Alte Klangerzeugung für neuen Jazz
Warum nennt sich eine Gruppe »Slowboy«, wenn sie so druckvolle und energetische Musik macht? Vielleicht, weil sie ähnlich wie beim »Slow Food« auf handgemachte Ingredienzien setzt, wie die berühmte Hammond-Orgel mit Leslie-Lautsprecher, die den Sound der Rockbands der 70er prägte. Statt die mittlerweile fast unzähligen Sounds neuer Keyboards zu verwenden, schleppte der Organist Wolfgang Roggenkamp seine schwere Hammond-Orgel samt Leslie auf die Bühne des Kleinen Saals im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt.
Zum Auftakt der Herbstsaison des »Jazzclubs« am 9. Oktober erlebten die Zuhörer ein musikalisch erstklassiges Konzert. Vor so mitreißenden Rhythmen und wuchtigen Orgelklängen kann keiner die Ohren verschließen. Mit sphärischen Klängen begann das erste Stück, eine Hommage an Neil Armstrong, dem ersten Mann auf dem Mond. Gekonnt schöpfte Roggenkamp die Klangmöglichgkeiten der Hammond-Orgel in Kombination mit der Leslie-Box aus. Dabei werden mithilfe eines durch Rotation ausgelösten Doppler-Effekts Schwebungen erzeugt, die dem Klang einer Pfeifenorgel nahekommen.
Typisch für dieses Trio ist es, dass der Organist die Basslinien über- nimmt. Roggenkamps Bassläufe waren eng verzahnt mit dem rhyth- misch präzisen und feinfühligen Spiel von Kay Lübke am Schlagzeug.
Saxofonist Jan von Klewitz war verantwortlich für den melodischen Part des Trios. Nach Präsentation der Themen gemeinsam mit der Orgel begab er sich auf solistische Ausflüge. Sein virtuoses Spiel riss seine Kollegen mit, und gemeinsam ließen sie eine Musik erklingen, die sich zwischen erdigem Soul, Funk, Gospel und Jazz bewegte.
Nach diesem Auftakt präsentiert der »Jazzclub« am 13. November die Sängerin Bettina Pohle & Ralf Ruh Trio. Die Sängerin mit ihrem Trio wird dabei Musik für die »blaue Stunde« zum Besten geben. Musik nicht nur für Jazzliebhaber!
pschl