Neuköllner Alltägliches

NK_Tagblatt-KopfNachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr. 1 – Freitag,  01. Januar 1915
Wenn wir Weißbrot und Kuchen, so wie wir es bisher gewohnt waren, weiter essen, wird unser Vorrat an Weizen höchstens noch bis zum April reichen. Früher wurde unser deutscher Weizenvorrat durch eine Zufuhr von etwa vierzig Millionen Zentnern aus dem Auslande ergänzt, von dieser Zufuhr sind wir jetzt abgeschnitten. Es heißt also, sich beizeiten daran zu gewöhnen, nur Roggenbrot zu essen. Dies ist für gesunde und kräftige Menschen nicht schwer, für schwache und kranke aber um so schwerer. Darum ist es die Pflicht jedes gesunden Menschen, schon jetzt auf Weißbrot und Kuchen zu verzichten, damit das Weizenmehl für die, die es nur sehr schwer entbehren können, länger reicht. Es geziemt sich auch nicht, daß wir uns hier in Festkuchen, Stollen, Pfannkuchen, feinen Backwaren usw. gütlich tun, während die Blüte unserer Nation draußen im blutigen Ringen steht und den größten Entbehrungen ausgesetzt ist. Wir müßten uns schämen, wenn wir nicht einmal ein so kleines und unbedeutendes Opfer zu bringen vermöchten. Weihnachten ist vorüber, und es sind gewaltige Mengen von Weizenmehl zu Kuchen verwendet worden. Damit ist es aber genug. Von jetzt ab gehört kein Kuchen mehr in ein deutsches Haus. Betä­tigt diese Gesinnung auch schon zu Neujahr! Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Schwesterherzen aus Heidelberg

Süße Versuchungen am Richardplatz

Der Richardplatz entwickelt sich zu einer kulinarischen Meile, die sich sehen lassen kann. Im Dezember eröffnete »Zuckerbaby – Café & Deli« seine Pforten. Das Café schließt eine Lücke in dem Ensemble aus kleinen Geschäften an diesem historischen Platz.

Zuckerbabies
Zuckerbabys Tanya und Jill Hennicke.                                                                                                                          Foto: fh

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Wurzelschnäpse für liebe Biester

Rockige Cocktails in der Innstraße

Du Beast
»DU BEAST« or not to be.                                                                    Foto:pr

»Die Lätta, du Schuft!« – »Nee, ne Caipiroshka, du Biest!« Solche Streitereien dürften im »Du Beast« selten sein, ist die Stimmung dort doch entspannt und freundlich. Wer könnte da biestig werden? An sich eine schummrige Eckkneipe moderneren Stils mit amtlicher Rockmusik von Classic über Indie bis Heavy, bezeichnet Besitzer Panagiotis sein Lokal lieber als »psychedelic doom rock bar with kick-ass cocktails«. Und so nehmen die Cocktails auf der gut sortierten Barkarte auch besonderen Raum ein. Neben Bier, Wein und Barklassikern wie Moscow Mule und Mojito finden sich hier auch »Specials« wie der »Du Beast« mit Ouzo und Bananensaft sowie Drinks mit »Roots Spirits« aus einer 160 Jahre alten südgriechischen Destille, die ausschließlich natürliche Kräuter- und Wurzelextrakte enthalten. Das ist ja dann fast schon Medizin. Wurzelschnäpse für liebe Biester weiterlesen

Velo Bros, die Fahrradbrüder

Fahrradoldtimer erleben eine Renaissance

Die Amerikaner Christian und Nils haben ihr Hobby zur Berufung gemacht. Bereits als Kinder schraubten sie in der väterlichen Garage an Fahrrädern. Während Christian dann ein Studium zum Kaufmann absolvierte, ging Bruder Nils zur amerikanischen Armee. Nils wurde dann in Deutschland stationiert, Christian beendete sein Studium auch in Deutschland. Hier trafen sich beide Brüder wieder und zogen nach Neukölln. Velo Bros, die Fahrradbrüder weiterlesen

Frauen helfen Frauen

Das »FrauenNachtCafé« von »Wildwasser«

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Zufluchtsort bei Krisen.Foto: pr

