Die Zeit läuft für Bezirk und Mieter

Klare Ansage. Foto: th:

Neuer Eigentümer des »Halbmondes« spielt Versteck

»Wir haben nicht so viel Zeit,« stellte Margit Paulus auf der Mieter- und Mieterinnenversammlung am 25. Februar fest. Mehr als 40 alarmierte Bewohner des »Halbmondes« an der Leinestraße kamen ins »Warthe-Mal«. Der ganze Block mit 13 Aufgängen und 165 Wohnungen wurde an einen bislang unbekannten und noch nicht im Grundbuch stehenden Neueigentümer verkauft. Das erfuhren die Mieter am 17. Februar im Rathaus durch Stadtrat Jochen Biedermann. Der Bezirk möchte von seinem Vorkaufsrecht oder der Möglichkeit einer »Abwendungserklärung« Gebrauch machen. Dazu läuft die Zeit tatsächlich davon. Beide bezirklichen Maßnahmen müssen bis zum 14. April abgeschlossen sein. Ebenso bedarf es einer Körperschaft, die bereit ist, den »Halbmond« zu kaufen. Vorzugsweise wird nach einer Genossenschaft gesucht.
Der Bezirk sei bereit, sein Bestes zu tun. Dazu brauche er die »starke Unterstützung«durch die Mieter. In der Leinestraße 8 habe sich gezeigt, wie wichtig Fristen seien. Nachdem das Vorkaufsrecht gescheitert war, meldete sich mit harschen Worten die Anwaltskanzlei des dortigen Neueigentümers. »Die kämpfen mit harten Bandagen,« stellt ein Mieter fest. Die Vermutung liegt nahe, dass der neue Besitzer des »Halbmondes« »Versteck auf Zeit« spiele. Entsprechend zügig beschloss die gut vorbereitete Mieterversammlung eine Reihe von Aktionen und Maßnahmen.
Es werden Informationen über die Struktur der Bauweise des Hauses gesammelt, also unter anderem über die Größe und den Schnitt der Wohnungen, ebenso über die Zusammensetzung der Mieter, deren Altersstruktur sowie die Höhe der Mieten.
Diese sind wichtig, um interessierte Genossenschaften mit möglichst exakten Informationen versorgen zu können. Unter anderem zu diesem Zweck sowie für weitere Mobilisierungen meldeten sich für jedes Haus Verantwortliche.
Die Öffentlichkeitsarbeit wird von einer Arbeitsgruppe vorgenommen. Erste Kontakte zu Medien und zu Politikern bestehen bereits. Sowohl im Kiez wie auch in ganz Berlin soll »starker Druck« ausgeübt werden. Die Grünen und Die Linke stünden bereits auf Seiten der Mieter. Wichtig sei auch die SPD, deren Finanzsenator über Geld entscheide. Flyer sind in Planung, ebenso werden Plakate zum Aushang angefertigt. Am 15. März findet ein Hoffest im »Halbmond« statt.
Im Wohnblock stiegen schon unter dem vorigen Einzeleigentümer wiederholt die Mieten. Ebenso gab es Auseinandersetzungen um Wärmedämmung und Dachbodensanierung. Eine Mieterin zog 1970 ein und zahlte 175 DM Miete, heute ist es die Hälfte ihrer Rente. Sie will aber auf jeden Fall wohnen bleiben.
»Wir wollen Verdrängung vermeiden. Dieser Block ist als Ikone der Luftbrücke auf fast allen historischen Fotos bekannt. Unsere Häuser sollen nicht zur Ikone des Ausverkaufs unserer Stadt werden.«

th
Hoffest am Sonntag, 15. März