Niemand soll vergessen werden

Würdevolle Gedenkfeier für die einsam Verstorbenen des letzten Jahres

Drei Minuten lang läuteten die Glocken der Neuköllner Kirchen, als am Nachmittag des 16. Januar in der Philipp-Me­lanchthon-Kirche die Gedenkfeier für Menschen begann, die im vergangenen Jahr einsam verstorben sind und denen niemand das letzte Geleit gegeben hat.
182 Menschen waren das allein in Neukölln, die durch das Bezirksamt »ordnungsbehördlich« bestattet wurden, weil sie keine Angehörige hatten, die sich um eine angemessene Bestattung und Trauerfeier kümmern konnten oder deren Angehörige nicht aufzufinden waren. Das bedeutet dann eine ano­nyme Beerdigung ohne Trauerfeier. Die Urnen werden in großen Gemeinschaftsgräbern, versehen mit einem kleinen Namensschild, begraben.
Mit der Feierstunde, die seit 2020 gemeinsam vom Bezirksamt und dem Evangelischen Kirchenkreis Neukölln veranstaltet wird, soll einmal im Jahr an diese Menschen erinnert und ihnen Respekt erwiesen werden. »Das gibt ihnen im Diesseits eine letzte Würde«, sagte Bezirksbürgermeister Martin Hikel. Begleitet von Gedichten und musikalischen Beiträgen des Kirchenchores wurden die Namen der Verstorbenen einzeln verlesen, dazu für jeden im Altarraum eine Kerze entzündet und die Lichter in einer Spirale angeordnet, die den Kreislauf des Lebens symbolisieren sollte.
»Hinter jedem Namen steht ein Leben und eine Geschichte. Wir gedenken dieser Menschen heute unabhängig davon, wie sie ihr Leben gelebt haben, einfach weil sie Neuköllnerinnen und Neuköllner waren«, sagte Sozialstadtrat Falko Liecke.

mr