Verbotenes Lesen und Schuhplattler

Trinken und Denken im »Laidak«

Seit 2012 gibt es die Schankwirtschaft »Laidak« am Boddinplatz. Das Wort Laidak kommt aus dem Slawischen und bedeutet so viel wie Taugenichts. Doch das Lokal taugt was. Als rustikale Kiezneipe bietet sie täglich von mittags bis in die Nacht ein extrem breites Angebot an Getränken zu fairen Preisen, aber auch Quiches und Kuchen. Fünf Biere vom Hahn (die Halbe ab 3,20 Euro), Weine, Cocktails, eine große Auswahl an Spirituosen, etwa Kurze aus der »Bayerwald«-Brennerei, Obstschnäpse oder hauseigener Mexikaner, aber auch Kaffee und reichlich Alkoholfreies wie Ingwerdrinks oder selbstgemachter Eistee lassen keine Wünsche offen.

Tresen frei für Thesen.    Foto: hlb

Gemütlich und ein bisschen chaotisch, mit abgerocktem Mobiliar und regalweise Büchern und Spielen (Schach!) schafft das »Laidak« eine wohnzimmerlich rumpelige Umgebung zum Abhängen, Lesen, Arbeiten, Rauchen und für angeregten Austausch. Letzteres etwa über die spannenden regelmäßigen Veranstaltungen: Konzerte, Partys, vor allem aber Lesungen, Informationsabende, Diskussionen und Filme zu politisch-gesellschaftlichen Themen wie der neuen Rechten, Antisemitismus, Militarismus, Ideologiekritik oder die Erkenntnisse von Adorno oder Marx. Verbotenes Lesen und Schuhplattler weiterlesen

Heißer Herbst auf kurzen Beinen

Musik und mehr im »Posh Teckel«

Über die Manchester-, Dackel-, Musik- und Nachbarschaftsbar »Posh Teckel« in der Pflügerstraße haben wir an dieser Stelle immer wieder mal berichtet. Bietet das urige Poplokal doch stets gute Getränke, nette Kundschaft wie auch Bedienung, zumeist britische Musikuntermalung, gelegentliche Kneipenküche mit »Dackelpommes« oder – an besonderen Tagen – deftigen Schäufela wie aus des Wirts Bernd »Esel« fränkischer Heimat – und eben ein originelles Kulturprogramm mit Lesungen, Konzerten und mancher Überraschung.

LIve am 10.11.: »The Horst« Foto: Band

Jüngst erst wurde (wie jedes Jahr) Jubiläum gefeiert, der Bassist der Rockband »Selig« fesselte Ende September mit einem virtuosen Klavierkonzert, und auch das eigene Talkshow-Format »Teckel TV« füllte einmal mehr den Laden. Dem düsteren Herbst setzt der »Teckel« also wie stets ein abwechslungsreiches, Herz und Hirn erwärmendes Programm entgegen, das am 8.11. zum Beispiel wieder mit dem beliebten »Welcome to the working week«­Pub-Musikquiz aufwartet. Heißer Herbst auf kurzen Beinen weiterlesen

Das Ziel Ärztin vor Augen

Aus Syrien geflüchtet, jetzt mit Hilfe des Talentscoutings ein Praktikum in der Charité

Meine Geschichte beginnt in einer kleinen Stadt im Westen Syriens. Im Alter von fünf Jahren erlebte ich Ereignisse, die mich bis heute prägen. Während andere sich an die unbeschwerten Tage der ersten bis dritten Klasse erinnern, war ich entweder im Bunker oder auf der Flucht. Niemand wusste, ob er am nächsten Tag überhaupt noch existieren würde. Ein unstetes Leben führte mich durch verschiedene Länder, ohne meine ganze Familie um mich zu haben, bis ich schließlich in Berlin ankam – meinem neuen Zuhause, meiner zweiten Heimat.
Die vierte Klasse markierte meinen Einstieg in das deutsche Bildungssystem, und ich war stolz, am Ende des Jahres Klassenbeste zu sein. Auf dem Gymnasium lernte ich inspirierende Menschen kennen, doch ab der zehnten Klasse verspürte ich eine Leere. Mir wurde klar, dass mein Profil sich auf das stereotype Bild vieler syrischer Kinder beschränkte – gute Schüler, die nicht lange in Deutschland sind. Das Ziel Ärztin vor Augen weiterlesen

Deutscher Konzern profitiert vom Kolonialismus

Eine wissenschaftliche Arbeit beleuchtet den Woermannkonzern

Der deutsche Kolonialismus ist in Berlin durch eine Reihe von Straßennamen präsent. Einer davon ist die Woermannkehre im Industriegebiet an der Grenzallee. Bereits im Februar 2021 empfahl die Bezirksverordnetenversammlung Neukölln dem Bezirksamt, gemeinsam mit der Bürgerschaft und zivilgesellschaftlichen Organisationen eine geschichtliche Aufarbeitung des Straßennamens zu initiieren, denn kaum ein anderes Unternehmen war so lange Zeit und so eng mit der deutschen Kolonialherrschaft in West- und Südwestafrika verbunden wie der Hamburger Woermann-Konzern.

Kim Sebastian Todzi im Gespräch mit Matthias Henkel. Foto:mr

Als Ergebnis dieser Aufarbeitung soll eine den historischen Kontext erläuternde Texttafel oder Stele in der Straße aufgestellt werden. Eine Umbenennung der Straße sei aktuell nicht realisierbar, da dies für ein in der Straße ansässiges Unternehmen aufgrund dadurch notwendiger Neuzertifizierung von Produkten zu einer Bestandsgefährdung durch Kosten in Millionenhöhe und nicht abschätzbare Umsatzrisiken führen würde.
Um diesen Dialogprozess weiter zu treiben und den Beteiligten die Möglichkeit zu geben, sich eine Meinung zu bilden, hat das Museum Neukölln am 20. Oktober zu einer Buchpräsentation und Diskussion eingeladen. Deutscher Konzern profitiert vom Kolonialismus weiterlesen

Flucht und Sterben in Nahost

Ohne das Existenzrecht Israels gibt es keinen Frieden

Mutter und Kind.      Andranik Baghdasaryan

Das hier abgedruckte Bild stammt von Andranik Baghdasaryan. Der in Kiel lebende Künstler floh 2016 aus dem im Krieg befindlichen Armenien und ist inzwischen anerkannter Geflohener mit Deutschem Pass. Das Elend, welches Krieg, Vertreibung und Flucht mit sich bringen, zeigt sein Bild eindrücklich. Im Nahen Osten beginnt diese Tragödie erneut. Flucht und Sterben in Nahost weiterlesen

Kartographie des Teppichs

Zeitgenössische Teppichkunst im Britzer Schloss

Bis Januar 2024 können Besucher des Britzer Schlossparkes auf einigen Wegabschnitten über wetterfeste Teppiche laufen. Sie sind Teil der aktuellen Sonderausstellung »Carpet Mapping. Kartographie des Teppichs«. Die von Sahra Crowe kuratierte Ausstellung zeigt Teppichinterpretationen von Thilo Droste, Catherine Rose Evans, Birgit Hölmer, Farkhondeh Shahroudi, Hoda Tawakol sowie Slavs and Tatars.
Der Besucher erlebt, dass Teppiche weiterhin in der zeitgenössischen Kunst eine Rolle spielen.

Teppichinterpretationen.      Foto: rr

Die Exponate sind keine Bodenbeläge im herkömmlichen Sinne, sondern subjektive Künstlerpositionen. Einbezogen werden historische Orientteppiche der ebenfalls im Schloss beheimateten Dauerausstellung »Wohnkultur der Gründerzeit«, was eine unmittelbare Interaktion mit den historischen, oft sehr teuren Orientteppichen des ausgehenden 19. Jahrhunderts erlaubt. Dem gehobenen Bürgertum damals waren Teppiche ebenso Gestaltungselement der Innendekoration und Ausdruck. Kartographie des Teppichs weiterlesen

»Early Work«

Agnes Denes in der Galerie im Körnerpark

Die Ausstellung »Agnes Denes. Early Work«, die bis zum 14. Januar in der »Galerie im Körnerpark« zu sehen ist, ist eine Einzelausstellung der US-amerikanischen Künstlerin Agnes Denes, die sie für ein nie zustande gekommenes Stipendium des Berliner Künstlerprogramms des »Deutschen Akademischen Austauschdienstes« (DAAD) entwickelt hat.

Neben einer neu konzipierten Wandarbeit werden frühe fotografische und zeichnerische Werke aus den 1970er und 1980er Jahren gezeigt, die Denes künstlerisches Programm bis heute prägen und sich mit Fragen von Wissenschaft, Ökologie und Körperpolitik auseinandersetzen. Agnes Denes ist eine Pionierin der ökologischen Kunst. Um kulturelle, soziale und Umweltfragen anzusprechen, kombiniert sie Kunst mit Wissenschaft, Mathematik, Philosophie und Sprache.
In der Ausstellung sind Archivmaterialien zu sehen wie die Briefe aus den 1970er Jahren an den DAAD, der sie nach West-Berlin eingeladen hatte. »Early Work« weiterlesen

Gefährliches Spiel?

»TuS Makkabi« beim »SV Tasmania« in Neukölln

Die in Zusammenhang mit dem »SV Tasmania« in der vergangenen Ausgabe verwendete Formulierung »Goldener Oktober« bezog sich ja in erster Linie auf die Attraktivität zweier Spiele im besagten Monat: Einmal das Traditionsduell gegen »Tennis Borussia«, zum anderen das Pokalspiel gegen den Topfavoriten »BFC Dynamo«.

TAS – Dynamo.       Foto: Hagen Nickelé

So erfüllte sich der Wunsch auf zwei weit über dem Durchschnitt gut besuchte Partien im »Werner-Seelenbinder-Sportpark«. Sportlich sorgten sie allerdings eher für Ernüchterung. Denn zweimal unterlagen die Neuköllner mit 0:2 und waren dabei ziemlich chancenlos. Trat man dabei gegen »TeBe« relativ blutleer für  ein derartiges Prestigeduell auf, so wurde Tasmania im Pokal durch einen schnellen Rückstand und eine frühe Gelb-Rote Karte, die eine mehr als einstündige Unterzahl mit sich brachte, schnell der Zahn gezogen. Gefährliches Spiel? weiterlesen

Basteln mit Rolf

Eichhörnchen

Die Eichhörnchen legen wieder Futtervorräte an. Dieser Eichkater entstand aus einer Toilettenpapierrolle und einem Tannenzapfen, einer Haselnuss, oder wahlweise einer Eichel.
Wir brauchen eine Klorolle, einen Bleistift, eine Schere, eine Heißluftpistole, Pinsel und Farben und Lust zum Pfriemeln.
Die Papierrolle wird flach gedrückt, ein Profil eines Eichhörnchen drauf gezeichnet und so ausgeschnitten, dass bis auf die unteren Pfoten zwei Tierhälften entstehen. Der Tannenzapfen wird nun mittels Heißkleber hinten und die Nuss zwischen die Vorderpfoten geklebt. Anschließend wird das Tier bemalt.
Bei Hilfe oder Fragen: rolf(at)kuk-nk.de.

Petras Tagebuch

Elektronisches Rezept

Als ich vor Kurzem bei dem Arzt meines Vertrauens war, erhielt ich ein Rezept, das ich gleich in der Apotheke im Erdgeschoss des Hauses einlösen sollte. Ich fragte, ob ich das Rezept bei der Sprechstundenhilfe abholen solle, denn der Arzt machte keine Anstalten, einen Schreiber in die Hand zu nehmen. »Sie haben jetzt ein elektronisches Rezept. Mit Ihrer Krankenkassenkarte erhalten Sie dann das Medikament«, klärte er mich auf. »Ach, und falls es nicht klappt, kommen Sie einfach wieder hoch und Sie erhalten ein Papierrezept.« Petras Tagebuch weiterlesen

Erfolge für Sherazad und Weichselstraße 52

Protest vor dem Rathaus.Foto: Die Linke Neukölln

Die Linke will weiter gegen den Bezirkshaushalt demonstrieren

Zwei erfreuliche Nachrichten erreichten Kiez und Kneipe. Wir berichteten im August über die drohende Schließung des Mutter-Kind-Zentrums »Sherazad« und im September über den Kampf der Bewohner der Weichselstraße 52 um das bezirkliche Vorkaufsrecht für ihr Haus. Für beide steht es gut.
Die Mütter von »Sherazad« schreiben per Mail: »Mittlerweile haben wir die Zusage vom Bezirks­amt, dass das »Sherazad« bis Ende 2025 am Standort in der Roseggerstraße 9 bestehen bleibt. Politisch sind wir noch nicht zufrieden, weil uns nur bis Ende 2025 geholfen wurde und es in anderen Bereichen noch Kürzungen gibt.« Erfolge für Sherazad und Weichselstraße 52 weiterlesen

Saurer Sparapfel

Die Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung hatte die schwere Entscheidung zu fällen, einen Haushalt zu verabschieden, der gewaltige Einbußen vor allem im Kinder- und Jugendbereich, doch auch in anderen Bereichen bedeutet. Wäre kein eigener Haushalt verabschiedet worden, hätte der Senat die Hoheit übernommen und eine Zwangsverwaltung des Bezirks­haushaltes eingeleitet. Die äußerst drastischen Einsparungen würden die Menschen im Bezirk deutlich spüren, denen es jetzt schon stark mangelt. Neukölln hätte seinen eigenen Handlungsspielraum vollständig verloren, damit auch die Möglichkeit, so bürgernah wie möglich zu handeln. Schließlich bietet ein handlungsfähiger Bezirk die besten Chancen auf Bürgernähe.
Es blieb jedoch nur der Biss in den sauren Sparapfel. Ein Rückerwerb der Stadtrechte als eigene Kommune würde scheitern. Was bleibt, ist der weitere Protest auch außerhalb der Parlamente, auf der Straße.

Thomas Hinrichsen

Ausziehen für die Yoga-Ecke?

Bezirkliches Vorkaufsrecht für die Innstraße 44-45 gefordert

Das Haus Innstraße 44/45 in Neukölln ist verkauft, doch an wen? Ein Grundbucheintrag liegt noch nicht vor. Als diese Nachricht des Bezirks­amtes die Mieterinnen und Mieter erreichte, trafen sie sich zu Mieterversammlungen, vor Kurzem fand das fünfte Treffen statt.
Es gibt 27 Mietparteien in der Immobilie. Viele leben seit langer Zeit dort, eine Frau seit 40 Jahren. Die Mieterversammlung wählte Frank und Reinhold zu ihren Sprechern. Beide sind langjährige Mieter.

Objekt der Begierde.     Foto: Anwohner

»Der Bezirk sollte sein Vorkaufsrecht ausüben. Uns ist bekannt, dass dies nur noch sehr eingeschränkt möglich ist, wenn Baumängel vorliegen. Wir hatten einen Architekten des Mietshäuser-Syndikates gebeten, sich den Keller anzuschauen, er trug Gummistiefel, das Wasser stand fünf Zentimeter hoch. Zum Dachboden hatten wir leider noch keinen Zugang«, stellt Reinhold fest. Doch an wen ist das Haus nun verkauft worden? Ausziehen für die Yoga-Ecke? weiterlesen

Buntes Programm in der BVV

Cannabis, Sozialberatung und Feuerwerk

Die Bezirksverordnetenversammlung (BBV) am 30. August begann mit einem Abschied.

Bernd Szczepanski tritt zurück.   Foto: bs

Bernd Szczepanski (Grüne) legte sein Fraktionsmandat nieder. Seit 2006 war er Bezirksverordneter und Mitglied in den BVV-Ausschüssen Soziales und Verkehr und Tiefbau. Von 2011 bis 2016 war er Stadtrat für Soziales und anschließend bis 2021 Fraktionsvorsitzender. Seit 2021 hatte er den Vorsitz des Sozialausschusses inne. Seinen Platz nimmt Wolfgang Ewert, Bürgerdeputierter in der BVV Neukölln, als Nachrücker ein. Ganz wird sich Szczepanski nicht aus der Politik verabschieden. Er bleibt stellvertretender Bürgerdeputierter. Buntes Programm in der BVV weiterlesen

Abholzung gegen den Willen des Bezirks

Senat zieht Entscheidung über Bebauung des Emmauswaldes an sich

2019 hat der Berliner Senat eine »Klimanotlage« ausgerufen. Bis Ende des Jahrhunderts prognostizieren Klimaforscher eine Erwärmung der Stadt Berlin um bis zu vier Grad.
Neubauprojekte auf Kosten bestehenden Stadtgrüns sind daher in der Stadtgesellschaft besonders umstritten. Das gilt auch für die geplante Bebauung des stillgelegten Teils des früheren Emmaus-Kirchhofs südlich der Berliner Ringbahn, gegen die die Anwohner seit Monaten kämpfen.

Noch Wald, bald Beton?.      Foto: Initiative Emmauswald bleibt

441 Eigentumswohnungen will das private Wohnungsbauunternehmen »Buwog«, ein Tochterunternehmen der »Vonovia«, auf dem 3,9 Hektar großen Gelände errichten, mitsamt Tiefgaragen und befestigter Durchwegung. Dafür müsste ein Großteil der Bäume und Vegetation gerodet werden. Auf der dem Wald vorgelagerten Brache sollen zudem rund zweihundert geförderte Mietwohnungen entstehen. Abholzung gegen den Willen des Bezirks weiterlesen

Licht kommt ins Dickicht des »Neukölln Komplexes«

Fortschritte in der Aufklärung rechter Straftaten und polizeilicher Ermittlungspannen

Der Parlamentarische Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses zur rechtsextremistischen Gewalt in Neukölln macht weitere Fortschritte in der Aufklärung des »Neukölln Komplexes«. Das berichtet André Schulze (Die Grünen), der mit Niklas Schrader (Die Linke) für Neukölln im Ausschuss aktiv ist. Ziel des Untersuchungsausschusses ist wie berichtet, Licht in das Dickicht der rechtsextremen Anschläge, Drohungen und anderer Gewalttaten zu bringen, durch die seit mindestens 2009 demokratische und antifaschistische Menschen massiv bedroht werden, und die Rolle der ermittelnden Behörden zu durchleuchten. Die Aufklärungsquote der Polizei ist gering im Verhältnis zu dem, was externe Fachleute und die Opfer der Gewalt selbst recherchiert und im Ausschuss bereits an Zusammenhängen umfangreich vorgetragen haben. Licht kommt ins Dickicht des »Neukölln Komplexes« weiterlesen

Umstrittene Straßennamen

Nikolaus Lenau – Dichter des Weltschmerzes

Der Politikwissenschaftler Felix Sassmannshausen hat ein Dossier erstellt, in dem er Straßennamen mit antisemitischem Bezug in den Blick nimmt. 18 davon befinden sich in Neukölln. Die Kiez und Kneipe stellt die Namensgeber vor.
Die Lenaustraße verläuft vom Kottbusser Damm bis zur Reuterstraße. Der Namensgeber ist Nikolaus Lenau, der größte Lyriker Österreichs im 19. Jahrhundert und in der deutschen Literatur der typische Vertreter des Weltschmerzes, einer europaweit umgreifenden Stimmung in der Restaurationszeit.
Nikolaus Lenau wurde am 13. August 1802 in Csatàd, heute Lenauheim, bei Temesvár geboren. Er stammte aus einer verarmten preußisch-schlesischen Offiziersfamilie, besuchte das Gymnasium in Preßburg (Bratislava), wo er auch seine Studien begann und setzte diese in Wien fort. Er trieb philosophische, medizinische und juristische Studien. Eine Erbschaft ermöglichte Lenau ein unabhängiges Leben als freier Schriftsteller. Umstrittene Straßennamen weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt, Dienstag, 2.10.1923
Der Hetzbund. Eine Reihe von jüdischen Familien im Berliner Westen fand in ihren Briefkästen Drohschreiben, die mit Totenköpfen, Dolchen usw. versehen sind, in denen es u. a. heißt: »Juden heraus! Wir wissen genau, wo ihr Geld liegt. Morgen über Tage sind Sie eine Leiche. Sehen Sie sich vor unserer blutigen Rache vor. Wir wollen Blut, wenn Sie nicht binnen vier Wochen die Wohnung räumen. Wird diese Sache laut, so sind Sie sowie Ihre Kinder Leichen. Eine weitere Mahnung erfolgt nicht.« Unterschrieben sind diese Briefe: »Der Hetzbund«. Verschiedene Empfänger dieser Drohungen haben sich mit der Kriminalpolizei in Verbindung gesetzt, die sofort Schritte unternahm, um die Schreiber und Verteiler zu ermitteln. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Erstes Sommerfest der Seniorenvertretung ein voller Erfolg

Bei Tanz und Kaffee wurden viele Informationsgespräche geführt

»Ihr seid fantastisch« war der spontane Kommentar einer Besucherin. Die Musikgruppe »Combo Legèro« begeisterte mit »Besame Mucho«, so dass die Tanzbeine geschwungen werden konnten. Der Zauberer »Mondini« sorgte für fragende Gesichter. Besonders seine Fähigkeit, Gedanken zu lesen führte zu ungläubigem Staunen und besonderem Applaus. Die anwesenden Polizisten applaudierten ebenfalls.

feste feiern auch mit 60+.     Foto: Seniorenvertretung

Ansonsten hat es die Polizei nicht mit sympathischer Bühnenzauberei zu tun, sondern mit Betrug an und Raubüberfällen auf ältere Menschen. Sie gab wertvolle Ratschläge zur Prävention von Verbrechen.
Der Seniorensommer war nicht nur ein vergnüglicher Nachmittag, sondern bot den älteren Menschen Möglichkeiten zur Information. Dazu waren unterschiedliche Projekte und Initiativen vor Ort. Erstes Sommerfest der Seniorenvertretung ein voller Erfolg weiterlesen

Kleingärten fördern Diversität und Integration

Festveranstaltung der Dachorganisation des Kleingartenwesens im neuen Bundeszentrum

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der erste Kleingartenverein in Kappeln an der Schlei in Schleswig-Holstein gegründet. Ab 1820 errichteten dann deutschlandweit mehrere Kommunen sogenannte Armengärten, in denen Familien auf gepachtetem Kirchenland Obst und Gemüse für den Eigenbedarf anbauen konnten. Inzwischen gibt es mehr als eine Million Kleingärten in Deutschland.

Klara Geywitz mit der Schreberjugend.    Foto: mr

Der erste Zusammenschluss, der »Reichsverband der Kleingartenvereine Deutschlands«, wurde 1921 gegründet und bezweckte laut Satzung »unter Fernhaltung parteipolitischer und konfessioneller Bestrebungen den Zusammenschluss aller Inhaber von Kleingärten«. Dieses Ziel hat der Verband bis in die Gegenwart verfolgt, auch wenn Name und Rechtsform mehrfach gewechselt haben. Kleingärten fördern Diversität und Integration weiterlesen

Die Utopie von einem leckeren Leben

Köstliches aus Sardinien in der Jonasstraße

Auf Sardinien ist alles klein und stark, die Menschen, die Pflanzen und die Tiere. Was die Landschaft an Größe vermissen lässt, ersetzt sie durch intensive Geschmäcker. Die Schweine, Rinder, Hühner, auch sie sind kleiner, haben aber einen hervorragenden Geschmack, wenn sie dann zubereitet sind.

Vino, Cappuccino, Pecorino.     Foto: mr

Alessio und Valeria haben im Frühling des Jahres »Utopie« eröffnet. Es ist ein Café, natürlich klein, wie alles auf Sardinien, und befindet sich in der Jonasstraße mit Außenbestuhlung auf der Sonnenseite.
Hier bieten sie ihre Köstlichkeiten aus der Heimat an: Weine, Marmeladen, Käse, Schinken und Wurst. Die Weine sind intensiv, aber nicht unbedingt schwer. Die landestypischen Trauben für Rotwein sind Cannonav, Bovale, Monica und Cacignano. Auch beim Weißwein wird die Rebe der Cacignano verwewendet. Es sind Rebensorten, die speziell für Sardinien bekannt sind. Die Utopie von einem leckeren Leben weiterlesen

Faszination Games

Mit Talentscouting auf dem Weg zum Profi

Seit meinem elften Lebensjahr schwärme ich von einer Zukunft in der Welt der Spieleentwicklung. Damals hatte ich aber keine Ahnung von Theorie und Praxis. Ich fing also an, mich erstmal alleine mit unterschiedlichen Programmen zu beschäftigen.
Im Internet lernte ich dann jemanden kennen, der zu einem engen Freund wurde. Wir erfanden »Rollenspiele« über Currywürste und Küchentüren. Doch unsere Motivation nahm irgendwann ab. Ich war wieder mehr auf mich alleine gestellt und brachte mir vieles auf eine eher unorthodoxe Art selbst bei. Faszination Games weiterlesen

50 Jahre Kultur

Gemeinschaftshaus Gropiusstadt feiert

Das Gemeinschaftshaus Gropiusstadt ist das größte Kulturzentrum im Süden Neuköllns. Am 8. und 9. September wurde mit einem zweitägigen Jubiläumsevent und einer Ausstellung das 50-jährige Jubiläum begangen.

Anna Meyer und Karin Korte.     Foto: mr

Vor dem Beginn des reichhaltigen Familienprogramms ging es in einer Gesprächsrunde darum, ob das Gemeinschaftshaus dem Konzept »Alles für alle« aus den 1970er Jahren gerecht geworden ist und wie die Zukunft aussehen könnte. Kann das Haus die verschiedenen Bevölkerungsgruppen, die in der Gropiusstadt leben, sozial integrieren, indem es Kultur- und Freizeitangebote macht, die alle interessieren?
Bei vielen Vorschlägen stellte sich dabei heraus, dass es diese Angebote bereits gibt, sie aber nicht überall bekannt sind. 50 Jahre Kultur weiterlesen

Freiheit durch Unterwerfung

AIPD proklamiert ihr Parteiprogramm in der »Galerie Walden«

»In den unendlichen Weiten des Universums gibt es Spezies, die so unglaublich beschränkt sind, dass sie die Grundlagen ihrer Existenz sehenden Auges (…) zunichtemachen.« Ja, wir Erdenbürger sind gemeint. Lösungen für unsere gravierenden Probleme verspricht, nein garantiert, nun eine neue Partei: die AIPD, die Ausserirdischen Invasoren Partei Deutschlands.

KAMPAGNE für echte Versklavung. Foto: hlb

Manche mögen die schwarz-weiß-magenta-farbenen Plakate mit verstörenden Slogans wie »Ein Volk, ein Herz, ein Schwarm« schon im Umkreis der »WK« gesehen haben. »WK«, die »Walden Kunstausstellungen«, entstanden Mitte der 90er aus der »Künstlergruppe Peking«, veranstalten Ausstellungen internationaler Gegenwartskunst, nichtkommerziell, unabhängig und seit 2019 an ihrem vierten Standort, dem Projektraum in der Fuldastraße. Freiheit durch Unterwerfung weiterlesen

Abgrund im Rausch, Tiefe in der Reue

Benno Flügel veröffentlicht seinen ersten eindrücklichen Roman

Toni arbeitet als Transportfahrer im ländlichen Hessen, er sehnt sich nach mehr. »Die stumpfe Monotonie des Alltags kratzte an Tonis Seele. Er spielte öfter mit dem Gedanken abzuhauen. Er träumte davon, morgens aufzustehen, barfuß durch den Sand zu laufen und eins mit der Natur zu sein. Doch sein nächster Halt war Eschenbach, seine Heimatstadt in der nordhessischen Provinz.« Dort konsumiert er Zigaretten, Alkohol und Drogen aller Art. Es kommt zu einem Horrortrip. Schließlich gelingt Toni der Aufbruch nach Asien. Auf der Fähre zu einer malaysischen Insel trifft er den Berliner Emil, in Sachen Drogen ebenfalls nicht unerfahren und auf der Suche nach Neuem. Die Frauen Kira und Noemi kommen hinzu. Die Suche führt in ein meditatives Retreat. Abgrund im Rausch, Tiefe in der Reue weiterlesen

»Partikel« vom Feld

Rückblick auf die Zeit der Luftbrücke

Wie haben die Menschen zur Zeit der Berliner Luftbrücke das Tempelhofer Feld erlebt und welche Erinnerungen sind geblieben? Die Fotografin Dagmar Gester stellt diese Fragen im Rahmen ihrer Ausstellung »Partikel«.


Auf wirkungsvollen Schwarz-Weiß-Fotos aus den letzten Jahren, die als Spurensuche verstanden werden, lassen sich Rückschlüsse und Ahnungen ablesen, immer nur teilweise, nie als Ganzes, vieles im Nebel.
Am 15. Okober ab 11 Uhr führt sie im Nachbarschaftstreff Mahlower Str. 27 während einer Matinee und Lesung aus dem Buch der Zeitzeugin Ruth Andreas-Friedrich in diese Zeit der Berliner Blockade zurück. Was gab den Menschen Mut, welche Hoffnungen hatten sie und wie haben sie Mangel und Hunger überstanden? Wie wirkt das alles heute auf uns?
»Wir blicken zurück auf einen geschichtsträchtigen Ort der Machtkämpfe und Entscheidung über politische Systeme und erleben einen Ort aktueller Auseinandersetzung um Freiräume in der immer enger werdenden Stadt«, fasst Gester zusammen.
Um diesen Spannungsbogen erlebbar zu machen, kredenzt sie den Besuchern eine Roggenmehlsuppe aus den Zeiten der Luftbrücke.

bs

Das Gesicht der Klimakatastrophe

Michael Rufdies politisches Dokumentartheater bringt es auf die Bühne

In den Fernsehnachrichten vergeht kaum ein Tag, ohne dass von Natur- und Klimakatastrophen in der Welt berichtet wird. Was manchmal noch weit weg erscheint, rückt immer näher. Micheal Rufdie gelingt es, in seinem dokumentarischen Theaterstück »Klimamonologe«, der Klimakatastrophe ein starkes Gesicht zu geben, indem er menschliche Schicksale auf verschiedenen Kontinenten der Welt schildert.

Szenenbild.       Foto: Verena Eidel

Die betroffenen Menschen und ihre eindringlichen Schicksale kommen somit quasi selbst zu Wort. Die Darstellerinnen geben ihnen starken Ausdruck. Sie stehen am Bühnenrand und sprechen in das Mikrofon. Untermalt werden die Texte von einer Violistin, einer Cellistin und einem Pianisten. Daraus entsteht ein Drama, das sich in den Köpfen der Zuschauerinnen und Zuschauer zusammensetzt.
Gespannt lässt man sich mitnehmen in die verschiedenen, lebendig und detailreich geschilderten Welten, Stück für Stück wird man hineingezogen in diese eindringliche und trotz allem poetische Erzählung. Das Gesicht der Klimakatastrophe weiterlesen

Der Klang der Stille

Ausstellung in der Galerie im Saalbau

Stille. Was bedeutet das? In der neuen Ausstellung »Der Klang der Stille« von Océane Moussé in der »Galerie im Saalbau« können Besucher ihre Gedanken und Assoziationen zu Papier bringen und sie in einer Box deponieren oder sie per Mail an die Künstlerin schicken. Die schreibt den Text mit der Schreibmaschine auf ein Blatt Papier und faltet es zu einem Kunstwerk, das anschließend zu einem Teil der Ausstellung wird. So wird das Publikum in die Gestaltung der Ausstellung einbezogen.
Océane Moussés Themen sind Landschaften als Spiegel der Emotionen und Zeugnis menschlicher Aktivitäten. Sie zerknittert und zerfetzt Landschaftsbilder und zeichnet daraus neue Bilder sich auflösender Landschaften, die sich überlagern.

Das Feuer der Revolte.

»Auf subtile, kaum wahrnehmbare Weise verbirgt sich diese Unruhe, das Feuer der Revolte tarnt sich in der Fülle der Landschaften«, heißt es in der Beschreibung der Galerie. Der Klang der Stille weiterlesen

Goldener Oktober

Tasmania erwartet(e) diesen Monat zwei Publikumsmagneten

Toll gelaufen war der September mit zwei 4:0-Siegen in der Liga (in Stahns­dorf und gegen Rostock) und dem glatten Einzug in die 3. Runde des Berlin-Pokals beim »Grünauer BC« (5:1).

SV TASMANIA (blau) unter Druck bei CFC Hertha 06

Doch vor Beginn des »goldenen Oktobers«, der standesgemäß am 1.10. mit dem Heimspiel gegen »Tennis Borussia« eröffnet wurde (Endstand: (0:2), setzte es beim bisherigen Schlusslicht »CFC Hertha 06« einen herben Dämpfer. Auf der »Wiese« an der Charlottenburger Sömmering­straße nutzte Tasmania anfangs seine Chancen nicht, so stand am Ende eine nicht unverdiente 1:2 Niederlage. Goldener Oktober weiterlesen

Basteln mit Rolf

Eisstiel Kazoo

Nicht nur zu Halloween eignet sich das Eisstiel-Kazoo, eine Art Membranophon, mit dem durch Luftbewegungen verschiedenste Töne erzeugt werden können, ähnlich wie beim Kammblasen. Die Töne entstehen durch Reinblasen oder Ansingen, was dann auch die Stimme verzerrt.
Wir brauchen zwei hölzerne Eisstiele oder Mundspatels, zwei dünne und einen etwas breiteren Schießgummi, zwei etwas dickere Pappstreifen oder einen Plastikstrohhalm, eine Schere und die Lust zum Pfriemeln.
Wie in der Bildmitte wird das etwas breitere Haushaltsgummi mittig und längs über den Eisstiel oder den Spatel gespannt. Die Pappstreifen oder Abschnitte von Plastikstrohhalmen werden unter das Gummi geschoben, so dass es frei schwingen kann. Jetzt kann der zweite, deckungsgleiche Eisstiel daraufgelegt und mit den dünnen Gummis an den Enden fixiert werden. In diese Kazoo quer mit dem Spalt zum Mund gebracht und entweder reingeblasen oder angesungen – und es trötet.

Bei Hilfe: rolf@)kuk-nk.de

Petras Tagebuch

Wer den Pfennig nicht ehrt

Eine Freundin gestand mir vor Kurzem, dass sie noch Altbestände an D-Mark in ihrer Wohnung gefunden hat. Die Umstellung auf den Euro erfolgte am 1. Januar 2002. Sie bat mich darum, das Geld für sie in Euro umzutauschen. Es handelte sich um 16 D-Mark und 63 Pfennig.
Ich habe das nicht belächelt, denn ich kenne mich selbst und halte es für möglich, dass sich in meiner Wohnung auch noch ungeahnte Schätze befinden.
Ich war skeptisch, ob ein Geldumtausch nach so langer Zeit noch möglich ist. Immerhin war die Währungsumstellung vor 21 Jahren. Das Internet klärte mich auf: Die Deutsche Bundesbank tauscht bis zum heutigen Tag gebührenfrei D-Mark in Euro. weiterlesen

Neukölln bleibt bunt

Viele für RuT.     Foto: mr

Kundgebung gegen queerfeindliche Gewalt

»Solidarität mit dem RuT! Gegen Queerfeindlichkeit! Für ein buntes Neukölln!« Unter diesem Motto versammelten sich mehrere hundert Menschen – darunter auch viele Bezirks- und Landespolitiker – am 21. August auf der Schillerpromenade. Sie folgten damit dem Aufruf des »Netzwerk Frauen in Neukölln«, dem »Neuköllner Netzwerk gegen Queerfeindlichkeit« und der Gleichstellungsbeauftragten des Bezirks und bekundeten damit ihre Solidarität mit dem Selbsthilfeverein »RuT – Rad und Tat e.V. – Offene Initiative Lesbischer Frauen«, der Opfer eines queerfeindlichen Anschlags wurde. Neukölln bleibt bunt weiterlesen

Talentsuche

Was Schule leisten kann, leistet sie. Jedoch erscheint sie wie der Nürnberger Trichter, in den Wissen geschüttet wird und das, was herauskommt über die Zukunft der Lernenden entscheidet. Während die jungen Menschen, die eine häusliche Förderung haben, damit keine Probleme haben, sieht es bei denjenigen, die aus sozial angespannten Verhältnissen kommen, deutlich schlechter aus.
Hier greift das Talentscouting. Durch die Suche nach den Fähig­keiten bei jungen Menschen, die kurz vor dem Schulabschluss stehen, gehen die Mitarbeiter weit über das hinaus, was Schule leisten kann. Jeder hat besondere Fähigkeiten, die gefunden und gefördert werden müssen. Denn damit wird Chancengleichheit geschaffen. Das ist in Neukölln deutlich erwünscht, und die Hoffnung besteht, dass bundesweit ein Talentscouting durchgeführt wird.

Petra Roß

Eine andere Welt über Schule hinaus

Talentscouting funktioniert wie ein Spiegel

Die Schule ist ein System des Lernens. Wissen wird vermittelt, Wissen wird geprüft, der Stand des Wissens wird mit Noten von eins bis sechs bewertet, in vielen Fächern. Die Schule ist dabei auch ein Ort, hinter dem sich soziale und familiäre Verhältnisse befinden. Die Noten spiegeln nicht komplett wider, was eine Schülerin oder ein Schüler an Potential besitzt – zumal dieses oft nicht entdeckt wird. Klassengrößen von bis zu 30 Schülerinnen und Schülern bieten dem pädagogischen Personal wenig Spielraum für individuelle Förderung.

Timo Volkmann.      Foto: Ronja Polzin

An dieser Stelle greift Timo Volkmann ein. Seit Oktober 2022 arbeitet er als Talentscout an der Neuköllner Walter-Gropius-Schule und zwei weiteren Schulen im Bezirk. Der zertifizierte systemische Coach und Mediator, so seine Berufe, fördert aktuell 60 Schülerinnen und Schüler aus weniger privilegierten Familien in individuellen Beratungen. Die von ihm begleiteten jungen Menschen nennt er »Talente«. Seine Arbeit beginnt zwei bis drei Jahre vor dem Schulabschluss, in der Regel also in der Oberstufe. Wenn von den Talenten gewünscht, begleitet er diese bis zum Berufseinstieg. Eine andere Welt über Schule hinaus weiterlesen

Komfortzone für Radler

Bau der Fahrradstraße Weserstraße geht weiter

Ab Anfang August haben die Bauarbeiten am zweiten Bauabschnitt der Fahrradstraße Weserstraße zwischen Fuldastraße und Innstraße begonnen. Eine Quersperre an der Elbestraße wird den Durchgangsverkehr unterbrechen und die Nutzung der Fahrradstraße sicherer und komfortabler machen.
Jochen Biedermann, Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr: »Die letzten Wochen waren von einiger Unsicherheit geprägt, wie schnell es mit dem Weiterbau der Radinfrastruktur weitergehen kann. Ich freue mich deshalb besonders über den Start des nächsten Bauabschnittes in der Weserstraße. Jeder kann sich den Vorher-Nachher-Vergleich an der Kreuzung zur Fuldastraße anschauen und wird dann überzeugt vom Umbau sein.« Komfortzone für Radler weiterlesen

1,2 Millionen Euro für Ideenwettbewerb ist Geldverschwendung

Senat will erneut das Tempelhofer Feld bebauen

Zunächst sollte es laut CDU/SPD-Senat um soziale Infrastruktur gehen, legitimiert durch eine Volksbefragung von oben, die die Berliner Verfassung allerdings nicht vorsieht. Jetzt soll ein internationaler städtebaulicher Ideenwettbewerb zwecks Randbebauung durchgeführt werden. Alles sei kein Verstoß gegen das THF-Gesetz.

die Zukunft des Feldes?      Foto: mr

Zur Erinnerung: Das Tempelhofer Feld ist durch ein Volksbegehren seit neun Jahren öffentlich zugänglich. Anlass war der Grünflächenmangel der Stadt, Mittel die Selbstermächtigung der Bürgerschaft, diesen Bedarf zu formulieren und durchzusetzen. Das war neu und hellsichtig, sozusagen das Gegenteil von Resignation und Politikverdrossenheit. 1,2 Millionen Euro für Ideenwettbewerb ist Geldverschwendung weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner