Das Dilemma des ambitionierten Amateurfußballs
Im vergangenen Monat kam es für den »SV Tasmania« doch so, wie es ein wenig zu befürchten war: Nach einem starken ersten Halbjahr (3. Platz, 27 Punkte) haben die Neuköllner ab März in der NOFV-Oberliga Nord und mit dem Aus im Viertelfinale des Berlin-Pokals die Saisonziele aus den Augen verloren.
Darüber kann auch das 10:2 gegen den überforderten Tabellenletzten des »Rostocker FC« im Mai nicht hinwegtäuschen – immerhin der höchste Ligasieg Tasmanias laut Internetstatistiken.

Nach der 2:5-Niederlage zum Abschluss gegen »Lichtenberg 47« belegte die Mannschaft in der »Rückrundentabelle« jedenfalls mit 13 Zählern nur den drittletzten Platz und hatte (abgesehen von den punktlosen Rostockern) mit zehn Niederlagen den Höchstwert in diesem Zeitraum inne.
Kein anderes Team in der Spielklasse hat einen derartigen Absturz vom ersten ins zweite Halbjahr zu verzeichnen gehabt. Die Frage nach dem »Warum?« drängt sich da natürlich auf – allgemein kann man dabei sagen: Auch wenn die letzten Partien nicht begeisterten, hat sich die Mannschaft im zweiten Halbjahr doch nicht hängen lassen. Vielmehr muss festgehalten werden, dass sie im ersten Saisonabschnitt eher »überperformt« und sie gerade bei der Serie von sechs Siegen in Folge den Wellenkamm perfekt erwischt hat. Oft entweicht die Luft dann mit der ersten Niederlage gleich erheblich aus der bis dahin breiten Brust, und mit dem Verlust der Ziele kommt dann auch der eine oder andere Prozentpunkt bei den Aktiven abhanden.
Das ist auch nur menschlich – gerade auf dieser sportlichen Ebene, wo der Fußball neben dem Job (und zum Teil dem Familienleben) trotzdem auf Leistungssportniveau betrieben werden soll. Allerdings existiert auch ein strukturelles Problem: Seit mindestens vier Jahren wartet man trotz politischer Versprechungen (und Aufschübe) auf einen Umbau des Werner-Seelenbinder-Sportparks. Damals mussten die Neuköllner nach dem Aufstieg in die Regionalliga wegen fehlender Voraussetzungen einen kostspieligen Umzug für die Heimspiele nach Lichterfelde stemmen – nach dem direkten Abstieg schwor man sich, nur im Fall einer umgebauten eigenen Spielstätte wieder die 4. Liga anzustreben. So fehlte 2024/25 auch in dieser Hinsicht der Anreiz, womit Rang zehn am Ende die wohl adäquate Platzierung bedeutet.
Und kommende Saison? Soll nach den Arbeiten im Funktionsgebäude ab Herbst auch das Stadion an der Oderstraße umgebaut werden – man darf gespannt sein.
Hagen Nickelé