Kentucky schreit Fi*ken

Frittierte Hühnerteile allerorten

Viele mögen kein Pferd oder Insekten essen, bei etlichen ist Schweinefleisch verpönt oder verboten, anderswo lässt man die Kuh in Ruh. Auf eines können sich aber offenbar alle einigen, so sie überhaupt Fleischliches zu sich nehmen: Hühner. In unermesslichen Mengen werden die Geflügeltiere weltweit verspeist, über 72 Milliarden werden angeblich jedes Jahr geschlachtet, zumeist nicht zimperlich. Ein Huhn benötigt eben »nur« 1,6 Kilogramm Futter, um ein Kilogramm Fleisch zu »produzieren«, und fettarm sei es.

ICH wollt ich wär kein Huhn.    Foto: hlb

In Trashfoodketten wie »KFC« gibt es Hühner seit Jahrzehnten burger- und eimerweise, Broiler waren nicht nur im Osten oder Wienerwald der Hit, in Schnitzelform werden sie gar in Toaster gesteckt. Nichts Besonderes also, könnte man meinen. Auch in unseren Kiezen begegnen wir an allen Ecken vielfach arabisch geführten Läden namens City, Risa oder Loco Chicken, Hühnerhäusern und -welten. Auch in der asiatischen, afrikanischen oder amerikanischen Gastronomie – überall gehört das Federvieh dazu.



Und dennoch erlebt gerade Fried Chicken, also marinierte, gewürzte, panierte und frittierte Hühnerfleischstücke, einen bemerkenswerten Hype, und das mitunter zu gourmet- statt gourmandüblichen Preisen. Krosses Knusperhähnchen liegt voll im Trend. Hervor tun sich besonders koreanische Lokale. In den »Mmaah Korean BBQ Express«-Filialen am Columbiadamm oder Kiehlufer wie auch im »+82 (Plus Acht Zwo)« in der Richardstraße sind Soja-Knoblauch- oder süß-chilischarfe Varianten beliebt, im Restaurant »Paran« in der Sanderstraße wird eingelegter Rettich zu den Teilen serviert. Mit »Bio« wird eher wenig geworben.
Zum hippen Treff ist aus dem Stand das »Humble Pie« im ehemaligen »Style Stallone«-Sandwichbistro in der Reuterstraße geworden. Hier baut Christopher Haskins’ Team auf Streetfooderfahrung auf und brutzelt in fünf Würz- und (Un-)Schärfegraden (auch honigbuttersüß) »Nashville Hot Chicken« (ab 10 Euro), das mit Soßen und tennesseemäßig auf Waffeln oder in selbstgebackenen Biscuits-Brötchen und mit Coleslaw, Kartoffelsalaten oder dem ebenfalls trendenden Sättigungs-Magenhaken Mac and Cheese (nicht mit schönen, zum Beispiel italienischen Käsenudeln zu vergleichen) am Tresen abgeholt und gemampft werden darf. US-authentisches Southern Comfort BBQ Food in Dangerous Neukoelln. Das Fleisch, in Buttermilch eingelegt, zart und saftig, der höchste Schärfegrad brennt ordentlich, nur die Hot Fries waren beim Test leider unscharf und furztrocken.
Ähnlich schmackhaft ists im »Chix« in der Hermannstraße, wo die Brathähnchen ex post auch in Buttermilch liegen und als knackige Burger (ab acht Euro) mit Pommes oder hausgemachtem Coleslaw, aber auch kleinteiliger als »Popcorn-Bits« ihren Weg in den ewigen Kreislauf finden. Crispy Tofu ist für Vegetarier auch im Angebot. Denn letztlich möchte man ob der Welle mitunter ausrufen: Rettet die Hühner!


hlb
Humble Pie, Reuterstraße 57, Mi – Sa 17 – 22 Uhr, www.humblepie.de, Instagram: humblepie.berlin

Chix, Hermannstraße 229, Di – So 12 – 22 Uhr, Instagram: chixfriedchickenberlin