Die Große Mauer und das Zelt im Schnee

Dritte Folge des Reiseberichts von Moritz Ecker

Das Erste, was auf dem Weg nach Gansu auffällt: Die große Polizeipräsenz ist verschwunden. Das Internet verändert sich von extrem langsam zu nur langsam. Nach zwei Tagen in einem Hostel, um den verärgerten Magen zu kurieren, mit echter Toilette und leckerem chinesischen Essen, ist Moritz Ecker weiter auf dem Weg Richtung Australien. Doch ehe er China verlässt, besucht er seine erste und einzige Sehenswürdigkeit: Die Große Mauer in der Nähe von Jiayuguan. Das westliche Ende der Mauer ist »ziemlich heruntergekommen, bei Weitem nicht so beeindruckend wie auf Fotos des berühmten östlichen Teils nahe Beijing, und erinnert eher an die Mauer im Garten meiner Eltern.«

Letzter Blick nach China.                                                                                                                            Foto: privat

Nach langem Fahren durch monotone Wüste tauchen am Horizont endlich Berge auf. Sie führen auf das 3.000 Meter hohe tibetische Plateau. Nachts ist es kalt, es schneit. In Ebuzhen sucht Moritz nach einem Hotel – er schafft es fast. Es ist schon spät und dunkel, als der »nette« Polizist ihm erklärt, dass keine Ausländer erlaubt sind – so fährt er weiter und verbringt die Nacht bei unter Null Grad neben der Straße. Später kommt dieser Polizist in Zivil mit Keksen und Saft. »Sicherlich um sein Karma aufzubessern, zu den Keksen sagte ich natürlich trotzdem nicht nein.«Weiter geht es durch viele Tunnel neben risikofreudigen Truckern. Hier endet das leere China und das dicht besiedelte beginnt.
Nach 250 Kilometern wird es endlich wieder wärmer, und Moritz ist froh, ohne Mütze schlafen zu können. Das Schlimmste am Zelten im Kalten »ist eine kalte Nase in der Nacht, ich habe noch keine Lösung für dieses Problem gefunden.«
Nun ist er in Vietnam – es regnet, und er ist ein bisschen krank. Aber es gibt wieder Schokolade und Kaffee. Der Unterschied in Vietnam sind die Touristen und dass alles viel unkomplizierter ist – Unterkunft, Internet, Sprache und Essen.
In Melbourne ist noch nichts geplant, denn er weiß nicht, wann er dort ankommt, vermutlich wird es April. Von dort will er sein Rad, sofern es ihn bis dahin trägt, nach Berlin schicken und in Neuseeland ein neues Album aufnehmen.
Aber erstmal geht es nach Laos und Bangkok und über Malaysia nach Singapur. Dann via Boot nach Indonesien und über die Inseln nach Osttimor. »Wie ich von da nach Australien komme weiß ich noch nicht. Das plane ich, wenn es in Reichweite kommt.«

jr