Letzte Runde im Netz

Webserie aus dem »Circus Lemke«

»Scotch on the Rocks of Neukölln« lautet der Untertitel einer tief rauch- und dunstgeschwängerten Serie, die seit letztem Herbst das Internet bereichert. Mit trunkenen Tresendramen, -verliebe- und -philosophierereien, wie sie der leidenschaftliche Kneipengänger gerade auch in Neukölln kennt und schätzt. Fast wie im richtigen Leben.
Die letzte Runde, »The Last Order« lautet der Titel der Serie aus sieben Kurzepisoden, die durchweg in der Bar »Circus Lemke« in der Selchower Straße 31 gedreht wurde. Auf deren 50 Quadratmetern wurde im letzten Frühling 30 Tage lang täglich von 7 bis 17 Uhr vom Mini-Team der beiden Filmemacher Julia Hertäg und Henning Röhrborn gedreht und cineastisch tiefe Nacht herbeigezaubert. Wie sich die »inspirierte« spätnächtliche Mischung der Übrigge­bliebenen und Stammgäste an der Bar von Keeper »Kalle« zu mancher Sinnkrise oder Erkenntnis hinreißen lässt, erzählt »The Last Order« mit empathischem Humor – und chronologisch rückwärts, als Gedankenspiele anregende Rekonstruktion von Erinnerungen letzter Nächte. Auch Musik wird wie ein Live-Soundtrack in jeder Folge als prägendes Stilelement eingesetzt – von aufstrebenden Berliner Bands und das durchaus passend und kunst- wie stimmungsvoll dargeboten.
Ohne jegliche finanzielle Unterstützung und getragen von ihren eigenen Tresenkraft­erlebnissen zogen die Filmemacher und die prima Darsteller wie Real-Kneipier Jan Lemke oder Anne von Keller als Barfrau Gwen die Webserie als ihr Wunsch- und No(!)-Budget-Projekt durch. Nun mögen viele die Mühe belohnen, die Geschichten schauen, liken, empfehlen und sharen. Prost!

hlb