Oft ist es für Frauen, die im Alltag Gewalt oder Missbrauch ausgesetzt sind, nicht möglich, über ihre Ängste zu sprechen. Es gibt keine Gesprächspartner. Für sie ist das Projekt »Wildwasser« besonders wichtig, denn hier finden sie helfende Frauen. Frauen helfen Frauen weiterlesen

Wiedersehen macht Freude

Pfandleihhäuser stopfen diskret akute Löcher

Längst sind die Zeiten vorbei, in denen Pfandleihhäusern das Verruchte und Geheimnisvolle anlastete. Manche sind in Ladenlokale eingebunden, ein anderes, in der Hermannstraße 91, hat als zusätzliches Standbein An- und Verkauf von Schmuck und das Versenden von Geld.
Hinter Panzerglas sitzen Betreiber und Mitarbeiter. Das ist auch notwendig, denn die Gegenstände, die sie aufbewahren, sind teilweise recht wertvoll. Wiedersehen macht Freude weiterlesen

Wilde Teller im schnuckligen Keller

Gesundes aus dem Biogarten in der Richardstraße

Cafe Botanico Garten
Kräutergarten alla Botanico. Foto: pr

In diesen Tagen ist die Sehnsucht nach blühenden Gärten größer denn je. Zum Beispiel nach einem, wie ihn das »Café Botanico« hat. Das kleine italienische Souterrainrestaurant verbindet traditionelle, hausgemachte Cucina mit dem Konzept städtischer Selbstversorgung. Die Auswahl der Speisen richtet sich nämlich vor allem nach dem saisonalen Angebot an Gemüsen, Salaten, Kräutern und Früchten aus der eigenen Hinterhof-Stadtgärtnerei – übrigens der einzigen Permakultur-Gärtnerei in Berlin mit Bio-Zertifizierung. Im wilden Naturgarten wachsen über 200 verschiedene essbare Wild- und Gemüsepflanzen, die bei sonntäglichen Lehrpfadführungen, so am 11. Januar wieder, auch gekostet werden können. Wilde Teller im schnuckligen Keller weiterlesen

Büchertausch statt ZLB

Umgebaute Telefonzellen als kleine Bibliotheken

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Bücherboxx vor der Genezarethkirche.Foto: fh

Den Sommer über stand die »BücherboXX Luftbrücke« in den Allmende-Gärten auf dem Tempelhofer Feld. Dort erfreute sie sich anfänglich erstaunter Blicke und dann begeisterter Nutzung. Ganz im Sinne der ehemaligen Kommunikationsidee der »kleinen Gelben« kamen die Feldbesucher an und in der »BücherboXX« und um diese herum miteinander ins Gespräch. Die bequeme Holzbank, die außen um die »B-BoXX« herum gebaut ist, lädt ohnehin zum Verweilen und Schmökern ein. Und, wenn es einmal später wird: Die aufs Dach montierten Solarzellen bieten bei Dunkelheit einen beleuchteten Innenraum. Büchertausch statt ZLB weiterlesen

Heiße Rhythmen für kalte Winternächte

Salonmusik im Körnerpark startet wieder

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Joaquin La Habana & Michael Ritter.  Foto: Bernhard Beutler

Nach einer erfolgreichen Herbstsaison startet die Konzertreihe »Salonmusik 2015« am 11. Januar mit heißen kubanischen Rhythmen.
Der afrokubanische Musiker Joaquin La Habana wird gemeinsam mit seinem Duopartner, dem Gitarristen Micha Ritter, das Publikum mit einem Mosaik aus Funky Blues, Rock-Pop, Standard Jazz bis zu spanischen und lateinamerikanischen Liedern verzaubern.
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Kunst, die unter die Haut geht

Nationales Tattoo-Festival in »Huxley‘s Neuer Welt«

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gestochene Kunstwerke.                                                         Foto:jt

