Bio verdrängt Bio

Pionierinnen der »Bioase44«

Vorreiter seit 2013.       Foto: pr

Bis zur Katastrophe von Tschernobyl 1986 gab es eine Nische für Reformhäuser. Hier fanden sich Kunden ein, die gesunde Lebensmittel kaufen wollten. Dort erhielten sie nicht nur hochwertige Nahrungsmittel, sondern auch hervorragende Fachberatung. In anderen Läden erhielt der Kunde die Reformhausartikel wie Grünkern, besondere Heiltees, spezielle Säfte und Kindernahrung nicht. Tschernobyl war dann die Geburtsstunde der Bioläden. In diesen Zeiten suchten Mütter verzweifelt nach nicht belasteter Milch und Milchprodukten. Der Markt reagierte: Schnell wurden regionale Lebensmittel, die eine geringe oder gar keine Radioaktivität aufwiesen, von ernährungsbewussten Kunden, insbesondere von Müttern, nachgefragt.
Ein enges Netz von Bio­läden hat sich seither entwickelt. Die Karl-Marx-Straße wurde von dieser Entwicklung jedoch nicht berührt. Zusehends wurde die ehemals sehr schöne Einkaufsstraße zu einer Billigmeile. Bis zu dem Tag im Jahr 2013, als Nadia Massi und Elke Dornbach beschlossen: »Die Zeit ist reif für einen Bio­laden in der Karl-Marx-Straße«. Mit einem Mitgliedschaftssystem der Kunden konnten sie den Start schaffen. Bio verdrängt Bio weiterlesen

Der gläserne Staat

Volksentscheid Transparenz startet durch

Am 3. August startet die Unterschriftensammlung für ein Volksgesetz über öffentliche Transparenz, das bei der Bundestags- und Ab­gordnetenhauswahl 2021 den Bürgern zur Abstimmung vorgelegt werden soll.
Hier der Volksentscheid in einigen Sätzen: »Um Landes- und Bezirkspolitik besser kontrollieren zu können, wollen wir per Volksbegehren ein Transparenzgesetz auf den Weg bringen. Dies zwingt Politik, Verwaltung und landeseigene Unternehmen, wichtige Informationen für alle zugänglich auf einem zentralen Online-Portal zu veröffentlichen.
Darunter fallen sämtliche Verträge, Gutachten, Senats- und Bezirksentscheidungen, die öffentliche Auftragsvergabe, Treffen von Senatsmitgliedern mit Interessenvertretern. Landes- und Bezirkspolitik werden somit transparenter«, erläutert Oliver Wiedmann, Vorsitzender des Vereins »Mehr Demokratie«.
Bereits 33 Organisationen unterstützen das Transparenzbegehren. Auffällig ist derweil: Alle im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien meiden bislang die Stellungnahme zu diesem Volksbegehren. Nichtsdestotrotz beginnt am 3. August die berlinweite Unterschriftensammlung.

th
info@volksentscheid-transparenz.de, Tel. 030 420 823 70
www.volksentscheid-transparenz.de
www.bb.mehr-demokratie.de

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr. 178 – Donnerstag, 7. August 1919
Verleihung der Bezeichnung »Frau« an Kriegerbräute. In mehreren deutschen Staaten ist durch Ministerialverfügungen die Möglichkeit geschaffen worden, Bräuten gefallener Kriegsteilnehmer auf Antrag die Bezeichnung »Frau« zu verleihen und ihnen die Annahme des Familiennamens des Verlobten zu gestatten. Voraussetzung hierfür ist, daß die ernstliche Absicht der Verheiratung bestand und die Eheschließung nur wegen des Todes des Verlobten unterblieben ist. Ebenso kann für ein aus dem Verlöbnis hervorgegangenes Kind die Genehmigung zur Führung des väterlichen Familiennamens beantragt werden. An der rechtlichen Stellung der Braut ändert sich durch die Verleihung der Bezeichnung »Frau« und die Führung des Namens des Verlobten nichts; die Braut erlangt hierdurch nicht die rechtliche Stellung einer Ehefrau und erwirbt weder einen Anspruch auf Witwengeld, noch ein gesetzliches Erb­recht gegenüber dem Verlobten. Auch dem Kinde steht mit der Verleihung des väterlichen Familiennamens ein Anspruch auf Waisenrente nicht zu: es kann nur wie jedes uneheliche Kind im Falle des Bedürfnisses eine widerrufliche Zuwendung aus Heeresmitteln erhalten. Auskunft über die Einzelheiten der Antragstellung erteilt die örtliche Fürsorgestelle. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Von Kiezhand gefüllte Stullen

Neue Croques und Piadine im Schillerkiez

Brot mit was drauf beziehungsweise drin – wessen Kühlschrank nicht genug zum Selbstbelegen hergibt, hat nun gleich zwei neue Anlaufstellen im Schillerkiez, die sich Edelvarianten der guten alten Stulle verschrieben haben. Beide seit Mai, nur eine Straßenecke voneinander entfernt, mit Hausnummer 40 und ähnlichem Konzept. Und beide ohne »feindliche« Übernahmen erfreulicherweise aus dem Kiez heraus entstanden.

Fladenbrot hier, nebenan Bier. Foto: hlb

Das »Pipapo« steht nicht für Pizza, Pasta, Pommes, sondern Piadine. In den nahezu unveränderten, mediterran-rustikalen Räumlichkeiten des einstigen Burgerlokals »Rundstück warm« werden nun diese dünnen italienischen Fladenbrote frisch gebacken und gefüllt. Die Inhaber der Kiezbar »Frollein Langner« haben den benachbarten Laden zu ihrem achtjährigen Jubiläum einfach an sich angedockt. Bestellt, gegessen und getrunken werden kann nun hier wie dort. Von Kiezhand gefüllte Stullen weiterlesen

»NK Flohmarkt«

Neukölln hat einen Neuen

Seit dem 9. Juni hat Neukölln einen neuen Flohmarkt – auf dem Kranoldplatz, dort wo allwöchentlich am Sonnabend der Wochenmarkt »Die Dicke Linda« stattfindet.

Klamotten shoppen auf dem Kranoldplatz. Foto: pr

Die Atmosphäre ist entspannt, noch muss sich nicht durchgedrängelt werden, der Platz ist luftig, obwohl die Standzahl auf mittlerweile 80 Stände angewachsen ist. Die Anmeldung für einen Stand ist sehr unkompliziert und bis 48 Stunden vor Marktbeginn möglich, die übrig­gebliebenen Stände werden am Markttag vor Beginn verteilt. Um 16 Uhr gibt es eine musikalische Einlage von Künstlern aus Berlin. Kleiner Wermutstropfen ist, dass es hauptsächlich Klamotten gibt und nicht so viele Kleinode.

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Der Flohmarkt findet alle zwei Wochen sonntags statt, die nächsten Termine sind der 4. und 18. August von 11 bis 17 Uh

Geplantes, Gezeichnetes, Gespiegeltes

Wolfgang Schnell – Planer mit vielen Gaben

Wir sitzen über einem großen Plan, auf dem allerlei Straßen, Flurstücke, Häuser und noch vieles mehr eingezeichnet sind, und ich löchere Wolfgang Schnell mit Fragen, was dies oder das zu bedeuten habe. Er sagt: »Mensch, da gibt’s eine Legende, ich erkläre dir jetzt nicht jeden eingezeichneten Baum.« Am Ende tut er es doch, sehr liebevoll und geduldig.


Schnell ist Architekt, Stadtplaner, Fotograf und ein »echter« Berliner. Nur eine kurze Zeit lebte er nicht in der Stadt: Kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges ging er mit seiner Mama, sie war Schriftstellerin, ins Künstlerdorf Worpswede und später dann für ein Jahr nach Hannover. Geplantes, Gezeichnetes, Gespiegeltes weiterlesen

Ein bunter Strauß aus Klängen

Musik aus aller Welt im Körnerpark

Ein bunter Strauß an Rhythmen und Klängen verschiedenster Herkunft erwartet das Publikum der Augustkonzerte. Das Programm spannt sich von indischem Funk über zeitgenössischen Salsa, Rock und Blues Songs alter Woodstockhelden, Arbeiterkampflieder auf Nasenflöten, bis hin zu anatolischen Volksweisen in modernem Jazzgewand.

Ananda Dhara – Foto: Hanna Salzer

Die Musiker von »Ananda Dhara«, die am 4. August auftreten, mischen gekonnt Elemente des bengalischen Folk und der traditionellen indischen Musik mit Rock, Blues und Jazz. Ein bunter Strauß aus Klängen weiterlesen

Fenstergespräche

Bremsschwellen und Verdrängung

KuK: Was beschäftigt dich im Kiez?
Max: Als erstes fällt mir die Verkehrslage in der Donaustraße, an der Ecke zur Erkstraße, ein. Hier ist eigentlich eine Tempo 30 Zone, nur leider hält sich kaum ein Autofahrer an die Begrenzung. Im Hochparterre sorgt das für mächtig Lärm und auf der Straße für eine hohe Unfallgefahr. Ich habe in den vergangenen Jahren schon mehrere Unfälle gesehen, die durch zu schnell fahrende Autos verursacht wurden. Ich wünsche mir auf der Höhe des Lidl Supermarkts Bremsschwellen, damit dieses Risiko ganz einfach ausgeschaltet wird. Fenstergespräche weiterlesen

Tradition beginnt mit »T«

Aufsteiger SV Tasmania gegen Tennis Borussia

Anfang August be­ginnt für den »SV Tasmania« das »Abenteuer Oberliga« – zur Erinnerung: Das Team aus Neukölln schaffte in der abgelaufenen Spielzeit den Aufstieg aus der Berlin-Liga und spielt erstmals seit 20 Jahren wieder überregional.

Tasmania und Tennis Borussia anno 2014. Foto: pr

Die Fans freuen sich besonders auf die Auswärtsfahrten, die über den Berliner Ring hinausgehen: von Rostock im Norden über Stendal westwärts, und Seelow im Osten wären das insgesamt acht Fahrten. Gehören von den Berliner Oberligisten »Hertha 06« und der »SC Staaken« eher zu den weniger beschriebenen Blättern, haben der »FC Hertha 03«, »Blau-Weiß 90« (Bundesligist 1986/87) und »Tennis Borussia« (Bundesligist 1974/75 und 1976/77) dagegen klangvolle Namen vorzuweisen. Und da der Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) Wünsche der Vereine für den ersten Spieltag entgegennimmt, wählte Tasmania ein Heimspiel gegen »TeBe«. Das ging in Erfüllung: Am Sonntag, 4. August um 14 Uhr, empfangen die Neuköllner in ihrem ersten Saisonspiel die Lila-Weißen im heimischen Werner-Seelenbinder-Sportpark. Tradition beginnt mit »T« weiterlesen

Vernachlässigungen am Mauerweg

Giersch – Allrounder unter den Wildkräutern

Wird ein Hobby-Gärtner gefragt, was die eierlegende Wollmilchsau unter den Pflanzen alles können müsste, würde er antworten, dass sie Gemüse-, Gewürz- und Heilpflanze in einem sein sollte.Wertvolle Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine muss sie enthalten, schnell nachwachsen, vom Geschmack zu Suppen, Salaten, Kartoffeln, Nudeln und Eierspeisen passen und dabei immer wieder neue Geschmacksrichtungen entfalten. Reste der Pflanze müssten als Mulch auf den Beeten den Boden mit neuen Nährstoffen versorgen.

wild(!)Kraut.                                                                                                                                             Foto: historisch

Nichts leichter als das. Leider rümpfen die meisten Gartenbesitzer die Nase, wenn sie den Namen dieses Alleskönners hören. Giersch! Oh nein, Giersch ist »Unkraut« (das Wort benutze ich nicht mehr, für mich heißt das Wildkraut), wuchert durch die Gärten und wächst bei jedem Ausrottungsversuch nur noch mehr. Dennoch bleibt es wie es ist: Giersch ist ein Allroundtalent. Vernachlässigungen am Mauerweg weiterlesen

Basteln mit Rolf

Tennisballmann

Nach Wimbledon sind die Tennisballakteure natürlich weitergezogen. Noch im traditionellen »Old England Dresscode«: Weiß zieht auch mein Ball mit. Wir brauchen einen Tennisball, einen schwarzen Edding, zwei Einmallöffel, zwei Umrührstäbchen, alle aus weißem Kunststoff, einen größeren weißen Schraubverschluss, ein Teelicht, ein scharfes Messer, ein Paar lederne Arbeitshandschuhe und wie immer: Lust zu Pfriemeln.
Einmalplastikbesteck lässt sich nach kurzem und vorsichtigem Erwärmen über einer Flamme gut verformen. Dabei sollten die Arbeitshandschuhe getragen werden, um die Finger vor der Wärme des Kunststoffes zu schützen. Aus den Löffeln entstehen die Füße und aus den Umrührstäbchen die Arme. Mit dem Messer werden vorsichtig vier Schlitze in den Ball gestochen, durch die dann die Stiele unserer »Gliedmaßen« ins Innere des Balles geschoben werden.
Mit einem Edding erhält der Ball ein Gesicht, womit unserer Ballakteur eigentlich schon fertig wäre. Seine fesche Kopfbedeckung ist ein Schraubverschluss samt Gewinde einer Plastik-Pillendose, die so beschnitten wurde, dass am Gewindeteil Material für eine Hutkrempe stehen blieb.

rr
Ein Foto eures Nachbaus herzlich gern bitte an rolf@kuk-nk.de

Petras Tagebuch

Ein Tiger in der Wohnung

Wenn ich mich am Sonnabendmorgen auf einen langen Arbeitstag vorbereite, brauche ich schlichtweg meine Ruhe, um alles nochmal durchzugehen, um nichts zu vergessen. Um 8:15 Uhr fahre ich dann los, um pünktlich bei der Arbeit zu erscheinen.
An diesem Sonnabend war meine gewohnte Ruhe vorbei, als es an der Tür klingelte. Dort stand mein Nachbar und bat um Einlass. Ich bot ihm eine Tasse Tee an, und er sagte nur einen Satz: »In meiner Wohnung ist ein Tiger.« Petras Tagebuch weiterlesen

Drogenhandel und Spätverkauf

Das hat nicht sehr viel miteinander zu tun, sollte man meinen. Stimmt aber leider nicht. Beides basiert genau wie Waffenhandel, Geldwäsche, wilde Abfallentsorgung, Mietwucher und weitere »nette« Angelegenheiten auf Gesetzesverstößen. Es gibt nun mal ein Ladenöffnungsgesetz, und daran hat man sich zu halten. Es gibt geregelte Ausnahmen, der sonntags geöffnete Späti gehört nicht dazu.
Das gefällt verschiedenen Leuten, insbesondere einigen den »Grünen« zuzurechnenden, nicht. Die sind daher bereits dabei, die gesetzliche Grundlage mit mehr oder minder fadenscheinigen Argumenten ändern zu wollen. Man kann doch nicht ernsthaft behaupten, dass das gesamte Gebiet innerhalb des S-Bahnrings touristisch ist! Dann sollte schon lieber den Vorstellungen von- Florian Swyter gefolgt werden.

Harald Schauenburg

Ringen in der BVV

Reinigungskräfte, Buschkrugpark, Werbeflächen für Hilfsangebote

Weil immer wieder Reinigungsfirmen gekündigt werden muss, da sie ihren vertraglichen Verpflichtungen nicht oder nur ungenügend nachkommen, soll die Reinigung in den Neuköllner Schulen rekommunalisiert werden. Das beschloss die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 10. Juni.

Bezirk will selber putzen. Foto: Symbolbild

Ebenfalls angenommen wurde der Antrag der Grünen, sich beim Senat für eine Verbesserung der Personalsituation der August-Heyn-Gartenarbeitsschule (AHGAS) einzusetzen. Die Schule betreut jährlich rund 30.000 Menschen, vom Kita- bis ins Erwachsenenalter, in Umweltbildungsangeboten und leistet damit sehr wichtige Bildungsarbeit. 20 Klassen betreuen eigene Beete auf dem Gelände der AHGAS. Um diese Arbeit auch in Zukunft anbieten zu können, ist eine feste Unterstützungskraft für den administrativen Bereich erforderlich. Ringen in der BVV weiterlesen

Fünfakter vor Gericht

Eine Ellenbogenlänge entscheidet über nicht erfolgte Körperverletzung

Gestenreicher geht es nicht. Selten geschieht das so theatralisch wie am 7. Juni vor dem Amtsgericht Tiergarten, das zuständig ist für Strafverfahren. Angeklagter, Zeugin, Amtsanwältin, Richterin und Verteidigerin: alle kamen der Reihe nach ins Gestikulieren, beugten sich mit erhobenen, fuchtelnden Armen immer wieder vor, um einen Vorfall in der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung (BVV) im Vorjahr nachzustellen. Ihre Gesten spiegelten sich gegenseitig wieder.
Was wie eine Posse klingt, war durchaus ernst. Gegen den Reporter Stephanus P. wurde durch das AfD- Mitglied Anne Z. Strafanzeige wegen Körperverletzung erstattet. Für den Reporter hätte diese Anschuldigung nach einer Verurteilung ernste Folgen haben können.
Fünfakter vor Gericht weiterlesen

