»Drinking Money«

Geld trinken oder Geld geben?      Zeichnung: Josephine Raab

Über Tip und Trinkgeld

Geld klimpert und schillert. In der Gastronomie beispielsweise. Dort führt es plötzlich ein Eigenleben, zumindest wenn ein gängiger Begriff ins Englische übersetzt wird. Aus »Trinkgeld« wird »Drinking Money«, in doppelter Bedeutung also Münzen und Scheine, die trinken.
Diese Interpretation ist wahrscheinlich aus der Verlegenheit einer notwendigen Erklärung erwachsen. Das englischsprachige Berliner Online-Magazin »Berlin Logs« bemüht sich, ankommenden Menschen bei der Alltagsorientierung behilflich zu sein. Wie verhält man sich in der Gastronomie, wenn es um »Tip« geht, also »Drinking Money«?
Zunächst erfahren die Leser Erschreckendes über ihre deutschen Gastgeber. Laut einer Meinungsumfrage von 2019 sind das wenn nicht geizige, dann doch recht sparsame Gesellen. Demnach geben 75 Prozent zwei bis fünf Euro, 13 Prozent weniger als zwei Euro, vier Prozent immerhin über fünf Euro, drei Prozent gar nichts. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich die Englischsprachigen einer deutschen Sitte anpassen. Wenn überhaupt, wird die Rechnung aufgerundet bis zum nächst höheren Betrag.
Berlin ist eine international attraktive Stadt, nicht nur für Touristen, sondern auch für Erwerbstätige. Eine Anfangshürde, welche von Menschen mit der Muttersprache Englisch, also den »Native Speakers«, selten überwunden wird, ist ihre hartnäckige Neigung, einfach bei ihrer fließenden und kompakten Muttersprache zu bleiben und sich mit dem Lernen des Deutschen schwer zu tun. »Do you speak English?« ist eine viel gestellte Frage an die Deutschsprachigen.
In der Tat, ohne Englisch wären wir hier allein schon im Kulturbereich nichts und niemand. In vielen Bereichen der Arbeitswelt ist Englisch quasi ein Muss. Trinkgeld wird bereits geläufig »Tip« genannt. Im Sinne eines weiteren guten Zusammenlebens gab »Berlin Logs« bereits in einer Printausgabe vom Oktober 2015 Hinweise gegen die Gentrifizierung, in Anlehnung an Klaus Wowereits geflügelte Worte: »How to keep Berlin poor and sexy.«

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https://berlinlogs.com/do-you-tip-in-germany/