Hausmannskost und Hausmusik

In den »Kindl-Stuben« trifft Klampfe auf Klopse

Die »Kindl Stuben« mitten auf der Sonnenallee sind längst eine solide Bank in der hiesigen Gastrolandschaft. Seit 2011 sorgen auch die aktuellen Inhaber für eine ehrliche Mischung aus Altberliner Charme und jungem, künstlerischem Ambiente. Altberliner, Zugezogene und Weltreisende kehren hier gern ein – etwa wegen der deftigen deutschen Küche mit Klassikern wie Käsespätzle, Knödel, schwäbische Maultaschen, Königsberger Klopse, Rinderrouladen oder Wiener Schnitzel sowie Salaten (alles für Fußlahme auch per Lieferdienst bringbar).

Stubenmusik.Foto: hlb

Heiß- und Kaltgetränke aller Art, Fassbier (Flens und Urquell, kein Kindl!), reichlich Longdrinks und Cocktails sowie insbesondere bulgarische Weine bieten jedem etwas, auch kleinere Festivitäten können hier begangen werden.
Kult sind längst die sonntäglichen »Open Mic Sundays«, wo Musikanten aller Länder und Stilrichtungen, aber auch witzigen oder poetischen Sprachdarbietungen Minibühne und Mikro offenstehen. Für dickes Schlagzeug oder anderes Überlautes ist kein akustischer Platz in der Ecke des vorderen Raums, um die sich die Performer wie auch die Musik und Schöpferisches an sich Schätzenden eng an eng, aber respektvoll, stehend wie sitzend scharen und unterhalten lassen. Wer etwas eingeübt hat und mit auftreten will, hält sich ab 19:30 Uhr für die Registrierung bereit. Oft wollen mehr als 20 Kreative ihr Können zwischen 20 und 24 Uhr für je rund zehn Minuten oder zwei Nummern zum Vortrag bringen. Nicht alle kommen dann zum Zuge, aber gern wieder. In der Szene bekanntere Acts, die in Berlin vielleicht gerade ein neues Album aufnehmen oder sich mit besonders emotionalem Songwriting und sensiblem Instrumentenspiel schon eine Fanbase erspielt haben, dürfen auch mal länger performen.
Master of Ceremonies und Initiator der Open-Mic-Abende ist seit 2015 der Australier, Musiker und Livemusik-Liebhaber David Ingleton. Er trägt mit seinem konsequent und souverän umgesetzten Konzept viel zum großen multikulturellen und -talentierten Netzwerk an Musikkreativen in Berlin bei. Zudem kommen hübsche Stimmen und Klänge in den »Stuben« dank sehr schöner Mikrophonierung zu besonders guter Geltung.
Unlängst schrieb auch der »tipBerlin« über die lebendige Open-Mic- und Open-Stage-Szene in Neukölln, zu der auch die Session-Abende montags im »Sandmann« (wochenanfangsblueskompatibel), in der »Fuks Bar« und im »Ratzeputz«, dienstags im »Donau115« und im »Krokodil« oder mittwochs im »Prachtwerk« gehören.
Es dürften bald noch mehr werden, denn Livemusik und das analoge, harmonische Beisammensein ist doch zeitlos schön und unersetzlich. Drum: Rausgehen und offen sein wie die Mikros!

hlb
Kindl-Stuben, Sonnenallee 92, täglich ab 13 Uhr, Küche bis 22:30 Uhr, www.kindlstuben.de