Weinprobe in der Villa Neukölln

Kein Katzenjammer nach Beaujolais

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David LArge und Nicolas Drouhin.Foto: pr

Nahezu jeder Weinkenner hat so seine Erfahrungen mit Beaujolais Nouveau gemacht. Meistens endete das mit Kopfschmerzen und dem Vorhaben, dieses Getränk in Zukunft zu meiden. In Frankreich und hierzulande hat der Beaujolais folglich einen schlechten Ruf.
David Large arbeitet als Winzer im Beaujolais und wird dem Ruf des Weines zu neuem Ruhm verhelfen. Er lässt den Wein länger im Fass, so dass er nicht mehr Nouveau ist, dafür aber beerig-fruchtig und sehr ausgewogen. Weinprobe in der Villa Neukölln weiterlesen

Schweine in Seide oder: Twin Peaks vs. Blue Velvet

Auch Neukölln kann Cocktails von Welt

Twinpigs hochkant
Twinpigs.                                                                Foto:hlb

Eineiige Schweine? Nein, Regisseur David Lynch inspirierte mit seiner Kultserie »Twin Peaks« den wortspieligen Namen der Cocktailbar, die seit April von Architekt Paulo de Araujo aus Chile und Filmemacher Pär Kjellén aus Schweden in der ehemaligen »Frühperle« betrieben wird. Nicht zu abgerockt, nicht zu schick, mit minimalistischen Lampen, schummrigem Kerzenschein, offenem Putz und mehrfarbig dunklem Dielenboden präsentiert sich das »Twinpigs« – rau und gleichzeitig raffiniert. Schweine in Seide oder: Twin Peaks vs. Blue Velvet weiterlesen

Stille Nacht und körperlicher Aufruhr

Gewürze in weihnachtlichen Leckereien

Egal ob wir glauben oder was wir glauben, Weihnachten lässt unseren Körper nicht kalt. Denn unsere Nase überlistet uns und lässt uns in dieser trüben Jahreszeit an Gebäck und Genuss denken. Alles, womit Lebkuchen, Printen oder Dominosteine gewürzt sind, ist aphrodisisch. In Lebkuchen kommen zum Beispiel Zimt, Nelken, Piment, Muskatnuss und Macisblüte (Ummantelung der Nuss), Koriander und Kardamom zum Einsatz. Alle Gewürze kommen von weit her und galten seit dem ausgehenden Mittelalter als sehr, sehr teuer.
Aber diese Gewürze sind auch seit eh und je Heilpflanzen. Zimt gilt als blutzuckersenkend, enthält aber Cumarin, Gewürznelken helfen gegen Mundgeruch und bei Zahnschmerzen, außerdem sind sie verdauungsfördernd. Muskatnuss und Macisblüte werden bei Krankheiten des Verdauungssystems eingesetzt und helfen bei Ekzemen. Das ätherische Öl des Kardamoms wirkt fördernd auf die Speichel-, Magen- und Gallensaftsekretion und auch die ätherischen Öle des Korianders wirken appetitanregend, verdauungsfördernd, krampflösend und lindernd bei Magen- und Darmleiden.
Unser Körper weiß also, warum er bei niedrigen Temperaturen und Nieselregen oder Schnee nach gewürztem Süßen lechzt. Dem sollten wir nachgeben, denn schließlich klingt Exotic so ähnlich wie Erotik. Also lassen wir es uns gut gehen.

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Petras Tagebuch

Wenn die Jacke näher als der Schlüssel ist

Die Tanzschule, die ich besuche, ist für mich der Ort, an dem ich über das Tanzen entspannen kann. Das ist dann Erholung pur. Die Entspannung bei der letzten Tanzstunde war allerdings in der Pause vorbei.
Wie immer nahm ich meine Jacke und ging nach draußen, um eine Zigarette zu rauchen. Ich griff in meine Jackentasche, um das Feuerzeug herauszuholen. Es war nicht mehr da, aber es gab noch Mitstreiter in der Kälte, die mir großzügig von ihrer Flamme abgaben. Nach Befriedigung der schlimmsten Sucht setzte sich mein Gehirn wieder in Bewegung. Es war schon komisch, dass das Feuerzeug verschwunden war, das passiert ja gelegentlich. Da war aber doch noch mehr in den Taschen. Richtig: Der Büroschlüsselbund, der Wohnungsschlüssel und der Fahrradschlüssel, und die waren weg.
Ich war mir ganz sicher, sie in die Jackentasche gesteckt zu haben. Und was sollte jemand mit den Schlüsseln, die mit keiner Adresse versehen waren, anfangen? Ein Autoschlüssel, ja das hätte ich verstanden, damit kann ein Dieb etwas anfangen, aber doch nicht mit dem, was es in meiner Tasche zu erbeuten gab. Unanständig fand ich dieses Verhalten.
Die Pause habe ich dann verkürzt und bin zur Rezeption, um den Verlust zu melden. Mein Tanzlehrer war ganz in der Nähe und stöhnte schon, dass er sich heute Nacht die Videoüberwachung anschauen muss. Das tat mir leid, aber ich wollte schon wissen, wer so etwas Ungehöriges macht.
Der ganzen Empörung wurde ein Ende gesetzt, als mich eine Mittänzerin fragte, ob es denn meine Jacke sei, die ich trüge. Und tatsächlich, diese Jacke musste einer anderen Person gehören. Sie war zwar von gleicher Farbe und Material, aber sie gehörte mir nicht. Meine Jacke hingegen befand sich am Kleiderhaken mit allen Schlüsseln darin.

Vorkaufsrecht für Mietergemeinschaften

 

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Umwälzungen in der Emser Straße.                                                                                                                                 Foto:fh

Kiez und Kneipe befragte Abgeordnete zu diesem Thema

In Berlin gibt es bereits etliche Häuser, die von den Mietergemeinschaften gekauft wurden.
Die Kiez und Kneipe befragte Abgeordnete aus Neukölln und Kreuzberg zu folgendem Thema: »Hat der Bundestag darüber nachgedacht, dass Mieter, die sich zusammenschließen, ein Vorkaufsrecht erhalten, so wie es bei der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen bereits der Fall ist?« Vorkaufsrecht für Mietergemeinschaften weiterlesen

Vier Jahre Kiez und Kneipe

Vier Jahre wird die Kiez und Kneipe nun alt. Die Anfänge waren recht holprig, das Redaktionssteam musste sich finden und zurechtruckeln. Die monatliche Druckrechnung musste bezahlt werden. Diese Finanzierung war noch gar nicht gesichert.
Die ersten Anzeigenkunden, die uns aus reiner Symapathie und den Glauben an eine Kiezzeitung unterstützten, ermöglichten den Start für die Zeitung. Sie waren es, die uns den Glauben schenkten, dass es weiter gehen kann.
Inzwischen konnte die Auflage verdreifacht werden und Anzeigenkunden erkennen, dass es ihrem Unternehmen hilft, über eine Anzeige in der Kiez und Kneipe wahrgenommen zu werden.
Das Redaktionsteam ist zu einer Gruppe zusammengewachsen, die gerne die Diskussion sucht und diese hitzig führt. Gleichzeitig verliert dabei kein Mitglied den Humor, so dass am Ende alle gewinnen. Neue Schreiberlinge sind immer herzlich willkommen. Sie sind es dann auch, die das Team wachrütteln, neue Fragen stellen und neue Perspektiven einbringen.

Petra Roß

Die unendliche Geschichte eines Schulneubaus

Die Clay Schule muss weiter im Provisorium ausharren

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Ein  marodes Provisorium.                                                                Foto: cr

Bauvorhaben des Staates können schon mal zu einer unendlichen Geschichte werden. Das ist derzeit am geplanten Neubau der Clay Schule in Rudow zu beobachten.
Die Schule musste 1989 aus ihrem asbestverseuchten Gebäude in der Lipschitzalle in ein Provisorium aus Containern umziehen, dass eigentlich nur für fünf Jahre gedacht war.
Warum mit der Fertigstellung des Neubaus jetzt erst 2022 gerechnet wird, drei Jahre später als ursprünglich geplant, das wurde in der Bezirksverordnetenversammlung am 15. Oktober leidenschaftlich und kontrovers diskutiert. Die unendliche Geschichte eines Schulneubaus weiterlesen

