Einzigartiges Puppentheater-Museum

An Fäden geführt.                                                                                                                                                  Foto: pr

Puppenmuseum kämpft um sein Überleben

Von der lärmenden Karl-Marx-Straße durch einen hellen Hinterhof – da ist sie, diese kleine andere Welt. Zuweilen begrüßt der »Hausmeister« Blasius Manfredi seine kleinen und gro­ßen Gäste, ein ziemlich gruselig dreinschauender Gefährte, der vor allem bei den kleineren Gästen gleichermaßen Neugier und ein bisschen Furcht hervorruft. Blasius Manfredi, eine Handpuppe aus Spanien, ist nur eine der rund 3.000 Puppen aus Nikolaus Heins Sammlung im Puppentheater-Museum in Neukölln.
Aus einer Ecke schaut einen der Teufel mit den drei goldenen Haaren an, aus der nächsten der Kleine Onkel aus Pippi Langstrumpf, eine Seiltänzerin turnt unter der Decke, und auch Charlie Chaplin lässt grüßen – in dem großen offenen Raum wimmelt es nur so von unterschiedlichen Charakteren des Puppenspiels. Die Handpuppen, Marionetten und Stabpuppen kommen aus vier Jahrhunderten und der ganzen Welt.
Nachdem der Gründer Nikolaus Hein im August vergangenen Jahres starb, wird das Puppentheater-Museum momentan ehrenamtlich von Joachim, im Kiez kennen ihn alle unter Morris, und R. Gonko weiter geführt. Mit dem Bezirksamt sind sie im Gespräch, »wenigstens eine feste Stelle wäre schön« , sagt Morris und hofft, dass es weitergehen wird.
Seit 2017 ist Morris Teil des Museums. Am Anfang hat er keine Führungen gemacht, aber dann war Hein einmal krank und hatte alle Führungen abgesagt, als plötzlich 15 Kinder vor der Tür standen – also blieb ihm nichts anderes übrig. Mittlerweile sind es seine liebsten Führungen. Häufig machen die Kinder hier ihre ersten Museumserfahrungen, sie lernen die verschiedenen Arten der Puppen kennen, können sie ausprobieren und lernen auf spielerische Weise. Und alle gehen mit lachenden Gesichtern aus dem Haus. »Wenn es dicht gemacht wird, dann würde den Kindern etwas weggenommen werden, das würde mich sehr wütend machen«, so Morris.

Puppen von Fettig.                                                                                                                                                  Foto: jr

Doch eigentlich ist es egal, ob Kinder, Studenten, Demenzkranke oder Erwachsene kommen – denn selbst die »Großen« können sich dem Charme der Puppen nicht entziehen. Sobald jemand eine Marionette zum ersten Mal in der Hand hält, scheint dieser fast vergessene Spaß am Spiel geweckt, auch wenn Pinocchio in den ersten Schritten meist noch etwas betrunken zu sein scheint.

jr
Das Museum bietet Führungen zu verschiedenen Themen an, eine ganz besondere ist sicherlich die Taschenlampenführung, außerdem Workshops zum Puppenbauen, und natürlich wird auch Theater gespielt. Das Programm findet sich unter:
www.puppentheater-museum.de