Kiezgespräch

Zusammenstehen in der Krise

KuK: Welche Themen bewegen Sie in Ihrem Kiez?
Herr Janko: Mich bewegt der Stillstand gerade. In meinem Kiez, wie überall. Was passiert nach der Corona-Pandemie? Hier (Anm. d. Red.: Nordneukölln) sind die Bars, die Gastronomie doch ein so großer Wirtschaftsfaktor, vor allem für die hier Lebenden. Was wird aus den Leuten? Ich bin Angestellter und habe für den Moment noch Glück, aber auch in meinem Freundes- und Familienkreis sind nicht nur Gewerbetreibende betroffen, sondern es hagelt Kündigungen. Ich bin natürlich dankbar, dass die Politik hierzulande reagieren kann und das auch wird, trotzdem werden die Maßnahmen nicht für alle ausreichen. Deshalb müssen wir zusammenhalten und gemeinsam Lösungswege im Kleinen finden. Von Bürgern für Bürger – einfach mal an die Nachbarn denken zum Beispiel.
KuK: Was ist denn besonders schön an Ihrem Kiez?
Herr Janko: Ich würde nicht sagen schön, sondern wichtig und richtig – unsere Solidarität. Gleich als es ernst geworden ist mit den Verhaltensregeln, hat sich eine junge WG bei uns im Haus engagiert. Sie haben im Eingangsbereich einen Zettel ausgehängt, mit ihrer Telefonnummer, um Einkäufe für ältere und schwache Bewohner des Hauses zu übernehmen. Einen Tag später hat jemand einen neuen Zettel dazu geklebt, in dem alle gesunden Leute ihre Telefonnummer eintragen können, die Besorgungen für Andere machen wollen. Der ist mittlerweile voller Telefonnummern. Trotz der sozialen Distanzierung – so nah und verbunden war ich meiner Nachbarschaft noch nie.

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*Herr Janko, Sonnenallee – Name auf Wunsch geändert