Die Symbolik des Kopftuchs

Die visuelle Darstellung von Migranten in den deutschen Medien

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Religiöse Tradition                                                                               Foto:m r

Verschleierte Frauen gehen mit Einkaufstüten und Kinderwagen eine Straße hinunter, der Betrachter sieht ihnen aus einiger Entfernung hinterher, das umliegende Geschehen ist verschwommen.
Sobald Migration und Integration in den Medien zum Thema werden, sind Zeitungen und Internetseiten voll von Bildern wie diesen. Ganz gleich, ob die dazugehörigen Artikel von »Integrationsverweigerern«, Statistiken zu Schulabschlüssen von Ausländern oder »Hartz IV« für alle EU-Bürger handeln, es wird eine Frau mit Kopftuch abgebildet. Die Symbolik des Kopftuchs weiterlesen

Schuhkartonweihnachten

Missionierung per »Carepaket«

Alle Jahre wiederweihnachten_im_schuhkarton_2010_06_1 werden Schuhkartons mit Süßigkeiten, Spielzeug und Kleidung gepackt. »Weihnachten im Schuhkarton« heißt diese inzwischen allseits beliebte Charity Aktion des christlichen Vereins »Geschenke der Hoffnung«. Vielen Kindern wird damit sicherlich eine Freude bereitet. Was für uns ganz normale Alltagsgegenstände sind, ist für viele Familien in Osteuropa von unschätzbarem Wert, denn meist können sie sich selbst diese Dinge nicht leisten.
Schuhkartonweihnachten weiterlesen

Zum Geburtstag

Leserbrief von Felix Huby

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Felix Huby.                                                                    Foto: pr

Kiez und Kneipe habe ich vom Tag der Geburt bis jetzt zum vierten Geburtstag aus der Ferne beobachtet und ein wenig auch kritisch begleitet, was seine Gründe darin hat, dass Felix Hungerbühler, der Chef vom Dienst, mein Sohn ist und ich selbst über 20 Jahre Journalist war, bevor ich mich als Schriftsteller selbständig machte.
Durch die Lektüre der kleinen Zeitung wurde mir der Kiez, für den sie gemacht wird, erstaunlich vertraut, und ich lernte zu schätzen, wie wichtig ein solches Blatt für einen begrenzten städtischen Raum sein kann. Zum Geburtstag weiterlesen

Goya und Picasso in der Arena

Das Schloss Britz zeigt »Die Kunst des Stierkampfes«

Nein, hier soll keine Werbung für den Stierkampf gemacht werden. Aber die Besucher dieser musealen Corrida erhalten die Gelegenheit, zwei unterschiedliche Interpretationen eines äußerst emotional geladenen Themas zu studieren.
Im Schloss Britz werden bis zum 22. Februar 2015 die kompletten Graphikzyklen von Francisco de Goya und Pablo Picasso präsentiert, die sich im Abstand von hundert Jahren dem Thema »Die Kunst des Stierkampfs«, «La Tauromaquia« widmeten, der die Ausstellung auch ihren Titel verdankt.

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Auf in den Kampf.                                                                                                                                                                          Foto:mr

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Kunst in Krisenzeiten

»Tempus Ritualis« in der Galerie im Körnerpark

Zeit und Ritual, zwei gegensätzliche Begriffe sind die Stichworte, unter denen sich zehn griechische und deutsche Künstlerinnen mit den kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen in Zeiten der Krise beschäftigen.
»Tempus Ritualis« heißt die Ausstellung, die noch bis zum 11. Januar in der Galerie im Körnerpark zu sehen ist. Mit ganz unterschiedlichen Mitteln gehen die Künstlerinnen der Frage nach, welche Formen von Solidarität sich in Zeiten des Umbruchs entwickeln. Bilden sich möglicherweise neue Rituale heraus oder gibt es neue Formen von Freundschaften?

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Beziehungsklötzchen.                                                                                                                                                               Foto: mr

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Stadtbibliothek wird Galerie

»Buckower Malgruppe« zeigt ihre Werke

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Leuchtendes Glas.                                                                           Foto:mr

Vor dreißig Jahren gründeten ein paar Hobbykünstler bei einem Malkurs der Neuköllner Volkshochschule die »Buckower Malgruppe«. Dieser ist noch bis zum 6. Dezember in der Helene Nathan Bibliothek in den Neukölln Arcaden eine Ausstellung gewidmet.
Die Zusammensetzung der Gruppe änderte sich mit den Jahren, aber es blieb immer bei acht Mitgliedern. Aufgenommen wird nur, wer sein Handwerk beherrscht.
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Von elegisch bis erdig

Top-Jazz in der Nikodemuskirche

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John Surman blies wieder in Berlin.                            Foto:pr

Vor 46 Jahren waren der englische Saxophonist John Surman und die norwegische Sängerin Karin Krog zum ersten Mal in Berlin. Seitdem konzertierten die beiden auf Bühnen weltweit und bei vielen internationalen Festivals. Surmans eigene Veröffentlichungen, insbesondere auf dem legendären ECM-Label, aber auch seine Produktionen mit anderen Musikern finden sich in den Plattenschränken von Jazzfans in der ganzen Welt. Von elegisch bis erdig weiterlesen

Spotlight fördert Talente

Morris Perry verbindet Kunst und Kulturen

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Kreativer Kopfputz.                            Foto: pr

Es ist schon ein einzigartiges Projekt, das Morris Perry mit dem »Fujiama Nightclub« ins Leben rief. Viermal im Jahr präsentiert er junge Talente, die er in Neukölln gefunden hat, in seiner umwerfenden Show im Heimathafen.
Das Konzept ging auf. Im vergangenen Jahr gründete Perry den »Spotlight Talent e.V.«, um noch besser arbeiten zu können. Der Verein soll Kulturen über Kunst verbinden und jungen Menschen eine Perspektive bei der Berufswahl und bei Lebensentscheidungen bieten.
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Der Salon öffnet seine Musikkiste

Von Jazz und Blues bis zu Gospel und Chanson

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Michael Raeder singt Hilde.                                                          Foto: mr

Die »Salonmusik« im »Café eßkultur« im Körnerpark ist immer eine Reise wert. Das, was der amerikanische Pianist Louis Durra am 12. Oktober bot, war etwas ganz Exquisites. Geschickt verwob er eigene Kompositionen, Pophits und sogar Titel aus der elektronischen Musik mit Jazzimprovisationen und schuf damit großartige Musik, die auch die Ohren eines dem Jazz eher skeptisch gegenüberstehenden Publikums öffneten. Laila Fischer, die an der Deutschen Oper singt, gesellte sich für zwei Stücke zu Durra. Genial, wie sie den »Abschiedsbrief« von Kästner und Weill zum Besten gab. Auch Jazzsängerin Tanja Siebert bereicherte die Soloperformance von Durra.
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Jazz ohne Schnörkel

Rasanter Haas auf dem Klavier

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Lionel Haas im »Jazzclub«.                                                              Foto: mr

Das Klavier gilt als Königsinstrument des modernen Jazz. Kann doch ein geübter Pianist Rhythmen, Melodien und Harmonien auf einem einzigen Instrument beliebig kombinieren und miteinander verweben. Diese Kunst beherrscht der Pianist Lionel Haas, der seit Jahren aus der Berliner Jazzszene nicht wegzudenken ist, bestens. Beim Konzert in der Reihe »Jazzclub« am 17. Oktober im Kleinen Saal des Gemeinschaftshauses Gropiusstadt offenbarte Haas aber nicht nur seine Virtuosität am Klavier, sondern auch seinen Sinn für das Zusammenspiel.
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»Kreuzkölln Superprovisorium«

Roman über den Wandel im Kiez

Als »Superprovisorium« wird laut Wikipedia »im juristischen Sprachgebrauch eine ohne Anhörung der Gegenpartei erlassene vorsorgliche Maßnahme« bezeichnet. Gleichzeitig weist der Begriff aber auch auf das Lebensgefühl vieler jüngerer Menschen hin, die in den Bezirk gekommen sind, um hier ihre Utopien zu verwirklichen.
Sam, die Hauptfigur des Romans, ist eine der vielen Berliner Rand­existenzen, die es nach Neukölln gezogen hat, weil es ihr dort noch möglich erschien, ihrer Berufung, der Malerei, nachzugehen, ohne sich den Gesetzen des kapitalistischen Kunstmarktes beugen zu müssen. »Kreuzkölln Superprovisorium« weiterlesen

