Umstrittene Straßennamen

Alfred Nobel – Sein Testament macht ihn unsterblich

Der Politikwissenschaftler Felix Sassmannshausen hat ein Dossier erstellt, in dem er Straßennamen mit antisemitischem Bezug in den Blick nimmt. 18 davon befinden sich in Neukölln. Die Kiez und Kneipe stellt die Namensgeber vor.
Die Nobelstraße liegt im Industriegebiet am Britzer Verbindungskanal. Benannt ist sie nach Alfred Nobel, dem Erfinder des Dynamits.
Der Ingenieur und Unternehmer wurde am 21. Oktober 1833 in Stockholm geboren. Nach einer elitären Ausbildung bei Privatlehrern und zahlreichen Studienreisen im Ausland wandte er sich ab 1859 intensiv der Sprengstoffproduktion zu. Er wollte die enorme Explosionskraft des hochempfindlichen Nitroglyzerins kontrolliert für die Sprengtechnik nutzbar machen. Dynamit – mit seiner Hilfe ließen sich Eisenbahnen und Straßen bauen, Häfen, Tunnel und Bergwerke errichten, und es machte ihn zu einem der wohlhabendsten Menschen seiner Zeit.
Im Herbst des Jahres 1876 begegnete Alfred Nobel zum ersten Mal der um dreiundzwanzig Jahre jüngeren Wienerin Sophie Hess. Was folgte, war eine langjährige Beziehung, die nach einem stürmischen und hoffnungsfrohen Anfang schon bald ins Negative kippte, denn die junge Frau, 1851 in eine jüdische Familie geboren und in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen, war mehr an Reisen, Liebesabenteuern und luxuriösen Vergnügungen interessiert als daran, eine angenehme häusliche Atmosphäre für einen ständig nörgelnden Einzelgänger zu schaffen. Seine Enttäuschung darüber, dass sie der Rolle nicht entsprach, die er ihr zugedacht hatte, brachte er in seinen Briefen an sie zum Ausdruck, die er regelmäßig mit persönlichen Beleidigungen und antisemitischen Tiraden spickte.
Am 10. Dezember 1896 starb Alfred Nobel im italienischen San Remo. In seinem Testament verfügte er, dass sein Vermögen Grundstein einer Stiftung sein solle, die alljährlich herausragenden Persönlichkeiten der Fachrichtungen Medizin, Physik, Chemie und Literatur, »die im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht haben«, zur Auszeichnung ihrer Arbeit verhilft.
Darüber hinaus wies er einem Komitee des norwegischen Parlaments die Aufgabe zu, den Friedensnobelpreisträger zu küren. Zu diesem Beschluss könnte ihn eine Frau angespornt haben: Die österreichische Pazifistin Bertha von Suttner, mit der ihn eine lebenslange Freundschaft verband. 1905 erhielt sie selbst als erste Frau den Friedensnobelpreis.
Seit 1901 werden die Nobelpreise alljährlich an seinem Todestag im schwedischen Stockholm und im norwegischen Oslo verliehen.
Sassmannshausen em­p­fiehlt weitere Forschung und Kontextualisierung.

mr