Alle Beiträge von admin

Könige mit Glaskinn

Schachbox-WM in der Columbiahalle

Carl Strugnell Schachboxer
CARL hat auch Köpfchen.                        Foto: cal

Eigentlich wurden alle Klischees einer Boxveranstaltung erfüllt. Skurrile Halbweltler verströmten Testosteron, üppige Blondinen mit Raumtemperatur-IQ stöckelten durch die Halle und Security-Gorillas bewachten die heiße Luft im Saal. Und doch war an diesem 21. November alles ein wenig anders. Im Boxring stand ein Schachtisch, der in zwei Vorkämpfen und einem Hauptkampf von den Schachboxern erbarmungslos entweiht werden sollte.
Die Regeln dieses 2003 erfundenen Wettkampfsports sind leicht verständlich: Im Wechsel werden sechs Runden Schach und fünf Runden Boxen von je drei Minuten absolviert. Matt oder Knockout beenden den Kampf sofort. Die als »Intellectual Fight Night« betitelte Veranstaltung beinhaltete sogar einen WM-Kampf zwischen dem Berliner Mittelgewichtler Sven Rooch und seinem spanischen Kontrahenten Jonathan Rodriguez-Vega. Bereits die Vorkämpfe zeigten jedoch, dass die Sportler zwar allesamt schlagkräftige Argumente boten, beim königlichen Spiel aber schwerlich Kreisklassenniveau erreichten. Lediglich der Engländer Carl Strugnell vermochte ordentlich Schach zu spielen und setzte seinen italienischen Gegner schnell matt. Im Hauptkampf wünschte man den Protagonisten, dass sie in Zukunft Würfelboxen präferieren. 

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Kein Schatten ohne Licht

Foto-Ausstellung «(Sk)etching Shadows» im Neuköllner Leuchtturm

SkEtching Shadows
Verkehrte Welt.                                       Foto: jt

Licht und Schatten sind vollkommene Gegensätze, die sich gegenseitig bedingen, denn Licht vertreibt zwar die Dunkelheit, schafft dabei aber selbst neue Schatten. Mit diesen Effekten spielt der französische Fotograf Marc Bonnetin, indem er Menschen, Pflanzen und urbane Szenen im Zusammenspiel der beiden Extreme auffängt.
Die Ausstellung «(Sk)et­ching Shadows» zeigt seine Fotografien in einer Dreiteilung. Beginnend mit Portraits, in denen sich die Kein Schatten ohne Licht weiterlesen

Kunst ist im Spiel

Können Computerspiele Kunst sein?

Ein Zentrum für internationale Gegenwartskunst soll in dem denkmalgeschützten Gebäude-Ensemble des »KINDL-Geländes« entstehen.
Bis die Umbauarbeiten in den anderen Gebäudeteilen abgeschlossen sein werden, organisieren die Betreiber des »KINDL« die Veranstaltungsreihe »Gäste«, in der die einzelnen Räume der ehemaligen Brauerei für das Publikum geöffnet, erprobt und bespielt werden. Die sechste und letzte Veranstaltung der Reihe galt dem Thema Videospiele.

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Mario Brother.                                                                                          Foto: mr

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»Ich Bin Creative«

Intelligente Künstlerportraits im Film

Zwei Jahre lang – von 2010 bis 2011 – filmte der Londoner Dokumentarfilmer und Fotograf Edward Longmire in Berlin lebende Künstler aus englischsprachigen Ländern bei ihrer Arbeit. Das Resultat seiner Recherchen war bei der Premiere seines Films »Ich Bin Creative« am 24. November im Neuköllner »IL KINO« zu bestaunen.

