Herrlich depressiver Liederat

Von Simmering nach Neukölln

Machatschek
Der Machatschek.                                             Foto: rb

»Original Wiener Liederatur“ nennt »Der Machatschek« seine Kunstform.  Gemeint sind damit Songs mit skurrilen Texten in bester Wiener Liedertradition, die in eine schräge Geschichte, die vom alltäglichen Wahnsinn des Lebens erzählt, eingebettet sind.
Für drei Romane hat die Lebensgeschichte des Wiener Lebenskünstlers, der als Beruf »Maurer, Musikant und Mensch« angibt, bisher schon den Stoff geliefert. Und das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Die Bücher, im Eigenverlag herausgegeben, sind liebevoll illustriert und – der Banalität der Geschichten angemessen – wie Groschenromane aufgemacht. Seine Deutschland-Tournee führte den Entertainer auch an zwei Abenden nach Berlin. Am 16. Juni gastierte er in der Buchhandlung »Die gute Seite« am Richardplatz. Am Anfang steht die Legende: Franz Joseph Machatschek, Dreitagebart, Sonnenbrille, Schlapphut, be-ginnt seine Erzählung mit einer Erklärung, warum niemals jemand seine Augen zu sehen bekommt. »Allerdings verpassen Sie auch nicht viel. Stellen Sie sich einfach einen bekifften Bernhardiner vor.« Aufgewachsen im Wiener Arbeiterbezirk Simmering wurde der kleine Franz Joseph zweisprachig erzogen: Sein Vater, ein Bauarbeiter und Prolet von echtem Schrot und Korn, hatte sich nämlich eine Volksschullehrerin geangelt. »Konnte ja keiner wissen, dass sich das junge Mädel, das vor ihm an der Stange tanzte, nur Ihre Ausbildung finanzierte!« Der Vater hatte ihn dann aber vor dem mütterlichen Versuch, dem Sohnemann Hochdeutsch beizubringen, gerettet: »Denn mit Hochdeutsch bist du am Bau so arm dran wie ein Würstel im Hundezwinger.«
Die Lieder vom »Machatschek«, mit Augenzwinkern vorgetragen im Wiener Dialekt mit hochdeutschen Einsprengseln und nur von seiner Gitarre begleitet, erzählen Geschichten vom täglichen Scheitern und wieder Aufrappeln und von den Beobachtungen, die er beim Spazierengehen in Simmering macht. Oft bleibt einem der herzhafte Lacher im Halse stecken: »Gehma Giftlerschaun und Tschuschenhaun und Sandler schickaniern.« Neukölln lässt grüßen.Der »Machatschek« be­reitete seinen Zuhörern einen kurzweiligen Abend. Text und Gesang ergaben dabei ein Gesamtkunstwerk, dessen Genuss großes Vergnügen bereitete.

rb
Der Machatschek: Alle Bücher und CDs über: www.dermachatschek.at