Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse
Wer hat sie nicht schon erlebt, diese Situation, wenn eine Mutter die Fotos ihres Sohnes zeigt, auf denen er nackt durch Nachbars Garten rennt. Dummerweise ist das genau immer dann der Fall, wenn gerade eine potentielle Herzensdame zu Besuch ist. So ergeht es Mordechai Wolkenbruch beinahe täglich, denn seine Mutter versucht ihn ums Verrecken an die Frau zu bringen. Doch Mordechai, genannt Motti, möchte sich lieber selbst entscheiden. Zählt doch einzig die Liebe, die er bei den Exemplaren, die ihm seine Mutter vorstellt, eher selten aufbringen kann. Als Motti Laura kennenlernt und sich verliebt, ist das Chaos perfekt, denn er ist ein Jude und Laura eine Schickse.
»Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse«, einen besseren Titel hätte Thomas Meyer wohl kaum für seinen ersten Roman finden können, in dem er das Leben des 25-jährigen jungen Mannes beschreibt. Am 8. November las der Schweizer aus seinem Erstlingswerk in der »Buchkönigin« und erntete viele Lacher. Es war förmlich spürbar, wie Mottis Großmutter den Sensenmann Woche um Woche vertröstet und sein Vater seine Anteilnahme durch Brummen in allen Variationen zum Ausdruck bringt. Um das Buch authentischer zu gestalten, hat Thomas Meyer auch jiddische Wörter in die Geschichte eingebracht. »Die Bedeutung können sie im Glossar nachlesen«, sagt er und liest weiter über Matzenknödel und Synagogen.
»Die Geschichte kam einfach so, ohne lange Vorbereitungszeit oder Vorlagen. Nur die Großmutter ist meiner ziemlich ähnlich«, erklärt Thomas Meyer nach der Lesung und lacht. Der Name »Wolkenbruch« war quasi der Grundstein. Mit dem Namen entstanden in Thomas Meyers Kopf Bilder von Mordechai, seinem Charakter und nach und nach der anderen Protagonisten. cr