Lauter bunte, ausge-fallene Menschen tummelten sich am dritten Adventswochen- ende in »Huxley‘s Neuer Welt« am Hermannplatz. Einige, um ihre kunstvoll verzierten Körper zu zeigen, andere, um sich überhaupt erst Farbe unter die Haut zu holen. Kunst, die unter die Haut geht weiterlesen

Alte Dorfschule Rudow

Die besondere Kulturbegegnungsstätte im Süden

altedorfschuleneuköllnBis ins Jahr 2001 tobte in der 1890 erbauten Rudower Dorfschule das reguläre Pennälerleben. Danach wurde das im neugotischen Stil erbaute Kleinod vom Kulturamt in einen Kulturstandort für den Süden Neuköllns umgewandelt. Mit großer Unterstützung des verstorbenen Bildungsstadtrats Wolfgang Schimmang wurde aus dem ehemaligen Schulstandort in Alt-Rudow 60 eine selbstverwaltete Kultur- und Begegnungsstätte. Alte Dorfschule Rudow weiterlesen

Wiener Brot aus Britz

Backstubenverkauf von Sarah Wieners Bäckerei

Eigentlich sollte an der Glasower Straße Ecke Hermannstraße, wo sich beim zweiten Hinsehen eine kleine, rein funktionale Ladentheke offenbart, gar kein Bäckereiverkauf sein. Seit drei Jahren werden hier »Wiener Brot« und allerhand alpenländische Bäckereispezialitäten in Handarbeit und Bio-Qualität gebacken, alles unter der Schirmherrschaft der Fernsehköchin Sarah Wiener. So etwas spricht sich herum.

Bäckerei
Bäckermeister Järon Lennig.                                                                                                                                                Foto: pr

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Essen in XXL im »Café sieben«

Mehr als im Magen Platz hat

Seit 1998 erfreuen sich die Gropiusstädter dieses besonderen Treffpunkts für jung und alt. Neben unterschiedlichsten Aufenthaltsbereichen, sowohl innen wie außen, mit Kinderecke, Sommergarten, Partyraum und Raucherlounge bietet das Café in angenehmer Atmosphäre ein solides Preis-Leistungs-Verhältnis. Der Sommergarten, liebevoll und idyllisch angelegt mit kleinem Teich, Holzbrücke und Bäumen, bietet Platz für 200 Gäste. Auch prominente Besucher finden immer wieder den Weg hierher. Essen in XXL im »Café sieben« weiterlesen

Freigeistig feiern

Die Griessmühle als Schnittstelle zwischen Kunst und Feierkultur

Vor etwa 16 Jahren, als in Mitte noch gefeiert werden durfte, entstand der Verein »Zur Möbelfabrik« (ZMF) zur Förderung zeitgenössischer Medien und freier Kunst, der lange Zeit in der Brunnenstraße 10 in einer alten Möbelfabrik zuhause war. Nach viel Ärger mit den Nachbarn und einer Zeit externer Partys ohne feste Bleibe hat sich der ZMF zwei neue Standorte gesucht: das »Brunnen70« im Wedding und den Sommergarten Griessmühle an der S-Bahnstation Sonnenallee.
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Wilder Thymian, der Tausendsassa

Quelle von Mut und Lebenskraft

Der bei uns vorkommende, wildwachsende Thymian wird auch Quendel genannt. Der Name Thymian kommt aus dem Griechischen und bedeutet dort Lebenskraft. Die Griechen benutzten ihn als Räucherpflanze, während sich später römische Legionäre vor Schlachten in ihm badeten, um sich Kraft und Mut zu verleihen.
Quendel ist in Aroma und Geschmack dem echten Thymian, der im mediterranen Raum zu Hause ist (und mit dem er nah verwandt ist) sehr ähnlich und kann wie dieser in der Küche verwendet werden. Er eignet sich beispielsweise gut für Kartoffel-, Tomaten- und Pilzgerichte und als elegantes Fleischgewürz. Das Aroma passt auch gut zu Salatdressings und Dips. Wilder Thymian, der Tausendsassa weiterlesen

