Giftiges zu Weihnachten

Schönes mit gefährlichen Eigenschaften

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Weihnachtsstern                     Historische Zeichnung

Am Tag nach der Wahl in den USA ging ich durch die Lessinghöhe. Dort stehen einige Stechpalmen, und mir ging durch den Sinn, dass es schon komisch ist, dass dort in Amerika eine Giftpflanze zum Weihnachtsbaum wird.
Bei der europäischen Stechpalme (Ilex aquifolium) sind sowohl die Blätter als auch die roten Beerenfrüchte stark giftig. Stechpalmen sind zweigeschlechtlich, somit sind nicht alle Bäume mit Beeren geschmückt. Die Blätter »enthalten das Nitril Menisdaurin sowie die Stoffe Rutin, Ursolsäure und Ilicin. In den Früchten sind Triterpene, in den Blättern Saponine enthalten. Dabei gelten 20 bis 30 rote Beeren für Erwachsene als tödliche Dosis, bei Kindern entsprechend weniger«, heißt es bei Wikipedia. Giftiges zu Weihnachten weiterlesen

Engel aus Klammern

Adventsbasteln mit der KUK

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Basteln mit Rolf.                                                 Foto: rr

Bereits im vorigen Jahr hat Kiez und Kneipe einen einfachen und schnell herzustellenden Baumschmuck oder Geschenkanhänger aus einer Erdnuss vorgestellt. In diesem Jahr ist es ein Engelanhänger aus einer Wäscheklammer. Benötigt wird nur eine hölzerne Wäscheklammer, Klebstoff, etwas Papier für ein Flügelpaar und ein Stück Faden zum Aufhängen. Zur Not geht auch eine weiße Klammer aus Kunststoff.
Ist die Klammerfeder entfernt, werden die Klammeraußenseiten, wie auf dem Bild zu sehen, zusammengeklebt. Aus einem Blatt Papier, etwa einer Buch- oder Zeitungsseite, werden die Engelsflügel geschnitten. Nachdem ein Gesicht gemalt und die Flügel angeklebt sind, kann die Wäscheklammerfeder als Haartracht verwendet werden. Das hat auch den Vorteil, dass mit der Federwicklung gleich eine Öse für einen Faden zum Aufhängen mitgeliefert wird. Bei unserem Engel haben wir die Feder sowie die Flügelränder etwas mit Goldfarbe verschönert. Jedem steht natürlich frei, seinen Engel ganz individuell zu gestalten. So ein Engel ist im Handumdrehen gezaubert.
Kiez und Kneipe wünscht gutes Gelingen und ein frohes Fest!

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Petras Tagebuch

Schaltjahr

»Schaltjahre haben es in sich«, sagte mir zu Beginn des Jahres eine Unke. Es soll ganz besonders viel Unglück passieren. Klar, das Jahr hat ja auch einen Tag mehr Zeit.
Ich habe daran nicht geglaubt und mein Jahr lief bis November sehr entspannt. Ich konnte nicht auf gravierende Missgeschicke zurückblicken und wurde nicht vom Unglück verfolgt.
Da schlug das Schaltjahr zu. Am Abend nach der Produktion der Kiez und Kneipe hängte ich meine Fahrradtasche auf das Fahrrad und fuhr nach Hause. Dort angekommen, musste ich feststellen, dass die Tasche verschwunden war. Ich fuhr den Weg zurück, aber die Tasche blieb verschwunden. Natürlich war es meine eigene Schuld. Petras Tagebuch weiterlesen

Wo Zeitgenossen Kunst genießen

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»Kindl-Zentrum für zeitgenössische Kunst« endlich mit weiteren Ausstellungsräumen.       Foto: pr

Das »KINDL« Zentrum eröffnet alle Ausstellungsflächen

Es war den Gastgebern am Eröffnungs­abend anzusehen: Die letzten paar Wochen und Monate haben den Mitarbeitern des »KINDL-Zentrum für zeitgenössische Kunst« alles an Kraft und Ener­gie abverlangt. Erschöpft, aber mit einem glücklichen Lächeln, traten die Eigen­tümer des Gebäudeensembles, das Ehepaar Burkhard Varnholt und Salome Grisard, sowie die künstlerische Leitung in Person von Andreas Fiedler und Valeska Schneider vor die zahlreich erschienenen Gäste. Wo Zeitgenossen Kunst genießen weiterlesen

Mitbestimmung ?

Muss eine Wohnungsbaugesellschaft seine Mieter um Erlaubnis fragen, wenn Sie Räume an eine Arztpraxis, die auch Suchtkranke behandelt, vermieten will? Mit welcher Begründung beanspruchen die Anwohner ein Mitspracherecht bei dieser Entscheidung von »Stadt und Land«? Die Anwohnerproteste gegen den Einzug der Arztpraxis in die Morusstraße 16 zeigen wieder einmal mit erschreckender Deutlichkeit, mit welch haarsträubenden Vorurteilen suchtkranke Menschen heutzutage immer noch von einem Teil der Bevölkerung stigmatisiert werden.
Der Fall verdeutlicht, wie viel Aufklärungsarbeit noch in Schulen, vor allem aber bei den Erwachsenen geleistet werden muss, um diese tief sitzenden Vorbehalte und Aversionen gegen Suchtkranke abzubauen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Kinder im Rollbergviertel auf mehr Verständnis stoßen, wenn sie einmal die Hilfe eines Suchtspezialisten benötigen sollten.

Roland Bronold

Neue Stadträte im Bezirksamt

Die neue BVV konstituiert sich – Franziska Giffey wird wiedergewählt

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Der neue Stadtrat – fast komplett.                                                                                                                                  Foto: mr

Franziska Giffey bleibt Bürgermeisterin in Neukölln. In der konstituierenden Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 27. Oktober wurde sie mit 37 Ja-Stimmen, neun Nein-Stimmen und sechs Enthaltungen gewählt. Zusätzlich wird sie wie bisher als Stadträtin für Finanzen und Wirtschaft zuständig sein. Neue Stadträte im Bezirksamt weiterlesen

Unser Fritz im Bundestag

Positve Bilanz nach drei Jahren, doch bleiben viele Herausforderungen

Bei der Bundestagswahl 2011 gelang es Fritz Felgentreu, direkt in das Amt als Bundestagsabgeordneter gewählt zu werden. Die Neuköllner bewiesen dem SPD-Kandidaten ihre uneingeschränkte Sympathie.
Diesen Vertrauensvorschuss wusste Felgentreu zu schätzen und ist seinem Motto »Fritz bringt Neukölln in den Bundestag« treu geblieben. Was er für Neukölln erreicht hat, stellte er bei einem Pressefrühstück am 7. Oktober in seinem Bürgerbüro in der Lipschitzallee 70 vor.

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Der Bundestagsabgeordnete Felgentreu.                                                                                                                   Foto: fh

Felgentreu war nach seiner Wahl für den Eintritt in die große Koalition. Die SPD handelte in dem Vertrag die Abschaffung des Betreuungsgeldes, die Einführung des Mindestlohns, die Mietpreisbremse und die abschlagsfreie Rente mit 63 nach 45 Beitragsjahren aus. Diese Punkte sind umgesetzt. Unser Fritz im Bundestag weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

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Nr. 273 – Sonntag, 19. November 1916
Kohlrüben als Kartoffelersatz. Das Kriegsernährungsamt hat der Reichskartoffelstelle den Auftrag gegeben, in möglichst großem Umfange Kohlrüben aufzukaufen, um dort, wo infolge länger anhaltenden Frostes nicht genügend Speisekartoffeln zur Verfügung stehen, Kohlrüben als Ersatz überweisen zu können. Den Bedarfsverbänden, die Kohlrüben wünschen, wird zunächst die Menge überwiesen werden können, die ausreicht, um für 6 Wochen an Stelle von Kartoffeln Kohlrüben zu geben, unter Zugrundelegung einer doppelten Rübenration gegenüber den für Speisekartoffeln geltenden Tageskopfmengen. Die Kohlrübe soll hierbei nicht etwa die Kartoffeln ganz ersetzen, sondern eine Zugabe bilden, wenn es infolge der Witterungsverhältnisse nicht möglich ist, die Kartoffelration in voller Höhe zu verabfolgen. Daß die Kohlrübe ein sehr gutes und bekömmliches Nahrungsmittel ist, das in vielen Landesteilen auch sich bereits im Frieden sehr eingebürgert hat, ist bekannt. Die Kohlrübe hat überdies den Vorteil, daß sie weniger frostempfindlich ist als die Speisekartoffel, so daß sie auch bei mäßigem Frost ohne Schaden transportiert werden kann. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Der Weg zurück ins Leben

Methadon bietet einen Ausweg aus dem Suchtkreislauf

Der Umzug der Methadonpraxis von der Karl-Marx-Straße in den Rollbergkiez ist beschlossene Sache. Im Vorfeld gab es allerdings jede Menge Ärger. Anwohner und soziale Einrichtungen protestierten in Diskussionen und einer Demonstration gegen die Praxis.

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arzt Chaim Jellinek.                                                                            Foto: pm

Als Anfang des Jahres der Betreiber der Methadonpraxis, Chaim Jellinek, völlig verzweifelt auf den Stadtrat Falko Liecke zuging und ihn bat, ihn bei der Raumsuche zu unterstützen, musste auch er feststellen, wie groß die Vorbehalte mancher Vermieter gegen eine Methadonpraxis waren. Endlich wurde Liecke fündig. Von allen landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften war als einzige »Stadt und Land« bereit, Räume zur Verfügung zu stellen. Die Renovierungsarbeiten sind im Gange, und Ende November zieht die Praxis in die Morusstraße 16. Der Weg zurück ins Leben weiterlesen

In guten Händen

Lebenshilfe fertigt Zeitungshalter für Kiez und Kneipe

Wer hält die Kiez und Kneipe? Eindeutige Antwort, die Zeitungshalter aus der Tagesförderstätte der Lebenshilfe in Neukölln.
Bei einem Besuch der Redaktion der Kiez und Kneipe ergab sich die Idee einer Zusammenarbeit, aus der dann die Zeitungshalter entstanden.

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Mit Freude bei der Produktion.                                                                                                                                            Foto: fh

In der Tagesförderstätte verbringen schwerstmehrfachbehinderte Erwachsene ihren Arbeitstag. Details dazu finden Sie auch auf der Internetseite der Lebenshilfe Berlin. In guten Händen weiterlesen

»Le Renard« aime du café

Der Fuchs am Herrfurthplatz

Niko Fuchs, Eigentümer des Hauses in der Schillerpromenade 37, direkt am Herrfurthplatz, hatte die Idee, hier ein französisches Café zu eröffnen. Er selbst ist Frankreichfan und wollte den Neuköllnern die kulinarischen Köstlichkeiten Frankreichs nicht vorenthalten. Backwaren, Weine und kleine Gerichte – allesamt von bester Qualität sollten auf die Speisekarte.

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Bistroflair an der Schillerpromenade.                                                                                        Foto: Wolfgang Schnell

Als Betreiber zog er seinen alten Freund Bernado, der über viele Jahre erfolgreich das Tango-Lokal »El Parron« in Charlottenburg betrieben hatte, an Land. »Le Renard« aime du café weiterlesen

»This is not a party location!«

Im ehemaligen »Kinski« geht’s nun braver zu – auch dank »ZITTY« und »tip«

Groß war die Trauer, als letztes Jahr der Kulturclub und -verein »Kinski«, Pionier des neuen, kreativen Neukölln, schließen musste. Nun sind die Pforten wieder geöffnet, doch vieles hat sich geändert: Wände wurden entfernt, die Dielen abgezogen, eine Espressomaschine und dunkle Antikmöbel sowie eine Vitrine, gefüllt mit Pfälzer Bioweinen und Berliner Bitterschokoladen prägen das (noch) gediegene, helle Ambiente. Ans alte »Kinski« erinnern zumindest noch der goldene Stuck, das teils offene Mauerwerk und der unverrückbare Safe gegenüber vom Tresen.

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Kaffee statt Klaus.                                                                                                                                                                     Foto: hlb

Ein Bewohner des Hauses hat das Lokal zu einem durch die nun offenen Räume flexibel nutzbaren Ort für vielerlei Aktivitäten umgebaut. Unter der Woche finden hier Yogakurse oder ein asiatisches Kochstudio statt, letzteres veranstaltet von Ex-«Jimmy Woo«-Chef Van Nam Nguyen. »This is not a party location!« weiterlesen

Shopping ohne Schleppen

Unter freiem Himmel auf dem Markt einzukaufen kann eine wunderbare Samstagsbeschäftigung sein – die Einkäufe dann nach Hause zu schleppen, wird jedoch manchmal zur unüberwindbaren Anstrengung. Für die, die trotzdem nicht auf die frische Auswahl vom Metzger-, Käse- oder Gemüsestand verzichten wollen, gibt es jetzt eine Lösung.
»Der Markt bringt‘s« heißt der Service, der ab November startet. Auf den Neuköllner Wochenmärkten Rudow, Wutzkyallee, Britz-Süd und Parchimer Allee können die Marktbesucher wie gewohnt von Stand zu Stand gehen und einkaufen, müssen aber nicht die schweren Einkäufe bis nach Hause transportieren. Das übernimmt dann nach Marktende der Marktmeister im Umkreis von einem Kilometer rund um den Markt.
Die genauen Lieferzeiten können auf www.diemarktplaner.de/marktseite.html eingesehen werden.

pm

Die Schönheit des Schrecklichen

Die »Neuköllner Oper« zeigt Puccinis Tosca als Stück von politischer Aktualität

Ob nun die Wirklichkeit ins Theater oder das Theater in die Wirklichkeit gebracht werden sollte, Regisseur Michael Höppner hat sich bei seiner Tosca-Inszenierung einiges vorgenommen. Er verwebt Puccinis Werk mit den gewaltsamen Polizeieinsätzen um den G8-Gipfel 2001 in Genua zu einer politischen Oper, die vom Kampf zwischen willkürlicher Staatsgewalt und dem Widerstand einfacher Leute erzählt.

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Willkür der Staatsgewalt: Die Realität von Genua inszeniert als Oper.                                               Foto: pr

Den Spagat schafft er, indem er die Generalprobe des Stücks zeigt und so die Figur der jungen, übermotivierten Regisseurin alle wichtigen Details und Grausamkeiten um den G8-Gipfel plakativ und empört vortragen kann. Dazwischen dann Ausschnitte aus der Oper, dramatische Folterszenen, die im Gegensatz zu den faktenreichen und verkopften Monologen der Regisseurin melodramatisch wirken und beim politisch interessierten Publikum mehr emotionale Rührung hervorrufen, als dieses sich eingestehen möchte. Die Schönheit des Schrecklichen weiterlesen

Im Bunker is Musike

Möglichkeiten der zivilen Luftschutzbunkernutzung

Ab September 1940 startete, einem Führersofortprogramm folgend, das bis dahin größte staatliche Bauprogramm in der Geschichte Berlins. Verteilt übers ganze Stadtgebiet wurden in kaum vier Jahren mehr als 1.000 Bunker gebaut. Die sollten der Zivilbevölkerung bei Luftangriffen Schutz bieten. Errichtet unter teilweise unmenschlichem Einsatz von Fremd- und Zwangsarbeitern, war die Zahl der öffentlichen Bunker zu keiner Zeit auch nur annähernd ausreichend. Besonders betroffen macht, dass deren Erbauer bei Bombenangriffen selber nicht in die­se Schutzräume durften.

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Luftschutzbunker Baujahr 1940; Mutter Kind Schutz; 576 Personen; Deckenstärke 1,80m; Gewicht der Decke 100t; Wandstärke 1,10m.                                                                                                        Foto: rr

Nach dem Krieg wurden in den intakten Bunkern Ausgebombte und Flüchtlinge untergebracht. 1946, als Maßnahme zur Entmilitarisierung, begannen die Alliierten diese Anlagen zu sprengen. Mit Verschärfung des Kalten Krieges und dem Bau der Mauer stoppten beide Seiten die Bunker­zerstörung. Von 1965 an wurden die wenigen dann noch erhaltenen Bunker nicht nur teuer reaktiviert, sondern teilweise weiter ausgebaut. Im Bunker is Musike weiterlesen

Das Festhalten vor der Veränderung

Fotoausstellung von Corinna Rupp

Der Anblick eines Abrisshauses, das in der untergehenden Sonne aussah wie eine Skulptur, gab den Anstoß. Zufällig hatte sie eine Kamera dabei und fotografierte die Reste dieses Hauses, das es bald nicht mehr geben würde. Seitdem fotografiert Corinna Rupp »Lost Places«. Und so lautet auch der Titel der Ausstellung dieser Fotos, die am 15. Oktober im Café »Madame Zucker« eröffnete.

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Die Künstlerin vor ihren Werken.                                                                                                                                     Foto: mr

Die Bilder zeigen Orte, die es so nicht mehr gibt. Da ist das Feld mit der einsamen Mohnblume, auf dem jetzt Häuser stehen oder die Kneipe, die nach einem Besitzerwechsel ganz anders aussieht.
Daneben hat sie flüchtige Momente festgehalten wie das Graffito, das längst übermalt wurde oder die Blume, die sich nach einem Sturm in den Speichen eines Fahrrads verfangen hat. Das leuchtende Gelb der Blüte bildet dabei einen wunderschönen Kontrast zum Silber und Schwarz des Fahrrads.
Bei Kaffee und leckerem Kuchen lässt sich schön über Vergänglichkeit und den ständigen Wandel der Stadt philosophieren.

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Zu sehen sind die Bilder noch bis Mitte Dezember. »Madame Zucker«, Wildenbruchplatz 5

Rollberger Geschichten

Mandy ist glücklich

Mitten zwischen den langen, viel zu vielen sonnenlosen und dunklen Tagen voller Nebel, Regen und nicht mehr zu leugnender Kälte gab es diesen einen angenehm milden Herbst­abend. Mandy hatte mich eingeladen. Wir saßen ein letztes Mal vor dem Winter auf ihrem Balkon, zwischen uns auf dem Tisch zwei volle Gläser Futschi. Sie blies über ihre frisch lackierten Fingernägel, ließ sich im Liegestuhl nach hinten sinken und schloss die Augen. Überrascht bemerkte ich, dass ihr rosa Nagellack zum Rot ihres neuen Freizeitanzugs passte.

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Im Park vor uns stritt sich lautstark und lallend ein Paar, das wir von unserem Platz aus nicht sehen konnten. »Du hast schon wieder von meinem Geld Bier gekauft!« »Du hast doch schon seit einer Woche kein Geld mehr!« Ein Krankenwagen fuhr mit Blaulicht direkt am Haus vorbei, ihm folgte ein Polizeiauto, ein Feuerwehrwagen und noch ein Polizeiauto – alle mit ohrenbetäubend lauter, sich in den Ohren überschlagend schriller Sirene. Als das Heulen leiser wurde, Rollberger Geschichten weiterlesen

Von Aphorismus bis Zwischenruf

Neues Buch von Wolfgang Endler ist ein facettenreicher Erzählband

buch-wolfgang-endlerWährend sich mancher eine Weltreise oder einen
Luxusschlitten zum Siebzigsten gönnt, hat sich Wolfgang Endler zum runden Geburtstag ein Buch geschenkt. Es ist kein Erzählband im herkömmlichen Sinn, sondern ein Buch, das viele Facetten der Erzählkunst präsentiert: Aphorismen, Erzählungen, Gedichte, Liedtexte oder Märchen. Als Struktur dient eine Art innerer Rhythmus, den der Leser spürt und der die verschiedenartigen Texte zusammenhält. Von Aphorismus bis Zwischenruf weiterlesen

Antidepressiva im Zitronencafé

Salonmusik im November

Graue Novembersonntage dienen manch einem für Saunabesuche oder gemeinsames »Tatort«-Glotzen. Doch für Musikliebhaber gibt es Besseres: die Konzerte der »Salonmusik« im Zitronencafé im Körnerpark, jeden Sonntag pünklich um 18 Uhr und bei freiem Eintritt. Da bleibt danach sogar noch Zeit für den »Tatort«.

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Dernier Metro.                                                                                                                                                                                Foto: mr

»Dernier Metro« leiten am 6. November die Novemberkonzerte mit einem bunten Mix aus italienischen Canzoni, skurilen deutschen Schlagern, französischen Chansons und argentinischen Tangos ein.
Das Trio überrascht mit einer ungewöhnlichen Besetzung. Petra Zeigler ist nicht nur eine stimmgewaltige Sängerin, sondern hat auch Entertainer-Qualitäten. Die Multiinstrumentalisten Julian Gretschel und Paul Schwingenschlögl wechseln flink zwischen Klavier und Posaune oder Trompete. Gelegentlich greifen beide zu ihren Hörnern und klingen wie eine kleine rumänische Blaskapelle. Antidepressiva im Zitronencafé weiterlesen

Marx versus McDonalds

Kino in Neukölln

Das »Il Kino« bleibt eine spannende Adresse für Cinephile im Kiez. Neben vielen spannenden Neuzugängen im November-Programm läuft auch immer noch ein Film, der bereits im August seinen deutschen Kinostart hatte: »Captain Fantastic« ist eine Tragikomödie von Matt Ross, von dem auch das Drehbuch stammt. Im »Il Kino« gibt es die vielleicht letzte Chance, den Film auf der großen Leinwand zu sehen.

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Die Handlung be­ginnt mit dem Selbstmord einer Frau, die neben ihrem Ehemann sechs Kinder zurücklässt, die alle in einem Wald fernab von jeder Form der Zivilisation den »Aussteigertraum« leben. Die Kinder beherrschen allseits bekannte, sowie eher unbekannte, teilweise groteske Überlebensfähigkeiten, die Menschen aus der industrialisierten Welt nur aus Filmen kennen. Marx versus McDonalds weiterlesen

11:40 Uhr

Unpünktlichkeit mit Folgen

Helmut S. (Name von der Redaktion geändert) bewohnt seit vielen Jahren die Seniorenwohnanlage im Rollbergkiez. Er hat eine starre Tagesstruktur. Um sieben Uhr steht er auf, um 8:30 wird gefrühstückt. Um 11:40 fährt der Bus zum Rathaus Neukölln. Er fährt täglich mit diesem einen bestimmten Bus, mit dem Ziel, im Rathaus Neukölln zu Mittag zu essen. Dann geht es wieder zurück in die Wohnung, denn nun ist es Zeit für den Mittagsschlaf. Um 16 Uhr steht Helmut S. wieder auf und besucht um 17 Uhr seine Lieblingskneipe. Dort trinkt er zwei Bier – nicht mehr und nicht weniger, geht nach Hause und bereitet sich auf die Nacht vor. Der nächste Tag gleicht dem vorherigen tupfengleich.

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                                                                                                                                                       Zeichnung: Josephine Raab 2016

Einmal in der Woche wird Wäsche gewaschen, an einem anderen Tag putzt er den Boden und so weiter. So hat jeder Wochentag eine Besonderheit, die sich wöchentlich wiederholt. 11:40 Uhr weiterlesen

Oktoberfest im St. Richard

Hoch ging es im »Seniorenheim St. Richard« her. Am 15. Oktober fand hier das bayerische Oktoberfest statt. Am Nachmittag durften sich die Bewohner satt essen mit Haxen, Sauerkraut oder Obatzda, bei zünftiger Musik schwirrten die mit Dirndl bekleideten Mitarbeiterinnen als Bedienungen durch den Gemeindesaal des »St. Richard«, um den Wünschen der Senioren nachzukommen.
Am Abend wurde dann richtig gefeiert. Eingeladen waren Freunde des »St. Richard«, Mitarbeiter, ehemalige Mitarbeiter und die kirchliche Verwaltung. Nach dem ausgiebigen Essen wurde auf Neuköllner Art gefeiert. Bayerische Musik reihte sich an Pop, Hauptsache die Musik war tanzbar. Davon machten die Gäste ausgiebig Gebrauch. Die Mitarbeiterin in Schwesterntracht tanzte mit Dirndl-Trägerinnen. Tanzprofis und absolute Laien bewegten sich ausgelassen auf der Tanzfläche.
Für die Leitung des Hauses war dieses Fest ein schöner Beweis dafür, dass sich der Aufwand gelohnt hat. An diesem Abend platzte der Gemeindesaal vor Fröhlichkeit.

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Nicht nur zum Basteln

Kastanien sind auch ein hochwertiges Lebensmittel

Weil so viele draußen rumliegen, werden derzeit überall Männchen, Schlangen, Schäfchen und wer weiß noch was gebastelt. In Zeiten, in denen es noch keine Kartoffeln gab, haben Kastanienbäume dafür gesorgt, dass die Menschen über den Winter kamen.
Dieses Jahr hatten wir Glück, und die Miniermotten haben die Rosskastanien mehr in Ruhe gelassen, als sonst.

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Blüten und Esskastanie.                                                                                                                        Historische Zeichnung

Kastanien gehören zu den Buchengewächsen. Bei uns ist die Esskastanie heimisch. Die Rosskastanie ist »zugereist«. Kastanien sind sommergrüne Bäume und bilden stärkereiche Nussfrüchte. In Süd- und Westeuropa werden sie wegen dieser essbaren Früchte und als Holzlieferant angebaut. Das Holz ist sehr hart, aber auch elastisch und wird sowohl für Schiffsbau wie auch für Zäune, Pfähle und Möbel verwendet. Nicht nur zum Basteln weiterlesen

Petras Tagebuch

Bock auf Rock

Als ich Felix darum bat, mit mir zum »Globetrotter« nach Steglitz zu fahren, wusste ich noch nicht, was für ein Einkaufserlebnis auf uns wartete. Ich wollte nur meine bestellten Gummistiefel abholen und eben noch wegen einer Reklamation zu »Fielmann«, der in der Schloßstraße eine große Filiale hat. Steglitz ist eigentlich nicht mein Einkaufsbereich, es ist viel zu weit von Neukölln entfernt. Es gibt aber nur eine »Globetrotter«-Filiale in Berlin und die ist eben in der Schloßstraße. Petras Tagebuch weiterlesen

Berliner Buchmesse

Plattform für kleine Verlage

Seit drei Jahren hat auch Berlin eine Buchmesse. Die »BuchBerlin«, 2014 von der Verlegerin Steffi Bieber-Geske ins Leben gerufen, stellt die kleinen unabhängigen Verlage in den Mittelpunkt und hat sich inzwischen zur viertgrößten Messe dieser Art in Deutschland entwickelt nach Frankfurt, Leipzig und Mainz. Am 19. und 20. November gastierte sie erstmals im Neuköllner Hotel »Estrel«.

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Jede Menge Lesestoff.                                                                                                                                                              Foto:mr

Rund 200 Verlage stellten ihr Angebot vor, das es nicht in jeder Buchhandlung gibt. Das Sortiment reichte von Romanen – der Schwerpunkt lag hier auf Krimis und Sience Fiction – über Sachbücher bis zu Kinder- und Jugendbüchern. Berliner Buchmesse weiterlesen

Von Verlusten und Zugewinnen

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Eine Neuköllner Wahlnachlese

Die Gewinner der Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus sind in Neukölln die Linke und die AfD. Alle übrigen Parteien mussten teils herbe Verluste hinnehmen.
Den größten Zuwachs konnte die Linke in den drei nördlichen Wahlkreisen erzielen. Insgesamt erreichte sie bei den Zweitstimmen 13,9 Prozent, das ist ein Zuwachs von 7,9 Prozent gegenüber der Wahl von 2011. Die AfD punktete besonders in den südlichen Bezirken. Im Wahlkreis 6 (Gropiusstadt) erreichte sie mit 20,2 Prozent den höchsten Wert, im Gesamtbezirk kam sie auf 13,7 Prozent der Stimmen. Von Verlusten und Zugewinnen weiterlesen

Nach der Wahl ist vor der Wahl

Ein »Weiter wie bisher« bei der politischen Arbeit wird nicht ausreichen.
In der Kommunalpolitik entscheidet sich, ob Demokratie gelingt. Hier spüren die Menschen, ob die Politiker sie mit ihren Sorgen und Problemen ernst nehmen oder ob sie über ihre Köpfe hinweg entscheiden. Und hier spüren sie auch, ob die Verwaltung reibungslos funktioniert.
Sollen nicht immer mehr Menschen denen vertrauen, die für komplexe Probleme scheinbar einfache Lösungen parat haben, müssen Politik und Verwaltung bereit sein, die Argumente der Bürger bei Entscheidungsprozessen, die sie unmittelbar betreffen, zu berücksichtigen. Sie müssen einen Weg finden, den Bürgern die komplizierten Entscheidungsprozesse zu erklären. Es reicht nicht aus, wenn Politiker nur während des Wahlkampfes mit ihren Wählern direkt in Kontakt treten, um zu erfahren, wo der Schuh drückt. 

Marianne Rempe

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

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Nr. 233 – Mittwoch,  4. Oktober 1916
Nur alle 10 Tage ein Ei. Noch vor dem 1. Oktober waren alle Neuköllner glücklich im Besitz der Eierkarte, die bis zum Weihnachtsfest Gültigkeit hat. Man gab sich damit zufrieden, daß man 1 Ei für die Woche erhalten sollte. Aber plötzlich am 2. Oktober erfuhr man, daß die Reichs=Eierstelle sich die Sache anders überlegt hat. Nur auf 10 Tage sollte 1 Ei kommen. Nun waren die Karten in Großberlin, die auf Wochenabschnitte lauteten, bereits verteilt, ein Einziehen dieser Karten hätte große Schwierigkeiten bereitet, nicht minder eine Ausgabe neuer. Da ursprünglich von der Z.E.G. 2000 Kisten zu 24 Schock für Großberlin in Aussicht gestellt waren, so hätte auch die Verteilung, wie sie angekündigt war, vorgenommen werden können. Wie die »Voss. Ztg.« hört, hat die Reichs=Eierstelle die Z.E.G. angewiesen, statt der 2000 Kisten nur 1500 Kisten für Großberlin zur Verfügung zu stellen. Es solle dies in weiser Voraussicht geschehen sein, um Vorräte für spätere Zeit in Bereitschaft zu haben. Die jetzt zurückgehaltenen Eier sollen in Kühlhäuser gelegt werden. Manche Sachverständige meinen freilich, daß der rechte Zeitpunkt für die Einlagerung in Kühlhäuser bereits verpaßt sei. Dagegen muß man sich aber mit aller Entschiedenheit wenden, daß wieder einmal in Großberlin im letzten Augenblick herumexperimentiert wird. Alle Maßnahmen, die von den Gemeindeverwaltungen Großberlins hinsichtlich der Eierversorgung getroffen wurden, gingen davon aus, daß 1 Ei auf den Kopf der Bevölkerung für die Woche kommen sollte. Man kann dann nicht plötzlich ohne weiteres verfügen, daß dieses Ei für 10 Tage reichen soll. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

»OAK«

Italienisches Café jenseits von Pasta und Pizza

Natürlich gibt es viele Pizzerien, die nicht mehr aus Neukölln wegzudenken sind. Wenn jetzt also ein Italiener nach Berlin kommt, denken die meisten wahrscheinlich sofort an Steinöfen, Pasta und eben Pizza. Diejenigen, die so denken, sollten auf jeden Fall mal im »OAK« in der Weichselstraße vorbeigucken. Denn dort gibt es für den einen oder anderen wahrscheinlich etwas Neues zu entdecken.

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Die Chefin am Werk.                                                                                                                                                                    Foto: pr

Giulia, die im Juni zusammen mit ihrem Freund das Café eröffnet hat, kam vor mehreren Jahren aus Italien nach Deutschland, um zu studieren. Ihre Reise hat sie nach Berlin geführt, wo sie geblieben ist. Ihre Erfahrung in der Gastronomie, die sie im Restaurant ihrer Familie gesammelt hat, setzt sie nun in ihrem eigenen Café ein. »OAK« weiterlesen

Glücklich Aufessen im Rest-aurant

Nachhaltig geschmackvoll ernähren

Wir Bundesbürger werfen angeblich 313 Kilo Lebensmittel weg – pro Sekunde! Wie können wir vernünftiger mit Nahrungsressourcen umge­hen, bewusster konsumieren, weniger verschwenden? Der Non-profit-Verein »Restlos glücklich e.V.« hat das Ziel, dass wir Lebensmittel wieder mehr wertschätzen – und die Welt so ein bisschen besser machen.

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Wegschmeißen war gestern. Foto: hlb

Die etwa 60 vorwiegend ehrenamtlichen Helfer und Mitglieder kochen mit Überschüssen. Obst und Gemüse außerhalb der Norm, Schokolade mit Verpackungsfehlern, auf Proben unausgetrunkene Weine oder Flaschen mit verrutschten Etiketten, Saisonartikel, Fehllieferungen oder nur noch begrenzt Haltbares – solch schwer verkäufliche Lebensmittel werden bei »Restlos glücklich« zu schmackhaften, gesunden Gerichten. Glücklich Aufessen im Rest-aurant weiterlesen

Geh mal vorbei im »BOHEI«

Souvenirs und Geschenkideen aus dem Kiez

»Ich habe viel getan und nichts gemacht«, ist ein Spruch, der auf manche Leute zutrifft. Gerade Studenten und Azubis probieren in ihrer Selbstfindungsphase viel aus. Sie gehen auf Reisen, arbeiten hier und da, sammeln Erfahrungen. Dabei reiht sich auch das ein oder andere Souvenir in die Besitztümer. Und irgendwann findet jeder Topf seinen Deckel.

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Kleinigkeiten für ein schönes Leben.                                                                                                                              Foto: pr

So ähnlich erging es auch Jan, der nach seiner Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann erstmal die verschiedensten Sachen ausprobiert hat, ehe er als Einzelhändler im November 2012 den Hipster-Souvenirladen »BOHEI« eröffnet hat. Geh mal vorbei im »BOHEI« weiterlesen

Es werde Abendrot

Handgekurbeltes Licht beleuchtet Exponate

In Susanne Kriemanns Ausstellung »ich bin, varim, je suis Abendrot« in der Galerie im Körnerpark geht es um Licht und die Möglichkeit der nachhaltigen Beleuchtung des Körnerparks. Beleuchtet werden Objekte, die einen direkten Zusammenhang mit dem Körnerpark haben und für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stehen.
Für die Urzeit steht ein Mammutknochen aus der Eiszeit, der um 1900 in Franz Körners Kiesgrube gefunden und bisher noch nie öffentlich ausgestellt wurde. Daneben gibt es den Fries eines Gründerzeithauses oder einen mit Glitzerpartikeln versetzten Betonblock.

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Kulturstadtrat Rämer erzeugt Strom für die    Kunst.                                                                                       Foto: mr

Beleuchtet werden sie durch Lampen, die die Besucher mit Hilfe einer Handkurbel selber in Betrieb setzen. Vor jeder Lampe ist eine durchscheinende, mit den Farben des Abendrots beschichtete Platte angebracht, die sich ebenfalls dreht und die Exponate in die unterschiedlichsten Farben taucht. Bei der Eröffnung am 9. September drehten die Gäste eifrig und freuten sich an dem Farbenreichtum. Es werde Abendrot weiterlesen

Menschen in der Großstadt

Begegnungen und Streiflichter, fotografiert von Jürgen Bürgin

Eine Frau schreibt etwas in ein Heft. Ein alter Mann steht wartend am Straßenrand. Solche Szenen aus dem Alltagsleben von Großstädten zeigt Jürgen Bürgin in seiner Fotoausstellung »Mensch und Metropole« in der »Galerie im Saalbau«.

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Momentaufnahme von Jürgen Bürgin.

In seinen Bildern, die in den Jahren 2009 bis 2015 aufgenommen wurden, porträtiert Bürgin die großen Metropolen dieser Welt und das Leben der Menschen darin. Gezeigt werden in dieser Ausstellung vor allem Bilder aus New York, daneben aber auch aus Berlin, Lissabon, Shanghai, Saigon und Tokio. Menschen in der Großstadt weiterlesen

»OLYMPIA« – eine Zeitwahrnehmung

Echtzeitprojektion auf 1.000 Jahre im Kesselhaus

Vor genau einem Jahr wurde das Kesselhaus, der erste Ausstellungsraum des »KINDL-Zentrum für zeitgenössische Kunst« mit der Installation »Kitfox Experimental« von Roman Signer eröffnet. Nun folgt mit der Real-Time-Videoprojektion »OLYMPIA« des belgischen Künstlers David Claerbout der zweite Streich. Die Videoarbeiten Claerbouts zeichnen sich durch eine suggestive Langsamkeit aus. Dadurch wird die Zeit für den Betrachter auf beinahe körperliche Weise erlebbar.

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Olympiastadion mit realem Wetter.                                                                                                                                  Foto: jr

Mit seiner neuesten Arbeit zielt der Künstler nun auf eine Dimension ab, die das menschliche Vorstellungsvermögen bei weitem übersteigt: Die Echtzeit-Projektion ist auf 1.000 Jahre angelegt und entzieht sich damit radikal unserer realen Erfahrung. Claerbout nimmt zwar auch Bezug auf das »Tausendjährige Reich«, einen von den Nationalsozialisten geprägten Begriff. Gleichzeitig ist das Projekt als eine Arbeit über Wahrnehmung und Zeit zu verstehen. »OLYMPIA« – eine Zeitwahrnehmung weiterlesen

Beziehungskiste

Reigen im Großstadtdschungel

Die vielfältigen Facetten von Beziehungen und die Konflikte, die daraus entstehen, sind das Thema des Theaterstücks »Beziehungskiste«, das am 23. September im Studio des Heimathafens Premiere hatte.
Da ist Daniela, die Therapeutin, die ihrer eigenen Ehehölle mit einem zu Gewaltausbrüchen neigenden Mann durch das Schlucken von Glückspillen zu entkommen versucht. Ihr Dealer Moritz, ein typischer Neuköllner Proll, hadert mit seiner Sexualität, ist schwul und homophob zugleich. Und Andrea, ihre Patientin, muss mit dem Verlust ihrer Mutter, die an Krebs stirbt, klarkommen und mit dem Hass auf ihren Erzeuger, der sie im Stich ließ.

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Verstrickte Liebesdramen.                                                                                                                                                     Foto: pr

Jeder hat hier ein Geheimnis, und am Ende hängt Alles mit Allem zusammen, ein moderner »Reigen«. Beziehungskiste weiterlesen

Rollberger Geschichten

Mandys Rache

»Ick muss mal dringend für ’n paar Taje zu ’ner Freundin nach Spandau. Khalid is och wech. Hier!« sagte Mandy, als sie vor ein paar Tagen in ihrem pinken Lieblingsfreizeitanzug und mit frischlackierten neongrünen Fingernägeln völlig unerwartet im Wedding vor meiner Türe stand. Sie drückte mir eine Tüte mit frischem Fleisch, eine mit Knochen und Jan Klodes Leine in die Hand. »Halt! Warte!!!« Umsonst, sie war weg.mandy_okt_1
Bis dahin dachte ich, ich liebe Hunde. Aber Jan Klode ist ein American Staffordshire Terrier. Sein Kopf ist zweimal so breit wie meiner und seine Kieferknochen, die Wangenmuskulatur und sein Gebiss sehen aus, wie sein Knurren klingt: böse!
Es ist Samstagabend, und wir machen unseren ersten Spaziergang in Neukölln, wo ich in einer Kneipe einen Freund treffen will. Auf der Sonnenallee steht vor einem völlig überfüllten Falafelimbiss ein mit irgendwem im Laden Englisch sprechender Typ in Trägershirt, mit tätowierten, muskulösen Oberarmen, Vollbart, iPhone und quergestelltem Singlespeed Rad mitten auf dem Weg – seelenruhig. Rollberger Geschichten weiterlesen

Von Spanien nach Südkorea

Salonmusik startet in die Herbstsaison

Die »Salonmusik« im Zitronencafé im Körnerpark ist mittlerweile fester Bestandteil des Nordneuköllner Kulturlebens. Das Konzept der Reihe, stilistisch möglichst offen zu sein, dabei aber immer auf Qualität zu achten, hat sich bewährt.
Auch ist die Konzert­reihe sehr international. Zwar leben die meisten der mitwirkenden Künstler in Berlin, doch ihre Herkunftsländer sind so vielfältig wie die Bevölkerung in Neukölln.

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Ehrhardt und Garcia.                                                                                                                                                                    Foto: pr

Zur Eröffnung am 9. Oktober geht es nach Südeuropa. Der spanische Sänger Sergio Usle García und der Berliner Gitarrist Steffen Ehrhardt bringen spanische Volkslieder, die außerhalb Spaniens kaum gespielt werden, zu Gehör. Ihr Programm wird bereichert durch mitreißende argentini­sche Tangos. Von Spanien nach Südkorea weiterlesen

Die Zombies sind unter uns

Sonntags – Paranoia in Neukölln

Im »Laidak« am Boddinplatz findet im Oktober eine spannende Filmreihe unter der Überschrift »The Paranoic Eye – Verschwörung, Wahn + Wirklichkeit im kulturindustriellen Spielfilm des Westens« statt. Zu diesem Thema werden in den kommenden Wochen insgesamt vier Filme gezeigt.

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Einer dieser Filme ist »Die Dämonischen« (Originaltitel: Invasion of the Body Snatchers). Der Film basiert auf dem gleichnamigen Science-Fiction Roman von Jack Finney, der Mitte der 50er Jahre das erste Mal erschienen ist. Es gibt insgesamt vier Verfilmungen des Stoffs, unter anderem von Philip Kaufman und Abel Ferrara, wobei die erste aus dem Jahr 1956, inszeniert von Regisseur Donald Siegel, am dichtesten der Romanhandlung folgt und als bester unter allen Verfilmungen gilt. Die Zombies sind unter uns weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner