Güner Balci ist neue Integrationsbeauftragte

Grüne und Linke protestierten

»Die Zukunft ist weiblich« stand auf dem T-Shirt, das Güner Balci
bei ihrer Vorstellung am 13. August im Integrationsausschuss trug, wo sie sich den Fragen der Neuköllner Bezirksverordneten stellte und damit ein deutliches Statement zu den Schwerpunkten ihrer Arbeit setzte.

Martin Hikel und Günar Balci.         Foto: mr

Mit der Sozialarbeiterin, Journalistin und Buchautorin Güner Yasemin Balci hat Neukölln die erste Integrationsbeauftragte, die selber einen Migrationshintergrund hat.
Aufgewachsen im Neuköllner Rollbergviertel, wo sie später in Projekten der Mädchenarbeit und Gewaltprävention arbeitete, kennt sie das Leben und die Probleme der migrantischen Gesellschaften. Ihre Erfahrungen hat sie in Büchern wie »Arabboy« oder »ArabQueen« verarbeitet.
Die Tochter alevitischer Türken setzt sich für einen modernen Islam mit Frauen- und Homosexuellenrechten ein und kritisiert konservative und patriarchalische Strukturen. Die Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen und das Recht auf Teilhabe in allen Bereichen der Gesellschaft waren und sind das zentrale Thema ihrer Arbeit. »Teilhabe fängt an beim Kindergarten und hört auf bei den Rentnern«, sagte sie bei ihrer Vorstellung. Aber allein die Tatsache, dass überhaupt eine Integrationsbeauftragte gebraucht werde, zeige, dass sich noch nicht allen Menschen die gleichen Möglichkeiten bieten. »Menschen wie ich sind noch nicht genügend sichtbar in der Gesellschaft.« Das sehe man beispielsweise an der Zusammensetzung der Parlamente. Dies betreffe die Angehörigen aller Kulturen, nicht nur die der Muslime.
Bei der Neuköllner Linken und Teilen der Grünen hatte die Personalie »ein heftiges Beben ausgelöst«, wie es Bernd Szczpanski (Grüne) formulierte. Kritisiert wurde besonders, dass Bezirksbürgermeister Martin Hikel den Migrationsbeirat nicht, wie vorgesehen, an der Auswahl und Ernennung Balcis beteiligt habe. Ahmed Abed (Die Linke) warf ihr zudem vor, den ehemaligen SPD-Politiker Thilo Sarrazin unterstützt und beispielsweise in einem Artikel des »Cicero« mit der Überschrift »Der Islam ist eine geladene Waffe« Vorurteile gegenüber Muslimen geäußert zu haben. Er unterschlug dabei allerdings das vollständige Zitat, in dem es heißt: »Religion kann eine Waffe sein – der Islam, so wie er heute von vielen interpretiert wird, ist aufgrund des Mangels an kritischer Auseinandersetzung eine geladene Waffe.« Auch Susanna Kahlefeld (Grüne, Mitglied des Abgeordnetenhauses) sprach im Vorfeld von »einer krassen Fehlbesetzung«. Ursula Künning (Grüne) dagegen begrüßte die Wahl ausdrücklich, weil Balci »auf der Seite der Frauen und Kinder steht«.

mr