Wohlfühlen unter Rixdorfs Palmen

Frische Geschmackskontraste vis à vis vom Comeniusgarten

An einer der schönsten Ecken des Böhmischen Dorfs, im Augenwinkel der Statue Friedrich Wilhelms I., lag rund 15 Jahre das Kneipenleben brach. Seit Dezember belebt das Allroundlokal »Paulinski Palme« mit professionellem, aber unkompliziertem Geschick das Juweleck.

NICHT auf, in die Palme!                                                                                                                                    Foto: pr

Die Betreiber Paul Adam (zuvor im »Reinstoff«) und Max Schippmann, Spitzname »Linski«, (zuvor im »Katerschmaus«) machten sich die Namensfindung leicht, die Lektüre eines Connie-Palmen-Buchs machte es dann komplett, und so wurde das Konzept, das Frühstück, Brunch, Bistro, Bar und Abendrestaurant unter ein Dach bringt, flott benamt. Und verbreitet, wie die Berliner Speise- und Getränkekarten-Titelbilder, einen Hauch 20er-Jahre.
Das erfahrene Küchenteam um Pascal Witzkewitz (zuvor im »Pauly Saal«) kocht nach Gusto und Einkaufslage. Die Ochsenbacke etwa, mit Kartoffelstampf und Möhrchen auf kleinem, aber vollem Teller serviert, war zart und ein deftiger Schmaus. Das Fleisch kommt vom benachbarten »Blutwurst­ritter«, das Biobrot von der »Køniglichen Backstube«. Die Frühstücksgerichte (wie Eggs Florentine oder Benedict), Kässpätzle, der hauseigene Burger oder die feinen Desserts sind nicht unbedingt billig, aber ihren Neu-Neuköllner Preis wert. »Traunsteiner« und »Lammsbräu» vom Fass sind eine gute Bierwahl, und mit Weinen kennt sich das Team ohnehin aus. Eine gut bestückte Weinbar ist das »PP«, wie das Blechschildpaar hinterm langen Holztresen markant den Kneipennamen verkürzt, nämlich auch.
Topplätze hat man an der behockerten Fensterfront zur Richardstraße, aber auch vor dem hübschen Holzbuffet im Herzen des Ladens. Durch Zimmerpflanzen, auch der palmigen Art, Schnittblumen und Milchkannen, Schulstühle und Kuckucksuhr, aus Ölfässern upgecycelte Lampen und poppig bunte Kacheleien werden kiez­geeignet Kontraste und Stilakzente gesetzt. Ein gelungener gastrokünstlerischer Gratwandel zwischen Tradition und Moderne, der den guten Referenzen seiner gut gelaunten Macher eine weitere hinzufügt.

hlb
Paulinski Palme, Richardstr. 76,
Mi – Mo 10 – ca. 0 Uhr, Facebook: PaulinskiPalme