Ein älterer Mensch, der hilf- und orientierungslos auf der Straße unterwegs ist, landet meist bei der Polizei. Doch wenn die Identität des vielleicht Demenzkranken unklar bleibt, ist auch die Polizei hilflos und mit der Unterbringung völlig überfordert. Gerade jetzt im Sommer, wo es häufig zu Dehydrierungen kommt.
In den meisten Berliner Bezirken gibt es schon länger für genau diese Fälle ein Netzwerk aus Polizei und Einrichtungen, die dann bis zur Feststellung der Identität für die adäquate Unterbringung und Verpflegung der hilflosen Personen sorgen. Seit Mai hat endlich auch Neukölln eine derartige Kooperationsvereinbarung zwischen drei Neuköllner Einrichtungen und dem Bezirksamt Neukölln, die auf Initiative des »Geriatrisch- Gerontopsychiatrischen Verbunds Neukölln« (GGVN) zustande kam. Beteiligt sind das Wohin, wenn der Weg weg ist weiterlesen →
Der Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, Andreas Geisel, hat gemeinsam mit dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland, die gewählten Mitglieder der Quartiersräte und der Aktionsfondsjuries der Stadt Berlin in das Abgeordnetenhaus von Berlin eingeladen.
Senator Andreas Geisel: »Den Quartiersräten gebührt unser Dank und eine öffentliche Anerkennung für ihre ehrenamtlich geleistete Arbeit für unserer Stadt. Der Einsatz der Mitglieder der Quartiersräte und der Aktionsfondsjuries in den Berliner Stadtteilen gehört zu den besonders hervorzuhebenden Ehrenämtern in der Stadtentwicklung. Ich bin ganz sicher, dass die Programmmittel in der Höhe von 27,5 Mio. Euro für Projekte des Programms »Sozialen Stadt« auch in diesem Jahr gut genutzt werden.« Berliner Quartiersräte beraten sich weiterlesen →
Das Quartiersmanagement Donaustraße-Nord verbessert den Zusammenhalt im Kiez
Gegenwärtig wird heiß diskutiert, welche politischen Instrumente und Maßnahmen am besten geeignet sind, der zunehmenden Verschlechterung der sozialen Situation und der Lebensbedingungen in Neukölln entgegenzuwirken. Der Bezirk setzt dabei schon seit langem auf das Instrument des Quartiersmanagements (QM). Seit 1999 wurden insgesamt elf Quartiersmanagementbezirke in Neukölln eingerichtet. Diese Gebiete zeichnen sich durch einen besonderen Entwicklungsbedarf aus. Die Indikatoren dafür sind unter anderem hohe Arbeitslosigkeit, ein hoher Anteil an Familien, die von Transferleistungen abhängig sind, Kinderarmut, Bildungsferne sowie ein hoher Migrantenanteil. Ziel des Quartiersmanagements ist eine nachhaltige Verbesserung des Wohn- und Lebensumfelds in den jeweiligen Gebieten.
Das Team des QM Donau-Nord. Foto: rb
Das QM Donaustraße-Nord startete im Jahr 2009 und ist damit eines der jüngeren in Neukölln. Sein Gebiet wird im Westen durch die Karl-Marx-Straße, im Norden durch den Hermannplatz, im Osten durch die Sonnenallee und im Süden durch die Erkstraße begrenzt. Das QM unterstützt eine Vielzahl größerer und kleinerer Projekte im Kiez mit Fördermitteln aus dem Programm »Soziale Stadt«. Für kleinere Aktionen wie Hoffeste, Tanzveranstaltungen oder ähnliches kann auch kurzfristig Geld zur Verfügung gestellt werden. Für größere Projekte, die meist über mehrere Jahre angelegt sind, steht ein Projektfonds zur Verfügung. Zwei Drittel der Mittel fließen in Bildungsprojekte. Geförderte Projekte sind zum Beispiel der Jugendstadtteilladen Hobrechtstraße oder die Nachmittagsbetreuung an der Ernst-Abbe-Schule. Besonders stolz ist Juliane Willerbach, Mitarbeiterin im Team des QM Donaustraße-Nord auf das Elterncafé an der Rixdorfer Schule. Die ehemalige Hausmeisterwohnung der Schule wurde zu einem vielfältig nutzbaren Treffpunkt umgestaltet und ist für verschiedene Kurse und Treffen für Bewohnergruppen aus der Nachbarschaft offen, unter anderem findet dort jeden letzten Freitag im Monat ab 9 Uhr ein Frauenfrühstück statt.
Juliane Willerbach will noch mehr Bewohner des Quartiers miteinander ins Gespräch bringen. Wichtigstes Gremium hierfür ist der Quartiersrat. Er besteht mehrheitlich aus Bewohnern, die übrigen Mitglieder sind Vertreter aus Schulen, Vereinen, Kulturinstitutionen und Gewerbetreibende. Die Mitglieder des Quartiersrats nehmen Einfluss darauf, was schwerpunktmäßig im Gebiet verbessert werden soll. Die regelmäßigen Quartiersratssitzungen sind öffentlich. Juliane Willerbach ruft ausdrücklich zur Teilnahme auf: »Jeder ist herzlich eingeladen, an der Gestaltung des Quartiers mitzuwirken«. Die nächste Sitzung findet am 20. März um 19 Uhr im Quartiersbüro statt.
rb
QM Donaustraße-Nord, Donaustraße 7, 12043 Berlin, Tel.: 346200-69/-70, e-mail: info@qm-donaustrasse.de, Sprechzeiten: Di 16:00-18:00 und Do 10:00-12:00
Herausforderung ist die Mehrgenerationengesellschaft
Neukölln ist zwar ein Bezirk, der besonders für junge Leute eine große Anziehungskraft hat, aber auch hier gibt es immer mehr ältere Menschen. Ist der Bezirk auf die Bedürfnisse dieser Menschen eingerichtet?
Über dieses Thema diskutierten beim »Talk im Park« am 26. Oktober Meltem Baskaya vom »Kompetenz-Zentrum Interkulturelle Öffnung der Altenhilfe«, Hedwig Rockel vom »Seniorentreffpunkt Neukölln«, Bernd Szczepanzki Bezirksstadtrat für Soziales, und Jochen Ziegelmann vom »Deutschen Zentrum für Altersfragen«. Die Fragen stellten Heidi Göbel und Martin Steffens.
Jochen Ziegelmann stellte als erstes fest, dass der Arbeitsmartkt noch keineswegs angemessen auf die älter werdende Gesellschaft reagiert. Zwar sollen alle bis zum Alter von 67 Jahren arbeiten, werden aber vielfach bereits mit 50 aus dem Arbeitsleben aussortiert. Das hat dann natürlich auch Auswirkungen auf die Höhe der Altersrenten. Altersarmut ist die häufige Folge. Bei der derzeitigen Entwicklung der Mieten, besonders in Nordneukölln, kann das dann auch schnell dazu führen, dass Wohnungen unbezahlbar wird.
Bernd Szczepanzki stellte allerdings fest, dass es auch noch einen anderen Grund dafür gibt, dass im Süden Neuköllns mehr alte Menschen wohnen als im Norden: die Wohnungen in den Neubaugebieten, besonders in der Gropiusstadt, haben Aufzüge im Gegensatz zu Nordneuköllner Altbauten.
Kritisch sah Bernd Szczepanzki auch die Freizeitangebote für Ältere. Gelegentliche Treffen bei Kaffee und Kuchen, gemeinsames Schunkeln zu Musik von Claire Waldoff oder Hans Albers, fand er denn doch allzu dürftig. Es sei wichtig, meinte er, dass sich das Altersbild in den Köpfen ändere. Alt ist nicht gleich krank. Alte Menschen haben der Gesellschaft durchaus noch sehr vieles zu bieten.
Dem konnte sich Hedwig Rockel nur anschließen. Auch sie wies darauf hin, wieviel Erfahrung die Alten an die Jungen weitergeben könnten. Dazu müssten sich die Altersgruppen aber viel mehr vermischen. Mehrgenerationenhäuser könnten hier hilfreich sein. Eine solche Vermischung könnte darüber hinaus auch helfen, Familie zu simulieren, wo die echte Familie nicht mehr funktioniert.
Bei den Zuwanderern ist der Familienzusammenhalt in der Regel noch selbstverständlich, wie Meltem Baskaya feststellte. Das ist ein Grund, weshalb in den Senioreneinrichtungen wenige Migranten zu finden sind. Deshalb gibt es in diesen Einrichtungen auch kaum Angebote für diese Klientel, was widerum dazu führt, das Migranten sich in diesen Einrichtungen nicht gut aufgehoben fühlen. Es fehlt das gegenseitige Verständnis. Ein Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt.
Am Ende des Abends waren sich alle einig. Es gibt noch viel zu tun, denn das Problem der immer älter werdenden Menschen ist die größte Herausforderung, vor die diese Gesellschaft gestellt wird. mr