Bessere Beratung im Fachhandel

Kleine Bioläden kämpfen gegen Filialisten

Das Besondere an den kleinen Bioläden ist das Herzblut, mit dem die Betreiber ihr Angebot auswählen. So beschreibt Nadia Massi ihre intensive Suche nach Produkten, die sie mit gutem Gewissen an ihre Kunden weitergeben kann.
Ihr oberstes Gebot ist die Vermeidung von Flugware. Hier geht es um den ökologischen Fußabdruck, der so klein wie möglich gehalten werden soll. Der Einkauf beschränkt sich somit auf Europa, bevorzugt werden jedoch Produkte, die regional und saisonal sein sollen. Bei sämtlichen Herstellern hat

Nadia die Produktionsbedingungen geprüft. Als sie sich für Biogurken aus Griechenland interessierte, denn auch sie wollte die Menschen in dem wirtschaftlich angeschlagenen Land unterstützen, musste sie eine bittere Feststellung machen: Die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter waren dramatisch schlecht, sie lebten eingepfercht in Buden und mussten unter Druck extrem viel für wenig Geld arbeiten. Nadia entschied sich für einen anderen Lieferanten, der ihren Vorstellungen entgegenkam. Bessere Beratung im Fachhandel weiterlesen

»Neukölln ist Nummer eins, fertig aus!«

Bezirksamt ist Gesamtsieger des deutschen Personalwirtschaftspreises

Das Bezirksamt Neukölln wurde zum Gesamtsieger des deutschen Personalwirtschaftspreises gewählt. Am Montagabend wurde das Bezirksamt für sein Personalmanagement ausgezeichnet. In Köln nahm Bezirksbürgermeister Martin Hikel gemeinsam mit Mitarbeitenden des Bezirksamtes den Pokal entgegen.

Bei der Preisverleihung.    Foto: pm

Damit konnte sich das Bezirksamt Neukölln, als einziger Arbeitgeber aus dem öffentlichen Dienst für den Preis nominiert, gegen Großkonzerne wie die »AXA Konzern AG« oder die »Siemens AG« durchsetzen. Schon zuvor hatte das Bezirksamt den Sieg in der Kategorie »Talent Management« erhalten und hier bereits DAX-Konzerne wie die »Lufthansa« auf die hinteren Plätze verwiesen. Am Online-Voting sowie dem Live-Voting während der Veranstaltung haben sich mehr als 8.000 Menschen beteiligt. »Neukölln ist Nummer eins, fertig aus!« weiterlesen

Antiquarisches international

Immer auf der Jagd nach guten Büchern

Pecorino liegt auf dem Sofa, der Graukater, nach einem italienischen Käse benannt. Von außen gesehen ragt sein Katzenohr über die Lehne heraus. Neugierige Kunden kommen her­ein, weil sie die Katze streicheln wollen, doch es handelt sich um eine fellreiche Skulptur. Alvaro, der Inhaber der Buchhandlung »pequod books«, ist Katzenliebhaber, doch für ein Haustier fehlt ihm die Zeit.

Der Spanier kam vor dreizehn Jahren nach Berlin und lebt und arbeitet seit zehn Jahren in Neukölln. »Bücher faszinieren mich. Sie haben zwar keine erotische Ausstrahlung, dennoch etwas Besonderes.« Die von ihm geführte Buchhandlung führt ausschließlich antiquarische Titel, sowohl thematisch wie nach Sprachen sortiert. Antiquarisches international weiterlesen

Darkrooms noch aktiv

Im Dunkeln ist gut Munkeln

Männer kommen immer schnell zur Sache, wenn es um Sex geht. Das etablierte Gay-Etablissement »Ficken 3000« hieß vor der Milleniumswende »Ficken 2000« und besteht weiterhin. Ebenso der »Club Triebwerk«. Beide bieten Dark Rooms an, in denen manchmal auch das Licht angeht. Dark Rooms sind im Rahmen der Emanzipation von Gay- und Queer-Lebensweisen in den Achtzigern entstanden.


Für Interessierte empfehlen wir einen Blick auf folgende Internetseiten von Gay Bars an der Urbanstraße zwischen Neukölln und Kreuzberg.

th
https://www.ficken3000.com/
https://club-triebwerk.business.site/

Satirische Lithografien

Die Galerie Bossen stellt Werke von A. Paul Weber aus

A. Paul Weber ist einer der bedeutendsten Lithographen des zwanzigsten Jahrhunderts. In seinen Werken, die über Lithographie hinaus gehen, spiegelt sich das Geschehen des zwanzigsten Jahrhunderts ebenso wider, wie die Tradition der satirischen Zeichnungen. Die Galerie Thomas Bossen gibt einen bemerkenswerten Einblick in sein Werk, der lange überfällig ist.

Der Denunziant. Foto: A. Paul Weber

»Ich folge einem Drang und empfinde es als meine Aufgabe, dass ich das, was mich bewegt, bedrückt, mit Sorge erfüllt oder auch amüsiert und belustigt, sichtbar mache, es gestalte. Zumeist kann ich mich wie ein Chronist an die Tatsachen halten. Das aber ist die Gabe: in Bildern zu denken«, so A. Weber über sich. Der Galerist Thomas Bossen gibt zu verstehen, dass Weber in der Kunsthistorie lange Zeit als zu abseitig angesehen wurde, obwohl er in gesellschaftskritischen Kreisen durchaus bekannt und beliebt war. Satirische Lithografien weiterlesen

Der lange Kampf um Menschenrechte

Ausstellung in der St. Christophoruskirche

»Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person« heißt es in Artikel 3 der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.
Zum Auftakt der interkulturellen Woche eröffneten am 12. September in der katholischen St. Christophoruskirche zwei Ausstellungen, die Menschenrechte, Flucht und Vertreibung zum Thema haben.