Verzögerung für Volksentscheid

Kostenschätzung für ein Transparenzgesetz dauert länger

Es geht um viel: Um den Zugang aller Bürger zu allen öffentlichen Daten, darunter auch geschäftlichen. Daher legt die Initiative für einen Volksentscheid über ein Berliner Gesetz über Transparenz bereits jetzt harte Bandagen an. »Kaum steht unser Volksentscheid für ein Berliner Transparenzgesetz in den Startlöchern, geschieht schon das erste Foul: Wir werden erst am 3. August starten können, da der Senat uns die Kostenschätzung erst Ende Juli zukommen lassen will. Denn diese muss auf der Unterschriftenliste stehen. Über vier Monate lässt er sich Zeit, um eine überschlägige Schätzung der Folgekosten unseres Gesetzes aufzuschreiben. Kaum zu glauben! Verzögerung für Volksentscheid weiterlesen

Miete mindern!

Gropiuswohnen lässt Mieter im Regen stehen

Wegen undichter Fassaden kam es bei Mietern von »Gropiuswohnen« zu Wasser­einbrü­chen. Grund sind Verzögerungen bei Fassadendämmungen in den betroffenen Häusern. Die Mieter hoffen jetzt auf schnelle Abhilfe.
Wegen eines fehlenden Bauantrags hat das Bezirksamt Neukölln die Arbeiten an den Fassaden im Ulrich-von-Hassel-Weg 5/7 sowie in der Lipschitzallee 59/61 gestoppt. Von Seiten des Bezirksamts heißt es, dass dem Vermieter eine Vereinbarung zur sozialverträglichen Modernisierung ihrer Bestände in Gropiusstadt angeboten wurde. Die Gespräche verlaufen jedoch sehr schleppend. Derweil klagt »Gropiuswohnen« gegen die Untersagung der Bauarbeiten.
Byrgit Balder von der Mieterinitiative »Ulli« kann das Vorgehen von »Gropiuswohnen« nicht nachvollziehen: »Anstatt einer Vereinbarung mit dem Bezirksamt zuzustimmen, lässt »Gropiuswohnen« uns Mieter im Regen stehen.«
Sollte sich an den undichten Fassaden nichts ändern, will die Mieter­initiative Mietminderungen geltend machen.

pr

Halbzeitbilanz des Bezirksamtes

Kiez für alle, Kiez-Kultur und Klimaschutz

Die Arbeit des Neuköllner Bezirksamtes in den letzten 30 Monaten kann sich sehen lassen.
400 Wohnungen wurden dem Spekulationskarussel entzogen, 25 Abwendungsvereinbarungen mit neuen Hauseigentümern zu Gunsten der Mieter getroffen, kostenlose Mieterberatungen an vier Orten im Bezirk eingerichtet. GRÜNEN-Stadtrat Jochen Biedermann ist unermüdlich im konsequenten Umsetzen des Milieuschutzes. Ebenso wirkt er der Verdrängung des Kleingewerbes entgegen, unterstützt den Erhalt bewährter Kiez-Institutionen wie »Syndikat« und »Kindl-Klause« sowie generell sozialer Einrichtungen. So konnten der Nachbarschaftstreff »Sonnenblick« und das »Sunshine Inn« in der Weissen Siedlung gerettet werden. Engagiert unterstützt wird er dabei von Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD). Halbzeitbilanz des Bezirksamtes weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr. 150 – Sonnabend, 5. Juli 1919
Die Reichsfarben: Schwarz=Rot=Gold. In der Donnerstag=Sitzung der Nationalversammlung wurde der Kompromißantrag der Mehrheitssozialisten und des Zentrums: »Die Reichsfarben sind schwarz=rot=gold, die Handelsflagge ist schwarz=weiß=rot mit einer Goesch in schwarz=rot=gold in der oberen inneren Ecke« in namentlicher Abstimmung mit 211 gegen 89 Stimmen bei einer Stimmenthaltung angenommen. Der Antrag der Rechtsparteien; »Die Reichsfarben sind schwarz=weiß=rot« wurde in namentlicher Abstimmung mit 190 gegen 110 Stimmen bei 5 Stimmenthaltungen abgelehnt. Gegen den Antrag stimmten die beiden sozialdemokratischen Parteien, ein Teil des Zentrums und die Minderheit der Demokraten. Der Antrag der nUabhängigen: »Die Reichsfarbe ist rot« wurde gegen die Stimmen der Antragsteller abgelehnt. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Straßencaféflair mit polnischen Pierogi

Dzień dobry im »Katulki«

Bereits im März 2014 berichtete die Kiez und Kneipe vom besonderen kulinarischen Programm des »Katulki«, das sich seither zu einer Institution auf dem bel(i)ebten Trottoir der oberen Friedelstraße entwickelt hat. Ein multikulturelles, veganer- und allergiegeplagtenfreundliches Kaffeehaus sowie Internet- und Literaturcafé und Restaurant in einem, das von zwei Freundinnen, der polnischen Köchin Justyna Gierlach und der italienischen Dichterin und Übersetzerin Irene Salvatori gegründet wurde.

VOR dem Ansturm der Kuchenliebhaber. Foto: hlb

Der Name bezieht sich auf einen Text des polnischen Dichters Tomasz Rozycki: »Wer noch nie Katulki gekostet hat, weiß nichts über das Leben«. Katulki, das sind – es gibt auch andere Deutungen – leckere Schokoladenküchlein mit Nüssen.
Was das »Katulki« vor allem auszeichnet, sind seine herausragenden Torten und Kuchen, der Mix aus polnischer mit etwas italienischer Küche nach gut recherchierten Originalrezepten (die Betreiberinnen haben auch einen Blog, der Kulinarik und Literatur verbindet) und die heimelige, ein wenig an ein Oma-Wohnzimmer erinnernde Einrichtung. Straßencaféflair mit polnischen Pierogi weiterlesen

Bienvenida muchachas!

Aus eins mach zwei – das »Lagari« hat sich aufgeteilt

Was tun, wenn die Ladenmiete erhöht wird und sich nicht mehr stemmen lässt? Aufgeben oder die Last auf mehrere Schultern verteilen? Peter, Wirt vom »Lagari«, hat seine Musikkneipe schweren Herzens geschrumpft. Das »Lagari« besteht nach über zehn Jahren nurmehr noch aus seinem ehemaligen Billard- und Raucherzimmer, ein paar Außenplätzen und einem Kellerraum, wo alsbald hoffentlich wieder Konzerte aller Couleur, Open-Mic- und Comedyevents stattfinden können, sofern er nicht, wie gleich zu Beginn, unter Wasser steht.

ALLES Taco im »Lagari«. Foto: hlb

Und Peter hat sich »ganz viel Mädchen« dazugeholt: Die anderen, größeren Gasträume sowie die Küche des Lokals in dem Haus Pflüger- Ecke Nansenstraße, wo sich schon seit 1896 stets Gastronomie befindet, bespielt seit einem Monat nämlich ein mexikanisches Restaurant namens »Mucha Muchacha«.
Die Muchacha, betrieben von Janna Kübeck-Valente, Heraclito DeFeso und ihrem Team, versteht sich als traditionelles mexikanisches Restaurant, das aber ohne Texmex-Klischees und Tiefkühlconvenience auskommt. Vielmehr sollen Rezepte präsentiert werden, die die Geschmäcker von der prähispanischen bis zur heutigen Zeit mit einbeziehen, landestypische, authentische und auch weniger bekannte Aromen vorstellen und Einblick in die Geschichte der mexikanischen Küche geben. Bienvenida muchachas! weiterlesen

»BeuthBonus+«

Qualifizierung für zugewanderte Akademikerinnen und Akademiker

Seit dem 17. Juni 2019 läuft der aktuelle Durchgang von »BeuthBonus+«. Die berufsbegleitende Weiterbildung an der »Beuth Hochschule für Technik Berlin« richtet sich an zugewanderte Akademikerinnen und Akademiker mit dem Ziel, Teilnehmern den Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern. Im Fokus stehen die Hilfestellung bei Bewerbungsverfahren, Anerkennung ausländischer Abschlüsse und berufliche Weiterentwicklung beziehungsweise Neu­orientierung.

Lernen macht Spaß. Foto: Tonmy Haupt

Gerade für Akademiker ist der Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt schwierig. »BeuthBonus+« wendet sich deshalb an diese Zielgruppe als Teil des Bundesförderprogramms »Integration durch Qualifizierung«, welches eine nachhaltige Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen mit Migrationshintergrund zum Ziel hat. Förderung erhält das Projekt durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und den Europäischen Sozialfonds (ESG), wobei das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie die Bundesagentur für Arbeit (BA) als Partner der Umsetzung fungieren. »BeuthBonus+« weiterlesen

Gewerbemieten sind frei

Real Estate auf Abzocke beim »Schiller‘s«

Er heißt Waldemar und lässt sich nicht unterkriegen. Foto: fh

Das »Schiller‘s« in der Schillerpromenade ist eine Institution für alle Generationen, Alt- und Neu-Neuköllner und soziale Schichten. Beim Billard trifft arm auf reich und jung auf alt. Hunde sind erwünscht. Die Getränkepreise sind zivil, es gibt keinen Schnickschnack, dafür aber jede Menge gute Gespräche. Waldemar Schwienbacher hat dem Lokal seinen Charakter gegeben. Im Laufe der Jahre investierte er, damit ein gemütlicher Ort für alle geschaffen wurde.
Jetzt, wo die Gaststätte rund läuft, wo sich alles zurechtgeruckelt hat, kam der Hammer per Post. Es ist die Kündigung des Vermieters »Home Real Estate GmbH« zum 31.8.2019. Schwienbacher brauchte mehrere Tage, um den Satz auszusprechen, den er nun flüssig wiederholen kann, aber mit Tränen in den Augen: »Am 15. August schließt das »Schiller‘s«.« Gewerbemieten sind frei weiterlesen

Porzellan und Glas in wunderbarer Form

Elisabeth Hammann macht das Spezielle im Alltäglichen

Das morgendliche Müsli aus einer besonderen Schale zu essen oder den Kaffee aus einem feinen Becher zu trinken – wer mag das nicht?
Die Neuköllnerin Elisabeth Hammann, Goldschmiedin und Produktdesignerin, gestaltet eben diese schönen Dinge des Alltags. Vorrangig arbeitet sie mit Porzellan und Glas, aber auch Metall und Ton zählen zu Materialien, aus denen sie Gefäße und Schmuck herstellt.

Schöner essen. Foto: pr

Ihre Gestaltung ist schlicht und grafisch, jedoch nicht ohne besonderes Detail. Die Becher haben keinen Henkel, stattdessen finden die Finger Halt an einer Kante, die nicht nur eine angenehme Handhabung, sondern auch das Stapeln der Becher ermöglicht. Dekorative Elemente wie feine Goldlinien sowie Stempel und der Einsatz von Glasuren machen jedes Gefäß einzigartig. Porzellan und Glas in wunderbarer Form weiterlesen

Das Juli-Programm bei »Sommer im Park«

Musikalische Reisen ins All

Im Juli starten im Körnerpark gleich mehrere musikalische Raumflüge.
Am 21. Juli tritt das Berliner Quintett »Nova fliegt zum Mond« den Beweis für die Überwindung der musikalischen Schwerkraft an. Mit ihrem Treibstoffgemisch aus Klezmer, Balkan Pop und Gipsy Swing reißt die Gruppe um die aus Rumänien stammende Sängerin Nova Campanelli mit französischen, englischen, rumänischen und deutschen Texten und temperamentvollen Beats das Publikum von den Bänken und lädt zum Tanzen und Mitwippen ein.

Nova fliegt zum Mond. Foto: Hagen Moeller

Das Juli-Programm bei »Sommer im Park« weiterlesen

Sommerfest der »MoRo Senioren«

Sylvia-Fee Wadehn lässt Dampf ab

Unermüdlich ist Sylvia-Fee Wadehn im Einsatz und vertritt die Interessen der Neuköllner Senioren in dem Verein »MoRo Senioren Wohnanlagen e.V.«. Insgesamt vier Wohnanlagen betreut sie und versorgt etwa 700 Bewohner mit niederschwelliger Pflege.

Diskussion auf Augenhöhe. Foto: ro

Einseitig und radikal sind ihre Auftritte. So auch anlässlich des Sommerfestes am 21. Juni in der Seniorenwohnanlage in der Rollbergstraße. In ihrer Rede stellte sie mit Bedauern fest, dass keine Partei einen Vertreter zu dem Fest geschickt hatte. Selbst die Neuköllner Seniorenvertretung war weit und breit nicht zu sehen.
Mit ihrer Partei, der SPD, ging sie heftig ins Gericht. Sie sei im Herzen Sozialdemokratin, vermisse jedoch genau das in der SPD. Wadehn warf ihrer Partei Personenkult vor und warnte die Partei vor den Senioren, die immerhin einen Anteil von 30 Prozent in der Bevölkerung ausmachen. Sommerfest der »MoRo Senioren« weiterlesen

»Turngemeinde in Berlin 1848 e.V.« – Tradition und Herz

Ältester Sportverein Berlins zeigt sein enormes Angebot

Mit der Gründung im Jahr 1848 und über 6.000 Mitgliedern ist die »Turngemeinde in Berlin 1848 e.V.« nicht nur der älteste Sportverein Berlins, sondern auch einer der größten. Das Sportzentrum des Vereins am Columbiadamm schafft eigene Angebote vor Ort und ist zugleich Sitz der Geschäftsstelle. Zusätzlich zum Hauptstandort betreibt der Verein mehrere weitere Sportstätten in Berlin und ist zudem Organisator für sportliche Events in der Hauptstadt. Dabei sorgen größtenteils ehrenamtliche Mitarbeiter für einen reibungslosen Betrieb.

Mit Schwung an den Ball. Foto: M.Stegner

Ein Blick über das Gelände des Sportzentrums offenbart ein Traumland für Sportler: Ein nagelneues Ultimate Frisbee-Feld, eine Bogenschießanlage, Tennisplätze Innen und Außen, Badmintonfelder und der wohl am besten gepflegte Kunstrasenplatz für Hockey in Berlin, welcher wiederum umrandet ist durch eine hochmoderne Tartanbahn mit Sensortechnik zur Zeit- und Datenmessung der Athleten. Da werden die Augen groß, aber das ist bei Weitem nicht alles. Allein am Hauptstandort gibt es eine riesige Auswahl von Kursen mit Yoga, Rückenfitness und Kindersport, aber auch Rehabilitationssport für Orthopädie, Koronar und die Lunge, welche mit entsprechender ärztlicher Bescheinigung kostenlos sind. »Turngemeinde in Berlin 1848 e.V.« – Tradition und Herz weiterlesen

Berliner Meister Empfang

»Tasmania« spielt nächstes Jahr überregional

»Ra Ra Ra Tasmania« skandierten die Fans auf dem Rathausvorplatz und schwenkten begeistert ihre Fahnen. Sie waren gekommen, um mit dem frischgebackenen Berliner Meister »SV Tasmania Berlin« den Titelgewinn zu feiern. Die erste Herrenmannschaft des Vereins hat den Aufstieg von der sechsten in die fünfte Liga geschafft und ist damit nach 20 Jahren wieder in der Oberliga Nordost vertreten.
Aus diesem Anlass wurde dem Fußballclub am 11. Juni die Ehre eines Sieger-Empfangs bei Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) zuteil.

Tasmania ist Meister und jubelt auch im Rathaus weiter. Foto: mr

Nachdem sich Spieler, Trainer und die Vorstandsmitglieder Detlef Wilde und Hussein Ahmad vor der Wappengalerie ins Goldene Buch des Bezirks eingetragen hatten, ging es auf den Rathaus-Balkon, von dem aus die Mannschaft den jubelnden Fans zuwinkte und ausgelassen die Trophäe schwenkte. Berliner Meister Empfang weiterlesen

Fenstergespräche

Von Hilfsbereitschaft und Müll

KuK: Was beschäftigt Sie zur Zeit im Kiez?
Frau Bandlow: Was ich schlimm finde hier in der Geygerstraße, ist der Müll. Jeden Tag liegt wieder was da. Man kann mit den Leuten reden wie man will, da ändert sich nichts. Beim Ordnungsamt kann man zwar anrufen, wenn da aber täglich was neues liegt, bringt das auch nichts. Wir haben kein Internet, deshalb kann ich neue Angebote zur Meldung solcher Missstände nicht nutzen.
KuK: Was ist besonders schön in Ihrem Kiez?
Frau Bandlow: Die Hilfsbereitschaft. Ich habe eine Behinderung und bin deshalb auf meine Gehhilfe angewiesen. An der U-Bahnstation muss ich nur mit meinem Rollator in die Nähe der Stufen fahren und schon werde ich gefragt, ob ich Hilfe brauche. Besonders die jungen muslimischen Frauen und die Flüchtlinge sind sehr engagiert. Die sprechen oft gar kein Deutsch, aber versuchen mit Händen und Füßen zu erklären, dass sie mir gerne helfen.
KuK: Haben Sie einen Tipp für die heißen Tage?
Frau Bandlow: Ich gehe nicht mehr viel raus wegen meiner Behinderung. Bei solchen Temperaturen wie jetzt mache ich gern alles dunkel und schließe die Fenster, damit die Wohnung nicht zu heiß wird.
*Frau Bandlow, Geygerstraße – Name auf Wunsch geändert.

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Basteln mit Rolf

Balance halten

Seit Anfang Juli wird wieder in Wimbledon Tennis gespielt, und wieder werden dort rund 80Tausend Tennisbälle verbraucht. Recycelt werden die jedoch kaum. Für meine Tennisballfigur »Balance« genügt ein Tennisball, Draht von etwa ein bis zwei Millimeter Stärke, ein Seitenschneider zum Ablängen, eine Zange zum Biegen, eine Ahle, ein Lötkolben, ein Blatt Papier, ein Stift und, wie immer: Lust zum Pfriemeln.


Der Seehund entstand aus einem einzigen Stück Draht, einschließlich der nach rechts und links gehenden Brust- und den gespreizten Schwanzflossen! Die erlauben nämlich der Skulptur das sichere Stehen. Es empfiehlt sich, vorher auf Papier eine Vorlage in gewünschter Größe anzulegen, die das Biegen erleichtert. Begonnen wird am Kopf, und dort kommt man auch wieder an, nur, dass von hier der Draht noch weiter geht, was später nicht mehr zu sehen ist, weil dieses Stück im Ball verschwindet. Basteln mit Rolf weiterlesen

Petras Tagebuch

Vergesslichkeit ist ansteckend

Vor nicht allzu langer Zeit wurde mal wieder mein Fahrrad am hellichten Tag während meiner Arbeitszeit aus dem Hinterhof – letztlich vor unser aller Augen – gestohlen.
Dieser Vorfall brachte meine Kollegen und mich dazu, unsere Fahrräder im Büro abzustellen. Hier ist selbstverständlich ein Abschließen überflüssig.
Als meine Kollegin einen Termin im Bezirks­amt hatte, fuhr sie wie gewohnt mit dem Fahrrad. Wenige Minuten vor dem Termin rief sie an und teilte uns mit, dass sie ihr gesamtes Schlüsselbund, an dem sich auch der Fahrradschlüssel befindet, im Büro vergessen hatte. Die Zeit, noch einmal in die Firma zu fahren, war zu knapp, denn bei Terminen im Bezirksamt ist Pünktlichkeit nicht nur eine Zier, sondern Voraussetzung für einen gelungenen Gesprächsverlauf.
Ich erklärte mich bereit, ihr Fahrrad anzuschließen. Flink machte sie ein Bild von dem Fahrrad mit dem Standort vor dem Amtsgericht. Per WhatsApp sendete sie es in Windeseile. Und ich fuhr los. Das Fahrrad war anhand des Bildes schnell gefunden, und ich dachte so bei mir, dass sie es vor Petras Tagebuch weiterlesen

Der Marlboro Mann geht mit vollen Taschen

                                                                                                                                                                          Fotocollage: jr

Neue Chancen für Belegschaft und das Neuköllner Gewerbegebiet

Auf der Betriebsversammlung des Neuköllner »Philip Morris« Werkes am 28. Mai, dem Dienstag vor den Brückentagen zu Himmelfahrt, verkündete die Geschäftsleitung offiziell, dass von 1050 Arbeitsplätzen in Neukölln zum Januar 2020 in Berlin nur noch 75 übrigbleiben sollen, weitere 25 gehen nach Sachsen. Daraufhin wurden die Mitarbeiter bis zur nächsten Woche nach Hause geschickt. Dann beginnen konkrete Verhandlungen über eine angekündigte »sozialverträgliche Lösung« und die weitere Nutzung des Werksgeländes.
Die Geschäftsführung begründet ihren Schritt mit dem »zunehmenden Rückgang« des Konsums von versteuerten Zigaretten. Der »Deutsche Verband der Zigarettenhersteller« beziffert die aktuelle Zahl der in Deutschland bestellten Steuerbanderolen für Tabakwaren auf 75 Milliarden im Jahre 2017. Auf dem Markt hält »Philipp Morris« derzeit einen führenden Anteil von über 30 Prozent. Bei der Neuköllner Belegschaft, dem Betriebsrat und ihrer Gewerkschaft »Nahrungsmittel, Gaststätten und Genuss« (NGG) stößt daher die Schließung auf Unverständnis. Der Konzern erwirtschafte in Neukölln schwarze Zahlen. Der Marlboro Mann geht mit vollen Taschen weiterlesen

Bienenweisheit

Was lange schon eine Allerweltweisheit ist, wird heute von vielen Lebensmittelproduzenten als Besonderheit auf ihren Webseiten gepriesen: Bienen arbeiten in Sachen Bestäubung von Obstplantagen ökonomischer, als es der Mensch je vermag. Dabei war der Nutzen der Bienen für die Bestäubung von Obstbäumen bereits um 1919 bestens bekannt, wie ein Blick in das »Neuköllner Tageblatt« in dieser Ausgabe zeigt. Versuche hätten gezeigt, dass Obstbäume, in deren Nähe keine Bienen siedelten, geringere Erträge aufweisen. Für die Chinesen, die ihre Großplantagen mittels unzähliger Arbeiter per Hand bestäuben müssen, weil der Einsatz von Pestiziden den Lebensraum der Bienen vernichtet hat, wird dies deutlich: Nun müssen 1.500 Arbeiter ran, um die Arbeit zu leisten, die allein ein Bienenvolk schaft – das zeigt: »Neuköllner Tageblatt» lesen lohnt sich!

Stephanus Parmann

Zukunft des Karstadt-Hauses am Hermannplatz

BVV diskutiert über Antisemitismus und Straßenumbenennung

Hermannplatz.  Foto: mr

Beim »Palästinensertag am Hermannplatz« am 4. Mai kam es zu einem Tumult, bei dem mehrere Männer verletzt wurden. Auslöser war ein junger Israeli, der vor der Bühne Pro-Israel-Rufe skandierte und daraufhin von mehreren Personen weggedrängt und geschlagen wurde.
Das nahm die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in ihrer Sitzung am 22. Mai zum Anlass, in einer Entschließung mit großer Mehrheit »konsequent jede Form von Antisemitismus« zu verurteilen. Dass das Existenzrecht Israels in Zweifel gezogen werde und Vertreter der anti-israelischen Boykott-Kampagne »BDS« auftraten, sei absolut inakzeptabel, heißt es weiter.
Die Linke lehnte den Antrag ab. Ihr Fraktionsvorsitzender Thomas Licher erklärte, bei dem Israeli habe es sich um einen »betrunkenen Provokateur« gehandelt, der versucht habe, die Veranstaltung zu stören. Auch die BDS-Kampagne bezeichneten die Redner als nicht antisemitisch. Zukunft des Karstadt-Hauses am Hermannplatz weiterlesen

Anschlagsserie in Neukölln

Betroffene fordern parlamentarischen Untersuchungsausschuss

Seit 2016 wird Neukölln von einer Serie mutmaßlich rechtsextremistischer Anschläge heimgesucht. Autos wurden angezündet, Scheiben von Geschäften eingeschlagen, Morddrohungen auf Häuserwände geschmiert. Gerichtet sind sie gegen Menschen, die sich für Demokratie engagieren. Die Täter wurden bisher nicht gefasst, der Großteil der Ermittlungen wurde eingestellt.

Betroffene im Gespräch. v. l.: Mirjan Blumenthal,Martin Hikel, Anne Helm, Jo Goll.            Foto: mr

Nun sammeln die Betroffenen Unterschriften für eine Petition, mit der sie erreichen wollen, dass ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss im Abgeordnetenhaus eingerichtet wird, der mit seinen besonderen Rechten zur Akteneinsicht und zur Zeugenvernehmung Aufklärung schaffen soll.
In einem Podiumsgespräch am 23. Mai im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt berichteten einige der Betroffenen von Versäumnissen, mangelnder Empathie und Fehler der Ermittlungsbehörden. Spuren seien nicht verfolgt worden, sagte Heinz Ostermann, dem bereits zweimal das Auto angezündet wurde. Obwohl sich die Taten ähneln, wollen die Behörden sie nicht als einen Komplex betrachten, beklagte er. Anschlagsserie in Neukölln weiterlesen

Leider immer wieder Rechtsextremismus

Dokumentation über rechtsradikale Kontinuität und Gegenwehr

Im Brennpunkt rechtsradikaler Hetze und Gewalt steht immer wieder Neukölln. Nicht durch Zufall setzt die Wanderausstellung »Immer wieder? Extreme Rechte und Gegenwehr in Berlin seit 1945« in der zweiten Etage des Rathauses Neukölln, vor dem Sitzungssaal der Bezirksverordnetenversammlung, ein deutliches Zeichen. In seinem Grußwort zur Eröffnung am 10. Mai sprach Bürgermeister Martin Hikel daher sehr persönlich, weil er selbst, bereits als er sich politisch zu engagieren begann, die wieder aufkommende rechte Gewalt und den Widerstand dagegen miterlebte. Leider immer wieder Rechtsextremismus weiterlesen

»Verschaff mir Recht«

Ausstellung gegen Kriminalisierung Homosexueller

»Die Kirche sollte uns beschützen, jeden Christen, jeden Menschen«, fordert die lesbische Katholikin Joanita Warry Ssenfuka aus Uganda. Sie ist eine von zehn katholischen Christen aus aller Welt, die in der Fotoausstellung »Verschaff mir Recht« in der St. Christophorus Kirche zu Wort kommen. Die Wanderausstellung wurde im Auftrag der Ökumenischen Arbeitsgruppe »Homosexuelle und Kirche (HuK) e.V.« im Rahmen des Projekts »Gleichberechtigung von LSBT in der katholischen Kirche« erstellt. Nach Neukölln geholt wurde sie von Hans-Joachim Hassemer und Manfred Hassemer-Tiedeken, die in der »HuK« und beim globalen »Netzwerk der Regenbogen-Katholiken« aktiv sind.

Vier für Akzeptanz.                                                                                                                                              Foto: mr

Gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Männern ist in rund 80 Staaten strafbar, in fast 50 auch weibliche Homosexualität. Die Strafen reichen von Geldstrafen bis zu mehrjährigen Haftstrafen. In vier Ländern und drei Regionen wird gegenwärtig sogar die Todesstrafe verhängt. »Verschaff mir Recht« weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner