»Fête de la musique« lässt Kiez und Sommerzeit erklingen
Sommeranfang, Sonne pur und dann noch Livemusik satt – schöner kann es nirgends sein. Seit 42 Jahren macht die »Fête de la musique« zur Sonnenwende allen möglich, Vielfalt und Zauber der Musik umsonst und hauptsächlich draußen zu feiern. In Paris gestartet, wird seit 1995 auch in Berlin gefêtet, und das heuer noch gerner.
Aberdutzende Veranstaltungen auf rund 20 Bühnen waren allein für Neukölln gemeldet, mit den spontanen DJ- und Tanz-Improvisationen vor Spätis, Cafés und sonstigen Läden waren es sicher einige mehr. Das warme Wetter machte Durst und Lust aufs Feiern des Musiklebens.

Ein Highlight für Rockliebhaber war wie immer die Bühne auf der abgesperrten Reuterstraße vorm »Schilling«. »Late Effect« brachten die Gitarrenrockmusik der letzten Jahrzehnte souverän auf den Punkt, die Stammgäste »Eat Lipstick« mit ihrer dramatisch-exzentrischen Drag-Glam-Metal-Show verblüfften wie eh und je, machten Lust aufs neue Album und feierten ihre 30 Jahre im Reuterkiez hart, bevor »Kpt. Plasto« poetische Perlen der seinerzeit noch politisch provokativeren deutschen Rockszene kongenial wiedergaben.
Auf einem abgesperrten Stück der Hobrechtstraße organisierte der AAITF e. V. (Africal Acid Is The Future) eine Block Party mit den DJ-Beats der Zukunft, Bars wie das »Ä«, »Fuk’s« oder »Geist im Glas« und »Göttin der Weisheit« (letztere begingen dann ja auch Ende Juni noch das wunderbare Lenaustraßenfest) luden auch zu Folk, Jazz oder Blues. Die »Ankerklause« hatte Künstlerfreund Jim Avignon als »Neoangin« zu Gast und vorm »Gift« an der Donaustraße entstand ein bunter Dancefloor. Krass gehiphopt wurde wieder im »ZweiMalVier« an der Saalestraße, am »KiNK« an der Selkestraße ging’s funky elektronisch zu.
Der »Rough Trade«-Vinylladen erfüllte seinen Coolnessanspruch und ließ den Alfred-Scholz-Platz von Indiepop- und Alternative-Bands, unter anderem den vielbeachteten Postpunkern »GEWALT« bespielen. Leider verpasste der Autor die »Frizzante Fire Truck Stage« an der Hermannstraße, und das Gemeinschaftshaus Gropiusstadt. Das Nachbarschaftshaus am Körnerpark, das Prinzessinnengarten Kollektiv, die Alte Dorfschule Rudow oder der CVJM Neukölln luden garantiert auch zu einem erfreuenden, abwechslungsreichen Programm. Und Feldmusik gab es natürlich auch.
Bis 22 Uhr und – in Clubs oder wenn es Anwohner, Ordnungsamt und Polizei zuließen – darüber hinaus heizte die Leidenschaft aller Musikliebenden einander für den bevorstehenden Sommer ein. Wieder mal eine herrlich heiße, fette Fete!
hlb