Berliner Senat wirbt für Planierraupen

Die Stadtkonferenz sollte Lust auf die Bebauung des Tempelhofer Felds machen

Lust und Laune darauf machen, was sich in den nächsten Jahren auf dem Tempelhofer Feld entwickeln wird, das sollte die »Standortkonferenz Wohnen auf dem Tempelhofer Feld«. So jedenfalls kündigte die Moderatorin die Veranstaltung am 28. November in der Haupthalle des alten Flughafens an.
Staatssekretär Ephraim Gothe aus der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erklärte, dass Berlin bis zum Jahr 2030 bis zu 230.000 Zuwanderer erwarte. Aufgrund dieser hohen Zuwanderungsrate sei es unumgänglich, den Wohnungsneubau massiv voranzutreiben, und das Tempelhofer Feld sei die einzige öffentliche Fläche in der Innenstadt, über die der Senat nach eigenen Vorstellungen verfügen könne.
Michael Schneidewind von der Bürgerinitiative »100% Tempelhofer Feld« hat erhebliche Zweifel an dieser Prognose und stellte die Frage, wo die Leute herkommen sollen. Infolge des Geburtenknicks würden auch die wanderungsfreudigen Bewohner immer weniger. Im übrigen sei das Tempelhofer Feld für eine Bebauung völlig ungeeignet. Die grüne Wiese müsse erst für viel Geld, das die Steuerzahler aufbringen müssten, baureif gemacht werden. Den Vorwurf, die BI wolle die Bebauung aus egoistischen Gründen verhindern, wies Schneidewind energisch zurück. Die Bürgerinitiative setze sich im Gegenteil dafür ein, dass die Stadt auch in Zukunft noch lebenswert bleibe. Das ginge aber nur, wenn sie nicht komplett zugebaut werde.

stadtkonferenzIngo Malter, Geschäftsführer von »Stadt und Land«. Foto: mr

Die landeseigenen Wohnungsunternehmen »Stadt und Land« und »Degewo« sowie die »Baugenossenschaft Ideal« wollen in einem ersten Abschnitt ab 2016 am Tempelhofer Damm 1.700 Wohnungen errichten, 50 Prozent davon zu Nettokaltmieten von 6,50 bis 8,50 Euro. Da Neubauten aufgrund der hohen Baukosten für unter zehn Euro kaum noch zu errichten sind, können diese Mieten nur dadurch erzielt werden, dass die anderen 50 Prozent der Wohnungen weitaus teurer vermietet werden.
Während Gothe immer wieder die Attraktivität dieses neuen Stadtteils beschwor, wies Ingo Malter, Geschäftsführer von »Stadt und Land«, auch auf die ungelösten Probleme hin. So sei noch keineswegs klar, wie die Verkehrsanbindung zu regeln sei, ohne dass der Verkehr auf dem bereits jetzt chronisch verstopften Tempelhofer Damm vollends zusammenbreche. Ebenso wenig sei geklärt, wie die erwarteten Besuchermassen, die in die geplante Zentral- und Landesbibliothek strömen sollen, mit der Ruhebedürftigkeit der Anwohner in Einklang zu bringen seien.
Viel Beifall aus dem Publikum bekam Tilman Heuser vom BUND, der ebenfalls auf die vielen ungelösten Fragen hinwies. Er forderte, endlich mit dem »Gerede von der Alternativlosigkeit dieses Standortes« aufzuhören. Von der Senatsverwaltung verlangte er, dass sie offen und transparent über das Pro und Contra informiere. Erst das gäbe eine wirkliche Diskussionsgrundlage.

mr