Petras Tagebuch

Frankierfrust

Die Portoerhöhung zum 1. Januar 2015 hat mich nicht großartig berührt.
Am ersten Tag des Jahres hatte ich bereits Post zu versenden. Natürlich hatte ich nur eine 60-Cent-Marke zur Hand und wollte mir im Kieztabakladen mit angegliedeter Poststelle eine Zwei-Cent-Ergänzungsmarke kaufen.
»Eine Zwei-Cent-Marke bitte«, formulierte ich meinen Wunsch. Die Verkäuferin nahm den frankierten Brief in Empfang und gab mir zwei 60-Cent-Marken. »Ich möchte bitte eine Zwei-Cent-Ergänzungsmarke«, wiederholte ich mein Anliegen.
Von den Dauergästen des Ladens wurde das kommentiert: »Stimmt, Porto ist teurer geworden, die BVG auch!«
Die Verkäuferin zeigte sich unbeeindruckt und gab mir zwei Zehn-Cent-Marken. Na, immerhin, es näherte sich schon meinem Ziel.
»Und wie sieht es mit einer Zwei-Cent-Marke aus?« fragte ich. »Die haben wir nicht«, antwortete mir die Postexpertin. Also kaufte ich zähneknirschend eine Zehn-Cent-Marke.
»Ich möchte die Briefmarke bitte auf den Brief kleben«, bat ich die freundliche Herrscherin des Kieztabakladens. »Den habe ich in die Post gelegt und der ist doch frankiert«, erklärte sie mir.
So langsam musste ich mich zusammenreißen. »Das Porto hat sich mit dem heutigen Datum um zwei Cent erhöht. Sie haben keine Ergänzungsmarke, also habe ich eine teurere gekauft und möchte nun damit den Brief, den ich Ihnen soeben gegeben habe, frankieren.«
Die Verkäuferin verstand mich immer weniger. Sie suchte unter den vielen Briefen meinen heraus, ich ergänzte die Frankierung und erntete einen verständnislosen Blick der Expertin in Postangelegenheiten.
Liebe Post: Ihr habt so viel gespart und ausgelagert, seht doch bitte zu, dass ihr eure Experten informiert.

Elterngeld – Teilen für den Nachwuchs

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Mehr Zeit für die Kinder.                                                                                                                                                         Foto:mr

Gesetzesänderung sorgt für mehr Flexibilität bei der Erziehungszeit

Was vor wenigen Jahren noch als »Wickelvolontariat« verspottet wurde, wird langsam zu einem gesellschaftlichen Trend: die sogenannten Vätermonate bei der Erziehungszeit.
Das neue Gesetz zum »Elterngeld Plus«, das zum 1. Januar 2015 in Kraft tritt und für Geburten ab dem 1. Juli 2015 gilt, soll durch die flexible Kombination von Elterngeldbezug und Teilzeitarbeit den Weg in die Familienarbeitszeit weiter ebnen. Elterngeld – Teilen für den Nachwuchs weiterlesen

Elternzeit auf Steuerkosten

Die Flexibilisierung der Elternzeit durch das »Elterngeld Plus« ist zu begrüßen. Auch wenn Angestellte in kleinen Unternehmen mit bis zu 15 Mitarbeitern keinen gesetzlichen Anspruch haben. Und auch, wenn die Elternzeit nur bis zu einem Alter des Kindes von acht Jahren wahrgenommen werden kann.
Aber wie war es denn vor 25 Jahren? Damals gab es den Erziehungsurlaub. Flexibel war der ganz und gar nicht. Er musste gleich nach der Geburt des Kindes beantragt werden, und danach hatte damals in der Regel die Mutter einen gesetzlichen Anspruch auf irgendeinen Arbeitsplatz im Unternehmen.
Finanziert wurde der Erziehungsurlaub von den Krankenkassen. Die haben sich aus diesem Bereich völlig zurückgezogen. Das heutige Elterngeld wird aus Steuermitteln finanziert.
Die Signalwirkung ist dabei gut, denn so wird deutlich, dass Kinder bekommen und Kinder finanzieren eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die alle Steuerzahler betrifft.

Petra Roß

Maueröffnung in Rudow

Wir waren die Ersten!

Am Abend des 8. November vor 25 Jahren hatte vermutlich niemand damit gerechnet, dass der nächste Tag in die deutsche Geschichte eingehen würde. Eine ungenaue Aussage führte dazu, dass viele Berliner Bürger sowohl von der West- als auch von der Ost-Seite neugierig zur Grenze marschierten. Denn Günter Schabowski erklärte irrtümlich während einer Pressekonferenz, dass die neue Reiseregelung ab sofort gelte.
Was danach geschah, ist wortwörtlich Geschichte. Dass die Mauer am 9. November 1989 fiel, lernt mittlerweile jedes Kind in der Schule. Doch wer hätte damit gerechnet, dass die Mauer zuallererst in Neukölln, genauer gesagt in Rudow geöffnet wird? Maueröffnung in Rudow weiterlesen

Gilles verläßt Morus14

Michaela Hamann blickt zurück

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Kämpfer für Rollberg.                      Foto: fh

Gilles Duhem verließ nach 13 Jahren am 1. Dezember den »Förderverein Gemeinschaftshaus MORUS 14«. Damit ging eine Ära zu Ende.
Ich lernte ihn 2002 kennen als ich vom Jobcenter ins Gemeinschaftshaus vermittelt wurde. Trotz vieler Schwierigkeiten verlor Gilles niemals seinen Humor und seine ermutigende Haltung den Rollbergbewohnern, den Kindern und anderen Ratsuchenden gegenüber. Er sagte immer: »Es gibt keine Probleme, nur Lösungen!« Unermüdlich setzte er sich für die Belange des Fördervereins ein, überzeugte in filigraner Feinarbeit Unternehmen, Rollbergprojekte zu fördern. Gegenüber der Politik nahm er kein Blatt vor den Mund und schaffte sich damit redlich Feinde im Rathaus. Gilles verläßt Morus14 weiterlesen

Appelle zur Begrüßung

Alle 14 Tage wird die Einbürgerung neuer Staatsbürger gefeiert

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»Ich will Deutscher sein«.                                                                    Foto: jt

Viele hohe Stufen führen zum BVV Saal in der zweiten Etage des Neuköllner Rathauses, in dem alle zwei Wochen dienstags eine Einbürgerungsfeier stattfindet. Ähnlich viele Stufen auf dem Weg zur deutschen Staatsbürgerschaft mögen die neu »Eingebürgerten« auch erklommen haben, bevor sie nun eine Urkunde überreicht bekommen, die sagt, dass sie jetzt ihren deutschen Pass beantragen dürfen. Appelle zur Begrüßung weiterlesen

Willkommenskultur statt Ghettoisierung

Bürger engagieren sich in der Britzer Flüchtlingshilfe

Späthstraße
Handeln, nicht nur demonstrieren                                                                                                                                   .Foto: ro

Geht es um Flüchtlinge, wird meist »über« sie gesprochen: Flüchtlingsfluten und überfüllte Lager dominieren Zeitungen und Fernsehsendungen. Doch wer spricht schon einmal »mit« Flüchtlingen? Willkommenskultur statt Ghettoisierung weiterlesen

Turbulenzen um den »Frauentreffpunkt Schmiede«

Frauenförderung zur Selbsthilfe benötigt Unterstützung

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Sylvia Edler.                                                               Foto: mr

Der »Frauentreff- punkt Schmiede« am Richardplatz ist seit 1991 als sozialer und kultureller Anlauf- punkt eine unverzichtbare Institution für Frauen in Neukölln. Frauen in schwierigen Lebenssituationen erhalten hier Rat und Hilfe. Es werden Fortbildungen und Beratungen in den Bereichen Bildung, Kultur, Gesundheit und Selbsthilfe angeboten. Sprachunterricht und PC-Kurse helfen bei der beruflichen Weiter-bildung. Außerdem laden ein Café und eine kleine Galerie zum Verweilen ein. Turbulenzen um den »Frauentreffpunkt Schmiede« weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

NK_Tagblatt-Kopf

Nachrichten aus dem»Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr 281 – Dienstag, 01. Dezember 1914
Die Aufgabe von Weihnachtspaketen für unsere Krieger zeitig­te in den letzten Tagen auf dem hiesigen Hauptpostamt einen solchen Ansturm, daß die Paket=Annahmestelle zeitweise geschlossen werden mußte. Freilich hatte sich unsere Post auch in keiner Weise für diesen Ansturm, der vorauszusehen war, vorbereitet. Nur wenige Beamte standen zur Abfertigung des Publikums zur Verfügung, so daß sich die Abnahme der Pakete in einem wahren Schneckentempo bewegte. Hunderte von Paketaufgebern mußten daher stundenlang geduldig im Schalterraum harren, bis sie ihr Paket loswurden, und wem diese Zeit fehlte, mußte leider mit seinem Paket wieder den Heimweg antreten. Es ist bedauerlich, daß auch hierbei unsere Post wieder einmal gänzlich versagte. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Könige mit Glaskinn

Schachbox-WM in der Columbiahalle

Carl Strugnell Schachboxer
CARL hat auch Köpfchen.                        Foto: cal

Eigentlich wurden alle Klischees einer Boxveranstaltung erfüllt. Skurrile Halbweltler verströmten Testosteron, üppige Blondinen mit Raumtemperatur-IQ stöckelten durch die Halle und Security-Gorillas bewachten die heiße Luft im Saal. Und doch war an diesem 21. November alles ein wenig anders. Im Boxring stand ein Schachtisch, der in zwei Vorkämpfen und einem Hauptkampf von den Schachboxern erbarmungslos entweiht werden sollte.
Die Regeln dieses 2003 erfundenen Wettkampfsports sind leicht verständlich: Im Wechsel werden sechs Runden Schach und fünf Runden Boxen von je drei Minuten absolviert. Matt oder Knockout beenden den Kampf sofort. Die als »Intellectual Fight Night« betitelte Veranstaltung beinhaltete sogar einen WM-Kampf zwischen dem Berliner Mittelgewichtler Sven Rooch und seinem spanischen Kontrahenten Jonathan Rodriguez-Vega. Bereits die Vorkämpfe zeigten jedoch, dass die Sportler zwar allesamt schlagkräftige Argumente boten, beim königlichen Spiel aber schwerlich Kreisklassenniveau erreichten. Lediglich der Engländer Carl Strugnell vermochte ordentlich Schach zu spielen und setzte seinen italienischen Gegner schnell matt. Im Hauptkampf wünschte man den Protagonisten, dass sie in Zukunft Würfelboxen präferieren. 

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Fotografierte Küchengeschichten

Pottkieker im Körnerkiez unterwegs

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Josephine und Iona.                                       Foto: Iona Dutz

Ein sehr privater Ort der Begegnung ist die Küche. Immer dicht am Essbaren findet hier Kommunikation statt.
Iona Dutz und Josephine Raab haben dieses Thema aufgegriffen und 33 Küchen im Körnerkiez fotografiert. Das Ergebnis der »Kitchenstories« wurde bei der Vernissage am 29. November im »Liesl« in der Nogatstraße präsentiert. Fotografierte Küchengeschichten weiterlesen

Kein Schatten ohne Licht

Foto-Ausstellung «(Sk)etching Shadows» im Neuköllner Leuchtturm

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Verkehrte Welt.                                       Foto: jt

Licht und Schatten sind vollkommene Gegensätze, die sich gegenseitig bedingen, denn Licht vertreibt zwar die Dunkelheit, schafft dabei aber selbst neue Schatten. Mit diesen Effekten spielt der französische Fotograf Marc Bonnetin, indem er Menschen, Pflanzen und urbane Szenen im Zusammenspiel der beiden Extreme auffängt.
Die Ausstellung «(Sk)et­ching Shadows» zeigt seine Fotografien in einer Dreiteilung. Beginnend mit Portraits, in denen sich die Kein Schatten ohne Licht weiterlesen

Blick in ein kurzes Soldatenleben

Feldpostbriefe aus dem Ersten Weltkrieg

Als_ob_die_Welt18 Jahre alt war Bernhard Appelt aus Neukölln, als er seine Lehre zum Kaufmann abbrach und als Freiwilliger in den Krieg zog. Zuerst an die Ost-, später an die Westfront. Dreieinhalb Jahre später war er tot. Gefallen auf dem Schlachtfeld des Ersten Weltkrieges. Einer von fast 17 Millionen Opfern dieser Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Was von ihm blieb, ist eine Kassette mit Tagebüchern, Fotos und Briefen, die er von der Front an seine Mutter und seine Schwester schickte.
Viele Jahre später fand sein Großneffe Bernhard Schmidtbauer die Briefe und veröffent­lichte sie als Buch. Den Grund dafür nennt er in seinem Vorwort: »Weil ich mir sicher bin, dass die ,große‘ Geschichte des Ersten Weltkriegs erst durch seine vielen kleinen Geschichten begreifbar wird.« Blick in ein kurzes Soldatenleben weiterlesen

Kunst ist im Spiel

Können Computerspiele Kunst sein?

Ein Zentrum für internationale Gegenwartskunst soll in dem denkmalgeschützten Gebäude-Ensemble des »KINDL-Geländes« entstehen.
Bis die Umbauarbeiten in den anderen Gebäudeteilen abgeschlossen sein werden, organisieren die Betreiber des »KINDL« die Veranstaltungsreihe »Gäste«, in der die einzelnen Räume der ehemaligen Brauerei für das Publikum geöffnet, erprobt und bespielt werden. Die sechste und letzte Veranstaltung der Reihe galt dem Thema Videospiele.

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Mario Brother.                                                                                          Foto: mr

Kunst ist im Spiel weiterlesen

Die Welt aus Eierkuchensicht

Rührende Ausstellung im Saalbau von Gaby Taplick

Die kleinste Eierkuchenfabrik der Welt ist derzeit in der Galerie im Saalbau aktiv.

Eierkuchenfabrik
Eierkuchenfabrik.                                                                                  Foto: mr

Gaby Taplick hat sie für ihre Ausstellung »In den Raum geflüstert« entwickelt. Daneben stehen begehbare Skulpturen im Raum, in einer Landschaft aus bergartigen Dreiecken. Die Welt aus Eierkuchensicht weiterlesen

»Ich Bin Creative«

Intelligente Künstlerportraits im Film

Zwei Jahre lang – von 2010 bis 2011 – filmte der Londoner Dokumentarfilmer und Fotograf Edward Longmire in Berlin lebende Künstler aus englischsprachigen Ländern bei ihrer Arbeit. Das Resultat seiner Recherchen war bei der Premiere seines Films »Ich Bin Creative« am 24. November im Neuköllner »IL KINO« zu bestaunen.

Zam Johnson
Zam Johnson in Aktion.                                                                      Foto:mr

Von der ersten Minute an war zu erkennen, dass hier ein Meisterfotograf am Werk ist. Großartige Bilder prägen den Film, auch die Schnitte sind sehr intelligent angelegt. Longmires geschickte Fragestellung sorgt für ein spannendes Portrait dieser so unterschiedlichen Menschen. Verschieden sind nicht nur die Charaktere und ihr Werdegang, sondern auch die Kunstrichtungen: Musik, Theater, Film, Poesie, Fotografie, bildende Kunst. Manche, wie der Multimediakünstler Zam Johnson, vereinen das in einer Person. Johnson ist bei einem Auftritt mit einer Jazzband zu sehen, als Komponist für eine Theatergruppe und schließlich als Maler in seinem Atelier. »Ich Bin Creative« weiterlesen

Tatort Lesung

»Gesicht eines Mörders« und »Kalter Hund« in Neukölln

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Volker Kaminski beim Krimimarathon.                                Foto: mr

Spannung, Grusel, manchmal auch schwarzer Humor erwartete die Liebhaber der Kriminalliteratur. Mehr als 60 Veranstaltungen in Berlin und Brandenburg beschäftigten sich zwischen dem 19. und dem 23. November mit Mord und Totschlag und den Untiefen des menschlichen Charakters. Auch Neukölln war »Tatort« in diesem fünften Krimimarathon. Im »CIC Berlin-Brandenburg« (Centrum für Cochlear Implant Rehabilitation) in der Paster-Behrens-Straße stellten zwei Autoren ihre Kriminalromane vor. Tatort Lesung weiterlesen

Arabische Lautenmusik und schmachtender Tango

Faszinierende Klänge bei der Salonmusik

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AmirCzwink und Farhan Sabbagh.                 Foto:mr

Das Café „eßkultur“ im Körnerpark platzte aus allen Nähten beim letzten Konzert der Salonmusik am 23. November. Der Künstler Farhan Sabbagh hatte sich absolute Ruhe erbeten, bevor er zu seinem Instrument griff. Schließlich ist er es gewohnt, in Konzertsälen zu spielen. Noch nie hat er vor einem Publikum gespielt, das ißt und trinkt während seiner Darbietung. Gespannt lauschte die Zuhörer auf die ersten Töne. Das, was Farhan Sabbagh gemeinsam mit seinem Begleiter AmirCzwink bot, war aber derart faszinierend, daß niemand auf die Idee kam, dabei zu essen und zu trinken. Arabische Lautenmusik größter Güte wurde dargeboten wie bei einem Auftritt eines Beethoven-Streichquartetts. Tosender Applaus verabschiedete die beiden Künstler nach ihrer ca. 70-minütigen Darbietung. Arabische Lautenmusik und schmachtender Tango weiterlesen

Du Tanzmichmal

Berliner DJ–Kollektiv mit Wurzeln in Neukölln

Genauso wie die Berliner Kieze sich in den letzten Jahren rasant gewandelt haben, ist die Musik- und Clubszene geradezu explodiert. Vor allem der zunehmende Partytourismus aus ganz Europa führt zu einer extremen Steigerung der Quantität, weniger der Qualität hinter den Plattentellern. Aus diesem unübersichtlichen, sich in ständiger Metamorphose befindenden Meer der elektronischen Tanzmusik tauchte vor sechs Jahren Ron Wilson und mit ihm »Tanzmichmal« auf. Du Tanzmichmal weiterlesen

Fesselnder Zeitvertreib

Mit Rohrstock und Peitsche ins Glück

Peitschen
Werkzeuge für Liebende.                              Foto: jt

Peitschen, Paddel, Knebel, Rohrstöcke: Das Sortiment im Peitschenhandel des »Fetisch Hofs« Neukölln ist schier unendlich. Von Schlagutensilien über Fesseln bis zum sexy Outfit oder Spielzeug ist hier absolut alles zu finden.
Vor über zehn Jahren hat Marco Simmat klein angefangen, in seinem eigenen Keller, und seit neun Jahren schon befindet sich der Laden in der Kirchhofstraße, relativ unscheinbar in einem Hinterhof. Von hier aus werden über den Onlineversand bundes- und sogar europaweit Profis und Anfänger von »Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism« (BDSM) mit den gut ausgesuchten Waren des Peitschenhandels beliefert. Am beliebtesten sind dabei Gerten und sogenannte »Flogger«, Peitschen aus vielen Riemen, die in unterschiedlichen Härtegraden zu haben sind. Fesselnder Zeitvertreib weiterlesen

Essen im Gleichgewicht

Speisen auf indianische Art

Besonders in großen Städten geht den Menschen die Verbindung zu sich und der Natur verloren. Sie irren zwischen Ablenkungen und Süchten.
Dem setzt Anna Muni mit viel Ausdauer bereits seit etlichen Jahren mit ganzheitlichen Einzelbehandlungen erfolgreich etwas entgegen. Sie schärft die Sinne für die Zusammenhänge aller Bereiche des Lebens.
Ab Dezember geht sie mit ihrem Konzept noch einen Schritt weiter. Sie öffnet ihren Raum für Seminare, Teachings, Rede- und Singekreise. Diese werden in achtsamer Weise gehalten, so wie es beim Bärenstamm gelehrt wird. Der Raum ist mit den Weiden- und Haselnusszweigen der Form einer indianischen Schwitzhütte nachempfunden. Essen im Gleichgewicht weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner