Musikalisches Spektrum im ORi

Konzerte gegen den Herbst-Blues

Alexina Hawkins, ihres Zeichens Bratschistin und neuerdings Veranstalterin von Konzerten, präsentiert eine neue Musikreihe in Neukölln. Die gebürtige Australierin, die seit der Saison 2016/17 Mitglied des Deutschen Kammerorchesters Berlin ist und nebenbei freischaffend in diversen Kammerorchestern mitwirkt, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Konzerte zu kuratieren, die folkloristische Elemente mit progressiven Ideen im familiären Ambiente des ORi verknüpfen.

Einladung zum Tanz.                                                                                                                                            Foto:pr

Den Anfang machte am 25. Oktober Marwan Alkarjousli mit einer Darbietung seiner eigens komponierten Songs auf der Oud. Die Oud, die als Vorgängermodell der europäischen Laute gilt, ist eines der traditionsreichsten Instrumente aus Persien, und Alkarjousli ließ die Zuhörer wissen, warum. Durch arabische Harmonien und fast schon als Hofmusik zu bezeichnende Klänge wurde die Dynamik des Instruments auf exzellente Weise vorgetragen, und auch Alexina Hawkins ließ es sich nicht nehmen, einige der Songs auf ihrer Viola zu begleiten. Musikalisches Spektrum im ORi weiterlesen

Keine Spur von Traurigkeit

Salonmusik im November

Wer im West-Berlin der 1980er Jahre Country Musik hören wollte, brauchte nicht weit zu fahren. In unzähligen Musiklokalen spielten amerikanische, aber auch deutsche Musiker diesen Musikstil. In einer der Bands, der »Earthwood Family«, die Kult-Status hatte, spielte Gibbi Franzen die Lead-Gitarre.

Proud Fools.                                                                                                                             Foto: Christine Franzen

Bei einem der vielen Gigs der Band lernte er Hotte Lietz kennen. Kurz darauf gründeten sie die Band »Fire on the Mountains«. Mit ihrer Mischung aus Country, Rock bis hin zu Punk- Elementen waren sie ihrer Zeit weit voraus.
In den aufregenden 1990er Nachwende-Jahren verloren sich die beiden jedoch aus den Augen. Erst im November 2016 trafen sie sich zufällig wieder und beschlossen, als »Proud Fools« erneut miteinander aufzutreten. Mit ihrem Programm, das zur Hälfte aus eigenen Songs aus der Feder von Gibbi besteht und zur anderen Hälfte aus handverlesenen Cover-Songs von Country bis zu Cowpunk, begeisterten sie schon viele Fans in Berlin und Brandenburg. Die werden sicher auch am 4. November einen Abstecher ins Zitronencafé machen, wenn Gibbi und Hotte aufspielen. Keine Spur von Traurigkeit weiterlesen

»So ist das bei uns – Bilder vernachlässigter Europäer«

Ausstellung in der »Galerie im Körnerpark«

Die bettelnde Frau oder musizierende Männer in der U-Bahn: Oftmals werden die Bilder von Roma auf diese Klischees reduziert. »Die anderen Roma sehen wir eigentlich nicht, weil die versuchen, unsichtbar zu bleiben«, sagt der Fotograf Nihad Nino Pušija. Wie ihr Leben jenseits von Vorurteilen aussieht, zeigt er in der Ausstellung »So ist das bei uns – Bilder vernachlässigter Europäer«, die noch bis zum 9. Januar in der Galerie im Körnerpark zu sehen ist.

Nihad Nino Pušija.                                                                                                                                               Foto: mr

Pušija hat mit etwa 20 Roma-Familien in ganz Europa Kontakt. Er trifft sich immer wieder mit ihnen und dokumentiert ihr Leben. Viele von ihnen sind wie er selbst vor den Bürgerkriegen auf dem Balkan geflüchtet und versuchen, unter schwierigsten Bedingungen ihr Überleben zu sichern. Ungeschminkt zeigt er den deprimierenden Alltag, aber auch die Familienzusammengehörigkeit und ihre Feste. Mit seinen Fotos schafft er einen Gegensatz zu den folkloristischen, exotischen Stereotypen von Handleserinnen, Tänzerinnen oder Dieben, die in einer digitalen Collage von Bildern alter Meister in einem abgetrennten Raum zu sehen sind. »So ist das bei uns – Bilder vernachlässigter Europäer« weiterlesen

»Down There Where the Spirit Meets the Bone«

Bildband von Nihad Nino Pušija

Es liegt ein beeindruckend wuchtiger und schöner Bildband des Fotokünstlers und Fotojournalisten Nihad Nino Pušija vor: »Down There Where The Spirit Meets the Bone«. Der bei »Peperoni Books« erschienene Foliant ist eine lyrische Liebeserklärung an die Menschen und ihre Schicksale, denen Pušija auf seiner Migrationsreise aus Ex-Jugoslawien durch den Balkan bis Berlin begegnet ist.

Sprung von der Mostarbrücke.                                                                                       Foto: Nihad Nino Pušija­

Angst und Leid gehen einher mit einem verlangendem Ja zum Leben. Ob aller sichtbarer Armut, in kargen Wohnungen und zwischen Ruinen, Frauen wie Männer gewinnen an Stolz in schmucken Kleidern. Es wird viel gefeiert. »Down There Where the Spirit Meets the Bone« weiterlesen

»Pirate Jenny« im Saalbau

Erinnerung an die Arbeiterkultur der Weimarer Republik

Vor Hundert Jahren stürzte eine Massenbewegung den Deutschen Kaiser und beendete den Ersten Weltkrieg. Den Jahrestag dieser deutschen Novemberrevolution nimmt Ina Wudtke zum Anlass, sich mit den künstlerischen Methoden der Arbeiterkultur in der Weimarer Republik auseinanderzusetzen.

November.                                                                                                                                                                Foto: mr

Im Mittelpunkt der Ausstellung „Pirate Jenny“, die noch bis zum 25. November in der Galerie im Saalbau zu sehen ist, steht das gemeinsame Wirken von Bertolt Brecht und Margarete Steffin. Der aus bürgerlichen Verhältnissen stammende Dichter und die Arbeiterin lernten sich in der Theaterklasse der „Marxistischen Arbeiterschule“ in Neukölln kennen. Sie arbeiteten seit Anfang der 1930er Jahre bis zu Steffins Tod 1941 im Moskauer Exil eng zusammen. »Pirate Jenny« im Saalbau weiterlesen

Aktive Woman-DJ

Von Belfast in den Schillerkiez

tori Knewberry.                                                                            Foto: th

Tori Knewberry (26) aus Belfast arbeitet als Barfrau in der »Keith Bar«, doch ihre kreative Profession ist die Arbeit als Frauen-DJ. Sie engagiert sich als Feministin und Queeraktivistin, ebenso liegt ihr die instabile Situation in Nordirland am Herzen. Warum lebt sie in Berlin? »Ich möchte mein Bewußtsein öffnen. In Belfast gibt es noch keine solche Offenheit«.
Ihre Musik produziert sie im Studio. »Musik ist eine Übung. Ich schaffe Musik, die mir hilft, mich spirituell von den Spannungen zu lösen. Sie ist gesund«. Insbesondere nimmt sie an der Entwicklung einer queeren Tanzkultur teil, die offen für alle ist. »Mit Musik bin ich nie allein, ich arbeite weiter daran. Es bedeutet einen langen Prozess, meine Kunst auszuüben und eine Plattform dafür zu entwickeln«, erklärt sie in lebendiger Stimmung. Aktive Woman-DJ weiterlesen

Roher Rhythmus

Zwischen Kühen, Experimenten, Tradition und Musik

Elektronische Sounds verbinden sich mit traditionellen Klängen aus aller Welt, Percussion und Alltagsgeräuschen und werden so zu Hybriden. Die gegenseitige Einflussnahme von Neuem und Altem stehen im Fokus der Arbeit des Musikers Andi Stecher.

Andi Stecher.                                                                                                                                             Foto: Phil Dera

Aufgewachsen ist er in Innsbruck, lebt seit sechs Jahren in Berlin, lange Zeit auch in Neukölln. Mit acht Jahren fing er an, Schlagzeug zu spielen, mit vierzehn bereits begann das Interesse an elektronischer Musik, die einen Rhythmus entstehen lassen kann, der abstrakter ist.
Sein erstes Solo-Album »austreiben / antreiben« erschien 2015 auf dem Label »Heart of Noise Editionen«.  Es ist eine klangliche Auseinandersetzung mit den in Europa weit verbreiteten und bis in die vorchristliche Zeit zurückreichenden Maskenbräuchen. Roher Rhythmus weiterlesen

Ausgezeichnete Sportler

Meisterehrung im Neuköllner Eislaufstadion

Die Neuköllner Meis­terehrung gehört zu den traditionsreichsten Veranstaltungen im Bezirk.
Bezirksbürgermeister Martin Hikel und Sportstadträtin Karin Korte würdigten am 11. Oktober gemeinsam mit Vertretern der Bezirksverordnetenversammlung die sportlichen Höchstleistungen von 491 Sportlern aus 14 Neuköllner Vereinen mit 22 Sportarten im Eisstadion Neukölln. Geehrt wurden alle Sportler, die in ihrem Neuköllner Verein im Jahr 2017 vom Berliner Meister bis hin zum Weltmeister einen Titel errungen haben.

Die Rudower Schützen.                                                                                                                                      Foto: mr

Die drei Sportvereine, die in diesem Jahr wieder besonders viele Medaillen abgeräumt haben, sind die »Neuköllner Sportfreunde 1907 e.V.« mit 108 zu ehrenden Sportlerinnen und Sportlern, der »TSV Rudow 1888 e.V.« mit 86, sowie die »Schwimmgemeinschaft Neukölln e.V. Berlin« mit 99 ausgezeichneten Mitgliedern. Ausgezeichnete Sportler weiterlesen

Spocki: kleiner Hund, große Lücke

Der »Charming Boy« des Sandmanns ruht unter der »Spockilinde«

Hund mit Raumschiffohren.                                                                                                                       Foto: Bodo

»Spocki ist der erste Hund, der auf öffentlichem Straßenland beigesetzt ist«, sagt Bodo mit strahlenden Augen, »und auch der erste, der für die Bepflanzung der Baumscheibe, in der seine Urne ruht, öffentliches Geld bekommen hat«. Zu seiner Beisetzung kamen 60 Leute. Sie versammelten sich vor dem »Sandmann« um die Linde, die jetzt »Spockilinde« heißt.
Spocki starb im Frühjahr kurz vor seinem zwölften Geburtstag.
Der Mischling aus Dackel und Schäferhund war das unverkennbare Maskottchen des »Sandmanns«. Spocki: kleiner Hund, große Lücke weiterlesen

Kindl im Garten

von Eddy Buttelmann

                                                                                                                                                       Foto: Eddy Buttelmann

Nachdem der Kartoffelacker im Garten meiner Tochter fast fertig war, stieß ich mit dem Spaten auf etwas Hartes, Blechernes. Ein rostiges Schild mit drei blonden Kinderköpfen und einer Flasche Bier kam zum Vorschein. Dieses blecherne Werbeschild der »Berliner Kindl Brauerei« hing jahrelang an der Laube, bis es mein Freund aus Frankfurt am Main bei einem Besuch entdeckte und es mir abkaufen wollte. Ich fand, es war doch wertlos und schenkte es ihm. Er fuhr mit der U-Bahn, stolz das Schild vor der Brust und freute sich. Junge Menschen fanden das Schild toll und freuten sich mit ihm.
Neulich besuchten uns die Freunde aus Frankfurt. Und bei Kaffee und Kuchen legte er mir ein Bündel Geldscheine auf den Tisch. Ich war verblüfft und fragte, was das solle. Dann gab er mir die Kopie von jenem besagten Kindl-Schild und erzählte uns die Geschichte, wie es zum Verkauf dieses Schildes kam. Auf einem Verkaufsportal bot er es an und erzielte die stattliche Summe von 131 Euro.
Wir waren so überrascht und überaus erfreut, dass wir anschließend ein üppiges Mahl im Italienischen Restaurant einnahmen und selbstverständlich bezahlten.
Das Leben steckt manchmal voller Überraschungen. Mein Dank gilt meinen Freunden.
Ich werde jetzt den ganzen Garten umgraben, wo ist mein Spaten?

Euter auf Urlaub

Bergkäse aus dem Vorarlberg

Löcher mit Liebe.                                                                       Foto: hlb

Gerade ein »Käseblatt« wie die Kiez und Kneipe widmet sich gern schönen Sinneserlebnissen, insbesondere, wenn es um Käse geht. Besonders »echter«, würziger und unverwechselbarer Käse wird in Westösterreich hergestellt – Alpkäse, ein bis zu zwei Jahre gereifter Bergkäse. Wer im Sommer von Schetteregg im Bregenzerwald aus mit stabilem Schuhwerk die Alpe Obere Falz erwandert, wird die fast paradiesische Sennerei von Theresia Schneider finden. Mit langer Familienerfahrung produziert sie in ihrer Berghütte seit Jahrzehnten in der Hochsaison – neben Butter und Frischkäse – nicht nur mindestens einen Laib Alpkäse pro Tag, sondern verköstigt Gäste im Gastgarten auch mit Sennsuppe (heiße Molke mit ausgeflocktem Eiweiß), Speck von eigenen Schweinen und natürlich Bier und Schnaps – wie es sich gehört auf der Alp. Euter auf Urlaub weiterlesen

Kein Pokal für Neukölln

»Tasmania« stark, Rudow gut in der Berlin-Liga

Die letzten vier Vertreter des Bezirks sind bereits nach der 2. Pokalrunde ausgeschieden. In zweistelliger Zahl an den Start gegangen, fürwahr ein ernüchterndes Resultat. Der letzte Neuköllner Vertreter im DFB-Pokal bleibt somit der »NSC Marathon 02«.

Gerettet.                                                                                                                                           Foto: Hagen Nickelé

In der Saison 1991/92 – im Berliner Endspiel zwar Türkiyemspor unterlegen – war der Klub vom Hertzbergplatz dennoch für die 1. Runde qualifiziert. Seinerzeit war Marathon dort bloß vom späteren Pokalsieger »Hannover 96« zu bezwingen (0:7). Inzwischen kickt der NSC in der Kreisliga B und hatte gegen Titelverteidiger »BFC Dynamo« (0:10) keine Chance. Auch der »BSV Hürtürkel« und der »1. FC Novi Pazar« schieden als Außenseiter aus, wenn auch jeweils denkbar knapp. Kein Pokal für Neukölln weiterlesen

Basteln mit Rolf

Kerzenhalter zum Geburtstag

 

Im November feiert Kiez und Kneipe bereits sein 8. Erscheinungsjahr. Tusch!! Deshalb basteln wir, auch der frühen Dunkelheit wegen, einen zünftigen Kerzenhalter. Es genügen ein Verschlussdraht von einem Sektkorken samt der Schutzkappe, ein Seitenschneider, eine Zange und eine Haushaltskerze. Und, wie immer, Lust zum Pfriemeln!
Die Korkenschutzkappe wird aus dem Draht gelöst und wird zum Wachstropfenfänger. Aus dem Verschlussdraht wird der Kerzenhalter geformt. Zuerst wird der Draht entfernt, der zum Öffnen einer Sektflasche stets aufgedreht werden muss. Übrig bleibt ein Drahtquadrat mit vier langen gedrehten Enden. Damit haben wir den Rumpf des Kerzenhalters. Das Quadrat sollte nun durch seitliches Zusammendrücken zum Rechteck, zum Oberkörper werden. Aus dem vorher entfernten Draht biegen wir mit der Zange nun den Kopf, der auf dem Rumpf befestigt wird. Die langen Drahtenden werden, ähnlich wie auf dem Bild gut zu sehen, oder nach eigenem Gutdünken durch Biegen zu Armen und Beinen. Zu beachten ist dabei nur, dass am Ende mit unserem Halter die Kerze gut und sicher steht und dass eine brennende Kerze niemals unbeaufsichtigt bleiben darf!

rr

Petras Tagebuch

Verkehr könnte so schön sein

Vielleicht liegt es daran, dass es so viele Fahrradfahrer in der Stadt gibt. Wahrscheinlich werden sie von den anderen mehr wahrgenommen und auch als vollwertiger Verkehrs­teilnehmer betrachtet. Es kann aber auch sein, dass ich mit meinem alten Drahtesel in einer Zeit der Rennräder und E-Bikes ein unglaublich mitleiderweckendes Bild abgebe. Vielleicht spielt aber auch die Verkehrs­politik des Senats eine Rolle, die etwas für die Fahrradfahrer tun will, auch wenn sie bisher eher unzureichend umgestzt wurde.

Nantes.                                                                                                                                                                        Foto: fh

Auf jeden Fall passiert es mir immer häufiger, dass ich bei der Rechts-vor-links-Regel von Autofahrern die Vorfahrt gewährt bekomme. Auch wenn ich kein Recht darauf habe. Sie winken mir freund­lich zu, und ich bedanke mich.
In diesem Zusammenhang fiel mir das Verkehrskonzept in Nantes in Frankreich ein. Dort war ich vor Kurzem im Urlaub. Die Anzahl der Einwohner ist etwa so hoch wie die Neuköllns. Zugegebenermaßen stehen den Nantern mehr Quadratkilometer zur Verfügung als den Neuköllnern. Petras Tagebuch weiterlesen

»Überlastungsbrief« beschäftigt die BVV

Sonnen-Grundschule.                                                                                                                                           Foto: fh

Üblicherweise gibt es eine Bezirksverordnetenversammlung (BVV) pro Monat, im September waren es gleich drei. Grund dafür war der Berg an Drucksachen, den die BVV seit Monaten unbearbeitet vor sich her schob.
Das Thema Schule kam gleich in mehreren Drucksachen zur Sprache. Carsten Schulze (CDU) fragte nach dem Stand des Sanierungsbedarfs, und Roland Babilon (BN-AfD)wollte in einer Gro­ßen Anfrage wissen, wie das Bezirksamt auf den »Überlastungsbrief« der Sonnen-Grundschule an die Bildungssenatorin reagiert. In diesem Brief beklagt die Schule einen gravierenden Personalmangel bei gleichzeitiger Erhöhung der Arbeitsbelastung. So seien, um »von Gewalt, Missbrauch, Vernachlässigung, Lernstörungen, Schulversagen bedrohten Kindern beizustehen, Unmengen von Formalitäten« zu bewältigen, Konferenzen abzuhalten, Gespräche zu führen, die nichts mit dem eigentlichen Lehrauftrag zu tun hätten. »Eine unbegrenzte und alternativlose Integration von verhaltensauffälligen oder lernbehinderten Kindern kann unter unseren Bedingungen nicht gelingen«, schreiben die Lehrer und fordern eine deutliche Reduzierung der Pflichtstundenzahl, die Beibehaltung kleiner Klassenfrequenzen und bessere personelle Unterstützung. »Überlastungsbrief« beschäftigt die BVV weiterlesen

Ein Hauch von Weimar

Die Neuköllner Situation erscheint uns unübersichtlich und –mehr noch – unsicher. Kriminalität, massive rassistische Gewalt der extremen Rechten und Angriffe der radikalen Linken können beunruhigen. Hingegen: In Neukölln leben Menschen aus über hundert Nationen zusammen, darunter viele Geflüchtete, und das überwiegend friedlich.
Wir leben in einer Zeit der Brandbriefe, Bürgerproteste und hohen Erwartungen an die Politik. Bleiben diese unerfüllt, werden Verdrossenheit und extremistische Gewaltbereitschaft zunehmen.
Bisher haben wir es immer geschafft, unsere Situation gemeinsam zum besseren zu wenden, weil viele Menschen ideenreiche Verantwortung übernehmen, statt die Hände in den Schoß zu legen. Unsere Verschiedenheit ist und bleibt unsere Stärke und belebende Kraft für ein friedliches Miteinander.

Thomas Hinrichsen

Halbfigur füllt Raum

Neue Installation im Kesselhaus auf dem Kindl-Gelände

Nach Roman Signer mit seinem kopfüber hängenden Flugzeug »Kitfox Experimental«, David Claerbout mit der auf 1000 Jahre angelegten Echtzeitprojektion »Olympia« und Haegue Yang mit ihrer mitten im Raum aufgehängten Installation »Silo of Silence – Clicked Core« ist Thomas Scheibitz nun der erste Künstler, der auf die räumliche Ausgangslage mit einem auf dem Boden stehenden Werk antwortet.

»Plateau mit Halbfigur«.                                                                                                                                       Foto: jr

Die Aufgabe, die der Kurator Andreas Fiedler dem Künstler stellte, war, ein ortsspezifisches Kunstwerk auf einem Sockel zu schaffen. Entstanden ist das »Plateau mit Halbfigur«.
Eineinhalb Jahre verwendete Scheibitz für die Umsetzung der Installation, die seit dem 9. September im Kesselhaus auf dem Kindl-Gelände zu besichtigen ist. Ein mehrköpfiges Team inklusive einem Statiker füllten den etwa 20 Meter hohen Raum mit einem Werk von sieben Elementen oder, wie Scheibitz sie selbst bezeichnet, sieben Prototypen: Gebäude, Buchstabe, Gesicht, Tropfen, Tor, Brücke und Stiefel. Die Prototypen bilden ein Ensemble, das zu einer allansichtigen Skulptur zusammenwächst. Somit ist es für den Betrachter möglich, um das Werk herumzulaufen und immer wieder neue Perspektiven, Durchblicke und Situationen zu entdecken. Das Objekt fügt sich erstaunlich gut in diesen hohen Raum, die Proportionen sind perfekt auf das Kesselhaus abgestimmt. Halbfigur füllt Raum weiterlesen

Unter Dach und Fach?

Umstrittener Dachgeschossausbau

Die FDP sieht in einem weiteren Ausbau von Dachgeschossen einen Weg zur Lösung der Wohnungsprobleme. »Dachgeschossausbau ist der einfachste Weg zu mehr Wohnraum«, sagte Franz Wittke (FDP) in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 17. September.

Schräger wohnen.                                                                                                                                      Foto: Internet

In einer Großen Anfrage wollte er wissen, wie viele Anträge auf Dachgeschoss­ausbau in den letzten drei Jahren in Neukölln gestellt und wie viele davon abgelehnt wurden.
Jochen Biedermann, Stadtrat für Stadtentwicklung, antwortete, dass es 2015 und 2016 jeweils rund 50 und 2017 rund 30 Anträge gegeben habe. Davon seien insgesamt fünf Anträge mit rund 20 Wohneinheiten abgelehnt worden. Unter Dach und Fach? weiterlesen

»Er hat mich gehauen!«

Vom Kichern und Tuscheln, Fuchteln und Klagen

Das Verhältnis zwischenAnne Zielisch (fraktionslos, AfD) und der Presse war von Beginn ihrer Mitgliedschaft in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV)nicht gerade von inniger Zuneigung geprägt.
Sie fühlt sich von den leisen Unterhaltungen und gelegentlichen Heiterkeitsausbrüchen (Kicherpresse) am Pressetisch gestört. Mehrfach hat sie BVV-Vorsteher Lars Oeverdiek aufgefordert, die Presse zur Ordnung zu rufen. Weil der dazu aber keinen Anlass sah, da sich offenbar sonst niemand gestört fühlte, erklärte sie, solange die Konsensliste zu blockieren, bis er ihrer Aufforderung nachkäme.
Bei der Sitzung am 5. September ließ sie die Situation dann eskalieren. Wütend und äußerst aggressiv stürzte sie auf den Pressetisch zu. Obwohl auch die Reporterinnen getuschelt hatten, baute sie sich vor dem einzigen männlichen Pressevertreter auf, fuchtelte mit ausgestrecktem Zeigefinger wild vor seinem Gesicht herum und forderte ihn auf, den Saal zu verlassen. »Er hat mich gehauen!« weiterlesen

Martin Hikel berichtet über seine Arbeit

Der Bürgermeister stellt seine Positionen vor

Nachdem Franziska Giffey dem Ruf in die Bundespolitik gefolgt war, musste schnell ein Nachfolger gefunden werden. Mit den Stimmen der Neuköllner SPD und von Bündnis90/Die Grünen wurde Martin Hikel, der bis dahin in der Bezirksverordnetenversammlung den Fraktionsvorsitz für die SPD innehatte, zum Neuköllner Bezirksbürgermeister gewählt. Mit seinen 32 Jahren ist er Berlins jüngster Bürgermeister, seit dem 21. März übt er sein Amt mit großem Elan aus.
Bei dem Thema Kitapflicht vertritt Hikel die Meinung, dass sie gut sei, jedoch müssten erst die Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden. Es sollten ausreichend Kitaplätze und genügend Erzieher zur Verfügung stehen. Um mehr junge Menschen zu einer Erzieherausbildung zu bewegen, bedarf es nicht nur ausreichender Ausbildungsplätze, sondern auch einer höheren gesellschaftlichen Anerkennung und angemessener Bezahlung. Martin Hikel berichtet über seine Arbeit weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr. 235 – Samstag, 5. Oktober 1918
Auszeichnung von Dienstboten. Beim Vaterländischen Frauenverein Neukölln besteht die Einrichtung, daß Dienstboten von Mitgliedern nach 5, 10 und 20jähriger Tätigkeit bei ein und derselben Herrschaft durch einen Ehrenbrief, ein Geldgeschenk und (bei mehr als 10jähriger Tätigkeit) durch die Verleihung einer Silberbrosche ausgezeichnet werden. Die Auszeichnung kann auch Dienstboten solcher Dienstherrschaften zuteil werden, die bisher noch nicht dem Vaterländischen Frauenverein angehört haben, sich aber zum Eintritt in den Verein und zu Leistungen in Höhe der entstehenden Aufwendungen verpflichten. Die Auszeichnung findet regelmäßig zum Geburtstage der Kaiserin statt und soll auch in diesem Jahre wieder zu diesem Tage ins Werk gesetzt werden. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Ein Licht in der Passage

Restaurant VORWERCK in der »Neuköllner Oper«

Die »Hofperle« an der »Neuköllner Oper« ist nicht mehr. Das Opernteam rund um Andreas Altenhof beschloss Anfang des Jahres, die Zusammenarbeit mit den Cafébetreibern zu beenden und im Rahmen von Umbauarbeiten an der Oper eine Ausschreibung für ein neues Konzept zu starten. Der Zweck war eine engere Zusammenarbeit zwischen Kultur und Gastronomie.

Nach der Oper ist vor der Oper.                                                                                                        Foto:Vorwerck

Zwei Monate lang war das Café eine Baustelle und somit geschlossen. Die neuen Betreiber Roman Plappert und Ramon Walzgott ließen es sich nicht nehmen, bereits Ende des Sommers die Pforten zum neuen Café zu öffnen, als sogenanntes »Soft Open«. Der Barbetrieb wurde gestartet, ohne es an die große Glocke zu hängen. Auf diese Art und Weise konnte Gästen vermittelt werden, dass hier etwas Neues entsteht. Ein Licht in der Passage weiterlesen

Bücher für jedermann

Berliner Büchertisch ist ein Paradies für Leseratten

Eine kleine Garage in der Richardstraße, davor ein Wagen mit Büchern. Im ersten Moment sieht alles etwas unscheinbar aus, doch Leseratten und Bücherliebhabern ist es ein kleines Paradies – der Berliner Büchertisch. Von Romanen über Sachbücher und Bildbände bis hin zu Kinderbüchern und Krimis sowie englischsprachiger Literatur – für jeden ist etwas zu finden.

Christa und Melissa erwarten Leser.                                                                                                               Foto: jr

Angefangen hat alles vor vierzehn Jahren in Kreuzberg. Die Idee dahinter ist eigentlich eine ganz simple: gelesene Bücher weiterzugeben und für alle zugänglich zu machen, anstatt sie wegzuwerfen. Die Bücher kosten zwischen 50 Cent und 2,50 Euro.
Seit eineinhalb Jahren ist das Lager des Berliner Büchertisches in der Richardstraße zu Hause, seit Mai 2018 gibt es die kleine Garage als Verkaufsraum – »erst einmal ein Experiment«, erzählt Cornelia Temesvári, Vorstandsmitglied der Genossenschaft, was bisher aber »sehr gut angenommen wird.« Die Garage ist allerdings nicht beheizbar, und deshalb bleibt sie für die kalten Monate ein Versuch: »Es kommt darauf an, wieviele Menschen kommen und Bücher kaufen wollen.« Das Wesentliche des Büchertisches ist es, mit den Menschen in Kontakt zu kommen, schöne Bücher weiterzugeben und einen Austausch zu haben. Bücher für jedermann weiterlesen

Schöne Tränke in der Scheune

Im Böhmischen Dorf wiehert leise der »Zosse«

»Zosse« bezeichnet mundartlich ein altes Hauspferd. Vielen von ihnen hat Schmiedemeister Kiel hier im Hof seit 1888 in seiner Hufschmiede die Füße stadtlauftauglich gemacht. Lange, bis in die 1950er-Jahre, wurde hier gefeuert, gehämmert und behauen. Die »Zosse« atmet noch diese Rixdorfer Handwerksgeschichte.

Cocktails am Kamin.                                                                                                                                          Foto: hlb

Unscheinbar ist der Eingang in den Hinterhof an der Richardstraße, gleich neben dem Comeniusgarten. Nach dem letzten Krieg fungierte die Adresse als Garagenhof und Autowerkstatt. Hinter dem flachen Haus, vorbei am privaten Gärtchen der Bewohner und den Garagen befindet sich das alte hohe Backsteingebäude mit den großen grünen Scheunentoren, das das Team der »Zosse« in mehrjährigem Einsatz zu einer höchst gemütlichen Bar umgebaut hat, die nun seit Mitte Juni auch wegen ihres idyllischen Biergartens einlädt. Schöne Tränke in der Scheune weiterlesen

Gesund beginnt im Mund

Zahnärztliches Zentrum für Schwerbehinderte

Viehoff und Dericioğlu.                                                                                                                                       Foto: ro

Ganz drahtig kommt der Mann daher, der eigentlich vor fünf Jahren in den Ruhestand gehen wollte. Matthias Viehoff kam damals der Bitte nach, das erste und bis heute einzige zahnärztliche Zentrum in Deutschland für schwer mehrfach behinderte Menschen zu leiten. Für ihn war es eine Herzensangelegenheit, diese Aufgabe zu übernehmen. Das Projekt finanziert sich über die Krankenkassen und ist im Neuköllner Vivantes Krankenhaus angesiedelt. Gesund beginnt im Mund weiterlesen

Mit wehenden Fahnen in den Untergang

Viktor Ullmanns »Die Weise von Liebe und Tod«

Hrund Ósk Árnadóttir und Dennis Herrmann.                                                            Foto: Matthias Heyde

Rainer Maria Rilkes Jugenddichtung »Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke« mag heute fast vergessen sein, doch war sie zu Zeiten der Weltkriege eine der beliebtesten Lektüren bei deutschen Soldaten an der Front. Sie thematisiert das Schicksal eines Vorfahren Rilkes, Cornet Christoph Rilke, welcher im 17. Jahrhundert während der Türkenkriege den Heldentod stirbt, als er unbewaffnet, doch mit erhobenem Banner durch 16 Säbelhiebe niedergestreckt wird. Der Mythos des Heldentods, die Verherrlichung des Krieges, aber auch die Sinnlosigkeit, junge Leben im Krieg zu verschwenden, haben das Werk zum Klassiker gemacht.
Die Neuköllner Oper zeigt die Vertonung durch Viktor Ullmann, der im Jahre 1944 in Auschwitz umgebracht wurde. Warum sich Ull­mann kurz vor seinem Tod durch die Nazis gerade mit dem Werk eines bekennenden Faschisten auseinandersetzte und es vertonte, bleibt wohl ein Rätsel. Auch die Inszenierung an der Neuköllner Oper liefert hierzu keine Antwort, was aber Absicht zu sein scheint. Mit wehenden Fahnen in den Untergang weiterlesen

Immer Salonmusik, immer sonntags, immer 18 Uhr

Rasanter Gipsy Swing, groovige Italienerin, sphärische Trialogues

Zur Eröffnung der herbstlichen »Salonmusik« am 14. Oktober spielt die vierköpfige Band »Temmingberg« ein abwechslungsreiches Programm aus Latin, Swing und Klassik. Gegründet wurde die Gruppe 2016 vom jungen Geiger und Sänger Lucas Temming. Mit dem Gitarristen Thomas Dekas fand er den idealen Partner für seine Musik. Beide vereint die Leidenschaft für mitreißenden Swing. Da fehlte nur noch eine treibende Rhythmusgruppe. Mit dem Perkussionisten Jesus Véga und dem Kontrabassisten und Sänger Jesse Bravermann war nun die Band komplett. Das vielseitige Programm der Band reicht von Swing, Jazz und Latin-Stücken bis zu Klassik von J.S. Bach. Virtuose Soli à la Django Reinhardt und Stephane Grapelli treffen auf sanfte Balladen und melancholische Melodien.
Zur jüngeren Musikergeneration zählt auch Bianca Ciocca, die am 21. Oktober gemeinsam mit dem Trompeter Roberto Vicchio auftreten wird.

Eigener Stil, auch auf dem Kopf: Bianca Ciocca.                                                              Foto: Leonid Cheisr

Geboren wurde sie in Italien als Tochter einer deutschen Mutter und eines italienischen Vaters. Immer Salonmusik, immer sonntags, immer 18 Uhr weiterlesen

Der Gärtner des Körnerparks

Mit grünem Daumen durch das Jahr

Jens Karsten in »seinem« Park.                                                                                                                         Foto: jr

Es regnet in Strömen – Jens Karsten zieht seine Kapuze über den Kopf und bemerkt, dass er eigentlich jedes Wetter mag, nur nicht, wenn es ihm auf den Kopf regnet – doch damit hat er sich irgendwie arrangiert – seit 20 Jahren schon ist er Gärtner im Körnerpark. Er pflegt und hegt ihn, pflanzt, begrünt, repariert und liebt »sein« kleines Sanssouci von Herzen. Der Berliner machte seine Ausbildung zum Landschaftsgärtner beim Grünflächenamt in Neukölln. Seit er im Körnerpark arbeitet, ist er »sehr glücklich mit seinem Beruf und möchte nichts anderes machen«. Der Gärtner des Körnerparks weiterlesen

HORST BOSETZKY

Erinnerung an eine lange Freundschaft

Er sei ein Neuköllner Hinterhofkind gewesen, hat mir Horst Bosetzky nicht nur einmal erzählt, Rütlischüler und vom Leben nicht begünstigt. Er wurde zwar in Köpenick geboren, aber schon in seinem ersten Lebensjahr zogen seine Eltern mit ihm in die Ossastraße. Als dort die Bomben einschlugen, blieb seine Familie als einzige im Umkreis verschont und wurde in die Prignitz evakuiert, wo der kleine Horst allerdings die Erfahrung machen musste, wie es ist, auf der Straße von Tieffliegern angegriffen zu werden. »Mit dem Tod hab ich schon früh Bekanntschaft gemacht«, sagte er einmal.
Seinen Namen Horst hat er von Anfang an gehasst, auch als er noch nicht wusste, dass er nach dem Naziführer Horst Wessel benannt worden war – eine Schutzmaßnahme seiner Mutter, die Angst hatte, als Halbjüdin aufzufliegen. HORST BOSETZKY weiterlesen

»Mission Verantwortung«

Misserfolg ist kein Untergang

Autor Kiesewetter.                                  Foto: pr

Mit jeder Entscheidung, die wir treffen, tragen wir auch Verantwortung. Entscheidungen zu treffen ist eine Sache, zu den daraus resultierenden Folgen zu stehen, eine andere. Beides in Einklang zu bringen und damit zufrieden, glücklich und erfolgreich zu sein, kann als Lebenskunst bezeichnet werden.
Wir treffen jeden Tag ungefähr zweihundert mehr oder weniger bedeutsame Entscheidungen. Solche hinsichtlich Nahrungsaufnahme oder Wahl des Verkehrsmittels werden als nicht so wichtig empfunden wie solche zu Finanzen, Partnerwahl oder Arbeitsplatz; Der Unterschied liegt in der Tragweite möglicher Folgen. »Mission Verantwortung« weiterlesen

Multitalent Bossen

Silicon Valley für Kunst in Britz

Eindrucksvoll und bewundernswert, dass Thomas Bossen es seit 2010 immer wieder schafft, in einer Garage in Britz und dazu noch in einer eher als beschaulich zu nennenden Wohngegend zwischen dem Koppelweg und der Mohriner Allee engagiert und ambitioniert Kunst und Kultur zu präsentieren.

Galerie Bossen.                                                                                                                                                        Foto: rr

Thomas Bossen kam als junger Mensch nach Berlin und machte 1979 am Albert-Einstein-Gymnasium in Britz sein Abitur. Bei H. Pasch in Wannsee erlernte er das Tischlerhandwerk und machte sich unmittelbar nach der Gesellenprüfung 1983 in Schöneberg, in der Gersdorfstraße, selbstständig. Im gleichen Jahr noch, voller Tatendrang und einer Laune folgend, eröffnete er in seiner Werkstatt auch eine Galerie, studierte Kunstgeschichte an der FU Berlin und absolvierte nebenher eine Gesangsausbildung. Da sein Leben jedoch stark vom Möbelrestaurieren, von Bilderrahmungen und von der Galerie bestimmt wurde, gab er schließlich das Studium auf, nicht aber die Galerie und nicht das Singen. Multitalent Bossen weiterlesen

Gut aufgestellt

»TSV Rudow« und »SV Tasmania« sind jetzt im vorderen Drittel

Voll gefüllter Strafraum.                                                                                                             Foto:Hagen Nickelé

Es gibt sie noch, die seltenen Glücksmomente – auch im unterklassigen Fußball. Der »TSV Rudow« hatte im September so einen: Seit dem Wiederaufstieg 2010 waren die Spieler aus dem Neuköllner Süden nicht ein einziges Mal Tabellenführer der Berlin-Liga gewesen. Nun war es aber so weit: am 6. Spieltag eroberte man Platz eins. Dabei hatte es im Topspiel an der Stubenrauchstraße lange nicht nach einem Heimsieg gegen »Sparta Lichtenberg« ausgesehen. Die Gäste führten bis kurz vor Spielende, dann aber schlugen die Rudower zu: Torjäger Görkem Üre (8 Saisontreffer) und Julian Holtz trafen in den letzten drei Minuten noch zum 2:1-Sieg. Auch wenn der Jubel über die Tabellenführung schnell verebben sollte – am folgenden Spieltag verlor man 1:3 bei »Stern 1900« –, so blieb den Grün-Weiß-Roten zumindest die schöne Momentaufnahme. Gut aufgestellt weiterlesen

Für Bier, Käse und Heilung

Echtes Labkraut

Es wächst in Europa und in Vorderasien und hat keine großen Ansprüche an den Boden, wo es wachsen will, sogar in Mooren ist es zu finden. Es gehört zu den Rötegewächsen. Neben seinen nach Honig duftenden gelben und weißen Blüten ist auffällig, dass der Stängel vier­eckig ist. Das gelbe Labkraut hat stärkere Heilkräfte als das weiße. In den Grünanlagen bei der Bus­haltestelle »Goldenes Horn Süd« steht es sowohl in Gelb als auch in Weiß.

Galium verum.                                                                                                                                         Foto: historisch

Es enthält das Labferment, welches schon seit 4.000 Jahren auch zur Käseherstellung genutzt wird. Mit Farbstoffen aus den Blüten erhalten heute noch der Chester und andere Käsesorten ihre gelblich-orange Farbe, und sie ist verantwortlich für den besonderen Geschmack. Für Bier, Käse und Heilung weiterlesen

Basteln mit Rolf

Taschenlampenbirnenspinne

Unser Spätjahr hat Ende Oktober inzwischen auch Halloween und bezaubert zudem mit dem Altweibersommer. Spinnen spielen bei beiden Anlässen auch eine Rolle. Zu diesem Anlaß hier die Anleitung zum Basteln einer Spinne. Benötigt wird nur eine alte Taschenlampen- oder Signallampenbirne, etwas Draht für die langen Spinnenbeine, ein Seitenschneider, eine Biegezange, ein Lötkolben und ganz besonders: Lust zum Pfriemeln.
Eine Spinne hat acht lange Beine. Die werden aus dem Draht gebogen. Die Beinlänge ist wichtig, und die sollte mindestens zweifach so lang sein wie die Lampenlänge ausmacht. Gut auf dem Foto zu sehen, bestehen die Beine aus einem doppelt zusammen gedrehten Draht. Die Rillen der Schraubfassung erleichtern ein platziertes Anlöten. Werden anschließend die noch in charakteristischer Manier gebogen und angeordnet, ist das Spinnentier schon fertig. Natürlich könnte das Tier nun schwarz angemalt und auch mit einem Kreuz zusätzlich versehen werden, aber die eigentlichen, an einem Faden fliegenden Baldachinspinnen des Altweibersommers sind eher bräunlich, wie die gemeine Kreuzspinne eigentlich auch.

rr

Petras Tagebuch

Vom Netz in den Sack

Manchmal verfalle ich in Zustände der Arbeitsunfähigkeit. In der Regel passiert das am Computer.
Wenn ich Hunger habe, studiere ich intensiv Rezepte. Zumeist merke ich nicht, dass ich Hunger habe, kenne jedoch mein Verhalten und schließe daraus, dass ich etwas essen sollte.
Das passiert bei mir in ganz vielen Bereichen: Wenn mir nicht einfällt, was ich anziehen soll, suche ich im Internet, wenn ich meine, ich sollte mal wieder in die Sauna gehen, suche ich nach Salz. wenn ich urlaubsreif bin, suche ich nach Matratzen, und wenn die Jahreszeit wechselt, überlege ich lange Zeit, wie die Kleidung aussehen soll. Petras Tagebuch weiterlesen

Kinder! Seid Ihr die Helden von Morgen?

Theater selber machen, Geschichten spielend selbst erfinden und mit Freunden ausprobieren – da ist Musik drin! Und wir suchen Euch – Kinder und Jugendliche von 8 – 16 Jahren…
Seit über zehn Jahren gibt es den Neuköllner Oper Kinder Klub (NOKK), und in dieser Zeit sind nicht nur eine Menge Theaterstücke entstanden und aufgeführt, sondern manche Freundschaft gestiftet und Theaterleidenschaft entfacht worden.


In dieser Spielzeit möchten wir in zwei Gruppen der Frage nachgehen, was eine Heldin oder einen Helden ausmacht. Könnte sein, dass die Jüngeren (Gruppe 8-13 Jahre) und die Älteren (Gruppe 13-16 Jahre) zur Aufführung am 15. April 2019 ein Dreamteam präsentieren, dessen unschlagbarer Attraktivität sich auch wir Zuschauer uns nicht entziehen können!

Und hier ist der verbindliche Probenplan (die Proben finden in der Neuköllner Oper statt):
1. Treffen: Sa, 10. November, 11-14 Uhr – Alle gemeinsam
2.Treffen: Sa/So, 01./02. Dezember, 11-16 Uhr – Sa »die Alten« (13-16 Jahre) / So »die Jungen« (8-13 Jahre)
3. Treffen: Sa/So, 19./20. Januar, 11-16 Uhr – Sa »die Alten« / So »die Jungen«
4./5. Treffen: Sa/So, 23./24. Februar, 11-16 Uhr – gemeinsam
6. Treffen: Sa/So, 23./24. März, 11-16 Uhr Sa »die Alten« / So »die Jungen«
Endproben gemeinsam:
7. Treffen Freitag, 12.April, 15 bis 19 Uhr
8./9.Treffen: Samstag/Sonntag/ 12./13./14. April, 11 bis 16 Uhr
10. Treffen: Montag, 15. April, 14 bis 19 Uhr Generalprobe/Aufführung
Das passt? Dann schnell anmelden bis zum 11. Oktober unter stein@neukoellneroper.de

Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Bekannt ist die AfD für die Ausschöpfung demokratischer Instrumente mit dem Ziel, die Demokratie kaltzustellen. Sie bedient sich dabei manchmal lächerlicher Argumente.
So geschah es in der vergangenen Bezirksverordnetenversammlung, in der das fraktionslose Mitglied der AfD, Anne Zielisch, diesmal in guter Gemeinschaft mit der FDP die Konsensliste ablehnte. Die Begründung: Die Presse kichert.
Was bitteschön hat eine kichernde Presse mit den ernsten Entscheidungen der BVV zu tun? Vielleicht fühlten sich diese wenigen Personen, die räumlich sehr dicht am Pressetisch sitzen, verunsichert. Aber vielleicht suchten sie nur nach einer Begründung für ihr unkonstruktives und arbeitsbehinderndes Verhalten. Man weiß es nicht.
Nur eines weiß ich: Wenn in einem ehrwürdigen Gremium die Presse kichert, dann kann sie nicht anders. Sie kann deshalb nicht anders, weil die Umstände zum Kichern zwingen. Oder soll sie in Tränen ausbrechen?

Petra Roß

Alt-Rudow soll wieder Anschluss bekommen

BVV stimmt über Antrag für bessere Anbindung ab

Um benachteiligte Stadtteile zu unterstützen, wurde 1999 das Berliner Quartiersmanagement (QM) gegründet. Deren Projekte sollen ärmere Stadtteile stabilisieren, bis sie es allein schaffen.
In der Gropiusstadt soll das nun laut Senatorin Katrin Lompscher (LINKE) und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen ab 2020 der Fall sein. Viel zu früh, wie die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) findet. In der Sitzung vom 29. August wurde mit Mehrheit beschlossen, dass das Bezirksamt sich bei der Senatsverwaltung dafür einsetzen soll, das Stadtteilbüro weiterhin bestehen zu lassen. AfD, AfD-neu und die Fraktionslosen von AfD und FDP stimmten dagegen. Alt-Rudow soll wieder Anschluss bekommen weiterlesen

30 in der Fulhamer Allee

Halbherzige Lösung für Anwohner

Der Verkehrssenator Andreas Geisel, der damalige Neuköllner Bildungsstadtrat Jan-Christopher Rämer, der Abgeordnete Joschka Langenbrinck und die Neuköllner Bezirksverordnete Deryla Caglar (alle von der SPD) ließen sich im April 2016 von Schülern der Fritz-Karsen-Schule in Britz zufrieden hochleben. Anlass war die Wiedereinführung einer zeitlich begrenzten Tempo-30-Zone auf dem Teil der vielbefahrenen Fulhamer Allee, der an ihre Schule grenzt.

TEMPO-30-Zone.                                                                                                                                                   Foto: rr

Die Fulhamer Allee in Britz ist eine knapp 700 Meter lange Verbindungsstraße. Einspurig durchschneidet sie eine geschützte Grünfläche und ist eigentlich ein Nadelöhr, da sowohl die zuführende als auch die weiterführende Straße jeweils zweispurig ist. Direkte Anrainer sind zwei Kitas, die Fritz-Karsen-Schule mit 1.300 Schülern sowie deren Grundschulfiliale, die Backbergschule auf einem separaten Grundstück 50 Meter weiter. 30 in der Fulhamer Allee weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner