Lichtblicke

Wir halten zusammen. In Zeiten von Quarantäne und körperlicher Distanzierung mag das wie eine leere Worthülse klingen. Angesichts der Berichterstattung über die Ignoranz gegenüber Schutz- und Hygienemaßnahmen in Form von Partys, oder Demonstrationen der Verschwörungstheoretiker oder andererseits über Denunzierungslust darf eines nicht vergessen werden – nämlich das »wir«. Sei es das große WIR, eines, das über kontinentale Grenzen zusammenhält, oder das kleine, fast kleinste wir, das bedeutet, dass man sich um die Person eine Tür weiter kümmert. Denn darin liegt unsere wahre Kraft und der eine Lichtblick, der uns vereint während schwerer Zeiten: Das Gute, das wir für andere und damit für uns tun. Ich danke hiermit allen Neuköllnern für ihr »wir«. Ob Gaben an Zäunen, Einkäufe für Nachbarn, die im Moment nicht vor die Tür können, oder die kleinsten Gesten der Aufmerksamkeit. Neukölln steht zusammen.

Matthias Ehrhardt

Interview für alle

Gesundheitsstadtrat Liecke zum Umgang mit dem Virus

Foto: BA Neukölln

So ein Gesundheitsstadtrat hat in der derzeitigen Krisensituation sicherlich viel zu tun. Da kann er sich nicht auch noch um Anfragen unterschiedlicher Presseorgane kümmern.
Trotzdem möchte er aber gerne seine Sicht der Dinge unters Volk bringen. Um lästigen Fragen zuvorzukommen und sich selber Arbeit zu ersparen, ist Neuköllns Stadtrat Falko Liecke (CDU) auf eine geniale Lösung verfallen: Er hat einfach das Interview, das er im März (siehe Kiez und Kneipe, April 2020) geführt hat, nebst Pressefoto anderen Zeitungen »zur freien Nutzung« angeboten. »Ziel ist es, den Neuköllnerinnen und Neuköllnern Informationen aus erster Hand zu geben und Sicherheit im Umgang mit dem Virus zu gewinnen«, heißt es im Anschreiben seines Pressesprechers.
Diese Idee gleicht der des Pressesprechers des ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten David McAllister (CDU), der im Wahlkampf 2012 ein komplettes Interview erfunden und es der örtlichen Presse zur Verfügung gestellt hat. Angeblich, um der Presse die Arbeit zu erleichtern.
So kreativ musste Liecke nicht einmal werden. Er hat die Fragen der Kiez und Kneipe lediglich ein wenig umformuliert.

mr Interview für alle weiterlesen

Corona positiv

Kommentar von Michael Fleck

Es gibt sie, die guten Dinge inmitten des Corona-Alltags. Dinge, die Grund zur Hoffnung und Vorfreude geben. Sie wohnen jeder Krise inne, meist verborgen, doch sie gehören dazu. Der absolute Gegensatz in Zeiten größter Verunsicherung, wie zwei sich gegenseitig bedingende Pole. Die Frage, ob man in schlechten Zeiten das Positive überhaupt betonen darf oder man damit Betroffenen zu nahe tritt, ist sicherlich diskutabel. Die nächtliche Ruhe in der sonst so lauten Großstadt, ein stärkeres Bewusstsein für das wirklich Wichtige, Nachbarschaftssolidarität – dürfen wir die positiven Begleiterscheinungen genießen oder sollten wir uns vielmehr darüber ärgern, dass es erst einer Pandemie bedarf, bevor sie zu Tage treten? Ist die viel zitierte »Corona-Entschleunigung« ein Segen oder nur ein privilegiertes Phänomen derjenigen, die schon vor der Krise eine große Wohnung hatten? Corona positiv weiterlesen

Nähen statt Kochen

Birgitt Claus, das »Zitronencafé« und ihr Strampeln in der Krise

Bekannt ist das »Zitronencafé« im Körnerpark für seine schmackhaften Frühstücke, wechselnden frischen Mittagstisch und hausgemachten Kuchen. Das war mit den Regelungen zur Eindämmung der Pandemie vorbei. Wie alle anderen Restaurants musste auch dieses geschlossen werden. Für Birgitt Claus, die Betreiberin, war das nicht nur ein Unglück, wie es derzeit viele betrifft, sie trifft es ganz besonders hart.

Spitze für Spitzenköchinnen Foto: pr

Seit 1998 baute sie die Firma »eßkultur« auf. Sie ist Agentur, Veranstalterin und gastronomischer Betrieb. Sie betreibt die Betriebskantine vom Tagesspiegel, ist Pächterin der Cafeteria und des Restaurants im Museumskomplex  Dahlem, betreibt die Gastronomie im Jüdischen Museum und das »Zitronencafé« im Körnerpark. Sie bietet pro Jahr mehrere kulturelle Reisen nach Italien an, die sehr beliebt sind. Sie hatte den Vertrag für das Catering der Internationalen Tourismusbörse (ITB). Und dann kam im letzten Jahr das Angebot vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) für ein Catering ab dem Jahr 2020. Es sollte gerade losgehen, aber dann kam Corona, und alle Verträge wurden ohne Entschädigung ausgesetzt. Birgitt Claus hat auf einmal keinen einzigen Auftrag mehr. Nähen statt Kochen weiterlesen

Kapitalismus steht Kopf

Vom Sherwood Forest nach Neukölln – Robin Hood auf dem Schillermarkt

Der berühmte Sagenheld Robin Hood ist die Leuchtfigur der sozialen Gerechtigkeit – er nimmt von den Reichen und gibt den Armen. Das macht ihn zum Namensgeber des »robinhood//store«, dem ersten Bio-Supermarkt, der 100 Prozent seines Gewinns spendet.
Die beiden Gründer Mattis Steib und Jurek Katz verfolgen mit ihrem Team ein simples wie ambitioniertes Ziel: ein Wirtschaftssystem, das der Welt und den Ansprüchen der Menschen gerecht wird. Sie möchten die Lebensmittelversorgung so reorganisieren, dass die Profite umverteilt werden und stellen damit eines der Grundprinzipien des Kapitalismus auf den Kopf.

