»Central Rixdorf« wird zum »Hotel Rixdorf«

Unterhaltsames Theater sehr frei nach »Pension Schöller«

Die gefräßigen Miethaie haben ihr Revier nun auf den beschaulichen Böhmischen Platz und dessen Umgebung ausgedehnt. Artur Albrecht, der jahrelang das »Central Rixdorf« mit Puppentheater, Kochshows und Konzerten betrieb, hatte nur die Wahl zwischen aufgeben oder tatkräftigen Aktionen mit Blick auf die Zukunft. Er entschied sich für letzteres.
Aus dem »Central Rixdorf« wurde »Hotel Rixdorf«. Wer dort aber luxuriös übernachten will, ist auf dem falschen Dampfer. Beim »Hotel Rixdorf« handelt es sich um ein unterhaltsames Theaterstück, sehr frei nach dem Lustspiel »Pension Schöller«.

Hotel Rixdorf
Philipp Klapproth(Steinle) in der Irrenanstalt.                                                                                                         Foto: pr

Da mußte sich Artur Albrecht schon etwas Besonderes einfallen lassen und das ist ihm gelungen. Mit Hilfe einer in der Künstlergarderobe plazierten Kamera können die Zuschauer sowohl das Geschehen auf als auch hinter der Bühne verfolgen. Was in der Künstlergarderobe passiert, sehen sie auf einem Bildschirm im Theaterraum. Durch die Gleichzeitigkeit des Geschehens auf und hinter der Bühne kommt es zu skurilen und witzigen Aktionen. Während sich die engagiert agierenden Darsteller im Bühnengeschehen voll auf den jeweiligen Charakter der Figuren einlassen, sind sie hinter der Bühne wieder ganz sie selbst.
Zum Inhalt: Gutsbesitzer Philipp Klapproth – großartig gespielt von Reinhold Steinle – unterstützt seinen Neffen Alfred finanziell bei einer Geschäftsgründung und will dafür einmal eine Irrenanstalt von innen gezeigt bekommen. Alfreds Freund, der Maler Ernst Kissling – ausdrucksstark dargestellt von Tobias Gürtler – kommt auf die Idee, ihm die »Pension Schöller«, beziehungsweise das »Hotel Rixdorf«, als Irrenanstalt zu verkaufen. Klapproth amüsiert sich prächtig. Allerdings eskaliert die Situation, als Klapproth auf seinem Gut von diesen vermeintlichen Irren besucht wird. Das Chaos nimmt seinen Lauf.
Artur Albrecht, der das Stück inszeniert hat, glänzt in der Rolle des Eugen Rümpel, eines Buchhalters mit Sprachfehler, der unbedingt Schauspieler werden will. Genial ist die Idee, Männerrollen mit Frauen zu besetzen. Gina Neuwald geht voll auf in ihrer Rolle als stets aufbrausender Major Gröber, Angelika Dufft als umtriebiger Großwildjäger Bernhardy. Galant und souverän präsentiert sich Andrija Belosevic als Butler Earl. Auch Edita Bermel macht eine gute Figur als schüchterne und überdrehte Schriftstellerin Josephine Krüger. Einen Kontrast zu all den Verrückten bildet Nora Barbiche als Friederike, kokett, liebreizend und ziemlich normal.
Die Zuhörer erlebten einen unterhaltsamen Abend, der sich durch die Idee, auch das Geschehen hinter der Bühne zu präsentieren, von vielen anderen Aufführungen der »Pension Schöller« absetzte und daher sehr authentisch wirkte.

pschl
Nächste Aufführungen: 1. / 18. / 30. April,
jeweils 20:00 Uhr
Hotel Rixdorf
Böhmische Straße 46