Filmkulisse und Knöllchen

Wohin mit dem Auto in der Hufeisensiedlung?

Die Hufeisensiedlung, Britzer UNESCO-Weltkulturerbe, taugte erneut als Filmkulisse. Gern wird hier gedreht, doch nicht immer zur Freude der Anwohner. Zu oft ignoriert die Politik hiesige Belange, wie zum Beispiel den ständigen Durchgangsverkehr, das überhandnehmende Dealen, aber auch die knappen Parkmöglichkeiten.

Knöllchen.   Foto: E.G.

Die wichtige Verkehrsader Blaschkoallee (bis zu 25.000 Fahrzeuge täglich) bekam einen Popup-Radweg, und damit fielen über hundert Parkmöglichkeiten weg. Das beeinträchtigt vorrangig die Besucher des Standes- und Bürgeramtes, die deshalb Parkraum verstärkt im angrenzenden Weltkulturerbe suchen. Die DEGEWO wandelte in der benachbarten Krugpfuhlsiedlung all ihre zahlreichen Dächer zu Wohnungen um, aber ohne neue Parkmöglichkeiten zu schaffen.
Nun kam auch noch Hollywood ins Weltkulturerbe und ließ weiträumig absperren. Für die vermutlich davon Betroffenen gab es ein paar Aushänge kurz vorher. Zum Drehtag wurden dann »störende Autos« kurzerhand abgeschleppt. Mit von der lukrativen Partie war auch unser Ordnungsamt.
Am nahen Akazien­wäldchen nutzen Anwohner den ungepflegten Bürgersteig nun zum Parken. Einer parkte schließlich am Drehtag dort verzweifelt seinen Wagen. Ihm war unbekannt, dass das Ordnungsamt da, auch ohne Schilder, Parken duldet, aber nur mit zwei Rädern. Dort jedoch, wo sein Wagen stand, hätte das jeden LKW und die Müllabfuhr stark behindert.
So gab es einen Strafzettel über 55 Euro gemäß der frisch erhöhten Gebühren. Seinen Unmut darüber schilderte er auf »nebenan.de« und fragte, ob der Dreh als Argument zur Rücknahme des Bescheides genüge. Der Tenor der Kommentare: »Nimm‘s sportlich, ne Grünfläche ist nunmal kein Parkplatz und die neuen Tarife kennst Du ja offensichtlich. Is ärgerlich, aber is so…«
Davon nicht entmutigt schrieb er höflich noch an die Filmfirma, den Neuköllner Bürgermeister Martin Hikel und die BVV-Mitglieder und bat um Hilfe zur Rücknahme des Knöllchens. »Solche Vorkommnisse«, schrieb er, »sorgen unnötig für weitere Verbitterung gegenüber Firmen, die Berlins schöne Seiten nutzen, ohne die Belange der Bevölkerung ausreichend zu berücksichtigen«. Ein Erlassen »würde sicherlich helfen, dass wir diesen besonderen Tag in positiver Erinnerung behalten.«
Es könnte vielleicht doch ein Hollywood-Happyend geben: Zumindest die Produktionsfirma signalisierte die Bereitschaft, »seinen Schaden« zu erstatten. Die lokale Politik wartet, wie auch bei der Umsetzung einer von der BVV Neukölln 2019 einstimmig beschlossenen Verkehrsberuhigung hier, oder beim Angehen des Drogenproblems.

rr