Biostand mit Haltung.   Foto: mr

Angefangen hat alles mit einem Bio-Laden in ihrem Wohnprojekt in Eberswalde. Im November kam ein mobiler Verkaufswagen auf dem Schillermarkt am Neuköllner Herrfurthplatz hinzu. Die Resonanz auf ihr Konzept sei in Neukölln besonders gut gewesen, begründet Mattis die Entscheidung für diesen Standort. Nun verkaufen sie dort jeden Samstag Bio-Produkte von Dosentomaten über Mehl und Nudeln bis hin zu Pasten und Limonaden zu üblichen Bio-Preisen. Kapitalismus steht Kopf weiterlesen

Verhaltensregeln

Neuigkeiten für Gewerbetreibende

Einige Lockerungen der Maßnahmen gegen Covid-19 sind im Gespräch beziehungsweise beschlossene Sache. Damit die Verbreitung des Virus‘ weiterhin verlangsamt werden kann, gilt es nun umso mehr, auf einen sicheren Umgang mit der Situation zu achten. Die bezirkliche Wirtschaftsförderung, genauer das BIWAQ-Projekt Unternehmen Neukölln, meldet sich hierzu mit folgenden Informationen:
Einige Regeln seien ab sofort zu beachten. Dazu zählt, dass Gewerbetreibende mit Ladengeschäften ermitteln sollen, wie viele Kunden gleichzeitig in das Geschäft dürfen. Hierbei gelte: pro 20 Quadratmeter nur ein Kunde. Der Mindestabstand von 1,5 Metern solle durch Bodenmarkierungen oder Ähnliches verdeutlicht werden. Für so wenig körperlichen Kontakt wie möglich solle Kartenzahlung angeboten werden. Außerdem sollen Gewerbetreibende und Angestellte Mundschutz tragen sowie Handdesinfektion für die Kundschaft bereitstellen.
Da die Verhaltensregeln im Umgang mit dem Infektionsrisiko so wichtig sind, bietet die bezirkliche Wirtschaftsförderung neben oben genannten Informationen Plakate mit den Verhaltensregeln an, welche von Gewerbetreibenden telefonisch oder per E-Mail bestellt werden können. Plakate und Lieferung sind kostenlos. Außerdem gibt es wie immer die Möglichkeit telefonischer Unterstützung und Beratung in Unternehmensfragen, auch in Zeiten der Krise.

me
Basis PM BIWAQ-Projekt.
Ansprechpersonen für Plakate und Beratung:
Ina Rathfelder: 030 / 206017913
rathfelder@mpr-unternehmensberatung.de
Refat Abusalem: 0176 / 23186532
abusalem@mpr-unternehmensberatung.de

Wer hat die Dose zum Kühlschrank gerollt?

Rollberger – besonderes Bier von hier

Unter den Virusschutzvorschriften hat das Bar- und Kneipenwesen besonders lang zu leiden. Seit Mitte März bis mindestens Mai rigoros dicht, ließ sich quasi kein Euro gegen den laufenden Kostendruck verdienen. Ein Trauerspiel für Freunde des gezapften Bieres in netter Gesellschaft, zumal wenn es aus dem Kiez kommt. Mehrfach traf es die »Rollberger«: Als Brauerei, die auf Flaschenvertrieb verzichtet, als Lieferanten erlesener hiesiger Gastronomie und als Lokal.

Gut dosiert und fast wie vom Fass. Foto: mr

Die einstige Vielfalt des Berliner Brauwesens hat insbesondere durch die Craft-Bewegung in den 10er-Jahren eine erfreuliche Renaissance erfahren. Diverse Kleinbrauereien erzeugen inzwischen auch bei uns eine Palette an Bieren, die stets bereichernde Trinkerfahrungen abseits der Konzernsuppen ermöglichen. Wer hat die Dose zum Kühlschrank gerollt? weiterlesen

Heilung der verwundeten Blume

Mexikanisch–deutsche Malerei – figurativ, phantastisch und expressiv

Das Bild zeigt einen liebevoll und ermutigend lächelnden älteren Mann, der seiner staunend zu ihm aufschauenden Enkelin einen Kunstmalerpinsel überreicht. Sie zögert mit der Annahme, da vielleicht eine gewisse von ihr zuvor noch nicht erfahrene Magie in diesem Pinsel liegt, wie im gesamten farbenprächtigen Atelier, und hält es für eine große Aufgabe, einen Pinsel in der Hand zu halten.

Das Geschenk.  Foto: Willi Büsing

Das Atelier wirkt wie ein Wintergarten. Draußen wachsen in hellem Sonnenschein schlanke grüne Pflanzen, die sich auf der in Arbeit befindlichen Leinwand widerspiegeln. Die Enkelin trägt ein bunt besprenkeltes Gewand auf hellem Grund, ihr Großvater ist in Blautönen gekleidet und sitzt auf einem Sessel, der ein Gesicht hat, eine lebendige Skulptur, die von Tradition spricht. Heilung der verwundeten Blume weiterlesen

Hilfe für Jungs macht Mut

Sexualisierte Gewalt gegen Jungen und Männer kommt zur Sprache

Der Flyer enthält eine bebilderte Geschichte. Ein Junge ist bedrückt. »Hey Green, was ist denn los«, fragen seine Freunde. »Wir sind Kumpels, Du kannst es uns doch sagen.« »Ihr kennt doch diesen Typen, wo alle hingehen.« »Den mit der Playstation, total nett.« »Letztens wollte er Nacktfotos von mir machen.« »Was.« Schließlich wird der Junge wieder fröhlich. »Meine Eltern sind mit mir zu den »berliner jungs« gegangen. Ich kann jetzt richtig gut STOPP sagen und weiß, wo ich Hilfe bekomme und wie ich mich besser schützen kann.«


