sich Heinz J. Ostermann zusammen mit anderen unabhängigen Neuköllner Buchhandlungen im Rahmen kritischer Diskussionsveranstaltungen gegen den aufkommenden Rechtspopulismus. Preis der Lutherstädte weiterlesen

Pilotprojekt auf dem Gutshof Britz

Umweltpädagogik für Menschen mit und ohne Behinderung

Auf dem Gutshof Britz wird es künftig ein neues Projekt zur Umweltbildung geben. Am 15. April stellte die »Union Sozialer Einrichtungen gGmbH« (USE) ihr Projekt »Partizipative inklusive Umweltbildung am Schloss und Gutshof Britz« vor. Gefördert durch die »Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin« wird hier ein neuer Arbeitsbereich etabliert, in dem Menschen mit Beeinträchtigung nicht nur teilnehmen, sondern es ihnen ermöglicht wird, aktiv zur Umweltbildung und zum praktischen Umweltschutz beizutragen. Dabei sollen Bildungs­angebote entstehen, die Menschen mit und ohne Beeinträchtigung miteinander in den Dialog bringen und Akzeptanz und praktische Umweltbildung fördern.


Es sei das erste Projekt dieser Art überhaupt, sagte Geschäftsführer Martin Kaufmann. Ziel sei es, Menschen mit Behinderung in der Stadt sichtbar zu machen. Dabei sollte man nicht fragen, ob das geht, sondern was es braucht, damit es geht. Pilotprojekt auf dem Gutshof Britz weiterlesen

Chronik des Dorfes und Neuköllner Ortsteils Britz

Teil 1: 1237 – 1699

Der Ortsteil Britz feiert in diesem Jahr seinen 650. Geburtstag. Die Kiez und Kneipe wird in den kommenden Ausgaben eine Chronik der Geschichte vorstellen.
Britz war immer ein freundlicher Siedlungsort, bestehend aus zwei Teilen einer Grundmoränenfläche des Teltow. Westlich der heutigen Buschkrugallee finden sich Geschiebemergel (guter Ackerboden), Kies (Baumaterial), Findlinge, Pfuhle (Wasser!) und östlich davon Sümpfe.

Britz im 14. Jahrhundert.

1237 erstes schriftliches Zeugnis eines Tempeldorfes »Britzig« (Britz) auf dem Teltow.
1375 Das Landbuch Kaiser Karls IV. erwähnt Britz. Dieses Jahr gilt nun als Gründungsjahr. Es gab damals vier Rittergüter.
1416 Heine der Ältere, Heine der Jüngere und Otto von Britzke sind Besitzer von Britz und seinen Feldern. Chronik des Dorfes und Neuköllner Ortsteils Britz weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt, Sonnabend, 2.5.1925
Ein wissenschaftlicher Höhenflug. Vom Flugplatz in Brunsbüttel unternahm Dienstag nachmittag der bekannte Flugzeugführer Robert Förster einen wissenschaftlichen Höhenflug mit dem Flugzeug der Deutschen Seewarte. Er erreichte die für Hamburg außerordentliche Höhe von 7200 Metern. Das Thermometer zeigte in dieser Höhe eine Kälte von 44,6 Grad Celsius. Der Flug gab sehr wertvolles Material über die in diesen Höhen herrschenden Luftströmungen. Förster, der infolge der in den oberen Höhen herrschenden starken Kälte erhebliche Frostwunden im Gesicht erlitten hatte, bediente sich während des Fluges eines Sauerstoffapparates. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Kaffee bei Coco am Kranoldplatz

Neues charmantes Eckcafé belebt tags den Kiez

»Endlich ein schönes Café im Kiez!« So seufzen und rufen viele seit letztem Oktober im Kranoldkiez. Denn abseits des sonnabendlichen Wochenmarkts und der »Markt­börse« als klassischer Eck- und Dartskneipe war rund um den schönen Kranoldplatz südlich der S-Bahn-Trasse gastronomisch ziemlich tote Hose. Doch jetzt gibt es an der Ecke zur Bendastraße, wo viele Jahre das Büro eines Hospizes war, das »COCO Şenol«.

LOCO COCO, ganz entspannt.   Foto: hlb

Herr Şenol, der Besitzer, hat die zwei großen Räume stil- und geschmackvoll saniert und eingerichtet und einen unaufgeregten Genussort geschaffen. Hell und doch gemütlich ist das Café geworden, dank hübscher Holzmöbel, altem Dielenboden, Retro-Lampen und vieler kleiner Details. Es liegen Zeitungen und Magazine aus, und ein nachbarschaftlicher Schwatz ist auch immer drin. Kaffee bei Coco am Kranoldplatz weiterlesen

Kreuzung der geschmackvollen Gastronomen

Von Austern und Ananas zu Dönern und Dosas

Schrieben wir vorletzten Monat über den Kneipenknubbel Weser Ecke Wildenbruch, geht es im Mai alliteratorisch weiter mit der Pflüger- Ecke Pannierstraße in Nordneukölln, wo eher fein und besonders aufgetischt wird. Über Ex-Tim-Raue-Schüler Jonas Merolds sehr klar eingerichtetes Besserschmeckerrestaurant »merold« mit seinen breit inspirierten neudeutschen Tellern hatten wir schon gern berichtet, wie auch über Khaled Benhajamors freundlich-buntes »La maison bleue« zwei Häuser weiter mit seiner traditionell tunesischen Berberküche.

AUSSEN hui, innen feu: »Kramer«. Foto: hlb

Gegenüber ist das alteingesessene, kleine und günstige »Indian Dhaba Mira« weg, dafür gibt es hier nun bei »Nusrit Kebap« Chicken-Gemüse-Döner-Gerichte oder Falafel. Wenig originell, aber: Mit Preisen von zumeist unter fünf Euro oder 2,99 für die Pommes ist das Preisleistungsverhältnis çok iyi. Und pikant und modern panindisch lässt es sich ja auch im »Chutnify« ums Eck seit 2016 lecker essen. Von knusprigen gefüllten Dosas (Linsenfladen) über Tan­door-Gerichte zu Currys geht die würzige Fahrt – am bestem mit von allem etwas mit einem Thali mit vielen Schüsselchen für um die 20 Euro. Dazu viel Vegetarisches und coole Drinks – nicht umsonst ist sie auch bei Lieferdienstnutzern und sogar auch in Prenzlauer Berg und Portugal sehr beliebt, die kleine Familienlokalkette der portugiesischen Chefin Aparna Aurora. Kreuzung der geschmackvollen Gastronomen weiterlesen

Niemals wieder

Deutsch-tschechische Wanderausstellung

Evangelische Glaubensflüchtlinge aus Horní Čermná gründeten 1737 das böhmische Dorf in Rixdorf, das mit Deutsch-Rixdorf zum Bezirk Neukölln geworden ist. Bereits 1989 wurde eine Städtepartnerschaft mit der Stadt Ústí nad Orlicí begründet und seit dem 8. September 2005 besteht die Partnerschaft zwischen Prag 5 (Smíchov) und Neukölln.


Inspiriert von einem Foto mit Kirchenglocken, die im Protektorat Böhmen und Mähren abge­hangen wurden, um sie für Kanonen einzuschmelzen, entstand die Idee zu einer tschechisch-deutschen Gemeinschaftsausstellung aus Anlass des Endes des 2. Weltkriegs vor 80 Jahren. Dabei sollen vor allem Orte aus der Nachbarschaft aufgezeigt werden, an denen im Alltag vorbeigegangen wird und die doch an das Leid und Elend von Diktatur und Krieg erinnern. Niemals wieder weiterlesen

Menschlichkeit statt Krieg

Biografie eines bedeutenden Sozialisten

Der französische Sozialist Jean Jaurès wurde 1859 geboren und 1914 ermordet. Er ist in Frankreich bis heute berühmt, zahlreiche Gebäude und Straßen sind nach dem als »Volkstribun« bezeichneten Politiker und Historiker benannt.
Seine politische Arbeit als Mitglied der Nationalversammlung begann er als Mitglied der Republikanischen Partei  und wandte sich früh dem Sozialismus zu.
Dabei setzte er zwei Schwerpunkte: erst die Republik, dann der Sozialismus. In der Form der Republik, wie die französische Revolution sie hervorgebracht hat, sah Jean Jaurès die beste Möglichkeit, den Kampf für eine freie sozialistische Gesellschaft zu führen.
In dem Rahmen sprach Jaurès davon, dass ein Übergang zum Sozialismus nur als »evolutionäre Revolution« möglich sei. Voraussetzung bleibt dabei die Veränderung der Besitzverhältnisse zu Gunsten »des vierten Standes«, der Arbeiterklasse. Menschlichkeit statt Krieg weiterlesen

Odeur oder Fehlkonstruktion

Fred Haase fühlt sich olfaktorisch herausgefordert

Mein Rückflug von Rabat nach Berlin. Nach vielen engen Kontakten mit Mitreisenden zwänge ich mich im Flieger auf Sitz 13b. So, nun entspannen und durchatmen.


Die Frau neben mir trägt ein sportliches Outfit, hat ihre Flicked-out-Bob-Frisur voluminös mit Haarspray modelliert. Ich präsumiere: Wella oder Taft. Der Herr am Fenster, von stattlicher Leibesfülle, hat mit chirurgischer Präzision Aftershave aufgetragen, nicht sparsam, nein, entschlossen! Ein heroischer Versuch, Rasurbrand zu verhindern. Das Orangenblüten-Duschgel, das er vermutlich morgens auftrug, hat sich nahezu verflüchtigt, einen Hauch wittere ich noch. Allerdings dominiert die Geruchsallianz aus Körperausdünstung und seiner wahrscheinlich signifikanten Vorliebe für Knoblauch hemmungslos. So ist das Bouquet, das meine sensorische Innervation verarbeiten muss, herausfordernd: fruchtig, streng, taftig, würzig Odeur oder Fehlkonstruktion weiterlesen

Basteln mit Rolf

Leuchtmittelschnake

Der Klimawandel beschert uns verstärkt wärmeliebende Geschöpfe aus den Tropen. Wie die gemeine Leuchtmittelschnake aus einer kleinen Kühlschrankglühbirne, etwas Draht, einem Paar Ahornsamen (immer noch zu finden).
Zum Realisieren helfen Zangen, ein Seitenschneider, Lötzeug, Heißkleber und Lust zum Pfriemeln.


Aus dem Draht werden drei Paar Beine sowie der Saugrüssel. Ich habe die Beine an die Gewindefassung gelötet, ebenso wie den Rüssel am zentralen Kontaktpunkt (alles hält aber auch nur mit Heißkleber). Das (Ahorn)-Flügelpaar kommt mit Heißkleber oben drauf. Die großen Facettenaugen sind zwei schöne Heißkleberkugeln.
Achtung Stichalarm! rolf(at)kuk-nk.de bei Hilfe.

Traurig, traurig!

Nach einem tristen April geht Tasmania in die letzten Saisonspiele

Seit dem Redaktionsschluss zur letzten Ausgabe von Kiez und Kneipe waren für den »SV Tasmania« fünf Partien angesetzt, von denen nur eine gewonnen werden konnte. So gelang den Neuköllnern Anfang April der Beweis, dass man auch ein Spiel in Unterzahl gewinnen kann. Bereits in der März-Ausgabe war ja die hartnäckige Problematik thematisiert worden, dass sich die Mannschaft zu oft durch Gelb-Rote oder gleich Rote Karten dezimierte und dadurch die Erfolgsaussichten geschmälert wurden.

Vandalismus im Vereinsheim.   Foto:Hagen Nickelé

Gegen den »SC Staaken« aber kam es anders – beziehungsweise. zunächst beinahe wie schon gewohnt: Zwei Foulspiele bedeuteten jedenfalls für Tas-Stürmer Yilmaz bereits vor der Pause das frühzeitige Aus. Doch nach dem Wiederanpfiff ging man dennoch bald in Führung – und verteidigte den Vorsprung bis ins Ziel. Eine Woche zuvor war beim »Berliner AK« (1:1) noch ein schmeichelhafter Punktgewinn hinzugekommen – dafür ging man beim Tabellenführer Preussen (0:1) unglücklich sowie zuhause gegen »Dynamo Schwerin« (1:2) nach dem Motto »selber schuld« leer aus. Traurig, traurig! weiterlesen

Petras Tagebuch

Ignorierte Streifen

In diesem Jahr tut sich so einiges im Sinne der Fahrradfahrer. Zunächst wurde die Ilsestraße in eine Fahrradstraße verwandelt, allerdings mit mäßigem Erfolg. Ich denke, dass sich die Autofahrer mit der Zeit an den neuen Zustand gewöhnen.
Das Neueste, das gerade umgesetzt wird, ist der Fahrradstreifen in der Hermannstraße von der Thomasstraße bis zur Werbellinstraße. Die Farbe war noch nicht ganz trocken, als ich den neuen Fahrradweg benutzte. Und ich war begeistert. Petras Tagebuch weiterlesen

Null Müll Neukölln

Bezirksbürgermeister Hikel stellt die Plakataktion vor. Foto: mr

Plakataktion für mehr Sauberkeit

Um die Müllproduktion im Bezirk zu reduzieren und langfristig eine müllfreie Umgebung zu schaffen, wirbt das Bezirksamt Neukölln jetzt unter dem Slogan »Null Müll« dafür, den Bezirk sauberer und attraktiver zu gestalten. Dazu läuft bis zum 13. April eine große Öffentlichkeitskampagne die Menschen und Initiativen verbinden soll, die sich für Wiederverwendung, Reparatur und richtiges Recycling einsetzen, um Abfall zu reduzieren und die Umwelt zu schützen. Dazu gibt es Aktionen, Plakate und Sperrmüllmärkte im ganzen Bezirk. Null Müll Neukölln weiterlesen

Verführung auf dem Feld

Die Gastronomie des »Tempelgartens« auf dem Tempelhofer Feld macht die Atmosphäre der Münchener Biergärten in Berlin möglich. Draußen stehen rustikale Bänke und Tische. Es gibt Speisen aller Art, und ein Grill­erlebnis mit Musik, die ein DJ auflegt.
Damit wird die Aufenthaltsqualität auf dem Tempelhofer Feld erhöht. Allerdings kann dies eine Verführung sein für alle, die nach getanem Tagewerk mit dem Fahrrad auf dem Heimweg an den heimischen Herd sind. Es könnte passieren, dass sie einen längeren Stopp im »Tempelgarten« zu Genuss und Erholung einlegen.
Gut zu wissen, dass nach dem Abschließen des Feldes die Ausgänge weiter offen sind.
Es bleibt zu hoffen, das es nicht zu Bierglasschlägereien kommt, wie seinerzeit auf dem Oktoberfest. Dort darf man das Bierzelt nicht mit Maßkrug verlassen.

Thomas Hinrichsen

Neues Wahrzeichen für Neukölln

Am Estrel-Tower wird Richtfest gefeiert

176 Meter hoch, 45 Stockwerke: Der Estrel-Tower an der Sonnenallee wird nach dem Fernsehturm das zweithöchste Gebäude in Berlin. Schon von Weitem zu sehen, markiert er mit seiner glänzenden, aus Aluminium bestehenden Fassade das Tor zu Neukölln. Am 3. März wurde Richtfest gefeiert.

Neuköllner Wolkenkratzer. Foto: mr

»Wir wollen ein guter Nachbar sein«, versprach Maxim Strelitzki, Sohn von Estrel-Chef Ekkehard Streletzki und Miteigentümer des Unternehmens. Neben einem Hotel mit 522 Zimmern und Appartements für längere Aufenthalte, sollen ein Co-Working-Space und auf acht Etagen vermietbare Büroflächen entstehen sowie ein Fitness- und Spa-Bereich mit Schwimmbad, Saunen und Wellnessangeboten, der auch externen Besuchern offenstehen soll, dazu eine Galerie und Gastronomie im Erdgeschoss und in einer ebenfalls für die Öffentlichkeit zugänglichen Dachterrasse mit Panoramablick über Berlin. Es bleibt zu hoffen, dass der Besuch dort auch für Neuköllner erschwinglich sein wird. Außerdem ist ein Veranstaltungsraum für bis zu 1.200 Personen geplant, um international wichtige Veranstaltungen nach Berlin zu holen. Neues Wahrzeichen für Neukölln weiterlesen

Knappe Kassen

Zu wenig Geld für die Aufgaben des Bezirks

Es fehlen Fachräume, Sportflächen, eine Mensa, das Grundstufengebäude ist so baufällig, dass es von Schließung bedroht ist. An der Fritz-Karsen-Schule in Britz besteht aktuell ein Sanierungsstau von 40 Millionen Euro. Der Bezirk hat aber nur 18 Millionen Euro für die Investitionsplanung des Landes angemeldet und das auch erst für die Jahre 2032/33. Viel zu spät, finden Lehrer, Eltern und Schüler und stellten bereits im November 2024 einen Antrag, in dem das Bezirksamt zu einer schnelleren Gangart aufgefordert wird um die Raumsituation zu verbessern und einen Plan für das Grundstufengebäude zu entwickeln. Knappe Kassen weiterlesen

»Weiße Siedlung« in der Schwebe

Die Mieter sind noch ohne Milieuschutz

Die Mieterinnen und Mieter der »Weißen Siedlung« am Dammweg / Sonnenallee wehren sich durch eine Kiezinitiative gegen die zunehmende Verwahrlosung in den Häusern, in denen immer weniger für die Instandhaltung getan wird. Monatelang steht eine Wohnung, die ausgebrannt ist, leer und wird zur Heimat von Tauben. Anderweitig machen sich Ratten breit. Aufzüge funktionieren nicht.

Die »Weiße Siedlung«. Foto: mr

Die »Adler Group«, der die Siedlung gehört, brauchte ein dreiviertel Jahr, um auf einen Brandbrief der Bewohnenden zu reagieren. Das ist allerdings nur eines von großen Problemen, die den Mietenden entstehen können.
Die »Adler Group« ist in finanziellen Schwierigkeiten. Von 2021 bis 2023 häuften sich in den Bilanzen 4,4 Millionen Schulden an, wie der Online Dienst »North Data« mitteilte. Die »Adler Group« hat darauf hin an den Kosten für Instandhaltung und Modernisierung 15 Prozent eingespart. Die »Weiße Siedlung« bekommt das zu spüren. Vor allem hat »Adler« Wohnungen verkauft. Derzeit führt sie noch 18.000 Wohnungen im Portfolio. »Weiße Siedlung« in der Schwebe weiterlesen

»Mitmachladen« eröffnet neuen Standort

Anlaufpunkt zur Mitwirkung in demokratischen Prozessen

»Gutes Regieren und neue Beteiligungskultur«, das beschloss im Jahr 2016 die Berliner Regierung, um den Bürgern mehr Einflussmöglichkeiten auf die Stadtentwicklung zu gewähren. Jeder Bezirk wurde mit einem Büro ausgestattet als Anlaufpunkt für Bürgerfragen.

Die Drei von der Bürgerbeteiligung.   Foto: Mitmachladen

In Neukölln ist es der »Mitmachladen«, der in diesem Jahr in die Jonasstraße 26 umzog und die Eröffnung am 18. März feiern konnte.
Unter der Schirmherrschaft der »Bürgerstiftung Neukölln« führen Franziska Zeisig und Lukas Schulte mit der Mitarbeiterin Charikleia Kazantzidou die Geschicke der Bürgerbeteiligung. Vorhaben sind beispielsweise der Umbau der Ilsestraße zur Fahrradstraße, der Umbau der Weichselstraße oder die Kiezblocks. Eine gute Möglichkeit, über das breite Spektrum der Aktivitäten einen Eindruck zu erhalten, ist ein Blick auf die homepage www.mein.berlin.de. Hier übersetzen die Mitarbeiter des »Mitmachladens« Verwaltungssprech über bauliche Veränderungen im städtischen Raum in verständliches Deutsch. Sie verstehen sich als Schnittstelle zwischen den Bürgern, der Politik und der Verwaltung. »Mitmachladen« eröffnet neuen Standort weiterlesen

Gropius Eck abgebrannt

Ein Akt sinnloser Zerstörung

Das letzte Kiezeck (auch Gropiuseck) ist in der Nacht zum 7. Februar um 1.00 Uhr restlos abgebrannt. Die Feuerwehr konnte nur noch die Reste löschen. Wer dafür verantwortlich ist, konnte laut Polizei bisher nicht ermittelt werden.

Gropius Eck vor

und nach der Zerstörung. Foto: pr

Nun ist die Idee der »Kiezecke« Geschichte. Die Evangelische Kirchengemeinde in der Gropiusstadt, (die Apfelsinen Kirche), hatte den Platz auf ihrem Kirchengelände zur Verfügung gestellt. Hier konnten Bücher getauscht, und auf der anderen Seite Informationen und Ideen vermittelt werden. Das Kiezeck wurde von den Anwohnern und den Gemeindebesuchern sehr gut angenommen. Auch die Informationen für Gropiusstädter wurden gerne genutzt und gewürdigt.
Die »Gropiusstädter Bewohnerinnen Vertretung« (GBV) kümmerte sich liebevoll um das Gropiustädter Kiezeck. Leider war das Kiezeck nicht versichert.
Bereits in den letzten Jahren kam es immer wieder zu Schmierereien und enormem Vandalismus. Nun könnten wir wieder ein neues Kiezeck bauen lassen oder auch ein nicht zerstörbares teures altes Telefonhäuschen kaufen. Das ist ein Problem, denn das GBV kann das nicht alleine stemmen. Das Quartiersmanagement will helfen, aber die Mittel reichen alleine nicht.
Wir alle sind traurig aber auch wütend über solche sinnlose Gewalt.

Eddy Buttelmann vom GBV

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung, Dienstag, 7.4.1925
Die Unsitte des Rauchens im Walde hat gestern mittag im Tegeler Forst zu einem großen Waldbrand geführt. Im Jagen 90, in der Nähe von Tegelort, brach plötzlich ein Feuer aus, dem etwa zehn Hektar Eichen= und Kieferschonung zum Opfer fielen. Die Tegeler Feuerwehr und die Borsig=Fabrikwehr waren über eine Stunde angestrengt tätig, um ein Uebergreifen des Brandes zu verhindern. Der Brand ist dadurch entstanden, daß zwei junge Mädchen im Walde rauchten und die Zigaretten dann achtlos fortwarfen. Die beiden Mädchen sind festgestellt worden und sehen außer ihrer Bestrafung wegen Rauchens im Walde auch noch einer Schadenersatzklage entgegen. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Wenn zwei sich streiten….

Ab zum Streitschlichter!

Malte Priesmeyer. Foto: Fred Haase

Als ich spazieren ging, entdeckte ich ein amtliches Schild an einer Hausfassade. Unter dem Berliner Bären stand deutlich und gut lesbar »Schiedsamt«. Obwohl ich zurzeit nicht besonders streitsüchtig unterwegs bin, war mein Interesse geweckt. Herr Malte Priesmeyer öffnete mir nicht nur die Tür, sondern war bereit, mir Fragen zu seiner Tätigkeit zu beantworten. Er ist Streit­schlichter geworden weil es einen unerfreulichen, teuren Streit in der Nachbarschaft gab. Da stellte sich die Frage, ob es nicht schnellere und günstigere Lösungen gibt, als vor Gericht zu gehen. Die Antwort auf diese Frage war das Schiedsamt.
Der Ablauf einer Schlichtung beginnt mit der Kontaktaufnahme zu ihm und einem Vorgespräch. Der Streit wird benannt, er erklärt wie ein Schiedsmann tätig wird. Ist Schlichtung gewünscht, wird ein Antrag aufgenommen. Zuständig ist das Schiedsamt, in dessen Bezirk die Gegenpartei wohnt. Schiedspersonen haben keine Ausbildung. Streit soll nicht über Paragraphen gelöst werden, sondern mit Lebenserfahrung und menschlichem Verhandlungsgeschick. Wenn zwei sich streiten…. weiterlesen

Ziegert ist pleite

Kein Freund der Altmieter

Alte Kämpen kennen Ziegert noch als Entmieter. Andere als Umwandler von Miet- in Eigentumswohnungen. Jetzt muss der Makler von Luxus-Immobilien in die Insolvenz.
Vor 40 Jahren soll die Firma Häuser unbewohnbar gemacht haben, um die Bewohner zu vertreiben. Ein zweifelhafter Job als Basis für Aufstieg und wirtschaftlichen Erfolg. Ein Motor der Gentrifizierung.
2014 erhielt Ziegert in einem großen Tagesspiegel-Interview Gelegenheit zur Selbstdarstellung. Dort lehnte er eine Mietpreisbremse ab und rühmte sich der Vermarktung eines Penthauses nahe dem Brandenburger Tor an ausländische Käufer für zu dieser Zeit außerordentliche 10.588 Euro pro Quadratmeter. Ziegert ist pleite weiterlesen

Kostbarer Kunststoff

»Precious Plastic« Berlin

Der Holländische Industriedesigner Dave Hakkens gründete 2013 das Open-Source Projekt »Precious Plastic«, das sich dem Sammeln und Recyceln von Kunststoffen verschrieben hat. Gleichzeitig gibt es auf deren Plattform kostenloses Know How, Anleitungen zum Selbstbau der dafür benötigten Maschinen, oder preiswerte breits fertig montierte Maschinen. Das befähigt nun Menschen weltweit, mit dem Recycling von Kunststoffen zu beginnen und aus dieser kostenlosen und inzwischen allgegenwärtigen Ressource, selbst neue Produkte zu schaffen.

Federbälle zu Medaillen. Foto:rr

Seit 2019 gibt es »Precious Plastic« auch in Berlin, was jedem hier die Möglichkeit zum Plastikrecyceln bietet. Bislang wurde das Projekt aus Privatvermögen finanziert, doch seit diesem Monat ist die Vereinsgründung durch und die Gemeinnützigkeit offiziell anerkannt. Das bedeutet zwar einen größeren bürokratischen und verwaltungstechnischen Aufwand, soll aber künftig eine langfristige Finanzierung über Spenden, Förderungen, Mitgliedsbeiträgen, Workshops und/oder Verkäufe zu ermöglichen. Kostbarer Kunststoff weiterlesen

Reparieren statt Wegwerfen

Enkel und ein Repair-Cafe bringen Oma zum Staunen

Wie immer kommt Oma Frieda Sonntagnachmittag zu Besuch. Die Familie sitzt vor den Kaffeetassen, und der selbstgebackene Bienenstich ist sehr lecker. Vom Gaming noch müde, lässt sich der vierzehnjährige Enkel Noah den Kuchen schmecken.

Der ehemalige Hausmeister im Repair-Cafe und Ali, ein fachlich versierter Schüler. Foto: Fred Haase

»Ach«, sagt Oma traurig, »gestern ist mein geliebter Kassettenrecorder kaputt gegangen. Er spielt nicht mehr. Leider repariert heutzutage keiner 21 Jahre alte Geräte und es wird wahrscheinlich sehr teuer.« Da wird Noah hellwach: »Du Oma, ich kann das!« Frieda staunt, fragt nach. »Wir haben an unserer Schule ein Repair-Cafe unter der Leitung eines ehemaligen Lehrers und Hausmeisters.« Reparieren statt Wegwerfen weiterlesen

Dicke Linda

Sommerkonzerte auf dem Markt

Der Frühling kommt, und wie jedes Jahr startet dann auch die »Musiklinda« auf dem Wochenmarkt auf dem Kranoldplatz. Den Auftakt der Konzerte macht die vierköpfige Pop-Combo K-BAP am Samstag, den 12. April. Bis September findet dann immer am zweiten Samstag im Monat ein Marktkonzert statt.

Markttreiben. Foto: Die Marktplaner

Der kleine beschauliche Markt, die DICKE LINDA, ist wohl einer der schönsten Märkte der Stadt, weil er auf einem Platz stattfindet, auf dem Bäume im Sommer wohltuenden Schatten spenden. Hier treffen sich die Nachbarn, sprechen miteinander, trinken ihren Kaffee oder genießen das Essen, verweilend auf den Bierbänken, die der Marktbetreiber zur Verfügung stellt.
Erwerben kann der Marktbesucher alles, was er zum Überleben braucht: Brot, Gemüse aus der Region oder biozertifiziert, Käse, Blumen und Wein.
Wenn die Konzerte stattfinden, wird es etwas voller. Kunstgewerbe wird angeboten, aber auch zusätzliche Produkte aus der Region wie zum Beispiel Honig oder Bier, das von einem Finnen in Neukölln hergestellt wird, sind dann käuflich zu erwerben.

ro

Auf ein Bier im »Tempelgarten«

Gastro auf dem Tempelhofer Feld

Es ist nicht irgendein Platz, an dem sich der »Tempelgarten« auf dem Tempelhofer Feld gegründet hat. Hier, gegenüber dem Garnisonfriedhof, dicht am Eingang Co­lumbiadamm, feierten die amerikanischen Besatzer bis in die 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ihre Grillfeste. Sie pflanzten Bäume, die die Sicht auf ihren Arbeitsplatz, das Tempelhofer Flughafengebäude, versperrten. Nebenbei ist dadurch der Effekt entstanden, dass dieser Platz vor dem regelmäßigen Westwind im Sommer recht geschützt ist.

Biergartenatmosphäre. Foto: pr

2023 gewannen Jan und Palermo, die neuen Geschäftsführer des »Tempelgartens« den Wettbewerb für den Betrieb einer Gastronomie bei »Grün Berlin«. Im August desselben Jahres unterschrieben sie den Mietvertrag und im September ging es los mit Bier und Brezeln. Die Saison war Ende Oktober vorbei und der neue Start war dann erst wieder im April 2024. Bis dahin entstand ein zweckmäßiges Gebäude aus Gerüsten mit Holzverkleidung, hinter denen sich eine Theke für Getränkeausschank kalter und heißer Getränke und eine Essensausgabe befindet. Auf ein Bier im »Tempelgarten« weiterlesen

Olaf Helmut Pöschke 1951-2025

Ein Nachruf von Marta Stolle

Mein allerliebster Papa, ich möchte jetzt gerade cool sein, lässig, selbstbewusst, doch es will mir nicht recht gelingen. Ich fühle mich unvollständig, wie ein Puzzle, bei dem das letzte Teil fehlt, wie ein Boot ohne Segel, wie Musik ohne Perkussion.
In den letzten eineinhalb Jahren habe ich einen anderen Olly kennengelernt, einen schweigsamen, grübelnden, besorgten, von Schmerz gezeichneten Mann.
Doch wie oft warst du mir ein Vorbild, mein Fels in der Brandung.
Du hast mir gezeigt, dass mit Hirn, Herz, Humor und Hingabe fast alles möglich ist.
Durch deine Liebe zur Musik hast du so viele Menschen zum Jubeln, zum Klatschen und zum Tanzen gebracht. Vor allem aber hast du Menschen mit dir und miteinander verbunden.
Dein Lieblingsort war die Bühne. Die Lichter, die Band und die Groupies waren dein Lebenselixier.
Du warst Teil von vielen Projekten. »Riff« war bestimmt nicht deine erste Band. Später folgten die »los Barriga«. Neben »deseo Picante« und »Sarabande« hast du auch in vielen mehr oder weniger spontanen Arrangements, wie der »Sandmann-Schlagerband« mitgewirkt und die Trommelfelle nicht nur durch deine Hände, sondern auch durch deine Stimme zum Schwingen gebracht. King Louis, dein alter Ego, dein Scaten, hat dir viel bedeutet und dich, beim Performen, teilweise an den Rand eines Zusammenbruchs gebracht. Olaf Helmut Pöschke 1951-2025 weiterlesen

Sprachcafé als Ort der Begegnung

Eine handschriftliche Ausstellung der besonderen Art

Die Welt klingt mit in der Ausstellung im Sprachcafé, die sich an der Wand entlang des barrierefreien Aufganges zum Kinder- und Jugendbereich befindet.


Männer und Frauen aus verschiedenen Ländern haben handschriftliche Texte zu Papier gebracht. Einmal in ihrer Muttersprache, einmal auf Deutsch. So erhält der Betrachter in der »Helene Nathan Bibliothek« einen zweifachen Eindruck. Zum einen ist die Schönheit der Muttersprachen zu sehen, zum anderen das Bemühen, dieselbe Aussage in die deutsche Sprache zu gießen. Bei der Vernissage kam das auch zum Klingen. Zunächst wurden Texte in der Muttersprache vorgetragen, dann auf Deutsch. Schließlich wurde im Raum des Sprachcafés an vier vollbesetzten Tischen lebendig geredet.
Die Kommunikation ist auf Deutsch, wie immer im Sprachcafé. Das, was in diesem besonderen Café bei jedem Treffen geleistet wird, war auch bei der Vernissage zu erleben. Sprachcafé als Ort der Begegnung weiterlesen

Semra Ertan

»Mein Name ist Ausländer«

Mit ihrem Gedichtband »Mein Name ist Ausländer« setzte Semra Ertan ein kraftvolles Zeichen gegen Ausgrenzung und Alltagsrassismus. Die 1956 in der Türkei geborene Autorin lebte seit ihrem zwölften Lebensjahr in Deutschland. In über 350 Gedichten thematisierte sie ihre Erfahrungen als Tochter von sogenannten »Gastarbeitern«.
Semra Ertan versuchte mit ihrem Schreiben, einen Funken Menschlichkeit in den Menschen zu wecken. Migranten, die nach Deutschland kommen, tragen oft eine schwere Last – verlorene Erinnerungen, Einsamkeit, das Gefühl, fremd zu sein. Semra Ertan weiterlesen

Stille Post

Fred Haase ist umfassend informiert

Ich traf beim Gang zur Bushaltestelle meine Nachbarin S.. Sie ist frohmutig, meistens gut gelaunt und noch sehr dynamisch für ihre 71,3 Jahre. Sie beherrscht eine besondere Atemtechnik. Ihr Gegenüber staunt, dass sie ohne Luft zu holen zwölf Minuten pausenlos reden kann. Über fast alles, was in ihrem Umfeld passiert, ist sie bestens informiert. So haben die Bewohner unserer Siedlung Techniken entwickelt um galant Begegnungen mit ihr zu managen. Je nach Stimmung und Blutdruck wird entweder die eigene Zeitplanung komplett ignoriert oder Ausreden mit gehetzter Stimme leidend formuliert wie zum Beispiel Diarröh oder vergessen den Lockenstab auszuschalten (Nachzulesen in meinem Buch »Ausreden die Freude machen«).

Foto: Susanne Sitek

Ich hatte nun heute Zeit und außerdem noch keine gute Tat vollbracht. Also, gute Voraussetzungen die nächste Zeit menschlich zu gestalten. Ich nahm die Kartoffelsackhaltung ein und federte leicht mit den Fersen. Mein Lächeln war gemäß meines Volkshochschulkurses perfekt: Die Lippen waren symmetrisch. Sowohl die Ober- als auch die Unterlippe waren gleichmäßig geöffnet um das Lächeln auszugleichen. Ebenso war die Mitte meiner Lippen mit der Mitte des Gesichts übereinstimmend. Die Krümmung des Lächelns entsprach dem Bogen meiner Zähne. S. konnte loslegen. Stille Post weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner