Willy Schmidt und die Grabmale

Erinnerungen an Neuköllns letzten Steinmetz

Zum hohen Anteil an Grünflächen im Bezirk tragen auch die vielen Friedhofsanlagen bei, die insbesondere der Hermannstraße ihr ganz besonderes Gepräge geben. In den ersten Nachkriegsjahren siedelte sich hier zudem auf den damals günstig von den Kirchengemeinden anzumietenden Seitenstreifen entlang der Hermannstraße eine Reihe von Gewerbebetrieben an.

Steinmetz Damerau.     Foto: Lutz Roehrig

Und so kam es, dass auch Willy Schmidt, welcher bei den Spaziergängen mit seiner in der Nähe wohnenden späteren Ehefrau zufällig auf das Gelände eines alten Löschteiches an der Hermannstraße aufmerksam wurde, beschloss, dieses kurzerhand von der Kirchengemeinde anzumieten. 1947 begann er damit, den alten Teich zuzuschütten und ein Werkstattgebäude zu errichten. Kein leichtes Unterfangen in jener Zeit.
Doch der neue Betrieb lief gut, so dass man bald auch mit der Ausbildung von Lehrlingen beginnen konnte. 1961 begann hier auch Eberhard Damerau im Alter von 16 Jahren mit seiner Lehre, in einer Zeit, als man auf Grund der guten Auftragslage das Werkstattgebäude durch mehrere Anbauten erheblich erweiterte.

Ein Handwerksbetrieb ist verschwunden.   Foto: Lutz Roehrig

1972, nach dem Tod von Willy Schmidt, übernahm dessen Sohn Peter den Betrieb, den 1983 schließlich Herr Damerau für 300.000 DM erwarb.
Doch nach der Wende wurden immer mehr Friedhofsanlagen entwidmet und die Gewerbe-Randstreifen an der Hermannstraße für den Wohnungsbau freigegeben. 2021 musste auch Herr Damerau, zu diesem Zeitpunkt längst Neuköllns letzter Steinmetz, das Gelände verlassen – das Ende eines Traditionsbetriebes.

Lutz Roehrig
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