Das zweite Leben der Dinge

Objekte mit Witz und Kreativität

Ob Orangenschalen, Tennisbälle, Bierdosen, Plastikflaschen oder Teebeutel – nichts ist sicher vor Rolf Reicht. Der Zahnarzt und passionierte Tennisspieler wuchs in Neukölln auf und schafft kleine Kunstwerke, die meist ein Schmunzeln beim Betrachter hervorrufen, zuweilen aber auch nachdenklich machen können oder einfach nur schön anzuschauen sind.

Rolf Reicht.Foto:     Luca Gefäller

Schon in der Schule entdeckte er seine kreative Ader, er sagt selbst, er habe das große Glück gehabt, einen Künstler als Kunstlehrer gehabt zu haben. Während des Studiums kamen Leute von der Va­gantenbühne auf ihn zu und fragten, ob er Lust hätte, Zahnkulissen herzustellen. Natürlich hatte er das, er stellte strassbesetzte, goldene und bunte Schienen für die Schauspieler des Stückes »Bella Ciao« her. Er machte auch Schmuck. Ein kurioses Stück ist ein Ring, den statt eines Edelsteins, ein Nierenstein seines Vaters schmückt. Schon zeitig probierte Rolf Reicht alles aus, jede Technik war ihm willkommen und wurde je nach Material genutzt. Er baut, malt, bastelt, schneidet, klebt, wie es ihm gefällt.
Das Zuhause von Rolf gleicht fast einer Galerie, überall sind kleine – auch größere – künstlerische Arbeiten zu entdecken: Malereien auf Seide, Zeichnungen mit Kaffee, Objekte aus Büchern oder Ästen – und unter dem Dach könnten Stunden mit dem Entdecken von kleinen Skulpturen zugebracht werden.
Die Orangenschalen werden umgestülpt und es entstehen bizarre Bäume, aus Gießkannen entstehen Elefantenköpfe, aus Plastikflaschen Fische und aus Bierdosen liebevolle Gestalten. Ausgediente Tennisbälle werden zu Kinderwagen, Ballerinas, Davis Cups und Figuren. Er ist ein Wortspieler, der einen Teebeutel in ein T-Shirt verwandelt, ein Pflaster auf einen Stein geklebt wird zum Pflasterstein, der Hausschwamm ist ein Haus aus einem Schwamm.
Die Ideen kommen zu ihm wie er sagt, und er macht dann einfach, probiert aus und wird nie müde, eine Technik zu finden, mit der es funktioniert. Hinzu kommt sein Blick für die kleinen Dinge, der ihm keine Grenzen setzt.
Er selbst sieht sich übrigens nicht als Kunstschaffender, sondern eher als Kunsthandwerker, dennoch könnte er wahrscheinlich aus jedem Ding ein kleines Kunstwerk entstehen lassen.

jr