Zam Johnson
Zam Johnson in Aktion.                                                                      Foto:mr

Von der ersten Minute an war zu erkennen, dass hier ein Meisterfotograf am Werk ist. Großartige Bilder prägen den Film, auch die Schnitte sind sehr intelligent angelegt. Longmires geschickte Fragestellung sorgt für ein spannendes Portrait dieser so unterschiedlichen Menschen. Verschieden sind nicht nur die Charaktere und ihr Werdegang, sondern auch die Kunstrichtungen: Musik, Theater, Film, Poesie, Fotografie, bildende Kunst. Manche, wie der Multimediakünstler Zam Johnson, vereinen das in einer Person. Johnson ist bei einem Auftritt mit einer Jazzband zu sehen, als Komponist für eine Theatergruppe und schließlich als Maler in seinem Atelier. »Ich Bin Creative« weiterlesen

Arabische Lautenmusik und schmachtender Tango

Faszinierende Klänge bei der Salonmusik

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AmirCzwink und Farhan Sabbagh.                 Foto:mr

Das Café „eßkultur“ im Körnerpark platzte aus allen Nähten beim letzten Konzert der Salonmusik am 23. November. Der Künstler Farhan Sabbagh hatte sich absolute Ruhe erbeten, bevor er zu seinem Instrument griff. Schließlich ist er es gewohnt, in Konzertsälen zu spielen. Noch nie hat er vor einem Publikum gespielt, das ißt und trinkt während seiner Darbietung. Gespannt lauschte die Zuhörer auf die ersten Töne. Das, was Farhan Sabbagh gemeinsam mit seinem Begleiter AmirCzwink bot, war aber derart faszinierend, daß niemand auf die Idee kam, dabei zu essen und zu trinken. Arabische Lautenmusik größter Güte wurde dargeboten wie bei einem Auftritt eines Beethoven-Streichquartetts. Tosender Applaus verabschiedete die beiden Künstler nach ihrer ca. 70-minütigen Darbietung. Arabische Lautenmusik und schmachtender Tango weiterlesen

Du Tanzmichmal

Berliner DJ–Kollektiv mit Wurzeln in Neukölln

Genauso wie die Berliner Kieze sich in den letzten Jahren rasant gewandelt haben, ist die Musik- und Clubszene geradezu explodiert. Vor allem der zunehmende Partytourismus aus ganz Europa führt zu einer extremen Steigerung der Quantität, weniger der Qualität hinter den Plattentellern. Aus diesem unübersichtlichen, sich in ständiger Metamorphose befindenden Meer der elektronischen Tanzmusik tauchte vor sechs Jahren Ron Wilson und mit ihm »Tanzmichmal« auf. Du Tanzmichmal weiterlesen

Fesselnder Zeitvertreib

Mit Rohrstock und Peitsche ins Glück

Peitschen
Werkzeuge für Liebende.                              Foto: jt

Peitschen, Paddel, Knebel, Rohrstöcke: Das Sortiment im Peitschenhandel des »Fetisch Hofs« Neukölln ist schier unendlich. Von Schlagutensilien über Fesseln bis zum sexy Outfit oder Spielzeug ist hier absolut alles zu finden.
Vor über zehn Jahren hat Marco Simmat klein angefangen, in seinem eigenen Keller, und seit neun Jahren schon befindet sich der Laden in der Kirchhofstraße, relativ unscheinbar in einem Hinterhof. Von hier aus werden über den Onlineversand bundes- und sogar europaweit Profis und Anfänger von »Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism« (BDSM) mit den gut ausgesuchten Waren des Peitschenhandels beliefert. Am beliebtesten sind dabei Gerten und sogenannte »Flogger«, Peitschen aus vielen Riemen, die in unterschiedlichen Härtegraden zu haben sind. Fesselnder Zeitvertreib weiterlesen

Essen im Gleichgewicht

Speisen auf indianische Art

Besonders in großen Städten geht den Menschen die Verbindung zu sich und der Natur verloren. Sie irren zwischen Ablenkungen und Süchten.
Dem setzt Anna Muni mit viel Ausdauer bereits seit etlichen Jahren mit ganzheitlichen Einzelbehandlungen erfolgreich etwas entgegen. Sie schärft die Sinne für die Zusammenhänge aller Bereiche des Lebens.
Ab Dezember geht sie mit ihrem Konzept noch einen Schritt weiter. Sie öffnet ihren Raum für Seminare, Teachings, Rede- und Singekreise. Diese werden in achtsamer Weise gehalten, so wie es beim Bärenstamm gelehrt wird. Der Raum ist mit den Weiden- und Haselnusszweigen der Form einer indianischen Schwitzhütte nachempfunden. Essen im Gleichgewicht weiterlesen

Weinprobe in der Villa Neukölln

Kein Katzenjammer nach Beaujolais

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David LArge und Nicolas Drouhin.Foto: pr

Nahezu jeder Weinkenner hat so seine Erfahrungen mit Beaujolais Nouveau gemacht. Meistens endete das mit Kopfschmerzen und dem Vorhaben, dieses Getränk in Zukunft zu meiden. In Frankreich und hierzulande hat der Beaujolais folglich einen schlechten Ruf.
David Large arbeitet als Winzer im Beaujolais und wird dem Ruf des Weines zu neuem Ruhm verhelfen. Er lässt den Wein länger im Fass, so dass er nicht mehr Nouveau ist, dafür aber beerig-fruchtig und sehr ausgewogen. Weinprobe in der Villa Neukölln weiterlesen

Schweine in Seide oder: Twin Peaks vs. Blue Velvet

Auch Neukölln kann Cocktails von Welt

Twinpigs hochkant
Twinpigs.                                                                Foto:hlb

Eineiige Schweine? Nein, Regisseur David Lynch inspirierte mit seiner Kultserie »Twin Peaks« den wortspieligen Namen der Cocktailbar, die seit April von Architekt Paulo de Araujo aus Chile und Filmemacher Pär Kjellén aus Schweden in der ehemaligen »Frühperle« betrieben wird. Nicht zu abgerockt, nicht zu schick, mit minimalistischen Lampen, schummrigem Kerzenschein, offenem Putz und mehrfarbig dunklem Dielenboden präsentiert sich das »Twinpigs« – rau und gleichzeitig raffiniert. Schweine in Seide oder: Twin Peaks vs. Blue Velvet weiterlesen

Stille Nacht und körperlicher Aufruhr

Gewürze in weihnachtlichen Leckereien

Egal ob wir glauben oder was wir glauben, Weihnachten lässt unseren Körper nicht kalt. Denn unsere Nase überlistet uns und lässt uns in dieser trüben Jahreszeit an Gebäck und Genuss denken. Alles, womit Lebkuchen, Printen oder Dominosteine gewürzt sind, ist aphrodisisch. In Lebkuchen kommen zum Beispiel Zimt, Nelken, Piment, Muskatnuss und Macisblüte (Ummantelung der Nuss), Koriander und Kardamom zum Einsatz. Alle Gewürze kommen von weit her und galten seit dem ausgehenden Mittelalter als sehr, sehr teuer.
Aber diese Gewürze sind auch seit eh und je Heilpflanzen. Zimt gilt als blutzuckersenkend, enthält aber Cumarin, Gewürznelken helfen gegen Mundgeruch und bei Zahnschmerzen, außerdem sind sie verdauungsfördernd. Muskatnuss und Macisblüte werden bei Krankheiten des Verdauungssystems eingesetzt und helfen bei Ekzemen. Das ätherische Öl des Kardamoms wirkt fördernd auf die Speichel-, Magen- und Gallensaftsekretion und auch die ätherischen Öle des Korianders wirken appetitanregend, verdauungsfördernd, krampflösend und lindernd bei Magen- und Darmleiden.
Unser Körper weiß also, warum er bei niedrigen Temperaturen und Nieselregen oder Schnee nach gewürztem Süßen lechzt. Dem sollten wir nachgeben, denn schließlich klingt Exotic so ähnlich wie Erotik. Also lassen wir es uns gut gehen.

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Die unendliche Geschichte eines Schulneubaus

Die Clay Schule muss weiter im Provisorium ausharren

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Ein  marodes Provisorium.                                                                Foto: cr

Bauvorhaben des Staates können schon mal zu einer unendlichen Geschichte werden. Das ist derzeit am geplanten Neubau der Clay Schule in Rudow zu beobachten.
Die Schule musste 1989 aus ihrem asbestverseuchten Gebäude in der Lipschitzalle in ein Provisorium aus Containern umziehen, dass eigentlich nur für fünf Jahre gedacht war.
Warum mit der Fertigstellung des Neubaus jetzt erst 2022 gerechnet wird, drei Jahre später als ursprünglich geplant, das wurde in der Bezirksverordnetenversammlung am 15. Oktober leidenschaftlich und kontrovers diskutiert. Die unendliche Geschichte eines Schulneubaus weiterlesen

Die Symbolik des Kopftuchs

Die visuelle Darstellung von Migranten in den deutschen Medien

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Religiöse Tradition                                                                               Foto:m r

Verschleierte Frauen gehen mit Einkaufstüten und Kinderwagen eine Straße hinunter, der Betrachter sieht ihnen aus einiger Entfernung hinterher, das umliegende Geschehen ist verschwommen.
Sobald Migration und Integration in den Medien zum Thema werden, sind Zeitungen und Internetseiten voll von Bildern wie diesen. Ganz gleich, ob die dazugehörigen Artikel von »Integrationsverweigerern«, Statistiken zu Schulabschlüssen von Ausländern oder »Hartz IV« für alle EU-Bürger handeln, es wird eine Frau mit Kopftuch abgebildet. Die Symbolik des Kopftuchs weiterlesen

Berliner Luft und wildes Gras

Wie das »BLUB« zehn Jahre nach seiner Schließung ein anderes Paradies geworden ist

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Spassbad heute etwas anders.                                                                                Foto: oj

»Heute blubbert nichts mehr«, »das alte Spaßbad ist verkommen und vertrocknet«, ein »Trümmermeer«. So titelten BZ und Tagesspiegel dieses Jahr über das berühmte ehemalige Erlebnisbad »Berliner Luft- und Badeparadies«, das am Teltowkanal in Britz versteckt hinter wuchernden Gräsern und Büschen liegt. Seit der Schließung 2005, die zum kleineren Teil die Folge einiger Kämpfe randalierender Banden, zum größeren die einer Rattenplage war, plantscht hier tatsächlich niemand mehr. Dennoch kann von einer Brache, wie Baustadtrat Thomas Blesing das Gelände bezeichnet, nicht die Rede sein.
Berliner Luft und wildes Gras weiterlesen

Zum Geburtstag

Leserbrief von Felix Huby

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Felix Huby.                                                                    Foto: pr

Kiez und Kneipe habe ich vom Tag der Geburt bis jetzt zum vierten Geburtstag aus der Ferne beobachtet und ein wenig auch kritisch begleitet, was seine Gründe darin hat, dass Felix Hungerbühler, der Chef vom Dienst, mein Sohn ist und ich selbst über 20 Jahre Journalist war, bevor ich mich als Schriftsteller selbständig machte.
Durch die Lektüre der kleinen Zeitung wurde mir der Kiez, für den sie gemacht wird, erstaunlich vertraut, und ich lernte zu schätzen, wie wichtig ein solches Blatt für einen begrenzten städtischen Raum sein kann. Zum Geburtstag weiterlesen

Von elegisch bis erdig

Top-Jazz in der Nikodemuskirche

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John Surman blies wieder in Berlin.                            Foto:pr

Vor 46 Jahren waren der englische Saxophonist John Surman und die norwegische Sängerin Karin Krog zum ersten Mal in Berlin. Seitdem konzertierten die beiden auf Bühnen weltweit und bei vielen internationalen Festivals. Surmans eigene Veröffentlichungen, insbesondere auf dem legendären ECM-Label, aber auch seine Produktionen mit anderen Musikern finden sich in den Plattenschränken von Jazzfans in der ganzen Welt. Von elegisch bis erdig weiterlesen

Der Salon öffnet seine Musikkiste

Von Jazz und Blues bis zu Gospel und Chanson

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Michael Raeder singt Hilde.                                                          Foto: mr

Die »Salonmusik« im »Café eßkultur« im Körnerpark ist immer eine Reise wert. Das, was der amerikanische Pianist Louis Durra am 12. Oktober bot, war etwas ganz Exquisites. Geschickt verwob er eigene Kompositionen, Pophits und sogar Titel aus der elektronischen Musik mit Jazzimprovisationen und schuf damit großartige Musik, die auch die Ohren eines dem Jazz eher skeptisch gegenüberstehenden Publikums öffneten. Laila Fischer, die an der Deutschen Oper singt, gesellte sich für zwei Stücke zu Durra. Genial, wie sie den »Abschiedsbrief« von Kästner und Weill zum Besten gab. Auch Jazzsängerin Tanja Siebert bereicherte die Soloperformance von Durra.
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Jazz ohne Schnörkel

Rasanter Haas auf dem Klavier

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Lionel Haas im »Jazzclub«.                                                              Foto: mr

Das Klavier gilt als Königsinstrument des modernen Jazz. Kann doch ein geübter Pianist Rhythmen, Melodien und Harmonien auf einem einzigen Instrument beliebig kombinieren und miteinander verweben. Diese Kunst beherrscht der Pianist Lionel Haas, der seit Jahren aus der Berliner Jazzszene nicht wegzudenken ist, bestens. Beim Konzert in der Reihe »Jazzclub« am 17. Oktober im Kleinen Saal des Gemeinschaftshauses Gropiusstadt offenbarte Haas aber nicht nur seine Virtuosität am Klavier, sondern auch seinen Sinn für das Zusammenspiel.
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»Kreuzkölln Superprovisorium«

Roman über den Wandel im Kiez

Als »Superprovisorium« wird laut Wikipedia »im juristischen Sprachgebrauch eine ohne Anhörung der Gegenpartei erlassene vorsorgliche Maßnahme« bezeichnet. Gleichzeitig weist der Begriff aber auch auf das Lebensgefühl vieler jüngerer Menschen hin, die in den Bezirk gekommen sind, um hier ihre Utopien zu verwirklichen.
Sam, die Hauptfigur des Romans, ist eine der vielen Berliner Rand­existenzen, die es nach Neukölln gezogen hat, weil es ihr dort noch möglich erschien, ihrer Berufung, der Malerei, nachzugehen, ohne sich den Gesetzen des kapitalistischen Kunstmarktes beugen zu müssen. »Kreuzkölln Superprovisorium« weiterlesen

Süße Stoffe im »süßstoff«

Schicke Outfits für den Schillerkiez

Manchmal braucht es im Leben Veränderungen, um ans Ziel zu gelangen. Das dachte sich auch Claudia. Die gelernte Kinderkranken-schwester merkte, dass sie ihren Job als Vollzeitkraft wohl nicht bis zur Rente durchhalten wird und suchte ein zweites Standbein, um sich im Alter dezent aus dem Klinikall­tag zurückzuziehen. Der Erfolg beim Verkaufen für Freunde auf Märkten brachte sie schließlich auf die rettende Idee, einen eigenen Laden zu eröffnen.
Mit »süßstoff« hat sie sich zusammen mit Jenny diesen Traum erfüllt. Jenny, die ihre selbst entworfene Mode zuvor unter ihrem Label »Börd Shört« im Internet und auf Märkten verkaufte, war von der Idee begeistert, sodass sie zusammen Mitte Oktober den Laden in der Kienitzer Straße eröffneten.

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»Börd shört« betört.                                                                               Foto: cr

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Rixdorf Next Generation

Stilvolles Trinken auf der Richardstraße

Auf die Tradition des »Rixdorfer Krugs«, der lange das Herz des Rixdorfer Kiezlebens darstellte, hat man im »Alter Roter Löwe Rein« (schräge Übersetzung des Vorgängerpubs »Old Red Lion Inn«) reagiert: mit liebevoller Inneneinrichtung, die das Ambiente der 20er-Jahre heraufbeschwört. In dem trutzigen schwarzen Haus an der Ecke Uthmannstraße hat das Team des »Löwe Rein« das Idealbild einer zeitlosen Kneipe für Jedermann geschaffen, die viel Patina besitzt und Geschichte atmet. Antikes Mobiliar samt Klavier, Kerzenschein und ein mächtiger Barschrank lassen alles Drumrum vergessen, wenn der Gast sich an Cocktails, Weinen, erlesenen europäischen Schnapsspezialitäten oder den drei Bieren vom Fass labt.

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Der mächtige Barschrank vom Löwen.                                                                                                                          Foto: pr

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»Bis Später«

Neuer alter Klassiker

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Flaschenbild mit Vera.                                                                          Foto: jt

In Neukölln, besonders im Schillerkiez, schießen seit zwei Jahren wo man nur hinsieht neue Läden aus dem Boden. Eisdielen, Bars und Burgerläden, doch selten ist eine waschechte Berliner Kneipe wie das »Bis Später« dabei.
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Der Beifuß, ein fast vergessenes Kraut

Das Allroundtalent unter den Kräutern

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Bei Fuß!

Der Beifuß wächst an den unwirtlichsten Stellen, wie an Wegrändern, auf Geröll, in Steinbrüchen, an Straßen. Er kann bis zu zwei Meter hoch werden.
Beifuß ist als eine der ältesten Heilpflanzen bekannt. Frauen dachten schon vor Jahrhunderten, dass der Beifuß sie vor ungewollter Schwangerschaft schützt oder in der Lage ist, diese abzubrechen.
In der Frauenheilkunde wirkt Beifußtee vor allem durch seine erhitzenden und anregenden Eigenschaften. Da er auch entkrampfend wirkt, hilft er gut bei Periode- und bei Wechseljahrs- beschwerden.
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Das Comeback der Ostknolle

Altberliner Gerichte mit adretten Kartoffeln

Das »Warthe-Mahl« ist immer eine gute Neuköllner Adresse. Insbesondere während der »Wertewochen Lebensmittel« vom 22. September bis 5. Oktober konnten es sich Gäste gutgehen lassen.
Die »Wertewochen« sind eine Aktion der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz, die in diesem Jahr zum zweiten Mal eingeladen hat. Verarbeitet werden Produkte aus dem Umland. Das soll nicht nur Arbeitsplätze schaffen, sondern auch sensibel für gutes Essen machen.
Das Comeback der Ostknolle weiterlesen

Neues aus der Hasenheide

Es kann wieder gespielt werden

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Gebrauchte neue Tische.                                                                  Foto: fh

Die Schachspieler in der Hasenheide, die seit Jahren auf neue Sitzmöbel warten, weil die alten nicht mehr nutzbar sind, haben nun einen immerhin intakten Schachtisch erhalten. Außerdem wurden die Stühle repariert und sind jetzt Hocker. Neues aus der Hasenheide weiterlesen

Milieuschutz häppchenweise

SPD und Opposition stimmen gemeinsam für Vorstudien

Eigentlich sollte der Antrag abgelehnt werden. Aber dann gab es einen Änderungsantrag, und dann noch einen, und dann war es geschafft. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) beschloss am 17. September, dass die erforderlichen Untersuchungen durchgeführt werden sollen, die Voraussetzung für die Einführung eines Milieuschutzgebietes sind. Noch in diesem Jahr für den Reuterkiez, ab 2015 dann für den Schillerkiez. Milieuschutz häppchenweise weiterlesen

Kunstvolle Kicker

Grün*innen feiern viel und gern

Gerade fünf Monate haben die Grünen ihr neues Bürger*innen-Büro in der Wipperstraße und schon wieder wurde nach dem Einweihungsfest erneut gefeiert. Es war nicht nur der Sommer, der am 12. September dazu Anlass gab. Der zweite Grund zum Fest war eine Ausstellungseröffnung.

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Die sind sich grün. Foto: mr

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Viel Nichts um Lärm

Wenn Ruhestörung zur Farce wird

Die Organisatoren des Straßenfestes in der Tellstraße hatten an alles gedacht: Security, Ordnungsamt, Feuerwehr, sämtliche städtischen Auflagen wurden erfüllt. Die Bühne wurde bereits am Vorabend aufgebaut, damit der Zeitplan für den Event auch eingehalten werden konnte, denn pünktlich um 23 Uhr musste Schluss sein. Die Bühne Viel Nichts um Lärm weiterlesen

Genervte Gehörschnecken

Tempelhofer Feldverweise für »SaraBande«

Unglaublich, was sich die Latin-Folk-Jazz-Blues-Acoustic-Band »SaraBande« am 8. September auf dem Tempelhofer Feld erlaubte – sie machte Musik. Ihr Anliegen war, andere mit dezenten, aber absolut tanzbaren Rhythmen zu erfreuen.

Sarabande Die »Ruhestörer« auf dem Tempelhofer Feld.                                    Foto: mr

Genervte Gehörschnecken weiterlesen

Musikkaleidoskop

Der Salon hat wieder geöffnet

»Kaleidoskop für Cello und Klavier« nennen die beiden Musikerinnen Dina Bolshakova und Katharina Polivaeva ihr Programm. Es war wirklich ein faszinierendes Klangkaleidoskop, das bei ihrem Konzert am 14. September bei der »Salonmusik« im Café »eßkultur« im Körnerpark zu hören war. Souverän und ausdrucksstark interpretierten sie zeitgenössische Musik von Schnittke, Webern, Arvo Pärt und anderen modernen Komponisten. Von ganz sanften Musikkaleidoskop weiterlesen

Gestrandete am Fluss

Ester Kinsky liest in der »Buchkönigin«

am FlußSeit nunmehr vier Jahren bereichern die beiden Betreiberinnen der Buchhandlung »Die Buchkönigin« das kulturelle Angebot in Neukölln mit interessanten Lesungen und kleinen Ausstellungen. Am 16. September stellte die Übersetzerin, Lyrikerin und Romanautorin Esther Kinsky ihren neu erschienenen Roman »Am Fluß« in dem schönen Ladenlokal in der Hobrechtstraße 65 vor. Gestrandete am Fluss weiterlesen

Maremma, ihm schmeckt‘s

Leidenschaft und kleine Sünden in der »babbo bar« (Seit Mai 2016 neu bewirtschaftet)

babbo bar Oliver+LetiziaZwei Fotos hängen im kleinen geschmackvollen Gastraum. Sie zeigen fröhliche Familien, die im Garten geschmaust haben. Je ein Mann raucht – die Väter von Letizia Taccini und Oliver Zurbuch. »Babbo« sagt man in der Maremma, der südwestlichen Toskana und Letizias Heimat, zum Vater. Die Namensfindung für das neue Lokal der beiden, die seit 20 Jahren mit italienischen Restaurants sowie der Cocktailbar »Fluido« in verschiedenen Berliner Kiezen erfolgreich waren, ging also schnell. Seit August bieten sie nun raffinierte Spezialgerichte der Maremma-Toskana-Küche (auch vegetarisch und vegan) sowie ausgesuchte Alimentari in ihrer »babbo bar« gegenüber dem Bürgeramt an. Maremma, ihm schmeckt‘s weiterlesen

Aromenspaß am Landwehrkanal

Kuratierte Gaumenfreuden am Ufer

May Eingang
MAY I eintreten? Foto: hlb

Drei bunte Leuchtbuchstaben markieren seit Juni eines der nördlichen Tore zu Neukölln an der Thielenbrücke: m, A und y. May wie Maybachufer – und wie »mAy am Ufer«, einer leger-eleganten Mischung aus Café, Speiselokal und Weinbar, die hier aus dem alten »Maybach-Stübchen« entstanden ist. Inhaber Thomas Mudersbach, TV-Journalist für Kochsendungen auf VOX und im WDR, hat schon etliche Jahre in Italien in Restaurants gekocht und präsentiert mit seiner Frau, auch Journalistin, und ihrem Freund Franz im »mAy« nun »Curated Food«. Das meint ausgewählte Speisen aus besten (Bio-)Zutaten möglichst regionaler Anbieter statt wahllosem Überfluss. Muderbachs breites Kochwissen und seine Lust am beherzten Aromenspiel kommen dabei voll zum Tragen.
Schlichtes helles Holzmobiliar, große Fenster und Blumen schaffen eine klassisch gemütliche Caféhausatmosphäre. Die freigelegte, teils mit Kaffeesatz restaurierte Stuckdecke und Stilllebengemälde, Dauerleihgaben des Bremer Künstlers Till Warwas, sorgen für einen Hauch Noblesse. Doch es geht ganz entspannt zu im »mAy«: Das Aromenspaß am Landwehrkanal weiterlesen

Trinken für Chile

Ein Mapuche und seine »MAPUbar«

MapuAls Shimon acht Jahre alt war, wusste er genau, was er machen will. »Ich wollte eine GmbH gründen, die die Völker in Chile unterstützt.«
Die GmbH hat der mittlerweile Mitte Zwanzigjährige zwar nicht gegründet, aber er hat seine eigene Bar, die »MAPUbar« in der Schierker Straße eröffnet. Die eigentliche Idee hinter der GmbH ist geblieben.
Trinken für Chile weiterlesen

Zügig zum Jazz

Clubreihe bleibt Geheimtipp

Nur rund 15 Minuten dauert die U-Bahnfahrt vom Hermannplatz zur Lipschitzallee. Direkt am Ausgang steht das »Gemeinschaftshaus Gropiusstadt«. Sechs Mal im Jahr verwandelt sich dessen Kleiner Saal in einen schicken Jazzclub, der durchaus mit den eleganten Clubs von New York, London und Paris mithalten kann.
So klein ist der Saal aber gar nicht, fasst er doch bis zu 100 Besucher. Dazu gibt es eine große Bühne und eine hochwertige Sound- und Lichtanlage. Trotzdem ist die Reihe »Jazzclub«, die dort stattfindet, immer noch ein Geheimtipp.
Alle, die zum ersten Konzert der Herbstreihe am 25. September kamen, erlebten einen großartigen Auftritt des »Ginger Fields Quartets«, das sie ins Manhattan der frühen sechziger Jahre entführte.

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Ginger Fields Quartet. Foto: mr

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Happy Birthday

135 Jahre »Galeria Kaufhof«

GALERIA-Kaufhof-Berlin-Gropius-Passagen-01 KopieSeit 10 Jahren begrüßt die »Galeria Kaufhof« ihre Kunden im größten Einkaufszentrum Berlins, den »Gropius Passagen«. Dort wurde zum 135-jährigen Kaufhof-Jubiläum am 17. September um 10 Uhr gefeiert. Es gab eine riesige Jubiläumstorte, die stückweise für einen guten Zweck zu jeweils einem Euro verkauft wurde.
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Koloss, liebevoll umgarnt

Eingestrickter Brunnen in der Gropiusstadt sorgte für Aufsehen

In Berlin gibt es über 300 Brunnen, von denen ziemlich genau 80 Prozent nicht in Betrieb sind. Jahr für Jahr verkümmern sie mehr und mehr, weil sich niemand darum schert. Auch in der Gropiusstadt ist solch ein Koloss in den Boden eingelassen. Das letzte Mal floss vor knapp 15 Jahren das Wasser dort. Seit der Stilllegung wird er als Skate-Rampe benutzt.
Im Rahmen der Festlichkeit »Gropiusstadt bewegt sich« am 6. und 7. September hat sich Amy Klement Gedanken gemacht, was mit dem Brunnen anzufangen sei. In monatelanger Arbeit hat sie zusammen mit fleißigen Helfern gestrickt und gehäkelt, bis ein großes Meer aus blauen, grünen und andersfarbigen Rechtecken zusammengekommen war.

umstrickter Brunnen
Aus grau mach bunt. Foto: cr

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