Plakat in der Ausstellung.Foto: mr

Die Ausstellung »Menschen & Rechte sind unteilbar«, beschäftigt sich mit der Geschichte der Menschenrechte weltweit und insbesondere in Europa. Entwickelt wurde sie von »Pro Asyl«. Die Menschenrechtsorganisation setzt sich für den Schutz und die Rechte asylsuchender Menschen in Deutschland und Europa ein.
Auf großformatigen Einzelplakaten werden verschiedene Aspekte der Menschenrechte von ihrer Entstehung aus dem Geist der Aufklärung bis heute behandelt und ihre Bedeutung erklärt. Der lange Kampf um Menschenrechte weiterlesen

Bunker, Science Fiction und der Wilde Westen

Vielseitige Foto-Ausstellung in der Galerie im Saalbau

Drei sehr unterschiedliche Werkgruppen zeigt die Fotografin Franca Wohlt in ihrer Ausstellung in der Galerie im Saalbau, die am 27. September eröffnet wurde.
Die Arbeit »Reduit« zeigt Bunkeranlagen in der Schweiz. Seit dem zweiten Weltkrieg gibt es dieses weitverzweigte unterirdische System. Die 300.000 Bunker bieten inzwischen mehr Plätze als die Schweiz Einwohner hat. Was macht man aber mit diesen Räumen in Friedenszeiten? Franca Wohlt zeigt mit ihren Fotos, wie diese abgeschlossenen Räume ihrem eigentlichen Zweck entfremdet und zu Werkräumen, Wohnzimmern oder Abstellräumen umfunktioniert wurden.

Bunkerzimmer.   Foto:mr

»New Space« beschäftigt sich mit der Faszination für die Erkundung fremder Galaxien. Was tut die Menschheit, wenn die Erde immer unbewohnbarer wird? Start-ups erforschen die Möglichkeit zum Überleben auf fremden Planeten. Die Fotos zeigen Abbildungen dieser technischen Entwicklungen, lassen allerdings die Frage offen, was davon real und was Fiktion ist.

Reise ins Bewusstsein.   Foto: mr

Der dritte Teil heißt »Reise ins Bewusstsein« und beschäftigt sich mit den Erfahrungen auf einer Reise durch den Südwesten der USA, bei der Franca und ihre Mutter versuchten, das Stereotyp des »Wilden Westens« mit der Realität abzugleichen. Zugleich treffen sie auf viele Menschen, die ebenso auf der Suche waren wie sie selbst.

mr
Die Ausstellung läuft bis 24. November
Galerie im Saalbau
Karl-Marx-Str. 141

Fenster, die es gar nicht gibt

Roboter und Bedeutungsfragen im KINDL

Das Kesselhaus, groß und quadratisch, im KINDL Kulturzentrum hat auf einmal plastische Fenster. Der Betrachter schaut nach außen. Künstlerisch ungenutzt würde der Besucher nur hohe Betonwände sehen. Nun sieht er ins offene Freie ins Licht, und die Sehnsucht danach kann befriedigt werden. Möglich macht dies die Fotoausstellung von Bettina Pousttchi unter dem Titel »Panorama«, die vom 1. September 2019 bis 10. Mai 2020 zu sehen ist.

FEnster oder Fake?   Foto: pm   

Im Maschinenhaus 1 stellt der Norweger Bjørn Melhus bis zum 16. Februar 2020 »Free Update« vor. Er ist auf Videokunst spezialisiert. Dabei verkörpert Melhus die unterschiedlichsten und oft höchst bizarren Akteure seiner Filme stets selbst. Neben Arbeiten wie »The Theory of Freedom« (2015) und »Can You See My Art?« (2018) ist in der Ausstellung Bjørn Melhus’ neuester Film »Sugar« (2019) zu sehen, in dem ein beseelter, emotionaler Roboter gegen den Narzissmus des sozial abgestumpften Menschen ankämpft. Dieser Film kehrt quasi die aktuellen Verhältnisse um, in denen künstliche Intelligenz als nützlich, doch nicht emotional verstanden wird, und die Bilder, die der Darsteller liefert, bewegen. Fenster, die es gar nicht gibt weiterlesen

Kontinuität und Qualität

Salonmusik im sechsten Jahr anhaltend beliebt

Seit nunmehr sechs Jahren gibt es die »Salonmusik« im »Zitronencafé« in der Galerie im Körnerpark. Mittlerweile ist die stilistisch vielfältige Konzertreihe ein fester Bestandteil des Kulturlebens von Neukölln geworden. Abwechslungsreiche Konzerte mit großartigen Künstlern erfreuen sich immer wieder großer Beliebtheit. Oft sind die Plätze rar, und das Café ist restlos mit Besuchern gefüllt.

The Cat‘s Back.   Foto: pm

Die Programmplanung liegt in den Händen des in Neukölln beheimateten freischaffenden Musikers und Komponisten Paul Schwingenschlögl. Gemeinsam mit Bettina Busse vom Fachbereich Kultur des Bezirksamts Neukölln trifft er die Programmauswahl für die Konzertreihe. Durch seine engen Kontakte zur Musikszene, speziell zu in Neukölln lebenden Musikern und Musikerinnen aus ganz unterschiedlichen Herkunftsländern, gelingt es dem Kurator Paul Schwingenschlögl, hochkarätige und kreative Musiker und Musikerinnen aus unterschiedlichen musikalischen Genres zu engagieren. Kontinuität und Qualität weiterlesen

Fenstergespräche

Fahrradstraßen und Freizeitangebote

KuK: Welche Themen bewegen dich besonders in deinem Kiez?
Dorothea: Besonders beschäftigt mich, dass ich immer besser mit meinem Fahrrad im Kiez unterwegs sein kann. Ich komme hier auf der Sonnenallee oft in gefährliche Situationen und fühle mich auf dem Rad nicht geschützt. Wenn ich auf Seitenstraßen ausweichen möchte, ist auch der Belag ein wichtiges Thema, weshalb ich mich freue, dass nun die Innstraße als Verbindung geteert wurde. Besonders wichtig ist die neue Fahrradstraße am Weigand­ufer mit Plakaten, die für Aufklärung sorgen. Die dort getroffenen Maßnahmen entspannen einfach den Alltag, man kann sich viel freier bewegen, ohne Angst zu haben, überfahren zu werden. Ich beob­achte, dass nun mehr Fahrradstraßen ausgebaut werden mit Sicherheitspollern, wo keine Autos in zweiter Reihe parken und das Fahrradfahren in Neukölln endlich Spaß macht. Früher hatte ich das Gefühl, sobald ich den Bezirk verlasse, gibt es Radwege, aber in Neukölln war da nichts. Ich wünsche mir, dass auch in anderen Ecken des Bezirks so viel getan wird, Beispiel Hermannstraße, das ist noch immer eine Katastrophe. Fenstergespräche weiterlesen

Cremiger Rahm aus dem Jura

Windräder essen statt bekämpfen

Inmitten des idyllischen Berner Jura drehen sich gemächlich die Wind­räder auf den Hügeln, die Kühe kauen zufrieden saftiges Gras, und da liegt es, das kleine Saint Imier, oder zu Deutsch Sankt Immer. Eine kleine Industriegemeinde, in der sich dubiose Dinge tun! Elf Millionen Kilo Milch werden hier von der »Käserei Spielhofer« jährlich verarbeitet, und dann haben die auch noch Wind­räder im Keller. Die spinnen, die Spielhofers, könnte man meinen.

14 Sorten Käse stellt Josef Spielhofer in seinem Familienbetrieb mit seiner Frau, seinen drei Kindern und rund 30 Mitarbeitern her, darunter Spezialitäten wie »Greyerzer«, »Tête de Moine« und den kleinen, aber umso feineren »Eolienne à la crème«. Die Spielhofers nennen Letzteren »das Rahmweichkäsli der Extraklasse«. Cremig ist der kleine Runde allemal. Er zerläuft sogar so herrlich, dass man ihm fast nacheilen muss, um all die köstlichen Aromen schmecken zu dürfen. Der Eolienne ist nämlich wunderbar weich und zergeht nicht nur am Gaumen. Cremiger Rahm aus dem Jura weiterlesen

Wenig zu lachen

Kein Strom auf dem Platz und in der Kabine

Nach dem Aufstieg des »SV Tasmania« in die Oberliga ist die erste Euphorie erst einmal gewichen – schon seit zwei Monaten hat sich die Situation dazu auch abseits des Platzes prekär entwickelt.

TAsmania auf der Suche.   Foto: Hagen Nickelé

1.300 Zuschauer zum Auftakt im Werner-Seelenbinder-Sportpark – so viele hatte es wohl seit 20 Jahren nicht mehr an der Oderstraße gegeben. Da fiel die 2:4-Niederlage gegen Ligafavorit »Tennis Borussia« nicht so sehr ins Gewicht. Am zweiten Spieltag folgte ein 1:0-Sieg beim »FC Hertha 03« – da schienen die Neuköllner bereits in der NOFV-Oberliga Nord angekommen zu sein. Vor allem aber die ersten Ausflüge außerhalb Berlins dämpften die Stimmung dann aber: ob beim Mitaufsteiger »MSV Pampow« (0:4), in Torgelow (0:2) oder bei der zweiten Mannschaft von »Hansa Rostock« (1:3) – die Punkte blieben jeweils in Mecklenburg-Vorpommern. Gegen das bis dahin noch punktlose Schlusslicht aus Strausberg verlor man dazu auf eigenem Platz – Trainer Jauer musste dabei zur Vorwoche fünf Spieler ersetzen, dazu spielte man eine Halbzeit in Unterzahl. Wenig zu lachen weiterlesen

Basteln mit Rolf

Affenmann

Die sommerliche Affenhitze inspirierte auch dieses Tennisball-Objekt. Benötigt werden dafür zwei gebrauchte Tennisbälle, ein schwarzer Edding, vier Einweggabeln aus Kunststoff, ein Teelicht, ein scharfes Messer, eine scharfe, stabile Schere, ein Paar Arbeitshandschuhe und wie immer: Lust zum Pfriemeln.
Obwohl die gebräuchlichsten Gabeln nur vier Zinken haben, fällt das, wenn sie zu Gliedmaßen umgeformt werden, kaum auf. Über der Flamme des Teelichtes werden die Gabeln partiell erhitzt und so in Form gebracht, dass daraus zwei Beine und zwei Arme entstehen. Bitte dabei Arbeitshandschuhe tragen. Aus dem zweiten Ball entstehen die Ohren. Die sollten zudem unterhalb einen einen Zentimeter langen schmaleren Streifen zusätzliches Material haben, der allein zur Befestigung dient. Mit dem Messer nun vorsichtig sechs Schlitze in den Ball stechen, in die sowohl die Gliedmaßen als auch die schmalen Enden der Ohren gesteckt werden.
Mein Monkey-Ball kann frei auf seinen Füßen stehen, aber auch gut am abgewinkelten Arm hängen. Jeder darf natürlich nach eigenem Gusto die Gliedmaßen und die Bemalung mit dem Edding gestalten. Das gilt auch für die Menge des Zuckers, der später diesem Affen gegeben werden könnte.
Sollte jemand das oder so ähnlich nachgemacht haben, wäre ein Foto davon an rolf@kuk-nk.de wunderbar.

Petras Tagebuch

Von Hunden und Haltern

Seit vielen Jahren habe ich das zweifelhafte Vergnügen, die Entwicklung von Hunden und deren Besitzern zu verfolgen. Lustig war die Zeit mit Pudeln, auch wenn das Kupieren der Schwänze Tierquälerei war. Die unterschiedlichen Arten des Scherens gaben hinreichend Auskunft über die Besitzer. Der ungeschorene Pudel gehörte zum Freigeist, der akkurat rasierte zum Buchhalter und seiner wohl frisierten Ehefrau. Ältere Damen bevorzugten den niedlichen Pudel als Kuscheltier, und die ältere Künstlerin färbte ihn auch gerne rosa. Petras Tagebuch weiterlesen

Müllsammeln per Schlauchboot

Paddeln und putzen.   Foto: mr

Mit Käschern, Greifzangen und Tüten gegen den Dreck im Kanal

Nicht nur an Land, auch im Wasser findet sich reichlich Müll. Deshalb startete am 15. August eine »Paddel-Putz-Aktion« auf dem Landwehrkanal, zu der sich rund 50 Menschen an der Lohmühlenbrücke eingefunden hatten.
32 konnten am Ende mit elf Schlauchbooten starten, die von verschiedenen Bootsverleihern zur Verfügung gestellt wurden, um mit Käschern, Greifzangen und Müllsäcken Flaschen, Kaffeebecher, Papiertaschentücher und anderen Unrat aus dem Wasser zu fischen. Auch Bezirksbürgermeister Martin Hikel paddelte mit und hielt fleißig Ausschau nach auf dem Wasser treibendem Müll. Das sei eine Aktion, die die Aufmerksamkeit auf das Müllproblem lenken und für ein sauberes Neukölln werben solle, sagte Hikel. Eine regelmäßige Reinigung der Neuköllner Gewässer durch Paddler sei aber nicht geplant. Müllsammeln per Schlauchboot weiterlesen

Kippen, Kunden und Konzerne

Die gelben oder pinkfarbenen Taschenaschenbecher der Aktion SCHÖN WIE WIR, die kostenlos an Raucher verteilt werden, sind an sich eine gute Idee.
In Deutschland rauchen – Stand 2015 – circa 29 Prozent der Erwachsenen, das sind etwa 20 Millionen Menschen. Spitzenreiter bei beiden Geschlechtern ist Berlin – hier rauchen 35,1 Prozent der Männer und 24,1 Prozent der Frauen. Demzufolge würden etwa 100.000 Neuköllner rauchen.
In ganz Berlin gibt es 23.000 orangefarbene Papierkörbe mit eigenem Aschenbecher, was natürlich viel zu wenige sind. Schlussfolgernd lande ich wieder bei den Taschenaschenbechern und/oder berlinweit einheitlichen saftigen Bußgeldern. Sinnvoll wäre, auf die Zigarettenindustrie einzuwirken, einen Teil ihrer Werbungskosten für »die kleinen Kippengräber« auszugeben ohne die exorbitanten Zigarettenpreise zu erhöhen.

Beate Storni

Pläne für das Weigandufer

Von Sträuchern, Bänken und Beton

Der Umbau des Weigand­ufers erhitzt weiterhin die Gemüter. Unter dem Slogan »Biotope statt Beton« protestierte die Initiative »Kiezmiezen« vor Beginn der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 28. August gegen die geplanten Rodungen.
»Die bis jetzt noch bestehenden Gehölze bieten Schatten und Lebensraum für verschiedenste Vögel und Insektenarten. In der vom Bezirk geplanten, stark verringerten Ersatzbegrünung, finden diese keine Rückzugsräume mehr. Für das Grünflächenamt steht jedoch vor allem die kostengünstigste Pflege im Vordergrund«, behauptet die Initiative in ihrem Aufruf. Pläne für das Weigandufer weiterlesen

Bürgerbegehren gegen dreckige Schulen in Neukölln

Unterschriftensammlung für rekommunalisierte Schulreinigung hat begonnen

Die Initiative »Schule in Not« will durch ein Bürgerbegehren erreichen, dass der mangelhaften Reinigung der Neuköllner Schulen durch private Dienstleister ein Ende gesetzt wird. Die Initiative will erreichen, dass die Schulreinigung rekommunalisiert und die Reinigungskräfte wieder fest beim Bezirksamt angestellt werden.

Demo vor dem Neuköllner Rathaus.   Foto: pr

Sie kritisiert, dass das Bezirksamt streng nach Landeshaushaltsordnung die billigsten Anbieter auswählt, die den Kostendruck dann auf ihre Reinigungskräfte schieben.
Diese bekommen nur wenige Stunden bezahlt, um große Flächen zu säubern. »Die Reinigungskräfte stehen vor der Wahl: Entweder schlecht reinigen oder unbezahlte Überstunden leisten. Sie wollen ihr Bestes geben, schaffen es aber nicht in der vorgegebenen Zeit«, so die Initiatoren des Bürgerbegehrens. Ihnen sind Schulen bekannt, in denen sich die Zeit für die Schulreinigung von 16 auf 8 Stunden reduziert hat. Kinder nehmen keine Getränke zu sich, damit sie nicht auf die verdreckten Toiletten müssen, und Schulleiter schicken die Kinder wegen unhaltbarer hygienischer Zustände wieder nach Hause. Bürgerbegehren gegen dreckige Schulen in Neukölln weiterlesen

Kiez statt Kies

Gemeinsam die »ReißLEINE« ziehen

»Nun sind auch wir dran! Unser Haus in der Leinestraße 8 wurde an die »Aramid GmbH & Co. KG« verkauft.« Dieser »profitorientierte Investor« hat seinen Sitz in Liechtenstein, schreiben die Bewohner des Hauses in einem Flyer, der an allen Haustüren im Schillerkiez hing. »Wir sind Ur- und Wahlneuköllner, Familien, Berufstätige, Erwerbslose, Rentner und Studierenden-WGs. Wir sind hier zu Hause.«
Am 25. August kamen mehr als fünfzig Menschen zum »Hausbankett mit Kundgebung«. Stadtrat Jochen Biedermann nahm ebenfalls teil. Er ist mehr denn je damit beschäftigt zu prüfen, ob der Bezirk oder das Land vom Vorkaufsrecht für die betroffene Immobilie noch Gebrauch machen kann. Im Kern der Forderungen steht »bezahlbarer Wohnraum für alle«. Zusätzlich wird verlangt, die Veräußerung des Gebäudes durch das bezirkliche Vorkaufsrecht« zu verhindern und die »Übernahme unseres Kaufvertrages durch eine städtische Wohnungsbaugesellschaft oder Genossenschaft« durchzusetzen.
Der weiterhin aktuelle Aufruf endet mit »Gemeinsam gegen Verdrängung.« Nachdem der Szenekneipe »Syndikat« gekündigt wurde, entstehen immer mehr Initiativen, die sich vernetzen.

th
presse@leine8.de
#leine8bleibt.

Schön wie unsere Kiezhausmeister

Miteinander gegen den Müll

In Neukölln wird dem Abfall der Kampf angesagt. Die Bewegung SCHÖN WIE WIR, die 2016 als Initiative des Bezirksamts Neukölln gegründet wurde, setzt ganz auf die Teilnahme von Bürgerinnen und Bürgern, um ein sauberes, nachhaltiges Neukölln zu fördern. Neben Projekten zur Begrünung und Mehrweg-Beratungen werden hier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagiert, die vor Ort im Kiez Hilfe für jegliche Müllprobleme anbieten: Die sogenannten Kiezhausmeister.

Kiezhausmeister mit seinem Fahrzeug.    Foto: me

9.480 Kubikmeter illegal abgeladenen Sperrmüll und Elektroschrott musste die Berliner Stadtreinigung (BSR) vergangenes Jahr allein in Neukölln entsorgen. Ein Spitzenwert in Berlin, allerdings sind die Konsequenzen gar nicht spitze. Abfall im öffentlichen Raum sieht nämlich nicht nur schlimm aus, sondern bedeutet Risiken für Hygiene, Gesundheit und Klima. Schön wie unsere Kiezhausmeister weiterlesen

Vorfahrt fürs Fahrrad

Weserstraße soll fast komplett umgebaut werden

Für Fahrradfahrer in Neukölln wird es zukünftig ein bisschen sicherer und komfortabler. Nachdem bereits im September 2017 die Weser­straße zwischen Kottbusser Damm und Pannier­straße zur Fahrradstraße umgebaut wurde, werden jetzt die Planungen für das zweite Teilstück bis zur Ederstraße in Angriff genommen. Die Weserstraße ist bereits jetzt eine viel genutzte Verbindung zwischen Neukölln und Kreuzberg. Mit der Umwandlung zur Fahrradstraße wird sie zu einer echten Alternative zur gefährlichen Sonnenallee.
Auf einer Fahrrad­straße haben Fahrradfahrer mehr Rechte gegenüber Autofahrern. Sie bestimmen das Tempo und haben Vorfahrt gegenüber den aus den einmündenden Nebenstraßen kommenden Autos. Zudem ist die Straße auch verkehrsberuhigt, also nur für Anlieger frei.
Bei einer Informationsveranstaltung am 7. August im Foyer der Sport- und Quartiershalle auf dem Campus Rütli stellten Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD), Stadtrat für Stadtentwicklung Jochen Biedermann (Grüne) und das beteiligte Planungsbüro die aktuellen Planungen vor.
Es ist vorgesehen, zwischen Pannierstraße und Thiemannstraße das Kopfsteinpflaster durch Asphalt zu ersetzen. Der Abschnitt zwischen Thiemann- und Ederstraße hat bereits eine Asphaltdecke. Die bisherigen Fahrradwege sollen zurückgebaut und zu Autoparkplätzen für die Anwohner werden. Vorfahrt fürs Fahrrad weiterlesen

Für Nachhaltigkeit und Jugendkultur

In den Flughafenkiez fließt wieder Geld für soziale Projekte

In optimistischer Stimmung bewilligte der Quartiersrat Flughafenkiez auf seiner Sitzung am 18. Juni zwei neue Projekte für insgesamt 100.000 Euro. Die Projekte können ab sofort beginnen und bis Juli 2020 laufen. Die Beschlüsse erfolgten nahezu einstimmig. Zum einen geht es um ein nachhaltiges Umweltprojekt »für Jung und Alt«, zum anderen startet ein Kulturprojekt für und mit Schülern und Schülerinnen des Albert Schweizer Gymnasiums.
Das nachhaltige Umweltprojekt setzt hohe Ziele für einen sauberen und grünen Kiez. Am Ende soll eine Vernetzung von jungen und alten Menschen, von Initiativen und lokalen Unternehmen stehen. Die Jugendarbeit ankert an der Boddin Schule.

Gemüse im Pyramidengarten     .Foto: pr

Der »Pyramidengarten« am Columbiadamm wird auch einbezogen. Ein konkretes Ziel ist, zu einem »plastikfreien Kiez« beizutragen und die Sauberkeit zu verbessern. Der Kampagne SCHÖN WIE WIR stehen dafür leider keine Mittel zur Verfügung. Für Nachhaltigkeit und Jugendkultur weiterlesen

Bald wieder Musike in Rixdorf?

Heimatverein möchte Nordneukölln umbenennen

Ein neuer Berliner Ortsteil wäre nicht ungewöhnlich, wie zuletzt Borsigwalde in Reinickendorf. Hilmar Krüger, Vorsitzender des Neuköllner Heimatvereins möchte, dass (Nord-)Neukölln wieder Rixdorf heißt. Ihm wäre es eine Herzenssache, und er verweist dabei auch auf die Historie. »Nord-Neukölln« kann er nicht leiden und bei »Kreuzkölln« sträuben sich ihm die Nackenhaare.

Foto:rr

Der Bezirk Neukölln gliedert sich derzeit in die fünf Ortsteile Britz, Buckow, Rudow, Gropiusstadt und eben (Nord-)Neukölln. Das ist geografisch weitgehend identisch mit jener Stadt, die davor Rixdorf hieß. Hermann Boddin, der damalige Rixdorfer Bürgermeister regte eine Namensänderung an, die schließlich von seinem Nachfolger Kurt Kaiser – und formal auf Anweisung von Kaiser Wilhelm II. – 1912 gegen viel Widerstand durchgebracht wurde. Aus der eigenständigen Stadt Rixdorf (250.000 Einwohner) wurde Neukölln. Dieser Wechsel sollte den schlechten Ruf als Stadt des proletarischen Vergnügens und lockerer Sitten vergessen machen. 1920 wurde Neukölln ein Bezirk von »Groß-Berlin«. Bald wieder Musike in Rixdorf? weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr. 209 – Freitag, 12. September 1919
Hilferufe durch Fernsprecher. Die Hilferufe durch Fernsprecher sind zunächst im Bereich der Fernsprechämter 1 und 2 in Charlottenburg (Fernsprech=Vermittlungsstellen Wilhelm und Steinplatz) eingeführt worden. Ein an diese Vermittlungsstelle angeschlossener Teilnehmer, der bei Einbruch, Ueberfall usw. polizeiliche Hilfe herbeirufen will, hat nur nötig, bei der Meldung der Vermittlungsbeamtin das Kennwort »Ueberfall« zu nennen. Er wird dann ohne weiteres mit der zur Hilfeleistung verpflichteten Stelle der Polizei verbunden, welcher er auf Meldung seine Wünsche mitzuteilen hat. Bei den übrigen Vermittlungsstellen Großberlins kann das Verfahren z. Zt. leider noch nicht eingeführt werden, weil die Umgestaltung der Polizei dies noch nicht gestattet. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Schiller‘s Zitterpartie

Kiezinstitution in Verhandlung

Als das »Schiller‘s« vor Kurzem die Kündigung zum 31.08.2019 von der »Home Real Estate GmbH« erhielt, hielt der Kiez den Atem an. Das konnte und durfte nicht wahr sein. Bitte nicht das »Schiller‘s« sollte es treffen, diesen Treffpunkt aller Generationen und Gesellschaftsschichten.
»Saveschillers« wurde sofort gegründet, eine Initiative zum Erhalt des Lokals. Die wiederum holte den Berliner Blätterwald mit in das Geschehen und es passierte, was passieren sollte. Presse und Initiative konnten den Druck auf die »Home Real Estate GmbH« so stark erhöhen, dass Verhandlungen in Gang kamen. Schiller‘s Zitterpartie weiterlesen

Prozession mit Murugan

Hindus feiern Wagenfest

Einmal im Jahr verläßt das Bildnis des Gottes Murugan seinen Platz im Tempel an der Blaschkoallee. In einer prunkvollen Prozession wird es durch die Straßen getragen, begleitet von Hunderten festlich gekleideten Gläubigen, Anwohnern, Musikern und Tänzern. Auch Bezirksbürgermeister Martin Hikel sprach ein Grußwort und begleitete den Wagen ein Stück.

Hikel beim Festumzug.    Foto: mr

Diese Prozession ist der Höhepunkt des alljährlichen hinduistischen Tempelfestes.
Im Tempel gibt es acht Schreine mit Gottheiten. Im Zentrum Murugan, Kämpfer gegen böse religiöse und weltliche Kräfte. Er ist der Sohn von Shiva und Parvati, Bruder des elefantenköpfigen Gottes Ganesha, dessen Tempel in der Hasenheide errichtet wird.
Auch außerhalb des Festes steht das Gelände täglich für Besucher offen. Es gibt nur wenige Regeln: Das Betreten des Tempels mit Schuhen ist nicht gestattet, dort darf auch nicht fotografiert werden, Alkohol und Zigaretten sind auf dem Gelände tabu.

mr

Ein kleines Ristorante, versteckt in Britz

Mediterranes auf die Gabel im »Forchetta & Company«

Der Autor wurde erst durch eine Empfehlung für die leckeren Gnocchi auf »Forchetta & Company« in Britz aufmerksam. Forchetta ist das italienische Wort für Gabel. »Viele unserer Gäste kommen auf Empfehlung anderer Gäste«, bemerkt die Chefin bescheiden. Dieses kleine, gut und authentisch kochende italienische Restaurant braucht das auch, denn es liegt versteckt im nordwestlichsten Zipfel von Britz, am Rand zu Neukölln und Tempelhof.

Gemütliche Gartenplätze.       Foto: rr

»Forchetta & Company« befindet sich in einer ruhigen Nebenstraße des Tempelhofer Wegs, dem Treseburger Ufer 54. Die einseitig bebaute Straße ist gesäumt von hohen, alten Platanen und verläuft parallel zum Teltowkanal. Auf der gemütlichen Außenterrasse des Restaurants wähnt man sich, als sitze man im Grünen. Noch ein Vorteil: in der wenig befahrenen Straße gibt es sogar naheliegend Parkplätze. Ein kleines Ristorante, versteckt in Britz weiterlesen

Empanadas und andere südamerikanische Sünden

Uruguayische Esskultur auf der Sonnenallee

Empanadas, Steaks oder Chorizo al Pan sind nur ein paar der Spezialitäten des »Pecados«. In den gediegenen und großzügigen Räumlichkeiten des einstigen »Pape’s Gasthaus« in der Sonnenallee, wo zuletzt eher glücklos Edelschnitzel angeboten wurden, kommen nun »kleine Sünden«, so »pecados« übersetzt, auf den Tisch.

GAUCHOS Favorit.     Foto: hlb

Gegründet haben das Restaurant Dierk Draeger und seine Frau Mariana, die aus Uruguay kommt, aber seit über zwei Jahrzehnten Wahl-Berlinerin ist. Mit ihren Foodtrucks versorgen sie die Stadt bereits seit Längerem mobil mit uruguayischen Köstlichkeiten, jetzt haben sie seit März ihr festes Lokal, dessen Küche genug Platz für die Produktion ihrer diversen gefüllten Teigtaschen und aufwendigeren Gerichte bietet. Insbesondere südamerikanische Gäste bestätigen und freuen sich über die authentische Qualität der Speisen, die ihnen ein Stück Heimat in die Stadt bringt. Empanadas und andere südamerikanische Sünden weiterlesen

Litfaßsäulen in Gefahr?

Analoge Werbung im digitalen Wandel

Berlin ist und bleibt mit rund 3.000 Stück die Hauptstadt der Litfaßsäulen, und selbst nach 164 Jahren wird sich daran so schnell nichts ändern, obwohl gerade einige abgerissen oder ausgetauscht werden. Der bisherige Außenwerber Wall hatte die neue Ausschreibung der Säulen gegen eine Firma aus Stuttgart verloren und ist zudem vertraglich verpflichtet, nun alle Säulen abzureißen.

LItfaßsäule in Britz. Foto: rr

Der inzwischen angelaufene Austausch blieb nicht überall unkommentiert. Viele Berliner sahen plötzlich eine Institution in Gefahr, und bald trugen einige vom Abriss bedrohte Säulen Protest- oder Trauerbotschaften. Es wurde auch befürchtet, dass historisch bedeutende Litfaßsäulen ebenso verschwinden könnten. Für 24 kann das nun ausgeschlossen werden, da sie noch rechtzeitig unter Denkmalschutz gestellt wurden. Vom Abriss betroffen wären 2.500 Säulen, darunter auch solche, die wegen Mängel oder wegen einer Asbestbelastung sowieso ausgetauscht worden wären. Litfaßsäulen in Gefahr? weiterlesen

Swingen ohne Zwiespalt

Respekt für freie Körper

An der Oberlandstraße 1, bereits Tempelhof, besuche ich die »Swingeroase Zwiespalt«, um mit dem Geschäftsführer ein Interview zu führen. Eine freundliche und gut gekleidete Dame lässt mich ein und führt mich in den Barbereich. Ich darf am Tresen Platz nehmen und ein alkohol­freies Getränk bestellen.

Vorraum zum Entspannungsbereich.    Foto: pr

Die Bar ist gemütlich mit Sesseln, Sofas und bequemen Barhockern eingerichtet. Das Licht ist gedämmt. Eine Tür in Form eines großen beleuchteten Herzens führt in die Rückzugsräume. Das anwesende Publikum ist leicht bekleidet und wirkt entspannt. Im Nachmittagsbetrieb ist der Club weniger besucht als am Wochenende oder abends. Swingen ohne Zwiespalt weiterlesen

»Think positive!«

Ausstellung im Saalbau

Ein riesiger, runder Tisch, der sich durch alle Räume zieht, ist der Blickfang in der Ausstellung »Think positive!« von Thilo Droste und Saeed Foroghi in der Galerie im Saalbau. Symbolisch wird dieser Tisch im Durchgang des Saalbaus und auf dem Hof mit einer dicken schwarzen Linie am Boden fortgesetzt.

Runder Tisch von Thilo Droste.      Foto: mr

Auf dem Tisch werden Symbole und Trophäen inszeniert wie Blumen und Gläser, die von Vernissagen stammen, die Thilo Droste besucht hat. Am Ende des Abends hat er das Glas aus dem er getrunken hatte mitgenommen, in Bruchstücke zerschlagen und zu neuen Formen zusammengesetzt. »Think positive!« weiterlesen

Skulpturen im Entstehen

Ausstellung in der Galerie im Körnerpark

In der Ausstellung »The Process of Becoming – Zeitliche Dimensionen der Skulptur«, beschäftigen sich acht internationale Künstler mit dem Medium Skulptur. Ihnen geht es dabei um den Prozess der Entstehung, um das vermeintlich Unfertige. Ihre Materialien sind Stahl, Plastik und sogar einzellige Lebewesen.
Heine Kjargaard Klausen zeigt in seiner Arbeit »turning inside out« den inneren Hohlraum von Porzellanfiguren, die er abgegossen hat. Nicht das polierte Äußere, sondern das unvollkommene Innenleben ist für ihn von Interesse.

Anna Borgmans Laufbänder. Foto:mr

»The Play« von Morten Stræde ist eine Skulptur, die sich jeden Tag neu erschafft, weil die einzelnen Versatzstücke immer wieder neu arrangiert werden.
Auch Thomas Feuersteins Skulptur »Parliament« ist ständiger Veränderung unterworfen. Verschiedene Sorten von Schleimpilzen wandern auf der Suche nach Nahrung durch die Rohre einer Glas-Skulptur. Skulpturen im Entstehen weiterlesen

»Von der Friedlichen Revolution zur deutschen Einheit«

Ausstellung in der Helene-Nathan-Bibliothek

Vor dreißig Jahren fiel die Mauer. 28 Jahre lang hatte sie die beiden Nachbarbezirke Neukölln und Treptow getrennt.
Am 13. August, dem 58. Jahrestag des Mauerbaues, eröffnete in der Neuköllner Helene-Nathan-Bibliothek die Ausstellung »Von der Friedlichen Revolution zur deutschen Einheit« der »Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur«. Sie zeigt die dramatischen Ereignisse der Jahre 1989/90.

WÄnde zur Wende. Foto: mr

Mit über 100 zeit­historischen Fotos und Dokumenten wird auf 20 Tafeln an den Protest gegen die Fälschung der DDR-Kommunalwahlen, an die Fluchtbewegung im Sommer und die Massenproteste im Herbst erinnert. Sie berichtet von der deutsch-deutschen Solidarität und den außenpolitischen Weichenstellungen bis zur Wiedererlangung der Deutschen Einheit. QR-Codes verlinken zu 18 Videointerviews mit Akteurinnen und Akteuren der Friedlichen Revolution. »Von der Friedlichen Revolution zur deutschen Einheit« weiterlesen

Die Entdeckung des öffentlichen Raumes

Besondere Stadtführungen mit Christine Scherzinger

»Es mag naiv erscheinen, als Stadtführerin Fragen zu stellen, statt gleich Antworten zu geben. Dabei geht es mir darum, die Menschen zu bewegen, den öffentlichen Raum auf besondere Weise zu entdecken.« Christine Scherzinger ist Grundschullehrerin und Geographin, die ihren Doktortitel an der Berliner Humboldt Universität erwarb. Zufällig steht sie vor meinem Haus, als ich zum Einkauf gehen will. Da hängt ein alter und lange nicht genutzter Kaugummiautomat, eine Besonderheit, an der Erwachsene vorbei gehen, während Kinder von dem Drehgerät fasziniert sind. Christine Scherzinger weist darauf hin, von wann der simple Automat stammen könnte und was seinerzeit geschah. Die Entdeckung des öffentlichen Raumes weiterlesen

»Sie komponiert wie ein Mann«

Neuköllner Oper präsentiert »Casting Clara«

Beim Vergleich weiblicher Rollenbilder aus dem 19. Jahrhundert und heute rühmt sich unsere Gesellschaft großer Fortschritte. Undenkbar, dass es damals kein Frauenwahlrecht gab, keine Gleichberechtigung im gesetzlichen Sinne, ganz abgesehen von strikten Erwartungshaltungen an jede Frau, sie habe Haus und Familie zu hüten. Ein Blick in die Vergangenheit sorgt für Kopfschütteln gegenüber einem patriarchalen Geschlechtermodell und wirft Fragen auf, wie sich Frauen damals persönlich entfalten konnten und wo wir heute stehen.

Clara Schumann mal sieben. Foto: Philipp Plum

Die Neuköllner Oper widmet nun Clara Schumann zu ihrem 200. Geburtstag das Stück »Casting Clara«, in welchem anhand des Lebenswegs der Protagonistin die Komplexität jener Fragen beleuchtet wird. »Sie komponiert wie ein Mann« weiterlesen

Geflügelte Neuköllner

Von Bienen, Wespen und Hornissen

Der Neuköllner Tierpark in der Hasenheide ist um eine Attraktion reicher.
Am 24. August eröffnete Bezirksbürgermeister Martin Hikel einen Bienenwagen, in dem das Treiben im Inneren der Bienen-, Wespen- und Hornissenvölker zu beobachten ist. Eine durchsichtige Röhre bietet Einblick in das Herein- und Herauslaufen der Hornissen, ihre Materialtransporte ebenso wie ihre Begrüßungsrituale.

Die Baumeister der Wabentechnik lassen sich bei der Produktion des Honigs beobachten, der in Kürze – kaltgeschleudert – unseren Speiseplan bereichern kann.
Unterstützung hat das Team des Bienenwagens durch derzeit vier engagierte junge Leute, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) leisten. Chiara Radina, die »… auf jeden Fall zum Schutz der Umwelt studieren und arbeiten will …«, drehte mit den Kindern, die zahlreich anwesend waren, eine Bienenwachskerze nach der anderen.
Motten-Manne, der Rüpel der anwesenden »Insekten im Menschenkostüm«, initiierte ein kleines Experiment. Eine Honigbiene wurde aus dem Bienenwagen, der in der Nähe der Minigolfanlage steht, zum Columbia­damm transportiert und dort frei gelassen. Sie benötigte knapp zwei Minuten für diese Strecke von circa einem Kilometer, um wieder in ihren Bienenstock einzufliegen.
Wer sich vor Ort informieren möchte, kann täglich zwischen 9:00 und 19:30 den Bienenwagen besuchen. Es lohnt sich!

bs

Nachruf

Wolfgang Schnell (27.12.1942 – 16.08.2019)

Als Kiez und Kneipe auf der Suche nach geeigneten Redaktionsräumen war, sprach mich Wolfgang darauf an, ob wir nicht Lust hätten, in seinen Räumlichkeiten zu produzieren. Und ob wir Lust hatten. Nach Besichtigung der Räumlichkeiten war der Untermietvertrag schnell unterschrieben. Das war im Oktober 2012. Keiner von uns sollte das je bereuen.

Foto:privat

Es entwickelte sich eine wunderbare Freundschaft. Mit Stolz kann ich sagen, mit ihm einen wirklich außergewöhnlichen Menschen zu meinem engeren Freundeskreis zählen zu dürfen. Im Laufe der Zeit lernte ich viel über diesen Mann, der eines am Besten konnte, nämlich Stadtteile planen. In enger Abstimmung mit Natur- und Denkmalschutz setzte er etliche Bauvorhaben in die Praxis um.
Eine seiner besonderen Fähigkeiten zeigte sich im Umgang mit anderen Menschen. Wie kaum ein anderer konnte er im richtigen Moment mit den richtigen Worten zu den richtigen Menschen sprechen. Nachruf weiterlesen

Fenstergespräche

Blick auf Wohnwagen

KuK: Was beschäftigt Sie hier in der Oderstraße?
Halil: An sich ist alles gut, man kommt gut miteinander aus. In der Oderstraße gibt es mir mittlerweile nur zu viele Campingwägen. Es werden immer mehr, die ganze Straße ist voll damit. Ein paar Leute die campen, damit habe ich kein Problem, aber hier ist das ganze Jahr über alles zugeparkt, und als Anwohner findet man kaum noch einen Platz, das ist manchmal nervig. Außerdem stört mich der permanente Hasch- und Grasgeruch, der von der Straße hier in die Wohnung zieht und schwer wieder rauszubekommen ist.
KuK: Haben Sie in letzter Zeit sonst noch etwas beobachtet im Kiez?
Halil: Nebenan wohnt ein Mann in seinem Auto, einfach auf der Straße. Klar, er hat ein Dach über dem Kopf, aber ich kann nicht zusehen, wie jemand so vor sich hinvegetiert. Der Mann ist krank und braucht Hilfe. Ich möchte ja was tun, aber was? Ihm jeden Tag eine Stulle machen? Wir alle haben unsere Last zu tragen und können nicht immer für alle da sein. Die Stadt müsste sich mehr engagieren. Es muss doch möglich sein, die Grundbedürfnisse aller Menschen hier abzudecken. Der Mann kann ja noch nicht mal duschen. Es braucht mehr Angebote der Stadt, um die Leute von der Straße zu holen, gerade wenn sie psychische Krankheiten haben. Leider werden diese Probleme in der Politik gern vergessen, und manchmal könnte ich resignieren, wenn ich sowas sehe. Aber eins ist klar: Man darf die Hoffnung nicht verlieren –weiterkämpfen, auf die Straße gehen.

me
*Halil, Oderstraße

Des Teufels Zwirn

Zerstörerische Umarmung

Die gemeine Waldrebe ist eine alte Volksarzneipflanze und giftig. Sie gehört zu den Clematis-Pflanzen. Das Gift heißt Proteanemonin. Sie wird auch homöopathisch unter anderem bei Hautausschlägen verwendet. Der Saft der frischen Pflanze reizt die Schleimhäute stark und führt zu Blasenbildung auf der Haut.

Waldrebe Clematis chrysocoma.     Foto: historisch

Im Mittelalter entstellten sich Bettler ihre Haut mit dem Pflanzensaft, um durch ihr Aussehen Mitleid zu erregen und die Spendenfreudigkeit der Bürger zu fördern. Deshalb nannte man die Pflanze damals »Teufelszwirn«. Außerdem: In Österreich werden alte trockene Stängel gerne von Kindern angezündet und als »Lianentschik« (Tschick = Zigarette) geraucht. In der Schweiz ist das gleiche Verhalten auch bekannt als »Niele-rauche«. Des Teufels Zwirn weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner