Der Diktator nächtigt im »Hotel Rixdorf«

Die Metamorphose eines Versagers

Während am 1. Mai in Kreuzberg der Bär steppt, und sich Tausende von jungen Leuten, aber auch gestandenes älteres Partyvolk durch die Straßenschluchten des ehemaligen SO36 bewegen, ist es im angrenzenden Nordneukölln, abgesehen von Kreuzkölln, eher ruhig. Vielleicht hat da schon der »Diktator von Rixdorf« seine Hände im Spiel.
An diesem denkwürdigen Abend – vor 30 Jahren wurde in Kreuzberg der Supermarkt Bolle geplündert und ging in Flammen auf – lud das »Hotel Rixdorf« am Böhmischen Platz zur Premiere des neuen Stücks »Der Diktator von Rixdorf« ein.

Diktatorschulung.                                                                                                                           Foto:Ulrike Eickers

Die Premiere war gleichzeitig die Dernière, das heißt, dass das Stück zum letzten Mal gespielt wurde, aber nur im Theater. Dieses Kammerspiel von Artur Albrecht dient als Vorlage für den gleichnamigen Film, der im Herbst in die Kinos kommen wird.
Das war auch der Grund, warum »Leni« – gespielt von Ulrike Eickers – mit ihrer Handkamera den Protagonisten und natürlich dem Diktator auf die Pelle rückte. Allerdings entpuppte sich dieser Diktator, hervorragend gespielt von Reinhold Steinle, als Träumer und Versager. Einzig seine Haushälterin Traudl Jung – überzeugend dargestellt von der aufbrausenden Regina Neuwald – konnte ihn zur Raison bringen. Aus diesem Schlappschwanz einen richtigen Diktator zu machen, war dann die Aufgabe des Regisseurs Al Brecht, die sich der Drehbuchautor Artur Albrecht auf den Leib schrieb.
In solch einem Kammerspiel durfte natürlich auch eine feine Kammermusik nicht fehlen. Die Band »Neustadt« in der Besetzung mit Akkordeon, kleine Trommel, Xylophon und Stimme spielte dem Diktator ein Schlaflied, feuerte ihn aber auch an, als er endlich mal wagte, vor Publikum aufzutreten. Davor musste er aber erst mal hüpfen so lange er es aushielt. Dann fiel ihm aber nichts mehr ein, und der Regisseur hatte große Mühe, ihn zum Sprechen vor Publikum zu animieren. Gelegentlich gab sich auch »Hinkebein« Dr. Göbbels die Ehre, verkörpert von Giancarlo Ragusi.
Irgendwann wurde auch noch eine sagenumwobene Kachel gefunden, aber wie es weitergeht, soll nicht verraten werden. Schließlich wollen die Filmbesucher auch noch ein wenig Spannung haben!

pschl