Ein Herz für den Schillerkiez

Beate Hauke – Gründerin des neuen Schillermarktes am Herrfurthplatz

Auf ihrem Markt.                                                                                                                                                    Foto: th

Der Schillermarkt rund um die Genezarethkirche wird im Mai zehn Jahre alt. Ins Leben gerufen hat ihn Beate Hauke, eine Hauseigentümerin in der Okerstraße, die in Neukölln dafür bekannt ist, sich sozial für das Zusammenleben im Kiez zu engagieren, und das schon seit langem. »Wir hatten hier lange einen Markt, der sich über die Schillerpromenade zog. Er war einst der größte in Berlin. Der musste wieder her.« Die Vereinsmitglieder vom »Pro Schillerkiez e. V.« schrieben ein Konzept, reichten es bei einem Wettbewerb ein und erhielten einen Preis. Es wurden Kontakte zu Behörden aufgenommen, Marktleiter und -Händler gesucht, sehr viel Vorbereitungsarbeit also. »Ich wollte einen Markt, auf dem gute Lebensmittel angeboten werden, der gleichzeitig als unterhaltsamer Treffpunkt für die Anwohner dient. Rund um die Genezarethkirche haben wir doch einen richtigen Dorfplatz.« Das ist ihr gelungen.
Der von ihr gegründete Verein »Pro Schillerkiez« existiert weiter. Oft wurde Beate Hauke gefragt, ob sie die Gewerbefläche im Erdgeschoß rechts nicht kommerziell vermieten wolle, sie lehnt das bis heute ab. Derzeit nutzen einmal im Monat für eine Woche der Fotograf Jörg Fischer und die Lyrikerin Monika Fischer diesen Raum für Ausstellungen. »Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir hier noch eine Art Café eröffnen, in der sich Jung und Alt begegnen.« Sie ist eine Frau der Tat.
Im Rahmen der gro­ßen Flüchtlingswelle be­treuten sie und eine Mieterin aus dem Haus mit finanzieller Unterstützung der Bürgerstiftung »Neukölln +« eine syrische Familie, die sich im Haus wohlfühlt und am gesellschaftlichen Leben teilnimmt. »Die jüngste Tochter lernt nun per Smartphone Englisch«, freut sich die engagierte Vermieterin. »Manchmal mache ich mir allerdings fast Vorwürfe. Ich bin nach wie vor für einen lebenswerten Kiez und freue mich über Verbesserungen, aber ich wollte nicht, dass hier die Miethaie kommen.« Zu denen zählt sie nicht.
Ihre Eltern übernahmen 1961 am zwölften August den Laden eines Verwandten im Wedding, die Familie zog von Kiel aus um. Einen Tag später wurde die Mauer gebaut. Als sie im eiskalten November ihren ersten Schultag hatte, erlebte sie in der ersten Pause drei Überraschungen. Zunächst schlitterte sie auf dem Schulhof auf dem Eis, wie in Kiel üblich, und erhielt von der Pausenaufsicht eine Ohrfeige. Die nächste folgte gleich, als sie über den Schulhof zu einem Nachbarskind lief. Als die Pause zu Ende war, lief sie ohne sich anzustellen in die Schule und erhielt die dritte Ohrfeige. Mindestens seit dem lässt sie sich von der heute gelegentlichen bürokratischen Trägheit von Behörden nicht beeindrucken und findet immer Unterstützung im Kiez.

th