Schluss mit den Hausaufgaben

Armin Himmelrath plädiert für außerhäusliche Lernzeiten

Hausaufgaben machen Stress. Den Eltern, den Lehrern, den Kindern sowieso. Sie sind pädagogischer Unsinn und so gesehen Zeitverschwendung. Kinder, die keine Hausaufgaben machen, lernen nicht weniger, sind aber glücklicher. Das schreibt Bildungsjournalist Armin Himmelrath in seinem Buch mit dem etwas provokanten Titel »Hausaufgaben nein danke!«

Die gute Seite
Pädagogen und Provokateur.                                                                                                                                              Foto: mr

Am 23. Februar diskutierte der Autor in der Buchhandlung »Die gute Seite« am Richardplatz mit Pädagogen der Löwenzahn- und der Peter-Petersen-Schule und einem Publikum, das ebenfalls überwiegend aus Pädagogen bestand.
Hausaufgaben sollen durch Einüben, Nacharbeiten und Vertiefen das Wissen festigen. Zudem lernen die Kinder, Aufgaben eigenverantwortlich zu lösen, sie lernen, zu lernen. Und die Eltern bekommen mit, was in der Schule gelehrt wird.So einfach ist es aber offenbar nicht. Das fange schon damit an, so Himmelrath, dass nicht alle Elternhäuser den Kindern die gleiche Unterstützung anbieten können. Das verstärke die sozialen Unterschiede. Es werde daher höchste Zeit, sich von diesem veralteten Instrument zu lösen und die Hausaufgaben wieder dorthin zurückzuholen wo sie hingehören: in die Schule. Die Ganztagsschule biete dafür eine gute Gelegenheit. Dort könnten die Kinder außerhalb des regulären Unterrichts selbstständig lernen, alleine oder mit anderen Mitschülern oder mit der Hilfe der Lehrer, wenn das nötig ist. Eine gute Ganztagsschule müsse dann keine Aufgaben ins häusliche Umfeld delegieren. Mit einigen Beispielen belegte er, dass es aber auch in anderen Schulformen möglich sei, solche »Lernzeiten« anzubieten.
Es komme auf die Art der Hausaufgaben an, sagte dagegen die Konrektorin der Löwenzahn-Schule, Frau Ulbrieg. In ihrem Unterricht arbeiten die Kinder beispielsweise nach einem Wochenplan. So können sie sich selber einteilen, wann sie welche Aufgaben machen. Das motiviere die Kinder ungemein.
Ganz ohne Hausaufgaben gehe es nicht, meinte auch einer der Zuhörer. Wichtig sei aber, dass es keinen Zwang gebe. Ein Umdenken bei den Eltern forderte Claudio Pezzica, Leiter der Ganztagsbetreuung an der Peter-Petersen-Schule. »Die kriegen Panik, wenn die Kinder keine Hausaufgaben machen.« Es sei diese Anspruchshaltung, die die Kinder unter Druck setze.
Am Ende waren die Positionen gar nicht so weit voneinander entfernt. Auch Himmelrath geht es nicht um die Abschaffung selbständiger Lernphasen, sondern nur darum, sie dem zufälligen häuslichen Umfeld zu entziehen.

mr