Sexualisierte Gewalt hat viele Ausprägungen und macht vor Jungen und Männern nicht halt. Es fällt oftmals schwer, darüber zu reden. Der Verein »HILFE-FÜR-JUNGS e.V.« kümmert sich um diese Problematik. Die beiden Projekte heißen »berliner jungs« und »MUT«. Es geht zum einen um präventiven Schutz durch aktive Informationen und zum anderen um Beratung traumatisierter Jungen und Männern. Hilfe für Jungs macht Mut weiterlesen

Basteln mit Rolf

Bücherboard aus Büchern

Viele entdecken im Lockdown wieder das Lesen. Aber nicht jedes Buch ist sammelnswert. Mein Vorschlag: die als Bücherboard recyceln. Benötigt wird ein Cuttermesser, ein Metall­lineal, eine Heißklebepistole, eine Holzleiste, ein Bleistift, eine Bohrmaschine und natürlich auch Lust zum Pfriemeln.
Zur Montage brauchen wir noch einen Holz- oder Steinbohrer, einen Dübel, eine Stockschraube mit Schlüsselfläche und passendem Schraubschlüssel, eine Mutter sowie eine Unterlegscheibe. Stockschrauben (gibt es einzeln im Baumarkt) haben ein Holz- und ein metrisches Gewinde.

Die Herstellung meines Einbuchboards ist exem­plarisch und gilt auch für größere Modelle (Bild1). Basteln mit Rolf weiterlesen

Frühjahrsputz gegen die Tatenlosigkeit

»Tasmania« renoviert im Werner-Seelenbinder-Sportpark

Im Berliner Amateurfußball ruht aufgrund der Coronavirus-Pandemie nach wie vor das Spielgerät – und somit auch der Saisonverlauf bei den Aktiven. Anders als die Profis von »Hertha« und »Union«, die mit einer Ausnahmegenehmigung das Mannschaftstraining unter bestimmten Auflagen durchführen dürfen, müssen die Spielerinnen und Spieler der knapp 400 Amateurvereine in der Hauptstadt weiterhin aussetzen. Die Lockerung der Maßnahmen zum 21. April betrafen zwar auch die Öffnung der Sportanlagen, für Mannschaftssportarten gilt diese jedoch ausdrücklich und vernünftigerweise nicht.

 

SV Tasmania versucht, die anhaltende Unterbrechung des Ligabetriebs so gut wie möglich zu nutzen.   Foto: Hagen Nickelé

Der »Berliner Fußball-Verband« (BFV) ringt unterdessen gemeinsam mit den anderen Landesverbänden des »Deutschen Fußball-Bunds« (DFB) um eine Lösung, wie auf möglichst konforme Weise die unterbrochene Spielzeit zu einem sportlichen, aber dabei auch rechtssicheren Ende gebracht werden kann. Eine Entscheidung diesbezüglich wurde für Ende April (nach Redaktionsschluss) in Aussicht gestellt. Frühjahrsputz gegen die Tatenlosigkeit weiterlesen

Petras Tagebuch

Maskerade

Aktuell scheiden sich die Geister am Tragen eines Mund-und Nasenschutzes. Die Träger eines solchen beschweren sich über die Nachlässigkeit der Mitbürger, die sich verweigern, heben aber mal schnell den Schutz ab, um in ein Brötchen zu beißen oder an einer Zigarette zu ziehen oder eine Limonade zu trinken. Ist ja auch alles nicht verwerflich. Brillenträger leiden ganz besonders unter dem Tragen der Schutzmasken. Mit beschlagenen Gläsern tasten sie sich durch die Straßen und geben ein trauriges Bild ab. Manche Maskenträger haben für sich die Abstandsregelung für erledigt erklärt und verhalten sich so, als gäbe es keine der Situation entsprechenden Regeln. Petras Tagebuch weiterlesen

Kiez und Corona

Nur weiter mutig bleiben. Foto: mr

Politikerbefragung zur Notsituation

Die Kiez und Kneipe befragte Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) und Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) zur aktuellen Situation in Neukölln.
Als Verantwortlicher für das Ordnungsamt und die Wirtschaftsförderung ist Martin Hikel dafür zuständig, dass die wegen der Pandemie erlassenen Regeln eingehalten werden und dass diejenigen, die auf Grund dieser Einschränkungen ihr Einkommen als Geschäftsinhaber, Gastronomen oder Künstler verloren haben, auf Hilfe hoffen können.
Die Idee eines zeitlich begrenzten bedingungslosen Grundeinkommens findet er zwar charmant, aber »wir können uns dazu keine langen Debatten leisten, sondern es geht jetzt darum, so schnell wie nur möglich allen zu helfen, deren berufliche Existenz auf dem Spiel steht, die vielleicht nicht wissen, mit welchem Geld sie in zwei Wochen einkaufen gehen können. Und das geht am schnellsten, wenn man die Instrumente nimmt, die da sind: Soforthilfen für Kleinunternehmer und Selbstständige, Kurzarbeit für die hunderttausende Menschen, die gerade nicht arbeiten können oder eben die Kredite für Clubs und größere Gewerbe. Das kommt schneller bei den Menschen an, als ein Grundeinkommen.« Möglicherweise müsse bei den Hilfen auch nachgebessert werden, denn »67 Prozent des Nettoeinkommens sind für Alleinerziehende, die eh schon wenig haben, verdammt knapp.« Kiez und Corona weiterlesen

Nerven bewahren

In der Zeit, in der wir gerade leben, merken wir, dass die Decke der Zivilisation sehr dünn ist. Getragen von sozialen Abfederungen haben wir immer gut gelebt. Es gab immer noch Jobs, aber nicht für jeden. Und wenn gar nichts mehr ging, war eine Grundversorgung da.
Das gibt es immer noch, aber die Stimmung ist eine andere. Jobs fallen massenweise weg, Menschen sitzen zu Hause herum. Häusliche Gewalt nimmt zu. Klar, die gewohnten Tagesabläufe sind geändert, die Familien drängen sich auf engem Raum zusammen.
Auf den Straßen spucken manche Menschen andere an, aber die meisten halten den Kopf gesenkt und springen zur Seite, wenn jemand zu nahe kommt.
Ich empfinde, dass wir uns einfach an die Ausnahmesituation anpassen sollten, wir werden auch bald – es kann noch ein wenig dauern – wieder andere Zeiten erleben. Und dann müssen wir unsere Demokratie zurückholen.

Petra Roß

Bezirksbürgermeister Hikel im Gespräch

Interview mit Martin Hikel über geplante Hilfsmaßnahmen und den Status Quo in Zeiten von COVID-19

Foto: mr

KuK: Wie kann die Wirtschaftsförderung Gewerbetreibende und freischaffende Künstler, die durch die Schließung ihrer Geschäfte oder durch den Ausfall von Gagen in finanzielle Not geraten, unterstützen?
Hikel: Die Wirtschaftsförderung sammelt und strukturiert alle Informationen auf ihrer Homepage und ist auch telefonisch erreichbar. Da geht es um Beratung zu Strategien, um Kurzarbeit, Soforthilfen und vieles mehr.
Unser Projekt »lokale Ökonomie« berät Gewerbetreibende und Selbstständige in »Webinaren«, weil wir zurzeit natürlich keine persönliche Beratung machen können. Wir haben das gesamte Angebot auf Online-Möglichkeiten umstrukturiert, und das wird auch gut angenommen.

KuK: An wen können sich in Not geratene Gewerbetreibende und Soloselbständige wenden?
Hikel: Die erste Stelle ist wie gesagt unsere Wirtschaftsförderung beim Bezirksamt und die Beratungsangebote des Projektes »Lokale Ökonomie« dort – das findet sich alles unter www.unternehmen-neukoelln.net. Unser Team der Lokalen Ökonomie macht übrigens die Beratung auch auf Arabisch. Bezirksbürgermeister Hikel im Gespräch weiterlesen

Gesundheitsstadtrat informiert über die  aktuelle Situation in Neukölln

Interview mit Falko Liecke

Foto: Bezirksamt Neukölln von Berlin

KuK: An wen können sich Neuköllner wenden, wenn sie befürchten infiziert zu sein?
Liecke: Das für die bundesweite Infektionsüberwachung zuständige Robert-Koch-Institut (RKI) hat klare Kriterien definiert, wann ein Test auf das sogenannte Coronavirus (SARS-CoV-2) erforderlich ist. Erstens muss ein enger Kontakt zu einer positiv getesteten Person bestanden haben. Enger Kontakt bedeutet, mindestens 15 Minuten in unmittelbarer Entfernung, also unter 1,5 Metern. In diesen 15 Minuten muss es durch ein Gespräch oder Husten und Niesen auch zu einer möglichen Übertragung von Tröpfchen gekommen sein. Ansonsten erreicht das Virus keine ansteckende Konzentration beim Empfänger. Einfach nur in der U-Bahn neben jemanden gesessen zu haben, macht eine Infektion also sehr unwahrscheinlich, soweit derjenige nicht hustend oder niesend unterwegs war. Statt eines unmittelbaren Kontaktes kommt auch ein Aufenthalt in offiziellen Risikogebieten für eine Indikation zum Testen in Frage. Das spielt aber gerade hier in Berlin zunehmend keine Rolle mehr. Gesundheitsstadtrat informiert über die  aktuelle Situation in Neukölln weiterlesen

Jugendamt Neukölln gut aufgestellt

Hoffentlich kommt keine Ansteckung dazwischen

Im Jugendamt Neukölln wurde schnell auf die Krisensituation durch Corona reagiert. Das zeigt sich im Team für Kinderschutz. Dort wird in zwei Schichten gearbeitet. Wie in den anderen Abteilungen auch, gibt es zusätzlich eine Telefonansage und Emailadressen für Nachfragen. »Es ist ein gutes System. Wir werden erreicht und haben den Kontakt zu anderen Teams. Am Wochenende gibt es weiterhin den Notdienst. Es ist immer jemand da«, sagt  eine mitarbeitende Person.
Verharmlost wird angesichts des Ernstes der allgemeinen Situation allerdings nichts. Das Jugendamt kooperiere mit freien Trägern, die ihre Arbeit zum Schutz ihrer Mitarbeiter eingeschränkt hätten. Ambulante Dienste würden von Familien teilweise nicht mehr in die Wohnung gelassen, da diese »Corona ins Haus bringen« könnten. Insgesamt sei die aufsuchende Betreuungsarbeit eingeschränkt. Jugendamt Neukölln gut aufgestellt weiterlesen

Investoren werden in die soziale Pflicht genommen

»Neuköllner Modell« für kiezverträglichen Wohnungsbau

In Neukölln, wie überall in Berlin, sind preiswerte Wohnungen Mangelware. Wo immer möglich werden Hinterhöfe bebaut und Baulücken geschlossen, also nachverdichtet, auch in den Milieuschutzgebieten des Bezirks.

Jochen Biedermann und Christopher Dathe.    Foto: bs

Dies verpflichtete Investoren bisher zu keinerlei sozialen Gegenleistungen. Im Klartext: keine 30 Prozent Sozialwohnungen oder Schaffung von zum Beispiel Kitaplätzen. Grund: in Milieuschutzgebieten wird der Bestand geschützt, jedoch nicht der Neubau. Investoren werden in die soziale Pflicht genommen weiterlesen

Kein Geld mehr, was tun?

Fördermaßnahmen auf die Schnelle

Die Lahmlegung des öffentlichen Lebens hat dramatische Konsequenzen für das Kleingewerbe.
Was zu tun ist, erklärt die Wirtschaftsförderung. Die IBB (Investitionsbank Berlin) stellt Unternehemen von fünf bis zehn Mitarbeitern –Minijobber zählen nicht mit – bei einem Liqiditätsengpass einmalig und unbürokratisch bis zu 15.000 Euro zur Verfügung. Dieses Geld wird vom Bund ausgeschüttet und darf nur für Betriebskosten verwendet werden. Das Land schüttet bis zu 5.000 Euro aus, es darf für Personal-und Betriebskosten verwendet werden. Es kann sein, dass die korrekte Verwendung des Geldes später geprüft wird.
»www.ibb.de/de/wirtschaftsfoerderung/themen/coronahilfe/corona-liquiditaets-engpaesse.html«. Kein Geld mehr, was tun? weiterlesen

Kicken für bessere Noten

Zukunftsprojekt mit Sport, Kultur und Bildung

Warum wollten Sie Bürgermeister werden? Welches Schulfach mochten Sie früher am liebsten? Spielen Sie auch ab und zu Fußball? Persönliche Fragen wie diese bekommt Martin Hikel (SPD) vermutlich eher selten gestellt. Doch an diesem Tag ist der Neuköllner Bezirksbürgermeister an der »Zürich-Grundschule« zu Gast, wo er von den Schülern regelrecht gelöchert wird.

Knete für kleine Kicker   .Foto: mf

Grund für seinen Besuch, ist das Förderprojekt »Fußball trifft Kultur«, das in Kooperation zwischen der Spenden­initiative »Deutschland rundet auf« und dem »1. FC Union Berlin« ins Leben gerufen wurde. Ausgewählten Schülern soll dabei eine besondere Chance geboten werden: Zweimal in der Woche treffen sich die Acht- bis Zwölfjährigen zum Fußballtraining mit einem Trainer des Erstligavereins, anschließend üben die Kinder auf spielerische Weise Deutsch und Mathe. Sie lernen Rechnen mit Fußballtabellen, füllen Lückentexte über Fußball aus und bleiben so im Unterricht am Ball. Der Andrang der Kids ist groß, an der Neuköllner Grundschule nehmen über 40 Schüler teil. Kicken für bessere Noten weiterlesen

Mit Sinnesfreuden gegen Künstlerhunger

Paketweise Genuss spenden und helfen

 

Wie in diesen Wochen Künstler, kleine Händler und Lebensmittelhersteller unterstützen, die ihre Erwerbs- und Absatzmöglichkeiten verlieren, und zugleich Glücksmomente verbreiten? Das fragte sich Wolfgang Baumeister und das Team vom »Hungerkünstler im Salon Renate«, dem Weichselstraßen-Käse-Bistro, das zugleich Wein- und Feinkosthandel sowie Raum für Verköstigungen, Künstlertermine und andere Pop-up-Events ist.
Wenngleich auch der Gastrobetrieb des »Hungerkünstlers« derzeit ruht, bekocht und beglückt das Team den Kiez derweil mit einem alten Hausmittel gegen Tris­tesse: Käsespätzle. Die feinen handgeschabten Biospätzle von »Josephines Feinkost« sind mit einer »Peppikäse«-Spezialmischung und Miss Sophies Röstzwiebeln zubereitet und können im Laden vorbestellt und küchenfertig abgeholt werden. Zuhause dann nur noch in Ofen oder Pfanne erwärmen und losschlemmen. Auch vegane Varianten soll es geben.

FREUDE statt Hunger.    Foto: jr

Darüber hinaus sind individuelle Pakete mit vielem, was für schöne Stunden sorgen kann, in Vorbereitung. Mit Sinnesfreuden gegen Künstlerhunger weiterlesen

DigitalPakt

Schulen kommen langsam aus dem Knick

Das Corona­Virus stellt uns alle vor und in ungeahnte Situationen, auch unser Bildungssystem. Schüler, Eltern und Lehrer müssen sich unvorbereitet in wenig digitalisierte Lernsituationen einfi nden. Eltern, die ihren Kindern einen vernünftigen Umgang mit der Technik nahegebracht haben, fordern ihre Sprösslinge auf, sich gefälligst an den PC zu schleichen und Hausaufgaben zu machen. Lehrer lassen sich die didaktisch ausgefeiltesten Methoden einfallen, um ihren Schülern den Spaß am Lernen zu erhalten. Viele Schüler haben zwar ein Smartphone jedoch kein Tablet, keinen PC oder Laptop. In einigen Familien müssen sich mehrere Kinder einen Laptop teilen und ihre Hausaufgaben erledigen. Einige Lehrer kontakteln über die Website der Schule mit ihren Schutzbefohlenen, andere nutzen die unterschiedlichen digitalen Lernplattformen. DigitalPakt weiterlesen

Sexarbeit von Mann zu männlich

»Subway« bietet Hilfe für junge Sexarbeiter an

In der aktuellen Phase der Ausgangsbeschränkungen und Schließung öffentlicher Orte sind auch Bars, Clubs und »Pensionen« geschlossen, in denen sonst Sexarbeit von Mann zu männlich geleistet wird. Junge Männer, die sonst der Prostitution nachgehen, halten sich weiterhin auf der Straße auf, viele können in die Obdachlosigkeit geraten oder haben bereits keine feste Wohnung mehr. »Subway« hat deswegen seine Hilfsangebote »für Jungen, Männer und Trans*personen bis 27« verdoppelt: die Öffnungszeiten wurden von vier auf acht Stunden ausgeweitet, die Streetwork durch erfahrene Sozialarbeiter intensiviert. Es werden Lunchpakete an junge Obdachlose aus der Sexszene verteilt und aktuell über Corona aufgeklärt. Die Arbeit erfolgt derzeit in sechs Sprachen. Sie ist notwendiger denn je. Sexarbeit von Mann zu männlich weiterlesen

Brasilien, Neukölln und Frauen

Vilson Sousa malt und kocht

Das größte ausgestellte Gemälde ist ein Prospekt über Vilson Sousas Geburtsland Brasilien. Das ganze Land wird symbolisch gespiegelt. Ein Indigener aus Amazonien eröffnet die bildliche Reise. Ein Bürohochhaus mit Fahrstuhl zeigt den Einbruch der Moderne an. Ein hohes Gebäude stellt die Hauptstadt Brasilia dar, die einem Flugzeug nach entworfen wurde. Danach kommen dampfende Schlote, die für die große Industriestadt Sao Paulo stehen. Auf dem virtuellen Weg nach Süden folgen Bäume, die von deutschen Siedlern gepflanzt wurden. Abschließend finden sich Rinder, getrieben von einem reitenden Gaucho.

Vilson im Weinladen. Foto: th

Der Prospekt zeigt Brasiliens Vielfalt. Schon dieses Bild strahlt farbliche Kraft aus, die den symbolischen Botschaften imposanten Ausdruck verleihen. Sousa bezeichnet sich treffend als »symbolischen Surrealisten«. Dabei benutzt er ausschließlich sechs Farben, aus denen er Mischtöne kreiert: Schwarz, Blau, Gelb, Rot, Karmin und Weiß. Brasilien, Neukölln und Frauen weiterlesen

Basteln mit Rolf

EiPhone

Ostern fällt in den April. Da liegt es doch nahe, ein österliches Präsent, wie zum Beispiel ein EiPhone, unseren Lieben ins »Nest« zu legen. Dafür reicht ein gekochtes Ei, ein schwarzer Buntstift, etwas Ostergras und wie immer: Lust zum Pfriemeln.
Auf das gekochte Ei malen wir mit dem Buntstift eine Telefontastatur und ein rechteckiges Bildschirmfenster. Ob nun darauf noch »EiPhone« stehen soll, bleibt jedem selbst überlassen. Die Bemalung ist in wenigen Minuten erledigt. Ich habe bewusst auf einen lösungsmittelhaltigen Edding verzichtet, damit nichts ins Ei eindringen kann. Allen KuK-Lesern ein frohes Osterfest.

rr

Der unerwartet schwere Gegner

Reaktionen zwischen Arg- und Ratlosigkeit

Immerhin bis zum 12. März dauerte es, bis der Berliner Fußball-Verband (BFV) seinen Spielbetrieb für zunächst zehn Tage aussetzen sollte. Erst, als das Coronavirus gewissermaßen auch amtlich und unmittelbar in den Hauptstadtfußball Einzug gehalten hatte: Zwei Tage zuvor war nämlich öffentlich geworden, dass je ein Spieler eines Landesligavereins sich mit dem Virus infiziert hatte. Einer der beiden gehört der zweiten Mannschaft des »TSV Rudow« aus dem Süden unseres Bezirks an, woraufhin 22 Personen – Spieler und Trainer des Clubs – erst einmal in Quarantäne geschickt wurden.

Am 8. März verabschiedete Detlef Wilde (r.) noch Trainer Tim Jauer (l.) – acht Tage später musste seine eigene Verabschiedung dann ausfallen.   Foto: Hagen Nickelé

Die kommenden zwei Spiele der Mannschaft würden verlegt, stellte der BFV laut »Morgenpost« klar – und die »B.Z.« berichtete, dass die restlichen Rudower Teams den Trainingsbetrieb fortsetzen würden: »Der Rest des Vereins ist ja nicht betroffen und bis auf einen Spieler sind auch noch alle gesund«, zitierte das Boulevardblatt einen Vertreter des TSV. Was spätestens aus heutiger Sicht haarsträubend klingt, war zu diesem Zeitpunkt natürlich der Ahnungslosigkeit gegenüber dem Ausmaß der Epidemie geschuldet, die keiner der Beteiligten in dieser Form zuvor erlebt hat. Der unerwartet schwere Gegner weiterlesen

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Internationales Freundschafts­Jugendfußballturnier in Neukölln wird abgesagt

Am 8. Mai 2020 jährt sich der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus und des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa zum 75. Mal. Erstmals ist dieser Tag in Berlin offizieller Feiertag.
Anlässlich dieses Gedenktags wollten der »BSV Grün-Weiss Neukölln 1950 e. V.« und der »TSV Rudow 1888 Berlin e. V.« ein zweitägiges Freundschafts-Jugendfußballturnier »Tournament of Peace« der Altersklasse U14/15 veranstalten. Eingeladen waren alle nationalen und internationalen Partnerstädte Neuköllns sowie Vertreter aus weiteren Ländern wie Polen, Weißrussland und Dänemark. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben weiterlesen

Petras Tagebuch

Trotz alledem

Es ist keine Schande, wenn man sich so richtig beschissen fühlt. So geht es mir gerade. Jeden Tag müssen wir alle mit neuen Tatsachen umgehen. Unsere ganze Kontinuität, unterbrochen durch persönliche Aufreger, ist aus den Fugen geraten. Unternehmen geraten ins Schleudern. Der Bund öffnet seine Taschen und schüttet Gelder aus. Mal sehen, wer dann davon profitiert. Dem asiatischen Modell folgend verwenden wir Mundschutze, halten Distanz oder verlassen gar nicht mehr die Wohnung.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Situation so hätte sein können, wenn eine Atombombe gefallen wäre. Die Sonne scheint, keiner fällt sofort zu Boden, es ist eine verhaltende Stimmung und wir sind alle von etwas Unsichtbarem bedroht. Petras Tagebuch weiterlesen

Vom Radverkehr zum Klimaplan

Aller Anfang ist schwer, warum sollte das in der Berliner Verwaltung anders sein? Das Mobilitätsgesetz ist ein guter Anfang. Es bevorzugt den Fahrradverkehr und den mit alternativer Energie betriebenen ÖPNV vor dem Autoverkehr.
Auch wenn in Neukölln derzeit wo immer möglich Fahrradwege gebaut werden, geht es andernorts schneller und umfassender. Luxemburg hat als erstes Land den kostenlosen ÖPNV eingeführt, um eine umfassende Verkehrswende einzuläuten.
Innerstädtisch könnte das auch für Berlin und andere Städte ein guter Anfang sein, im ländlichen Bereich, aufgrund der maroden oder fehlenden Infrastruktur, eher ein schwieriger.
Liebe Berliner Verwaltung, tretet bitte in die Pedale und bedenkt @germanzero gleich mit! Dann schaffen wir auch die Klimaneutralität bis 2035 !

Beate Storni

SPD-Neujahrsempfang

Gute Stimmung im »KUBIUM«

Rund 300 Gäste kamen zum Neujahrsempfang der Neuköllner SPD-Fraktion ins »KUBIUM« in der Teupitzer Straße 39. In fröhlicher und entspannter Atmosphäre konnten sich hier Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft miteinander austauschen.

SPD mit Visionen.     Foto: mr

Als Ehrengäste begrüßten die Fraktionsvorsitzenden Mirjam Blumenthal und Cordula Klein die Bundesfamilienministerin Franziska Giffey, den Innensenator Andreas Geisel und den Fraktionsvorsitzenden der SPD Berlin, Raed Saleh. SPD-Neujahrsempfang weiterlesen

Pfusch macht Riesenpfützen

Mulden am Weigandufer kapitulieren schon vor einem Landregen

Nach dem etwas länger andauernden Regen im Februar stand das Weigandufer unter Wasser. Die am tiefsten gelegene der neuen Mulden lief über und blockierte den Gehweg. Für Kleinkinder und Rollstuhlfahrer ist die rund 30 Zentimeter tiefe, mit Wasser überfüllte, nicht mehr erkennbare Mulde nicht ungefährlich.

Überlaufender Neubau   .Foto: pm. Andreas Knopp

Die Muldenanlage wurde im letzten Jahr durch das Bezirksamt Neukölln im Rahmen einer 1,5 Millionen Euro teuren Sanierung neu angelegt. Vor der Sanierung versickerte das Regenwasser im unbefestigten Ufer­weg und im dichtbewachsenen Grünstreifen. Es gab mitunter Pfützen auf dem Uferweg. Nach Rodung des Grünstreifens und Erweiterung und Versiegelung des Uferwegs musste das Bezirksamt Sickermulden anlegen, damit das von der neu versiegelten Fläche ablaufende Regenwasser nicht in die Kanalisation gelangen kann. Die Mulden sollen das Regenwasser eines nur alle fünf Jahre stattfindenden Starkregener­eignisses fassen können. Das Weigandufer sollte für den Klimawandel gewappnet sein. Pfusch macht Riesenpfützen weiterlesen

Aus der Bezirksverordnetenversammlung

Neue Milieuschutzgebiete, Karstadt-Diskussionen und Razzien-Streit

Bezirksbürgermeister Martin Hikel nutzte sein »Wort des Bürgermeisters« am Beginn der Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 26. Februar dazu, die Namen der Opfer des Anschlags von Hanau zu verlesen. Anschließend erhoben sich die Bezirksverordneten, um schweigend der Ermordeten zu gedenken.
Gute Nachrichten gab es für Mieter in Britz und im Bereich der Germaniapromende. Die Mehrheit von SPD, Grünen und Linken beschloss, hier Milieuschutzgebiete einzurichten. Damit werden aufwändige Modernisierungen wie der Einbau von teuren Bädern oder Zweitbalkonen untersagt. Das Bezirks­amt kann außerdem das Vorkaufsrecht zugunsten Dritter ausüben und damit Hausverkäufe an Spekulanten verhindern. Aus der Bezirksverordnetenversammlung weiterlesen

Umsetzung des Mobilitätsgesetzes hinkt

Verkehrswende lässt in vielen Bezirken auf sich warten

Erfreulich: In Berlin steigt seit 2001 der Radverkehr um 53 Prozent. Ärgerlich: Unsere Straßen sind zu wenig darauf ausgerichtet, jedem Verkehrsteilnehmer gleichrangig seinen dafür notwendigen Raum zu geben. 70 Jahre lang hat die hiesige Verkehrspolitik dem individuellen Autoverkehr Vorrang eingeräumt. Das seit 16 Monaten existierende Berliner Mobilitätsgesetz soll erstmals dem Fuß-, Rad- und öffentlichen Personennahverkehr deutlich mehr Priorität verschaffen.

SPUR der Radler. Foto: rr

Ein auch von der Verkehrssenatorin Regine Günther verkündetes Leitbild für Berlin ist die »Vision Zero«. Das heißt: keine Verkehrstoten mehr. Dennoch stieg 2019 die Zahl der Verkehrsunfälle zum Vorjahr wieder um zwei Prozent, und seit Anfang des Jahres sind bereits 13 Verkehrstote zu beklagen. Darunter sind fünf Radfahrer und drei Fußgänger.
Der »Allgemeine Deutsche Fahrradclub« (ADFC) beklagt aus der Sicht der Radfahrer: »Die Umsetzung des Mobilitätsgesetzes können wir bislang nur als unzureichend bezeichnen.« Roland Stimpel vom »FUSS e. V.«, der die Interessen der Fußgänger vertritt, ergänzt: »Auf den Straßen ist davon noch wenig zu sehen.« Umsetzung des Mobilitätsgesetzes hinkt weiterlesen

Schläge statt Blumen

Statistiken zeigen das erschreckende Ausmaß machistischer Gewalt

Weltweit wird jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens zum Opfer von Gewalt, meist machistischer Gewalt. Jede dritte Frau – das sind eine Milliarde Frauen, die Unsägliches ertragen müssen, geschlagen, misshandelt oder vergewaltigt werden. Sexuelle Belästigung ist nicht in die Rechnung eingeschlossen. In der überwiegenden Zahl sind es Männer, von denen diese Gewalt ausgeht (75 Prozent). Bildung, Einkommen, Alter und Religionszugehörigkeit sind dabei vollkommen bedeutungslos. Häufig sind es zudem Beziehungstaten. Im Jahr 2018 wurden laut BKA insgesamt 140.755 Menschen in Deutschland Opfer von Partnerschaftsgewalt (davon in Neukölln 1.425 Fälle) – vier von fünf Opfern waren weiblich. Speziell bei sexueller Nötigung und Übergriffen sowie Vergewaltigungen fällt ein starker Geschlechtertrend auf. Bei diesen Taten lag der Frauenanteil unter den Opfern bei 98,4 Prozent. Außerdem gab es 2018 in Deutschland insgesamt 122 Femizide, das heißt gezielte Tötungen von Frauen. Schläge statt Blumen weiterlesen

»Ciocia Basia«: die Tante, die hilft

Unterstützung bei ungewollter Schwangerschaft

Das Telefon klingelt ungefähr dreimal am Tag, am anderen Ende der Leitung die Frage: »Könnt ihr mir helfen?« »Ciocia Basia« ist polnisch und heißt auf deutsch »Tante Barbara«. Dahinter verbirgt sich ein informelles Netzwerk aus Freiwilligen aus ganz Berlin, davon viele auch aus Neukölln, das ungewollt Schwangeren vor allem aus Polen, aber auch europaweit, Unterstützung bietet.
Bis 1993 galt in Polen ein Recht auf Abtreibung, seither haben sich die Gesetze verschärft. Heute hat Polen eines der strengsten Abtreibungsgesetze in Europa. »Ciocia Basia«: die Tante, die hilft weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt – Dienstag, 2. 3. 1920
Mord und Selbstmord. Gestern morgen 7.30 Uhr erschien in der Wohnung der Frau Holzapfel, Warthestraße 10, der 26jährige Eisenbahnarbeiter Fritz Henke aus der Bergstraße 64 und erklärte der öffnenden Frau H.,daß er ihren 31jährigen Sohn Willi sprechen wolle. Frau H. wollte den frühen Besucher nicht in die Wohnung hineinlassen, dieser stieß die Frau beiseite, ging in das Schlafzimmer des jungen Holzapfel, der noch im Bette lag, und feuerte auf diesen mehrere Revolverschüsse ab, die den jungen Mann lebend­gefährlich verletzten. Dann richtete Henke die Waffe gegen sich und schoß sich in den Kopf, so daß er tot zusammenbrach. Willi Holzapfel und Henke waren zusammen in der Eisenbahnwerkstatt Tempelhof beschäftigt und hatten sich dadurch kennengelernt. Beide haben in letzter Zeit in sträflichem Verkehr gestanden. Aus einem Briefe, den Henke an seine Mutter gerichtet hat, geht hervor, daß er die Tat schon seit längerer Zeit geplant hat. An dem Aufkommen des schwerverletzten Holzapfel wird gezweifelt. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Grooves aus der stehenden Luftsäule

Neue Klang- und Atemerfahrungen mit dem Didgeridoo

Für manche ist das Didgeridoo, das mehr oder weniger krumme Holzrohr der australischen Aborigines, ein nettes bis nervendes Instrument, das mit konstantem Tröten allenfalls exotische Klangeffekte setzt. Doch wer sich mit der Kunst es zu spielen ein wenig beschäftigt, ist schnell fasziniert.

MARC bläst durch Mark und Bein.     Foto: Daniela Incoronato

Das Spektrum der Ausdrucksmöglichkeiten, vom ersten klaren Grundton – jedes Didgeridoo hat je nach innerer Höhlung und Material seinen eigenen – über die verschiedenen per Obertöne und Stimme erzeugbaren Sounds bis hin zu abgefahrenen perkussiven Rhythmen, ist enorm. Ein paar Voraussetzungen braucht es natürlich, dem Rohr Leben einzuhauchen: Um dem »Didge« den typischen tiefen reinen Grundton zu entlocken, muss mit locker flatternden, nicht zu lockeren, nicht zu gespannten Lippen hineingeblasen und die im Instrument stehende Luftsäule in Schwingung gebracht werden. Der richtige Ansatz am Mundstück und die Bildung der eigenen »zweiten Lippe« findet sich. Mit Zungen- und Gaumenvariationen und Ausprobieren gleichzeitigen Singens oder Juchzens lassen sich früh spannende Effekte erzielen. Pfurz- und trompetige Töne sollten nicht entmutigen, einfach weiter auf den Körper und das Didgeridoo hören. Grooves aus der stehenden Luftsäule weiterlesen

Adoptieren, nicht kaufen

Verein mit Liebe für vier Pfoten

Julia Spillner.     Foto: Frederike van der Straeten

Neukölln hat einen neuen Tierschutzverein, der sich unter anderem um die Vermittlung von Hunden und Katzen aus Rumänien kümmert, sowie Kastrations- und Aufklärungskampagnen direkt vor Ort organisiert. Viele der Tiere kommen aus dem Partnerheim »Helping Animals Romania«, das sich in der Nähe von Bukarest befindet. CATDOG e.V. ist dieses Jahr im Januar gegründet worden und hat sich darauf spezialisiert, älteren, aber auch jungen Hunden aus Rumänien ein neues Zuhause in Berlin zu geben. »Unser Fokus liegt bei Langzeitinsassen«, sagt Gründerin Julia Spillner bei einem persönlichen Gespräch. Adoptieren, nicht kaufen weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner