Petras Tagebuch

Vorsicht Fahrradstraße

Fahrradstraßen müssen geübt werden, so musste ich es kürzlich erfahren. Neuerdings ist die Herrfurthstraße zur Fahrradstraße umgemalt worden. Ich fahre häufig dort entlang, und tatsächlich musste ich bemerken, dass nun das Fahrrad seinen Vorzug bis zur Rücksichtslosigkeit auskostet.
Während die Fußgänger nach wie vor in träumerischer Gleichgültigkeit, ohne einen Blick nach rechts oder links zu werfen, die Straße überqueren, passieren hier kaum Unfälle, denn jeder Verkehrsteilnehmer, egal ob Autofahrer oder Radler, weiß, dass es hier so ist.
Als Fahrradfahrer hingegen entdeckte ich sofort die Ansammlung der unterschiedlichen Fahrradfahrstile. Als erstes kam mir der Kampfradler in Sportkleidung auf seinem Geschoss entgegen. Er ist immer darauf bedacht, als erster und in rasender Geschwindigkeit sein Ziel zu erreichen. Dabei stört es ihn nicht, dass er die falsche Straßenseite benutzt. Der Gegenverkehr, der sich auf der richtigen Seite bewegt, muss schnell ausweichen oder vom Rad springen. Kaum war das ohne Sturz bewältigt, kam ein Pulk von Radlern. Sie fuhren recht langsam, machten dem Gegenverkehr aber keinen Platz und verhielten sich ebenso wie die verträumten Fußgänger, was ich ihnen aber nie zum Vorwurf machen würde.
Da eine Fahrradstraße einen besonderen Reiz auf ungeübte Radler hat, konnte ich auch recht hilflose, unsichere Radler beobachten. Sie haben die Eigenschaft, prinzipiell falsch zu reagieren. Hier ist besondere Vorsicht geboten.
Ausnahmsweise gehört in dieser Straße meine Sympathie den Autofahrern. Sie müssen sich mühsam im Fußgängertempo durch das Gewühl tasten, die Augen permanent im 360-Grad-Blick darauf gerichtet, kein Menschenleben aufs Gewissen zu kriegen. Ich finde die Straße nicht schlecht, meide sie aber inzwischen.