Marx versus McDonalds

Kino in Neukölln

Das »Il Kino« bleibt eine spannende Adresse für Cinephile im Kiez. Neben vielen spannenden Neuzugängen im November-Programm läuft auch immer noch ein Film, der bereits im August seinen deutschen Kinostart hatte: »Captain Fantastic« ist eine Tragikomödie von Matt Ross, von dem auch das Drehbuch stammt. Im »Il Kino« gibt es die vielleicht letzte Chance, den Film auf der großen Leinwand zu sehen.

nov_kino
Die Handlung be­ginnt mit dem Selbstmord einer Frau, die neben ihrem Ehemann sechs Kinder zurücklässt, die alle in einem Wald fernab von jeder Form der Zivilisation den »Aussteigertraum« leben. Die Kinder beherrschen allseits bekannte, sowie eher unbekannte, teilweise groteske Überlebensfähigkeiten, die Menschen aus der industrialisierten Welt nur aus Filmen kennen.Die Selbstversorger erlegen Hirsche, klettern steile Felswände hoch und zitieren Marx und Mao.
Der Film nimmt richtig Fahrt auf, als das Familienoberhaupt Ben mit seiner Bande in einem alten Schulbus einen Roadtrip startet, um die christliche Beerdigung der Mutter durch ihre Eltern zu verhindern. Der Krieg der Welten kann beginnen, und so sind die humorvollsten Szenen auch die, in der die sehr unterschiedlichen Lebensanschauungen von Bens Familie auf die der modernen Welt prallen.
Im letzten Drittel wird der Film dann zunehmend reflektierender, als Ben beginnt, seine alternative Lebensweise fernab von Materialismus und Coca-Cola in Frage zu stellen und die von ihm geschaffene Utopie teilweise anzweifelt. Der Vater Ben wird gespielt von dem sehr charismatischen Viggo Mortensen, der als Hippie-Vater absolut überzeugt.
Am Ende ist »Captain Fantastic« eine wahrlich fantastische Geschichte, die irgendwo zwischen Gesellschaftskritik und skurilem Ritus immens unterhält.bk
Captain Fantastic (USA 2016, Matt Ross, 120 Min) ist am Mittwoch, den 09. 11. um 22:00 Uhr, in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln, im »Il Kino«, in der Nansenstraße 22 zu sehen