Süße Stoffe im »süßstoff«

Schicke Outfits für den Schillerkiez

Manchmal braucht es im Leben Veränderungen, um ans Ziel zu gelangen. Das dachte sich auch Claudia. Die gelernte Kinderkranken-schwester merkte, dass sie ihren Job als Vollzeitkraft wohl nicht bis zur Rente durchhalten wird und suchte ein zweites Standbein, um sich im Alter dezent aus dem Klinikall­tag zurückzuziehen. Der Erfolg beim Verkaufen für Freunde auf Märkten brachte sie schließlich auf die rettende Idee, einen eigenen Laden zu eröffnen.
Mit »süßstoff« hat sie sich zusammen mit Jenny diesen Traum erfüllt. Jenny, die ihre selbst entworfene Mode zuvor unter ihrem Label »Börd Shört« im Internet und auf Märkten verkaufte, war von der Idee begeistert, sodass sie zusammen Mitte Oktober den Laden in der Kienitzer Straße eröffneten.

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»Börd shört« betört.                                                                               Foto: cr

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Rixdorf Next Generation

Stilvolles Trinken auf der Richardstraße

Auf die Tradition des »Rixdorfer Krugs«, der lange das Herz des Rixdorfer Kiezlebens darstellte, hat man im »Alter Roter Löwe Rein« (schräge Übersetzung des Vorgängerpubs »Old Red Lion Inn«) reagiert: mit liebevoller Inneneinrichtung, die das Ambiente der 20er-Jahre heraufbeschwört. In dem trutzigen schwarzen Haus an der Ecke Uthmannstraße hat das Team des »Löwe Rein« das Idealbild einer zeitlosen Kneipe für Jedermann geschaffen, die viel Patina besitzt und Geschichte atmet. Antikes Mobiliar samt Klavier, Kerzenschein und ein mächtiger Barschrank lassen alles Drumrum vergessen, wenn der Gast sich an Cocktails, Weinen, erlesenen europäischen Schnapsspezialitäten oder den drei Bieren vom Fass labt.

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Der mächtige Barschrank vom Löwen.                                                                                                                          Foto: pr

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»Bis Später«

Neuer alter Klassiker

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Flaschenbild mit Vera.                                                                          Foto: jt

In Neukölln, besonders im Schillerkiez, schießen seit zwei Jahren wo man nur hinsieht neue Läden aus dem Boden. Eisdielen, Bars und Burgerläden, doch selten ist eine waschechte Berliner Kneipe wie das »Bis Später« dabei.
»Bis Später« weiterlesen

Der Beifuß, ein fast vergessenes Kraut

Das Allroundtalent unter den Kräutern

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Bei Fuß!

Der Beifuß wächst an den unwirtlichsten Stellen, wie an Wegrändern, auf Geröll, in Steinbrüchen, an Straßen. Er kann bis zu zwei Meter hoch werden.
Beifuß ist als eine der ältesten Heilpflanzen bekannt. Frauen dachten schon vor Jahrhunderten, dass der Beifuß sie vor ungewollter Schwangerschaft schützt oder in der Lage ist, diese abzubrechen.
In der Frauenheilkunde wirkt Beifußtee vor allem durch seine erhitzenden und anregenden Eigenschaften. Da er auch entkrampfend wirkt, hilft er gut bei Periode- und bei Wechseljahrs- beschwerden.
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Das Comeback der Ostknolle

Altberliner Gerichte mit adretten Kartoffeln

Das »Warthe-Mahl« ist immer eine gute Neuköllner Adresse. Insbesondere während der »Wertewochen Lebensmittel« vom 22. September bis 5. Oktober konnten es sich Gäste gutgehen lassen.
Die »Wertewochen« sind eine Aktion der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz, die in diesem Jahr zum zweiten Mal eingeladen hat. Verarbeitet werden Produkte aus dem Umland. Das soll nicht nur Arbeitsplätze schaffen, sondern auch sensibel für gutes Essen machen.
Das Comeback der Ostknolle weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

NK_Tagblatt-KopfNr. 259 – Mittwoch, 04. November 1914
Wem gehören die aus Wunden entfernten Geschosse? Eine seltsame Frage taucht auf. Vor einiger Zeit wurde an einem Berliner kriegsärztlichen Abend eine Gewehrkugel gezeigt. Der Arzt, der die Kugel herumgehen ließ, schien des Glaubens zu sein, daß diese Kugel ihm gehöre. Das legt die Frage nahe, ob der Arzt, der aus einer Wunde ein Geschoß entfernt, Eigentum daran besitzt. Es ist, wie die Berliner »Aerzte=Korrespondenz« schreibt, auffallend, daß die Juristen bisher an die­sem Thema fast achtlos vorübergegangen sind, obwohl vor einigen Jahren ein ähnlicher Fall bereits die Gerichte beschäftigt hat. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Petras Tagebuch

Red Hot Chili Peppers

m vergangen Frühjahr entschloss ich mich, auf meinem halbschattigen Balkon verschiedene Sorten Chili anzubauen. Die Gärtnerei meines Vertrauens war skeptisch, ob dieses Projekt erfolgreich sein würde. Ich ließ mich nicht belehren und kaufte drei Sorten, eine gelbe und zwei rote.
Diese nun pflegte ich, wie es für mich üblich ist. Viel Wasser und ein bisschen gutes Zureden konnten da nicht schaden. Als die Früchte im Herbst Farbe annahmen, pflückte ich eine gelbe Chili, die die Form einer Minipaprika hatte.
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Milieuschutz häppchenweise

SPD und Opposition stimmen gemeinsam für Vorstudien

Eigentlich sollte der Antrag abgelehnt werden. Aber dann gab es einen Änderungsantrag, und dann noch einen, und dann war es geschafft. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) beschloss am 17. September, dass die erforderlichen Untersuchungen durchgeführt werden sollen, die Voraussetzung für die Einführung eines Milieuschutzgebietes sind. Noch in diesem Jahr für den Reuterkiez, ab 2015 dann für den Schillerkiez. Milieuschutz häppchenweise weiterlesen

Der lange Gang durch die Studien

Milieuschutz ist ein schwaches Instrument zur Vermeidung hoher Mieten. Das Verfahren, bis diese Maßnahme durchgeführt wird, bedarf der Vorstudie und der Studie über ein ausgewähltes Gebiet. Bis der Anfang der Umsetzung möglich ist, verstreicht viel Zeit.
Zunächst ist nun der Reuterkiez, der bereits massiv von Luxusmodernisierung betroffen ist, ausgewählt worden. Danach wird im Schillerkiez untersucht, ob Milieuschutz notwendig ist. Das Verfahren beginnt im folgenden Jahr. Bis es zur Umsetzung kommt , kann es so lange dauern, dass Milieuschutz gar nicht mehr gebraucht wird, weil die Mieten wie bereits im Reuterkiez schon in astronomische Höhen geklettert sind.
Im Juni 1996 beschloss die BVV schon einmal den Milieuschutz – damals für die städtebauliche Eigenart sowie die Zusammensetzung der Wohnbevölkerung des Gebietes »Schillerpromenade«. 2001 wurde dieser jedoch wieder aufgehoben. Irgendwie drängt sich der Gedanke auf, dass eine Verzögerung gewollt ist. 

Petra Roß

Frühstück mit Christina Schwarzer

CDU Bundestagsabgeordnete stellte Ihre politische Arbeit vor

Seit einChristina Schwarzerem Jahr ist Christina Schwarzer von der CDU als Abgeordnete im Bundestag tätig. Am 29. September berichtete sie bei einem Pressefrühstück in ihrem Wahlkreisbüro den kommunalen Printmedien über ihre Arbeit.

Als Neuköllner Kind hat sie ein besonderes Augenmerk auf den Bezirk, in dem sie verschiedene Einrichtungen, beispielsweise Tagsbetreuung von Rentnern besucht. In Kürze ist ein Besuch in einer Spielhalle am Kottbusser Damm geplant, wo sie mit den Mitarbeitern und der Frühstück mit Christina Schwarzer weiterlesen

Kunstvolle Kicker

Grün*innen feiern viel und gern

Gerade fünf Monate haben die Grünen ihr neues Bürger*innen-Büro in der Wipperstraße und schon wieder wurde nach dem Einweihungsfest erneut gefeiert. Es war nicht nur der Sommer, der am 12. September dazu Anlass gab. Der zweite Grund zum Fest war eine Ausstellungseröffnung.

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Die sind sich grün. Foto: mr

Kunstvolle Kicker weiterlesen

Musikkaleidoskop

Der Salon hat wieder geöffnet

»Kaleidoskop für Cello und Klavier« nennen die beiden Musikerinnen Dina Bolshakova und Katharina Polivaeva ihr Programm. Es war wirklich ein faszinierendes Klangkaleidoskop, das bei ihrem Konzert am 14. September bei der »Salonmusik« im Café »eßkultur« im Körnerpark zu hören war. Souverän und ausdrucksstark interpretierten sie zeitgenössische Musik von Schnittke, Webern, Arvo Pärt und anderen modernen Komponisten. Von ganz sanften Musikkaleidoskop weiterlesen

Bilder gegen Vorurteile

Fotoausstellung zeigt die Vielfalt Neuköllns

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Sabine von Bassewitz. Foto:mr

Neukölln wird je nach Sichtweise entweder als hundekotverdreckter Problembezirk voller Integrationsverweigerer und Hartz IV-Empfänger oder als mit Hipstern bevölkerter Gentrifizierungsschwerpunkt beschrieben.
Wenn die Fotografin Sabine von Bassewitz mit solchen Etikettierungen konfrontiert wird, fragt sie sich, ob sie stimmen. Und findet haufenweise Bilder, die dem widersprechen. Das beweist sie mit der Ausstellung »Ordinary City«, die seit dem 5. September in der »Galerie im Saalbau« zu sehen ist.

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Neukölln hält jung. Foto:mr

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Über den großen Teich und zurück

Amir ElSaffar lässt die Zither zittern

Gespannt lauschte das Publikum den Klängen der Santur (persische Zither) des amerikanisch-irakischen Musikers und Sängers Amir ElSaffar und der Oud (arabische Laute) von Omar Dewachi, der an der American University of Beirut lehrt. Der in New York lebende Künstler Amir ElSaffar machte im Rahmen seiner Europatournee auch in Berlin Station.
In der Neuköllner »MaThilda Bar« gab er zwei höchst erfolgreiche Konzerte vor zahlreichen Zuhörern. Am 2. September kam es zu einem spannenden Crossover zwischen arabischer und improvisierter Musik, zwei Tage später standen wuchtige Bläserklänge und treibende Rhythmen im Vordergrund. Die australischen Musiker Tony Buck am Schlagzeug und Mike Majakowski am Kontrabass unterstützten die Bläsersection mit ElSaffar und Schwingenschlögl an Trompete und Flügelhorn und Hilary Jeffery an der Posaune.
Auch im Oktober bringt die »MaThilda Bar« wieder zahlreiche musikalische Highlights. Fast täglich finden dort Konzert ganz unterschiedlicher Stilistik statt.

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https://www.facebook.com/MaThilda.Berlin/events

Spur in die Vergangenheit

Lesung aus dem Krimi »Rattenlinie Bariloche«

Ein verschwundener van Gogh, argentinische Lebemänner, Altnazis, der Mossad und eine Berliner Kommissarin. Das alles verarbeitet der Krimi »Rattenlinie Bariloche«.
Der Roman ist eine Gemeinschaftsproduktion von gleich drei Autorinnen – Doris Bewernitz, Julia Christ und Annett Heibel – Mitglieder der »Mörderischen Schwestern«, einer Vereinigung von Kriminalautorinnen. Am 22. September lasen sie daraus in der Helene-Nathan-Bibliothek.

Mörderische Schwestern
mörderische Schwestern. Foto: mr

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Gestrandete am Fluss

Ester Kinsky liest in der »Buchkönigin«

am FlußSeit nunmehr vier Jahren bereichern die beiden Betreiberinnen der Buchhandlung »Die Buchkönigin« das kulturelle Angebot in Neukölln mit interessanten Lesungen und kleinen Ausstellungen. Am 16. September stellte die Übersetzerin, Lyrikerin und Romanautorin Esther Kinsky ihren neu erschienenen Roman »Am Fluß« in dem schönen Ladenlokal in der Hobrechtstraße 65 vor. Gestrandete am Fluss weiterlesen

Maremma, ihm schmeckt‘s

Leidenschaft und kleine Sünden in der »babbo bar« (Seit Mai 2016 neu bewirtschaftet)

babbo bar Oliver+LetiziaZwei Fotos hängen im kleinen geschmackvollen Gastraum. Sie zeigen fröhliche Familien, die im Garten geschmaust haben. Je ein Mann raucht – die Väter von Letizia Taccini und Oliver Zurbuch. »Babbo« sagt man in der Maremma, der südwestlichen Toskana und Letizias Heimat, zum Vater. Die Namensfindung für das neue Lokal der beiden, die seit 20 Jahren mit italienischen Restaurants sowie der Cocktailbar »Fluido« in verschiedenen Berliner Kiezen erfolgreich waren, ging also schnell. Seit August bieten sie nun raffinierte Spezialgerichte der Maremma-Toskana-Küche (auch vegetarisch und vegan) sowie ausgesuchte Alimentari in ihrer »babbo bar« gegenüber dem Bürgeramt an. Maremma, ihm schmeckt‘s weiterlesen

Feine Adressen

Führer für Berliner Gourmets

BF_Food_Cover_highDie Zeiten ändern sich in Berlin. Die frühere kulinarische Wüste entwickelt über die gesamte Stadt Oasen der Köstlichkeiten.
Herrlichste Produkte von Backwaren bis Wein werden in dem im Oktober erscheinenden Gourmetführer beschrieben. Auch Neuköllner Geschäfte haben hier ihren Platz gefunden. Das »Schwarze Glas« mit seinen exquisiten französischen Bioweinen ist vertreten, ebenso wie die »Blutwurstmanufaktur« mit ihren preisgekrönten Blutwürsten und »Fein-schlicht« mit delikater Pastenherstellung.
Autor Mathias Helfert lebt in Berlin und liebt gutes Essen und Trinken. Das hat ihn zu diesem Buch inspiriert. Er beschreibt die Besonderheiten, die in den Läden zu finden sind, ohne die Geschichte des Geschäfts zu vernachlässigen. Die Fotos von Milena Schlosser geben die Stimmung der Geschäfte wieder. Das macht Appetit.

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Berlin’s Finest, 50 exquisite Lebensmittelgeschäfte, ISBN 978-3-86228-103-9.

Aromenspaß am Landwehrkanal

Kuratierte Gaumenfreuden am Ufer

May Eingang
MAY I eintreten? Foto: hlb

Drei bunte Leuchtbuchstaben markieren seit Juni eines der nördlichen Tore zu Neukölln an der Thielenbrücke: m, A und y. May wie Maybachufer – und wie »mAy am Ufer«, einer leger-eleganten Mischung aus Café, Speiselokal und Weinbar, die hier aus dem alten »Maybach-Stübchen« entstanden ist. Inhaber Thomas Mudersbach, TV-Journalist für Kochsendungen auf VOX und im WDR, hat schon etliche Jahre in Italien in Restaurants gekocht und präsentiert mit seiner Frau, auch Journalistin, und ihrem Freund Franz im »mAy« nun »Curated Food«. Das meint ausgewählte Speisen aus besten (Bio-)Zutaten möglichst regionaler Anbieter statt wahllosem Überfluss. Muderbachs breites Kochwissen und seine Lust am beherzten Aromenspiel kommen dabei voll zum Tragen.
Schlichtes helles Holzmobiliar, große Fenster und Blumen schaffen eine klassisch gemütliche Caféhausatmosphäre. Die freigelegte, teils mit Kaffeesatz restaurierte Stuckdecke und Stilllebengemälde, Dauerleihgaben des Bremer Künstlers Till Warwas, sorgen für einen Hauch Noblesse. Doch es geht ganz entspannt zu im »mAy«: Das Aromenspaß am Landwehrkanal weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner