Archiv der Kategorie: Kiez

Der Kampf hat gerade erst begonnen

Vernetzung gegen perfide Methoden von Hausbesitzern notwendig

Steigende Mieten und die damit verbundene Verdrängung der alteingesessenen Mieter sind aktuell in vielen Berliner Bezirken ein vieldiskutiertes Thema. In Nord-Neukölln hat sich der Prozess von Aufwertung und Wandel der Mieterstruktur in besonders rasantem Tempo vollzogen. Kein Kiez ist davon verschont geblieben. Die Brisanz des Problems wird auch an der Vielzahl von sozialen Trägern, die sich um Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit Bedrohten kümmern, sowie den Kiez­initiativen, die sich zum Protest gegen diese bedrohliche Entwicklung formiert haben, deutlich sichtbar. Um die unterschiedlichen Gruppierungen mit Betroffenen an einen Tisch zu bringen, lud die »Stadteilgruppe44_Rund um die Hermannstraße« am 11. Dezember in die »Lange Nacht« zu einem gemeinsamen Gedankenaustausch ein.
Der Kampf hat gerade erst begonnen weiterlesen

Brandanschlag auf Meinungsfreiheit

SPD verurteilt feige Attacke auf Neuköllner Politiker

In der Nacht auf den 27. Dezember setzten Unbekannte in Adlershof und Rudow zwei Fahrzeuge in Brand, darunter das Auto des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Neuköllner SPD, Peter Scharmberg. Ein Nachbar bemerkte das Feuer schnell. Der Schaden am Auto ist jedoch hoch.
Peter Scharmberg dazu: »Ich bedaure es sehr, dass die politische Auseinandersetzung auf diesem Weg geführt wird. Durch solche Aktionen können auch andere Menschen zu Schaden kommen. Das wurde wissentlich in Kauf genommen.« Brandanschlag auf Meinungsfreiheit weiterlesen

Sorge um die Heimat

Vom Schwarzen Meer in den Körnerkiez

Kurz vor Weihnachten traf Anna in Neukölln ein. Es war ein umständlicher Weg von dem ukrainischen Mykolaiv zu ihrer Tochter Stella in den Körnerkiez. Das Reisevisum erhielt sie zwar nach langem Warten, aber sie musste die Reise über das polnische Warschau machen. Dort holte Stella ihre Mutter ab, um mit ihr gemeinsam die Zugreise nach Berlin anzutreten. Stellas Glück war es, Deutsch zu sprechen, denn die polnischen Beamten verstanden kein Wort Russisch.
Sorge um die Heimat weiterlesen

Frauen helfen Frauen

Das »FrauenNachtCafé« von »Wildwasser«

Wildwasser_FNC_Mareschstr.
Zufluchtsort bei Krisen.Foto: pr

Oft ist es für Frauen, die im Alltag Gewalt oder Missbrauch ausgesetzt sind, nicht möglich, über ihre Ängste zu sprechen. Es gibt keine Gesprächspartner. Für sie ist das Projekt »Wildwasser« besonders wichtig, denn hier finden sie helfende Frauen. Frauen helfen Frauen weiterlesen

Büchertausch statt ZLB

Umgebaute Telefonzellen als kleine Bibliotheken

bücherboxx
Bücherboxx vor der Genezarethkirche.Foto: fh

Den Sommer über stand die »BücherboXX Luftbrücke« in den Allmende-Gärten auf dem Tempelhofer Feld. Dort erfreute sie sich anfänglich erstaunter Blicke und dann begeisterter Nutzung. Ganz im Sinne der ehemaligen Kommunikationsidee der »kleinen Gelben« kamen die Feldbesucher an und in der »BücherboXX« und um diese herum miteinander ins Gespräch. Die bequeme Holzbank, die außen um die »B-BoXX« herum gebaut ist, lädt ohnehin zum Verweilen und Schmökern ein. Und, wenn es einmal später wird: Die aufs Dach montierten Solarzellen bieten bei Dunkelheit einen beleuchteten Innenraum. Büchertausch statt ZLB weiterlesen

Maueröffnung in Rudow

Wir waren die Ersten!

Am Abend des 8. November vor 25 Jahren hatte vermutlich niemand damit gerechnet, dass der nächste Tag in die deutsche Geschichte eingehen würde. Eine ungenaue Aussage führte dazu, dass viele Berliner Bürger sowohl von der West- als auch von der Ost-Seite neugierig zur Grenze marschierten. Denn Günter Schabowski erklärte irrtümlich während einer Pressekonferenz, dass die neue Reiseregelung ab sofort gelte.
Was danach geschah, ist wortwörtlich Geschichte. Dass die Mauer am 9. November 1989 fiel, lernt mittlerweile jedes Kind in der Schule. Doch wer hätte damit gerechnet, dass die Mauer zuallererst in Neukölln, genauer gesagt in Rudow geöffnet wird? Maueröffnung in Rudow weiterlesen

Gilles verläßt Morus14

Michaela Hamann blickt zurück

gilles
Kämpfer für Rollberg.                      Foto: fh

Gilles Duhem verließ nach 13 Jahren am 1. Dezember den »Förderverein Gemeinschaftshaus MORUS 14«. Damit ging eine Ära zu Ende.
Ich lernte ihn 2002 kennen als ich vom Jobcenter ins Gemeinschaftshaus vermittelt wurde. Trotz vieler Schwierigkeiten verlor Gilles niemals seinen Humor und seine ermutigende Haltung den Rollbergbewohnern, den Kindern und anderen Ratsuchenden gegenüber. Er sagte immer: »Es gibt keine Probleme, nur Lösungen!« Unermüdlich setzte er sich für die Belange des Fördervereins ein, überzeugte in filigraner Feinarbeit Unternehmen, Rollbergprojekte zu fördern. Gegenüber der Politik nahm er kein Blatt vor den Mund und schaffte sich damit redlich Feinde im Rathaus. Gilles verläßt Morus14 weiterlesen

Turbulenzen um den »Frauentreffpunkt Schmiede«

Frauenförderung zur Selbsthilfe benötigt Unterstützung

SylviaEdler
Sylvia Edler.                                                               Foto: mr

Der »Frauentreff- punkt Schmiede« am Richardplatz ist seit 1991 als sozialer und kultureller Anlauf- punkt eine unverzichtbare Institution für Frauen in Neukölln. Frauen in schwierigen Lebenssituationen erhalten hier Rat und Hilfe. Es werden Fortbildungen und Beratungen in den Bereichen Bildung, Kultur, Gesundheit und Selbsthilfe angeboten. Sprachunterricht und PC-Kurse helfen bei der beruflichen Weiter-bildung. Außerdem laden ein Café und eine kleine Galerie zum Verweilen ein. Turbulenzen um den »Frauentreffpunkt Schmiede« weiterlesen

Könige mit Glaskinn

Schachbox-WM in der Columbiahalle

Carl Strugnell Schachboxer
CARL hat auch Köpfchen.                        Foto: cal

Eigentlich wurden alle Klischees einer Boxveranstaltung erfüllt. Skurrile Halbweltler verströmten Testosteron, üppige Blondinen mit Raumtemperatur-IQ stöckelten durch die Halle und Security-Gorillas bewachten die heiße Luft im Saal. Und doch war an diesem 21. November alles ein wenig anders. Im Boxring stand ein Schachtisch, der in zwei Vorkämpfen und einem Hauptkampf von den Schachboxern erbarmungslos entweiht werden sollte.
Die Regeln dieses 2003 erfundenen Wettkampfsports sind leicht verständlich: Im Wechsel werden sechs Runden Schach und fünf Runden Boxen von je drei Minuten absolviert. Matt oder Knockout beenden den Kampf sofort. Die als »Intellectual Fight Night« betitelte Veranstaltung beinhaltete sogar einen WM-Kampf zwischen dem Berliner Mittelgewichtler Sven Rooch und seinem spanischen Kontrahenten Jonathan Rodriguez-Vega. Bereits die Vorkämpfe zeigten jedoch, dass die Sportler zwar allesamt schlagkräftige Argumente boten, beim königlichen Spiel aber schwerlich Kreisklassenniveau erreichten. Lediglich der Engländer Carl Strugnell vermochte ordentlich Schach zu spielen und setzte seinen italienischen Gegner schnell matt. Im Hauptkampf wünschte man den Protagonisten, dass sie in Zukunft Würfelboxen präferieren. 

cal

Unsere Weihnachtsgeschichte

Es war einmal in Neukölln

Es waren einmal die Schwestern Syndi und Kat. Sie lebten gemeinsam mit den Eltern in einem Mietshaus, das gerade von König Commerz vereinnahmt wurde. Der König wollte allen Mietern kündigen, es sei denn, er erhielte ein Geschenk.
Die armen Eltern entschlossen sich, dem König ihre wunderschöne Tochter Syndi zu schenken. Immerhin konnten dann drei Familienmitglieder in der Wohnung bleiben. Unsere Weihnachtsgeschichte weiterlesen

Mittel weg – Leistung gefährdet

Stadtteilmütter sind eine Stütze der Integration

Sie ermutigen Eltern, ihre Stärken wahrzunehmen und setzen sich für ein friedliches Zusammenleben in einer Stadt der Vielfalt der Lebensentwürfe ein. Die »Stadtteilmütter« feierten am 29. September ihr zehnjähriges Jubiläum.

Stadtteilmütter-Group
Stadtteilmütter stehen stramm.                                                                                                                                         Foto: sp

Mittel weg – Leistung gefährdet weiterlesen

Berliner Luft und wildes Gras

Wie das »BLUB« zehn Jahre nach seiner Schließung ein anderes Paradies geworden ist

20141018_181755
Spassbad heute etwas anders.                                                                                Foto: oj

»Heute blubbert nichts mehr«, »das alte Spaßbad ist verkommen und vertrocknet«, ein »Trümmermeer«. So titelten BZ und Tagesspiegel dieses Jahr über das berühmte ehemalige Erlebnisbad »Berliner Luft- und Badeparadies«, das am Teltowkanal in Britz versteckt hinter wuchernden Gräsern und Büschen liegt. Seit der Schließung 2005, die zum kleineren Teil die Folge einiger Kämpfe randalierender Banden, zum größeren die einer Rattenplage war, plantscht hier tatsächlich niemand mehr. Dennoch kann von einer Brache, wie Baustadtrat Thomas Blesing das Gelände bezeichnet, nicht die Rede sein.
Berliner Luft und wildes Gras weiterlesen

Verkaufte Heimat

Angst vor dem Leben auf der Straße

Peter hat eine geräumige Vorderhausparterrewohnung in der Emser Straße. Er übernahm in den 90er Jahren die Wohnung der Hauseigentümerin, nachdem diese verstarb. Schon damals war diese Wohnung für ihn ein Segen, weil er eine schwere Operation hinter sich hatte und nicht mehr gut Treppen steigen konnte.
Verkaufte Heimat weiterlesen

Neues aus der Hasenheide

Es kann wieder gespielt werden

DSC_0001_1
Gebrauchte neue Tische.                                                                  Foto: fh

Die Schachspieler in der Hasenheide, die seit Jahren auf neue Sitzmöbel warten, weil die alten nicht mehr nutzbar sind, haben nun einen immerhin intakten Schachtisch erhalten. Außerdem wurden die Stühle repariert und sind jetzt Hocker. Neues aus der Hasenheide weiterlesen

Bombastisches Bauprojekt für den Norden

Frauenklinik
Frauenklinik Mariendorfer Weg – bald von Neubauten umrahmt. Foto: mr

Stadtvillen und ein hoher Turm sollen auf dem Gelände der Frauenklinik entstehen

Seit Jahren ist das Krankenhaus Mariendorfer Weg Zankapfel und traurige Brache in Nord-Neukölln. Es wird von der Eschersheimer Straße, dem Mariendorfer Damm und der Silbersteinstraße eingegrenzt. Die ehemalige Frauenklinik und das Schwesternhaus wurden von dem landeseigenen Krankenhausbetreiber »Vivantes« an die britische »Comer Immobilienmanagement GmbH & Co KG« verkauft. Dann passierte lange Zeit gar nichts. Bei den Gebäuden setzte sich die Natur durch, es war ein ideales Gelände zum Erkunden, Verwüsten und Party feiern.
Bombastisches Bauprojekt für den Norden weiterlesen

Imame schlagen Pfarrer

Interreligiöser Kick beim Berliner Fußballfest

Wie friedlich wäre unsere Welt, wenn alle Religionskriege auf dem Fußballfeld ausgetragen würden. Ein Beispiel dafür lieferte das interreligiöse Spiel Pfarrer gegen Imame beim Berliner Fußballfest am 7. September auf dem Tempelhofer Feld.

Fußball
Tore dank Allahs Hilfe. Foto: mr                                                                                                                                            

Imame schlagen Pfarrer weiterlesen

Mit Plastiktüten ins Guinnessbuch

Weltrekord als Protest gegen Ressourcenverschwendung

Klimagipfel in New York, Demonstrationen gegen Ressourcenverschwendung in vielen Städten auf der Welt. Und auf dem Tempelhofer Feld wurde ein Rekord aufgestellt.
Beim Umweltfest der »Stiftung Naturschutz Berlin« am 20. September setzten über 3.000 Besucher mit einer neun Kilometer langen Kette aus 30.000 Einwegtüten das weltweit größte Zeichen gegen den Gebrauch von Plastiktüten. Das Band zog sich im Zickzack über die nördliche Rollbahn und sah aus der Vogelperspektive aus wie ein riesiges Ausrufezeichen.

Tüten_3
Tütenmann klärt auf. Foto: fh

Mit Plastiktüten ins Guinnessbuch weiterlesen

Schwerer Parcours in voller Montur

Wettstreit der Riesendrachen und der Feuerwehren auf dem Tempelhofer Feld

Feuerwehr- und Rettungswagen in großer Anzahl waren aufgefahren. Dazwischen jede Menge Feuerwehrleute in voller Montur. Es war aber kein Großbrand zu löschen oder eine Massenpanik zu bekämpfen. Am 12. September war »Firefighter Combat Challenge« auf dem Tempelhofer Feld.
700 Feuerwehrleute aus ganz Deutschland, Polen, Tschechien, Österreich und der Schweiz traten in diesem Wettbewerb gegeneinander an, der auf extreme Weise die Realität eines Feuerwehreinsatzes vom Anfang bis zum Schluss simuliert.

firefighter
Das schlaucht ganz schön. Foto: mr

Schwerer Parcours in voller Montur weiterlesen

Viel Nichts um Lärm

Wenn Ruhestörung zur Farce wird

Die Organisatoren des Straßenfestes in der Tellstraße hatten an alles gedacht: Security, Ordnungsamt, Feuerwehr, sämtliche städtischen Auflagen wurden erfüllt. Die Bühne wurde bereits am Vorabend aufgebaut, damit der Zeitplan für den Event auch eingehalten werden konnte, denn pünktlich um 23 Uhr musste Schluss sein. Die Bühne Viel Nichts um Lärm weiterlesen

Genervte Gehörschnecken

Tempelhofer Feldverweise für »SaraBande«

Unglaublich, was sich die Latin-Folk-Jazz-Blues-Acoustic-Band »SaraBande« am 8. September auf dem Tempelhofer Feld erlaubte – sie machte Musik. Ihr Anliegen war, andere mit dezenten, aber absolut tanzbaren Rhythmen zu erfreuen.

Sarabande Die »Ruhestörer« auf dem Tempelhofer Feld.                                    Foto: mr

Genervte Gehörschnecken weiterlesen

Wer hat das Stroh um den Platz gerollt?

Böhmisch- und Deutsch-Rixdorf feiern ausgelassen

Die Einhörner sind los. Familie Schniepel gibt sich die Ehre. Riesenbabys und komische Goldhelme bevölkern Neukölln. Für Eingeweihte ist das normal, denn zum »Popráci« ist eben alles ein bisschen anders.
Eine ganze Woche übernahmen die Rixdorfer den Platz um die alte Schmiede, um ausgelassen zu feiern. Neben dem Strohballenrollen gab es wie immer zahlreiche Kulinaritäten und ein buntes Bühnenprogramm.

Popraci_1
Anmut, Grazie, Schweiß. Foto: cr

Wer hat das Stroh um den Platz gerollt? weiterlesen

Süßes aus Rixdorfer Stöcken

Das harte Leben der fleißigen Bienchen in der pulsierenden Großstadt

Honig von Stadtbienen ist auf Erfolgskurs. Hier, in den Oasen der Großstadt, finden die Tierchen optimale Rahmenbedingungen und eine liebevolle Betreuung durch die Imker. Anders dagegen die gemeine Landbiene. Sie erntet unter Stress den mit Pestiziden belasteten Nektar. Das tut der empfindlichen Biene und der Qualität des Honigs nicht gut.

Bienen
Es lebe die Königin. Foto: fh

Süßes aus Rixdorfer Stöcken weiterlesen

Happy Birthday

135 Jahre »Galeria Kaufhof«

GALERIA-Kaufhof-Berlin-Gropius-Passagen-01 KopieSeit 10 Jahren begrüßt die »Galeria Kaufhof« ihre Kunden im größten Einkaufszentrum Berlins, den »Gropius Passagen«. Dort wurde zum 135-jährigen Kaufhof-Jubiläum am 17. September um 10 Uhr gefeiert. Es gab eine riesige Jubiläumstorte, die stückweise für einen guten Zweck zu jeweils einem Euro verkauft wurde.
Happy Birthday weiterlesen

Koloss, liebevoll umgarnt

Eingestrickter Brunnen in der Gropiusstadt sorgte für Aufsehen

In Berlin gibt es über 300 Brunnen, von denen ziemlich genau 80 Prozent nicht in Betrieb sind. Jahr für Jahr verkümmern sie mehr und mehr, weil sich niemand darum schert. Auch in der Gropiusstadt ist solch ein Koloss in den Boden eingelassen. Das letzte Mal floss vor knapp 15 Jahren das Wasser dort. Seit der Stilllegung wird er als Skate-Rampe benutzt.
Im Rahmen der Festlichkeit »Gropiusstadt bewegt sich« am 6. und 7. September hat sich Amy Klement Gedanken gemacht, was mit dem Brunnen anzufangen sei. In monatelanger Arbeit hat sie zusammen mit fleißigen Helfern gestrickt und gehäkelt, bis ein großes Meer aus blauen, grünen und andersfarbigen Rechtecken zusammengekommen war.

umstrickter Brunnen
Aus grau mach bunt. Foto: cr

Koloss, liebevoll umgarnt weiterlesen

Tipp für öffentliche Wasserhähne

Für die Freiheit, für das Leben,Wasserbrunnen auf allen Wegen!

Es kann so einfach sein, gesund zu leben, die Umwelt zu schützen und alle in Berlin lebenden Mitmenschen zu erfrischen. Und das auch noch kostenlos.
Der gemeinnützige Verein »a tip: tap« hat sich Wien als Vorbild genommen und all das auch uns ermöglicht: In Wien ist es die Überzeugung der Stadt, dass öffentliches Trinkwasser gut ist, zum einen für die durstigen Geister, zum anderen zur Vermeidung von PET-Flaschen. Also wurden dort über 900 Trinkwasserbrunnen in der ganzen Stadt verteilt, an denen der Durst Tag und Nacht kostenlos gestillt werden kann. Tipp für öffentliche Wasserhähne weiterlesen

Ausgrabungen auf dem Friedhof

Kirchliches Zwangsarbeiterlager wird freigelegt

Nicht nur die großen Firmen wie die Flugzeugwerke auf dem Tempelhofer Feld setzten während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter ein. Auch die Berliner Evangelischen Kirchengemeinden betrieben von April 1942 bis zum Kriegsende auf dem hinteren Teil des Kirchhofs der Jerusalemsgemeinde in der Neuköllner Hermannstraße 84 ein Zwangsarbeiterlager.

zwangsarbeiterHistorische Steine in Neukölln.                               Foto: mr

Lange war das »Friedhofslager« unter Schutt und Abfall begraben. Anfang August haben Jugendliche eines internationalen Workcamps gemeinsam mit Berliner Jugendlichen unter der Leitung des Archäologenteams vom »Archäologiebüro ABD-Dressler Archäologie/ Baubegleitung/ Denkmalpflege« Reste dieses Lagers ausgegraben. Zum Vorschein kamen Fundamente der Wohnbaracke und ein erstaunlich großer und gut erhaltener Kartoffelkeller, aber auch Relikte, die Hinweise auf das Alltagsleben in der Baracke geben. So wurden Reste von Schuhsohlen gefunden, die aus alten Autoreifen zurechtgeschnitten waren.
Über 100 »Ostarbeiter«, die meisten Jugendliche im Alter zwischen 15 und 17 Jahren aus dem Gebiet der heutigen Ukraine, mussten hier ein armseliges Leben fristen. Die Verpflegung war karg, die Arbeit hart. Eingesetzt wurden sie auf Friedhöfen im gesamten Stadtgebiet und mussten dort Gräber ausheben für die vielen Toten der Bombennächte. Nur mit einem Spaten ausgerüs-tet, war das körperliche Schwerstarbeit, besonders im Winter, wenn der Boden gefroren war. Der monatliche Lohn für diese Knochenarbeit betrug nach Abzug der Kosten für Unterkunft und Verpflegung 20 bis 40 Reichsmark. Deutsche Arbeiter bekamen das Drei- bis Vierfache.
Langfristig möchte die Kirche auf diesem Gelände eine Gedenkstätte einrichten. Derzeit gibt es auf dem auf der anderen Straßenseite liegenden Thomasfriedhof einen Informationspavillon. Schautafeln, die auch von außen zu sehen sind, erzählen hier die Geschichten von zehn jungen Männern, die im Neuköllner Friedhofslager gelebt haben. Ihre Berichte geben Einblick in den Alltag der Zwangsarbeiter. Besonders anrührend ist das Tagebuch des achtzehnjährigen Wasyl Kudrenko, in dem er ab Anfang 1944 fast jeden Tag festhielt.
Während der Öffnungszeiten des Pavillons sind Ehrenamtliche der »AG NS-Zwangsarbeit« anwesend, die jedem Besucher sehr freundlich und kompetent Auskunft geben. Auch Schülergruppen sind hier zu Gesprächen und Führungen herzlich willkommen. 

mr
Der Pavillon ist von April bis Oktober jeweils mittwochs und samstags von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

Umgeleitete Radler

Verkehrsentwicklungen in der Karl-Marx-Straße

Die ohnehin schon stau­geplagte Karl-Marx-Straße ist zur Einbahnstraße geworden. Die Fahrbahn in Richtung Britz ist zwischen der Werbellin- und der Schierker Straße gesperrt und zwar für die nächsten 80 Wochen. Grund ist die zweite Ausbauphase, bei der die Fahrbahn auf eine Spur pro Richtung zurückgebaut wird. Dafür gibt es dann in Zukunft breitere Gehwege und einen Radweg auf beiden Seiten. Grund für die lange Dauer der Bauarbeiten ist die gleichzeitige Sanierung der Tunneldecke der U7. Die stammt noch aus den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts und bedarf dringend einer Verjüngungskur.
Autofahrer müssen während dieser Zeit über die Sonnenalle oder die Hermannstraße ausweichen.

umleitungWird oft übersehen.        Foto: mr

Aber auch Radfahrer müssen Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen. In Richtung Hermannplatz ist in großen Teilen der Baustelle ein Radstreifen auf der Fahrbahn angelegt. Wo kein Radstreifen vorhanden ist, »sollte der Radfahrer einen Mindestabstand zur Bürgersteigkante von einem Meter einhalten, um den Autofahrer nicht zum knappen Überholen einzuladen« empfiehlt der »ADFC«.
In Richtung Süden endet der Radstreifen dagegen abrupt in Höhe des Herrnhuter Wegs. Wer Richtung S-und U-Bahnhof Neukölln will, ist gezwungen, das Rad bis zur Jonasstraße über den Bürgersteig zu schieben. Der »ADFC« schlägt vor, »hier den Radfahrern in Richtung Richardplatz die Einfahrt in die Uthmannstraße zu ermöglichen. Dieses wäre durch die Streichung von zwei Autoparkplätzen links der Baustelle möglich«. Wer sich auskennt, kann natürlich schon frühzeitig auf die Donau- und Richardstraße ausweichen. Eine weitere Umleitungsstrecke ist über Saltykowstraße, Bornsdorfer Straße, Mittelweg und Thomasstraße ausgeschildert.
Die Stadtteilgruppe Neukölln des »ADFC« Berlin begrüßt, »dass bei dieser Baustelle auch an Radfahrer gedacht wurde. Auf die Umleitung wird frühzeitig und korrekt hingewiesen und auch die Umleitung selbst ist korrekt ausgeschildert. Leider führt sie größtenteils über Straßen mit Kopfsteinpflaster«.

mr

Ein Haus wird verhökert

Immobilienhandel im Jahre 2014

Früher redeten die Bewohner der Emser Straße über Messerstechereien, Schießereien, Überfälle und über die arbeitende Bevölkerung im horizontalen Gewerbe. Das gibt es zwar alles noch, aber nicht mehr so viel wie früher. Das neue, heute beherrschende Thema vor den Cafés und Tabakläden ist: was tun, wenn das Haus, in dem Sie eine Wohnung gemietet haben, verkauft wird? Da werden dann Tipps gegeben, der Betroffene erntet einen mitleidigen Blick, der sagen will: »Schon wieder ein Haus, den hat’s also auch erwischt.«
So auch das Haus in der Emser Straße 46. Die Familie Aust wohnt hier seit 19 Jahren. Zuerst hatte Jochen Aust eine Wohnung. Als die Familie wuchs und das Einkommen es zuließ, mietete er die freigewordene benachbarte Wohnung mit Außenklo hinzu, machte einen Durchbruch und hatte nach vielen Renovierungsarbeiten eine repräsentative Behausung. Das alles war mit dem Hauseigentümer Günter Klausch abgesprochen, der zwar schon in die Jahre gekommen war, aber wusste, was er tat. »Wenn Sie nicht selbst kündigen, werden Sie so lange in der Wohnung wohnen, bis Sie mit den Füßen zuerst herausgetragen werden«, versprach der Vermieter.
Es kam, wie es kommen musste. Der Vermieter starb, seine Tochter erbte das Haus. Da ihr Interesse an dem Haus nicht besonders ausgeprägt war, übergab sie alles der Hausverwaltung Köbe. Roland Köbe ist nicht nur Hausverwalter, sondern auch Steuerberater und Immobilienmakler. Seither wurden keine leer stehenden Wohnungen neu vermietet.

klauschGünter Klausch rotiert.                           Foto: fh

Vier Jahre später gelang es dem kühl kalkulierenden Geschäftsmann, die Hauseigentümerin vom Hausverkauf zu überzeugen. Käufer ist eine Firma namens »SHG«. Genaues weiß keiner über die Firma, die »Berliner Mietergemeinschaft« vermutet aber, dass sich dahinter das Unternehmen »Stonehedge« verbirgt, das durch sein aggressives Verhalten beim Verkauf von Immobilien auffällt.
Nachdem Architekten die Austsche Wohnung vermessen wollten, konnte Tatjana Aust auf dem Grundriss den Vermerk »Abgeschlossenheitsbescheinigung« erkennen. Das wunderte die Familie, denn die sei bei Wohnungen mit Außenklo nicht möglich. Ohne diese Bescheinigung wiederum ist der Verkauf einer Wohnung nicht möglich. Das gibt ihnen Anlass zur Hoffnung, aber die Angst vor Schikanen bleibt.
Etwas Neues muss sich in diesem Haus der Fliesenleger einfallen lassen, der seine Fliesen im Schuppen im Hof lagert, denn der wird bald abgerissen.
Familie Aust besucht nun regelmäßig den »St. Jacobi II Friedhof«, auf dem Günter Klausch seine letzte Ruhe fand. Dort schüttet sie ihr Herz aus. Wenn er die Entwicklung in seinem Haus mitbekäme, er würde sich im Grab umdrehen. 

ro

Gold und Nüsse für die Gropiusstadt

Ein glänzender Einfall für einen grauen Platz

Der Lipschitzplatz in der Gropiusstadt wird vergoldet. Nicht der ganze, nur ein kleiner Teil im Eingangsbereich. Es ist natürlich auch kein Blattgold, was hier verarbeitet wird, sondern golden glänzende hauchdünne Metallblättchen aus einer Kupfer-Zink-Legierung, die in mühseliger Handarbeit auf den Boden aufgebracht wurden. Die Idee dazu hatten Studierende der TU-Fachgebiete Städtebau und Urbanisierung sowie Bildende Kunst, die sich mit der Gestaltung der Freiflächen der Gropiusstadt auseinandergesetzt haben.
In der Gropiusstadt gibt es viele Freiflächen zwischen den Hochhäusern, die aber von den Bewohnern selten als Aufenthaltsorte wahrgenommen, sondern eher als Durchgangszonen genutzt werden. Und daran möchten die Studenten etwas ändern. Unterstützung erhalten sie dabei vom interkulturellen Treffpunkt und vom »Gemeinschaftshaus Gropiusstadt«.

goldverlegenGoldene Zeiten am Lipschitzplatz.                                                    Foto: mr

Die Studenten erhoffen sich von dieser Aktion, einen zuvor kaum wahrgenommenen Platz zu beleben, im besten Fall zu bewohnen. Der Platz soll nicht umgangen, sondern benutzt werden als Ort der Begegnung. Er soll Gebrauchsspuren aufweisen und sich verändern. Die Kunstaktion soll aber keineswegs nur eine Performance der Studenten sein. Vielmehr waren alle Anwohner eingeladen, sich an der Aktion zu beteiligen, und »ihr eigenes Stück Gold zu verlegen«. Ein paar Nachbarn kamen dann auch tatsächlich und halfen mit. Andere Passanten gingen eher kopfschüttelnd vorbei. Einige Male seien sie sogar als Steuergeldverschwender beschimpft worden, berichtete einer der Teilnehmer. Ein ungerechtfertigter Vorwurf, denn das Material und die Absperrungen werden von Firmen gesponsert, die Arbeitszeit leisten die Studenten unentgeltlich.
Auch die daneben liegende Grünfläche wird umgestaltet. Am 8. September werden dort ein Walnuss-, ein Haselnuss- und ein Mandelbaum gepflanzt. Unter den drei Bäumen werden Sitzgelegenheiten aufgestellt, die in ihrer Form den jeweiligen Nüssen entsprechen. mr

»Die dicke Linda« ist am Start

LindaNeues Leben auf dem Kranoldplatz. Nach zehnjähriger Abstinenz ist der Markt wieder da.   Foto: fh

Neuer Landmarkt auf dem Kranoldplatz

»Linda«, die Namensgeberin des Marktes, ist eine sehr wohlschmeckende und besondere Kartoffelsorte, die vor einigen Jahren beinahe ausgestorben wäre, weil sie nicht mehr als Saatgut verkauft werden durfte. Aufgrund einer gemeinsamen Initiative von Verbrauchern, »Slow Food«, »Bioland« und der »Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft« hat das Bundessortenamt »Linda« 2010 wieder zugelassen und in die deutsche Liste für Pflanzkartoffeln aufgenommen. Natürlich gibt es »Linda« auch auf dem neuen Landmarkt am Kranoldplatz, der am 26. Juli seine Premiere feierte, am Stand von Bio-Bauer Klaus zu kaufen.
Vier Jahre lang blickte Theresa Dühn, die Ini­tiatorin des Marktes, von ihrem Balkon auf die Ödnis des Kranoldplatzes und überlegte, wie man den Platz wieder zu einem belebten Treffpunkt für die Anwohner machen könnte. Viele ältere Anwohner erzählten ihr von dem Wochenmarkt, den es früher hier gab. Als sie im vergangenen Jahr für ihren Arbeitgeber, eine brandenburgische Bio-Molkerei, einen Markt mit Erzeugnissen aus der Region organisierte, reifte die Idee heran, den Kranoldplatz wieder als Marktstandort zu etablieren.

Linda2Wer hat die dicksten Kartoffeln?                      Foto: fh

Das Besondere an dem Marktkonzept ist, dass sämtliche Produkte aus Berlin und Brandenburg direkt von den Erzeugern kommen. Die Angebots­palette reicht von Honig aus Britz, naturbelassenen Speiseölen von der »Ölmühle Altglienicke« oder handgemachtem Bio-Eis vom »Atelier Cacao« über Naturaufstriche, Pesto und Gelee von »LausiKo« bis hin zu Schaf- und Kaninchenfellen von der »Gerberei Oettrich«. Theresa Dühn: »Auf dem Markt gibt es ausschließlich Frisches direkt vom Hof und Handgemachtes von kleinen Herstellern. Die Leute sollen wieder einen Bezug zur Herkunft der Produkte bekommen und direkt mit den Erzeugern in Kontakt treten können.«
Kommunikation liegt Theresa Dühn sehr am Herzen. Deshalb sind auch rund um den Markt Bierbänke und Tische aufgestellt, an denen die Besucher einen Kaffee von »Mamma Berlin« trinken und miteinander ins Gespräch kommen können. Das Konzept scheint aufzugehen: »Ich hab noch nie so viel Leben auf dem Platz gesehen«, meint eine Anwohnerin zu ihrer Begleitung mit einem strahlenden Lächeln.
Sollten die nächsten beiden Termine im August und September ebenso erfolgreich verlaufen wie der erste Markttag, soll der Markt im nächsten Jahr von Ostern bis zum Herbst wöchentlich stattfinden. Dann wäre der Traum von Theresa Dühn verwirklicht und der Kranold- sowie der benachbarte Körnerkiez um eine Attraktion reicher.

rb
DIE DICKE LINDA – Landmarkt auf dem Kranoldplatz, 12051 Berlin.
Nächste Termine: 30. August und 27. September,
jeweils von 10 bis 16 Uhr,
www.dicke-linda-markt.de,
www.facebook.com/dickelindamarkt

U8 fährt bald wieder durch

Die BVG bastelt fleißig

Nach einem Jahr Bauarbeiten wird die U8 zwischen Boddin- und Hermannstraße nun endlich fertig. Die Geduld der Anwohner wurde in dieser Zeit auf eine harte Probe gestellt. Während die U-Bahn im Fünf-Minuten-Takt fuhr, wurden keine zusätzlichen Busse auf der Strecke eingesetzt. Der 344er Bus, der regulär die Hermannstraße oberhalb der U-Bahn entlang fährt, ist nur im 20-Minuten-Takt unterwegs. Da die Hermannstraße sowieso ein extrem hohes Verkehrsaufkommen hat, war ein häufigerer Fahrtakt nicht möglich. Die Busse hätten den Verkehr zum Erliegen gebracht. Das hatte überfüllte Busse und genervte Fahrgäste zur Folge.
Die Umleitung, die per Bus vom S-Bahnhof Hermannstraße zum S-Bahnhof Neukölln angeboten wird, wurde von etlichen Anwohnern nicht wahrgenommen, entweder, weil sie gar nicht zur U7 wollten, oder, weil sie dummerweise im Schillerkiez wohnen und damit auf den 344er Bus angewiesen sind. Außerdem musste die BVG feststellen, dass nicht alle Fahrgäste die Hinweise auf die Umleitung verstanden. Daran soll sich etwas ändern. Die BVG will zukünftig bei Bauarbeiten und den daraus folgenden Umleitungen die Fahrgaststruktur berücksichtigen. Am Alexan­derplatz werden dann Umleitungen in mehreren Sprachen erklärt, in Neukölln sind Piktogramme geplant.
Mit Beginn der Bauarbeiten im August 2013 war selbst die BVG überrascht, wie marode das fast 100 Jahre alte Gewölbe war. Mit jeder Kachel und je tiefer sie in die Schächte einstieg, umso dramatischer wurde das Ausmaß der Baufälligkeit des Tunnels sichtbar. Genau damit begründete sie auch die lange Dauer der Arbeiten.
Dafür allerdings erhalten die Fahrgäste bis spätestens 27. August eine schicke U-Bahn, die bereits jetzt an der Boddinstraße mit einem Aufzug ausgestattet ist. Mit Hochdruck wird gearbeitet, und vielleicht klappt es laut BVG sogar schon ein paar Tage früher. An der Leinestraße wird es mit dem Lift noch etwas dauern. Dort ist das Bauende für Dezember geplant. Immerhin können die Fahrgäste dann, wenn sie zu Weihnachten so gut gespeist haben, dass Treppen nicht mehr zu bewältigen sind, bequem mit dem Aufzug an die Bahn fahren.

ro

Stolperstein für Kantorowsky

Migranten von heute erforschen das Leben von Juden in der Nazizeit

Die Sonne scheint, von schlechtem Wetter keine Spur. Für die Politik-AG der »Ernst-Abbe-Schule« war es ein denkwürdiger Tag, als vor dem Haus in der Sonnenallee 68 ein Stolperstein für Hans Erich Kantorowsky gesetzt wurde. Besonders stolz sind sie darauf, dass er nicht nur in der Sonnenallee gewohnt hat, sondern auch auf ihre Schule gegangen ist.

Stolpersteinverlegung (2)Der große Moment.                                                                  Foto: cr

Vor zwei Jahren haben eine Handvoll Schüler unter der Leitung von Herrn Ebert mit ihren Recherchearbeiten begonnen. Gülhan Tabak und Amira Qandoul gehen in die zehnte Klasse und sind von Anfang an mit Herzblut dabei. »Als ich gehört habe, dass die alten Zeugnisse in den Archiven liegen, wollte ich unbedingt nachsehen«, sagt Gülhan. Die beiden Mädchen mit Migrationshintergrund können sich mit der Geschichte identifizieren. Beleidigungen, angespuckt werden, das war manchmal an der Tagesordnung. Dass es Menschen gibt, denen es schlimmer erging, macht sie traurig. Umso wichtiger finden sie es, die deutsche Geschichte auch anderen näherzubringen.
»Am Anfang waren wir zu sechst«, erzählen sie. Dann waren sie nur noch zu viert, doch seit dem letzten Projekt sind sie etwa 14 Schüler. Auf die Frage, wer die Projekte ausgesucht hat, antworten sie: »Herr Ebert hat uns die Projekte vorgeschlagen und uns gefragt, welches wir am liebsten machen wollen. Wir haben gesagt, dass wir alle machen wollen.«

Stolpersteinverlegung (8)Festakt in der Schule.                                                         Foto: cr

Also begannen sie mit einem Film über einen Zeitzeugen, es folgte eine Broschüre und zu guter Letzt die Recherchearbeiten, die zur Stolpersteinverlegung führten. Besonders stolz waren die Schüler, dass die Nichte von Hans Erich Kantorowsky mit ihrem Mann extra aus San Fransisco angereist war, um der Festlichkeit beizuwohnen. Eva Kantorowsky, seine Schwester, konnte leider nicht dabei sein, aber die Schüler würden gerne nach San Francisco fliegen, um sie zu besuchen. 

cr

Islamische Gemeinden unter Beobachtung

Podiumsdiskussion in der »Şehitlik Moschee«

Ramadan, die Zeit des Fastens und nächtlichen Feierns, ist für viele Muslime der wichtigste Monat im Jahr. Das Kulturfest »Die Nächte des Ramadan« bietet dazu in Berlin den passenden kulturellen Rahmen.
In der »Şehitlik Moschee« wurde aus diesem Anlass am 16. Juli der Film »Ummah – Unter Freunden« gezeigt. Darin geht es um die Geschichte eines verdeckten Ermittlers des Verfassungsschutzes, der nach einem missglückten Einsatz gegen Rechtsterroristen ausgerechnet in Neukölln untertaucht. Dort trifft er auf Abbas und dessen Kumpel Jamal, und nach ein paar kleineren Missverständnissen und größeren Vorurteilen entwickelt sich bald eine wunderbare Freundschaft. Doch der Verfassungsschutz hat andere Pläne.
Der Film zeigt ziemlich holzschnittartig, wer hier zu den Guten und wer zu den Bösen gehört, Zwischentöne gibt es wenig. Nichtmuslime gibt es nur als Angehörige von Polizei und Verfassungsschutz, die entsprechend unsympathisch skizziert werden.

MoscheeMoscheegespräche im Ramadan.                                 Foto: mr

Im Anschluss an den Film gab es ein Podiumsgespräch zum Thema »Islamische Gemeinden – Zwischen Zusammenarbeit und Verdächtigung«.
Werner Schiffauer, Professor für Kulturanthropologie an der »Europa-Universität Viadrina« in Frankfurt (Oder), kritisierte, dass der Verfassungsschutz nicht die Entwicklungen in den muslimischen Gemeinden zur Kenntnis nehme. Es gebe kaum Gruppen, die tatsächlich die Demokratie abschaffen wollen. Bewegungen, wie die »Millî Görüş« zu beobachten, sei kontraproduktiv für die Präventionsarbeit, weil hier potenzielle Kooperationspartner unter Generalverdacht gestellt würden. »Ich halte den Verfassungsschutz für eine überflüssige Behörde«, erklärte er.
Demgegenüber bekannte sich Guido Steinberg von der »Stiftung Wissenschaft und Politik« als Fan starker Nachrichtendienste, gerade weil das gewalttätige Spektrum größer werde. So gebe es neben den etwa 10.000 Nazis und einer gewaltbereiten linksradikalen Szene inzwischen rund 1.000 Dschihadis. Besonders die, die aus dem Syrienkrieg zurückkehren, dürften nicht aus den Augen gelassen werden. Das Versagen des Verfassungsschutzes in Sachen »NSU« sollte nicht zu einer Einschränkung der Dienste führen, sondern dazu, sie effektiver zu machen. »Der Verfassungsschutz sollte bei den Briten in die Lehre gehen«, schlug er vor. Im Übrigen müsse ein größeres Augenmerk auf die Präventionsarbeit gelegt werden, um zu verhindern, dass Jugendliche überhaupt erst radikalisiert werden.
Dazu erklärte Ender Cetin, Vorsitzender des Moscheevereins »DITIB-Şehitlik«, dass die Moscheevereine schon seit vielen Jahren Präventionsarbeit betrieben, aber nie so richtig ernst genommen wurden. Staatlicherseits gebe es so gut wie keine Unterstützung für ihre Projekte. Dabei lege gerade der Verein der »Şehitlik Moschee« großen Wert darauf, sich nach außen zu öffnen, um gegenseitiges Verständnis zwischen Mehrheitsgesellschaft und den islamischen Gemeinden zu erreichen. »Auch wenn uns nicht alles gefällt, wir leben hier und es ist unser Land«, erklärte er. Dass es einige Moscheen gibt, in denen Hass auf die westliche Gesellschaft gepredigt wird, sieht auch Cetin als Problem. Imam sei aber kein geschützter Begriff, jeder könne sich hinstellen und predigen. Häufig kommen die Prediger allerdings aus der Türkei, sprechen kaum Deutsch und bringen keinerlei Verständnis für die hiesigen Verhältnisse mit. Er fordert deshalb, dass mehr Theologen in Deutschland ausgebildet werden. 

mr

 

Verkehrschaos in Rudow?

Die Auswirkungen eines zukünftigen BER auf das Rudower Verkehrssystem

Auch auf die Rudower Spinne wird der Bau des neuen Flughafens erhebliche Auswirkungen haben, weshalb die SPD Rudow am 2. Juli zu einer Diskussion mit Vertretern der BVG in die »Alte Dorfschule« einlud.
Um das höhere Passagieraufkommen nach der Eröffnung des BER, die wohl eines Tages stattfinden wird, am U-Bahnhof Rudow zu bewältigen, ist eine Vergrößerung der Ausgänge geplant. Diese sollen zudem überdacht werden, damit zukünftige Reisende nicht im Regen stehen müssen. Deshalb sollen vier Bäume ersatzlos gefällt werden, dies sei jedoch «unumgänglich». Größeren Unmut unter den Anwesenden rufen jedoch die bevorstehenden Änderungen bezüglich der Busse hervor. So soll der Radweg im Bereich der Haltestellen abgeschafft werden und eine gemeinsame Bus-Radspur entstehen. Von Seiten der BVG wird dies als Entschärfung des Konflikts «unbedarfte Busaussteiger/Radweg» angesehen, von den Rudowern eher als Verdrängung der Radfahrer auf das gefährliche Straßenpflaster.

Als die ebenfalls geplante Verlegung der Buslinie 171 von Alt-Rudow in die Neuköllner Straße zur Sprache kommt, schlägt die anfängliche Missbilligung der Bürger für das Projekt in Wut um. Die Rudower haben Angst vor einer Verödung des lange Zeit absichtlich geförderten Rudower Ortskerns. Dort befinden sich etwa 190 Betriebe, viele Ärzte und gesundheitliche Einrichtungen, die besonders auf einen guten Anschluss ans Verkehrsnetz für ihre Kunden und Patienten, die oft nicht mehr gut zu Fuß sind, angewiesen sind. Hier beschwichtigen die Vertreter der BVG und bemerken, dass der Abstand zu den neuen Bushaltestellen lediglich 150 bis 200 Meter beträgt. Generell bringe die Verlegung Vorteile: durch weniger Abbiegeverkehr an der Spinne profitiere der Verkehrsfluss, und überhaupt wäre der Verkehrsknotenpunkt U-Bahnhof Rudow selbst mit erhöhtem Aufkommen noch lange nicht an der Spitze im Berliner Vergleich.
Doch das ist ein schwacher Trost für die Rudower, die befürchten, dass durch die Neuerungen an der Spinne alles im Chaos versinken wird. Was vielleicht nicht verwunderlich ist, schließlich ist der BER und alles was mit ihm zusammenhängt nicht gerade ein Symbol für Ordnung und gelungene Planung.

tj

Endlose Weiten fürs Kiten

Kiteschule bietet Sommerkurse an

Über die Rollbahn preschen während der Wind den Drachen knattern lässt, das Tempelhofer Feld mit seiner riesigen Fläche ist längst zu einem Eldorado für Kiter geworden.
Aber auch Anfänger können hier jetzt unter fachkundiger Anleitung lernen, wie das Fliegen und die spektakulären Sprünge gelingen. Seit Anfang Juli hat sich Alex Nuskovski mit seiner Kiteschule hier niedergelassen. Sein gelber Bauwagen, der gleichzeitig Büro und Lager für die Ausrüstung ist, steht am Eingang Herrfurthstraße. Alex ist lizensierter Kitesurf-Instructor des VDWS (Verband Deutscher Windsurfing und Wassersportschulen). Bisher hat er seine Kurse immer an der Ostsee oder im Winter in Tschechien durchgeführt. Aber das Feld fasziniert ihn, und nachdem der Volksentscheid für klare Verhältnisse gesorgt hat, möchte er zukünftig zumindest einen Teil seiner Kurse dort abhalten.

 

kite1Abheben auf dem Tempelhofer Feld.   Foto: pr

Zum Einstieg bekommt der Schüler eine theoretische Einführung. Anhand eines kleinen Modells erklärt Alex, wie der Wind auf den Drachen (engl. Kite) einwirkt. Dnach erklärt er, wie der Kite aufgebaut und startklar gemacht wird. Dazu gibt es Sicherheitshinweise und Verhaltensregeln, damit sich Kiter und andere Nutzer des Feldes wie Surfer, Fahrradfahrer und Fußgänger nicht in die Quere kommen.
Anschließend wird geübt, wie der Drachen kontrolliert und gesteuert wird. Erst dann darf der Schüler aufs Board und lernt zu starten, die ersten kleinen Sprünge zu vollführen und die sichere Landung.
Kiter sind auf dem Feld üblicherweise mit rund 20 Kilometern pro Stunde unterwegs. Geübte Fahrer können aber durchaus auch schneller werden. Ein erboster Radfahrer habe mal seine Geschwindigkeit mit der Laserpistole gemessen, erzählt einer. Es waren 72 Kilometer pro Stunde.
Alex Nuskovski bietet unterschiedliche Kurse vom eintägigen Schnupperkurs bis zum dreitägigen Intensivkurs an. Erst einmal bleibt er bis Ende August auf dem Feld. Wenn es gut läuft überlegt er, im Winter wiederzukommen und dann Kurse im Snowkiten anzubieten. Vorausgesetzt es liegt genügend Schnee. 

mr
www.KiteFlow.de

Himmelhoch über Neukölln

Gute Aussichten in der »Skylounge« in Gropiusstadt

Ganz Berlin erstreckt sich vor einem, man sieht, wo es gerade regnet, wo ein Feuerwerk gezündet wird und der eh schon schneidige Berliner Wind weht einem mit voller Kraft um die Ohren. Es ist ein atemberaubendes Naturerlebnis, auf der Terrasse der Skylounge zu stehen, gleichzeitig aber auch ein unglaublich urbanes Gefühl, denn die Stadt mit all ihren Lichtern strahlt in ihrer chaotischen Ordnung herauf. Kein Wunder, dass jeder gerne hierher kommt, von Jugendlichen bis zu älteren Herrschaften, die gemütlich bei Kaffee und Kuchen die Weite des Himmels genießen.

degewo-barEin Platz zum »Fensterln«.                                                 Foto: cr

Das freut den 24-jährigen Geschäftsführer Flo, der die »Skylounge« mit seinem Partner Martin schon im letzten Sommer betrieben hat. Das Konzept der beiden hatte die Wohnungsbaugesellschaft »degewo« bei ihrer Ausschreibung für die Räume überzeugt. Auch die Anwohner sind glücklich, endlich bewege sich was im Kiez, und wünschen sich ein dauerhaftes Bestehen der Bar.
Besonders stimmungsvoll sind natürlich die Sonnenuntergänge, die man bei einem Cider oder einem Bier von den hölzernen Stufen auf der 180 Grad Terrasse beobachten kann. Innen spielt entspannte elektronische Musik, jeden Freitag steht ein DJ an den Plattentellern und immer wieder werden Live-Bands eingeladen. Auch für den kleinen Hunger in luftiger Höhe ist mit Flammkuchen oder Nachos mit Käse gesorgt. Ganz nach dem Motto »Kultur für den Kiez«, organisiert Florian, der vor drei Jahren die Veranstaltungsagentur »Cap Events« gegründet hat, direkt an der U-Bahn- Station Wutzkyallee alle zwei Wochen ein Open-Air-Kino.

degewo-bar2Ganz oben, aber tiefenentspannt.                                                Foto: cr

Bis zum 5. September werden hier abwechselnd Klassiker und aktuelle deutsche Kinofilme gezeigt. Also das perfekte Setting für einen lauen Sommerabend, der mit Open-Air-Kino beginnt und mit einem Drink über den Dächern Berlins seinen krönenden Abschluss findet.

jt

Skylounge, Joachim-Gottschalck-Weg 1, 26. Stock.

Öffnungszeiten bis 9.9.14 Di-Fr 15-24Uhr,

Infos zur Bar und zum Open-Air-Kino auf
www.degewo.de

Gaslaternen werden umgerüstet

Mehr Licht für dunkle Neuköllner Straßen

Weltweit hat Berlin die meisten Gaslaternen. Es wurden etwas mehr als 43.000 gezählt. Ihnen ist ein Straßenbild bei Nacht geschuldet, dass sich die einen gemütlich wohlig fühlen und andere sich wegen der Schummrigkeit ein wenig gruseln. Das soll auch so bleiben, wenn die schönen Stücke von Gas auf LED (englisch light-emitting diode, dt. Licht-emittierende Diode) umgerüstet werden. So wenigstens sind die Pläne der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, vertreten durch den Staatssekretär Christian Gaebler, der am 26. Juni sein Umrüstungsprogramm für Neukölln im Nachbarschaftsheim in der Schierker Straße vorstellte.
Neukölln ist damit der erste Bezirk in der Stadt, in dem die komplette Umrüstung stattfindet. Etwa 600 Laternen werden ausgetauscht und 100 neue kommen hinzu, um die noch dunklen Straßenzüge wie beispielsweise die Thomasstraße im Körnerkiez besser auszuleuchten.
Hintergrund dieser Umrüstung ist eine Energiekosteneinsparung von 97 Prozent und eine Vermeidung der CO2-Emissionen (wenn man davon absieht, dass Strom in Kraftwerken hergestellt wird), die stadtweit bei Gaslaternen immerhin pro Jahr 500 Tonnen ausmachen. Hinzu kommt das Beschaffungsproblem bei den Glühstrümpfen, die die Laternen erst zum Leuchten bringen. Sie werden seit Jahren nicht mehr in Berlin hergestellt, und der indische Hersteller, der weltweit die einzigen Glühstrümpfe produziert, ist mit seinen Lieferungen sehr unzuverlässig. Das ist sicherlich auch der Grund, warum die Leuchten ihren angestammten Dienst, nämlich das Leuchten, oftmals für längere Zeit nicht erfüllen.

Mehr Licht

Alte Lampen in neuem Glanz

Die neuen Laternen, in Neukölln stehen Gasaufsatzleuchten, werden teilweise ausgetauscht und sehen aus wie die alten Laternen, nur eben neu. Die gusseisernen Gaslaternen bleiben den Neuköllnern erhalten. Sie können recht einfach umgebaut werden. Hinter einer kleinen Klappe verbirgt sich die gesamte Technik, die LED für ihre Funktionstüchtigkeit braucht. Während Gaslaternen auf Helligkeit reagieren und bei entsprechender Dunkelheit erleuchten, werden die LED-Lampen zentral gesteuert. Während der sommerlichen Jahreszeit springen sie um 21:45 Uhr an.

ledLampen in der Schierkerstraße, links Gas, rechts LED.      Foto: fh

Vielfach wurde in der Presse das kalte und gleißende Licht der LED-Laternen kritisiert. Dem widerspricht Staatssekretär Christian Gaebler vehement. Er machte den Zuhörern klar, dass die Technologie so weit fortgeschritten sei, dass der Unterschied zur Gaslaterne minimal sei. Außerdem lasse sich die Lichtstärke verändern. Auch Baustadtrat Thomas Blesing unterstrich diesen Aspekt. Dies würde nicht nur das Sicher­heitsgefühl der Bürger verstärken, sondern käme auch der besseren Sicht beim Ausweichen von Hundehaufen entgegen.
Auf die Frage, ob die Laternen für die Zukunft des Batterieautos, das an den Laternen auftankt, gerüstet sind, stellte sich heraus, dass der Senat das Problem inzwischen erkannt hat und reagiert. Es gibt sogar schon einige Lampen, die für die Autozukunftsstadt fit sind, die meisten aber nicht. Das wird aber noch.

ro