Die Wasserstimme aus der Alten Welt

Kulturelle und kulinarische Reisen in die Vergangenheit im »Alte Welt Sıraltı«

Alte Welt Siralti
PRÄCHTIGES Geplätscher.                                                                                                                                                  Foto: hlb

In eine andere Welt möchte er den Gast versetzen, die Einheit aus türkisch-osmanischer Kochkunst, Mystik und dem Zauber vergan- gener Kulturen vermitteln und die Seele samt aller Sinne stimulieren. Ali Nizamettin Altun, Inhaber des »Alte Welt Sıraltı«, hat viel vor. Aus der traditionsreichen, lang leerstehenden »Alten Welt« in der Wissmannstraße hat er einen inspirierend schönen kulinarischen Kultur- und Erholungstreffpunkt gemacht. »Hier ist viel Liebe drin«, sagt er und entschuldigt sich, dass die lange Renovierung den Nach- barn so viel Geduld abverlangt habe. »Ich wollte einfach das Beste bauen.« Das spürt man: Schwere Holzmöbel, alte Vitrinen und Regale, Spiegel, Kronleuchter und Tiffanylampen schaffen eine behagliche, fast schon – auch wenn ein Großteil der Einrichtung von Berliner Trödelmärkten stammt – museale Atmosphäre. Blickfang und wohl einmalig in Deutschland ist die Bar – ein impo- santes, von Altun selbst konzipiertes Labyrinth aus Wasserrohren, das in einem Springbrunnen endet. Das Rauschen und Plätschern, die »Wasserstimme«, schafft Harmonie und diente, zusammen mit Musikuntermalung, schon im osmanischen Reich zur mystischen Therapie für die Seele. Herrlich, um bei einem Glas immer bereit stehendem Tee -oder aber einem ­Fass­­­bier- ­einfach mal zu entspan- nen und den Blick über die beeindruckenden, farbenprächtigen Keramiken schweifen zu lassen, die aus der türkischen Stadt Kütahya stammen. Sie gaben dem Lokal auch ihren neuen Namen: »Sıraltı« bedeutet zum einen Geheimnis, bezeichnet aber auch die Lackglasur (Sır), die die Kacheln erstrahlen lässt.
Das fest aufgebaute mediterrane Buffet lädt sonntags von 10 bis 18 Uhr zum Brunch, wird unter der Woche auch gern von vielen Kultur- und Schulgruppen genutzt, die sich hier gern treffen. In Kürze will Ali Altun schon um 11 Uhr öffnen und mit einer festen Speisekarte mit Gaumenfreuden der osmanischen Palastküche die »Festlichkeit der Tische« begehen.
Die »Alte Welt« lebt seit jeher auch von ihrem lauschigen Biergarten, der nun ein offener Modellgarten für den Kiez werden soll, dessen sich laut Altun alle Nachbarn gern »bemächtigen« dürfen. Der Garten inspirierte auch den Titel der Veranstaltungsreihe, die hier an jedem zweiten Donnerstag, so auch wieder am 19. November, um 19:30 Uhr stattfindet: Beim »West-Östlichen Rosengarten« sind von einer FU-Dozentin und einem Historiker kuratierte Vorträge, Lesungen, Diskussionen und Musik zur orientalischen und türkischen Kultur zu erleben; stärken kann man sich dazu für 12 Euro am Buffet.
Die »Alte Welt Sıraltı« ist also weit mehr als ein schmuckes Restau- rant; hier verschmelzen Kreativität, Kulturen und Kulinarik ganz zauberhaft.

hlb
Alte Welt Sıraltı,
Wissmannstr. 44,
Mo – Sa 16 – 24 Uhr, So ab 10 Uhr,
Tel. 612 043 36,
Facebook: Alte-welt-Siralti