Antisemitismusbeauftragter zu Besuch im »Bajszel«
Bedrohungen, Farbschmierereien, eingeschlagene Fenster, verklebte Schlösser, sogar ein Brandanschlag – die Kulturkneipe »Bajszel«, deren Betreiber sich gegen Antisemitismus positionieren und regelmäßig entsprechende Veranstaltungen organisieren, war bereits mehrfach Ziel von Angriffen. Seit einem Pflastersteinangriff im April wird das Lokal von Polizeikräften bewacht.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat diese Angriffe bei einem Solidaritätsbesuch scharf verurteilt. »Dass Polizei eine Kneipe schützen muss, ist nicht hinnehmbar.«
Zuvor, so erzählte er, sei er durch die Sonnenallee gelaufen. Die dort an den Häuserwänden angebrachte antisemitische Propaganda auf Plakaten, Aufklebern und Schmierereien sei unerträglich. Das habe nichts mit zulässiger Kritik an der Politik Israels zu tun. Außerdem können Juden in Europa nicht für israelische Politik verantwortlich gemacht werden.
Aber auch nichtjüdische Institutionen wie das »Bajszel« bekommen diesen Hass zu spüren. So fand sich mehrfach an der Fassade das rote Dreieck, das von der Hamas als Feindmarkierung verwendet wird. Das heiße nichts anderes, als dass das betreffende Ziel zur Vernichtung freigegeben sei. »Worte werden schnell zu Taten«, warnte Klein.
Das sei jüngst am Fall Lahav Shapira zu beobachten gewesen. Der jüdische Student wurde 2024 brutal verprügelt.
Im Prozess gegen den Angreifer erkannte das Gericht bei der Urteilsverkündung im April eine antisemitische Motivation.
Statt Solidarität mit den israelischen Opfern des Hamasangriffs am 7. Oktober habe der Antisemitismus zugenommen, beklagte auch Bezirksbürgermeister Martin Hikel, der Klein begleitet hatte. Einrichtungen, die sich gegen diesen Hass einsetzen, stünden dabei unter besonderem Druck. Er lobte die Arbeit der Kneipe. »Jüdisches Leben darf kein blinder Fleck sein.«
Die Kneipenbetreiber lassen sich von den Angriffen nicht einschüchtern. Sie versuchen, für ihre Gäste auch weiterhin eine entspannte Atmosphäre zu schaffen. Auch die können ganz einfach ihre Solidarität zeigen: Vorbeikommen und was trinken.
mr