Hamamelis

Das winterliche Blühen ist gestorben

In der Lessinghöhe stand bis diesen Winter ein Exemplar der virginischen Zaubernuss, wie sie botanisch heißt. Im vorletzten Frühjahr schlang sich ein Efeu an ihr hoch, das meldete ich dem Gartenbauamt und noch am gleichen Tag wurde das Gewächs davon befreit. Das waren die guten Zeiten im Bezirk, als sich noch um seltene Gewächse gekümmert wurde. Offensichtlich wird jetzt an Betriebe vergeben, die keine Kenntnisse von Botanik haben oder davon, wie Pflanzen geschützt werden – jedoch Kettensägen-Massaker mit Bravour erledigen.

ZAubernuss.                                                                                                                                                             Foto: fh

Tatsächlich kann der Strauch ein wenig zaubern. Auf englisch heißt er deshalb: Witch-hazel = Hexenhasel, obwohl sie mit der Haselnuss nichts zu tun hat. Die Früchte bilden sich vor den Blüten. In den Früchten entwickelt sich eine Kapsel, die mit einem Knall zerplatzt und zwei schwarze Samen herausschleudert.
Die Ureinwohner Nord­amerikas kannten schon seit langer Zeit die Heilkraft und Wirkung von Hamamelis. Sie setzten Rinde und Blätter gegen Hautleiden und Durchfall ein. Gegabelte Zweige wurden als Wünschelrute verwendet, unter anderem zum Aufspüren von Wasseradern; dies ist die einzige Ähnlichkeit zur Haselnuss. In Europa ist die Hamamelis noch nicht so lange bekannt und wird daher auch erst seit einigen Jahrzehnten als Heilpflanze verwendet.
Bereits vor 140 Jahren hat ein Leipziger Apotheker eine Salbe mit Hamamelis-Extrakten gemischt. Heutzutage ist die adstringierende Wirkung der Hamamelis sogar durch wissenschaftliche Studien belegt. Hamamelis ist offizinell. Sie besitzt eine blutstillende, entzündungshemmende und Juckreiz stillende Wirkung. Hamamelis wird wirtschaftlich intensiv genutzt. Heutzutage verarbeiten große Konzerne Teile des Strauches zu Rasier- und Gesichtswasser, zu Deodorants und pflegenden Cremes.
Ja, sie war eine »Zugroaste« aber sie gehörte zur Lessinghöhe, seit langer Zeit. Jetzt steht sie tot ‘rum, mal sehen, wie lange noch und was dann dort gepflanzt wird. In ihrer Nähe stand bis vorletztes Jahr ein Walnussbaum, den der Sturm zu Fall gebracht hatte. Dieser wurde durch eine kleine Linde ersetzt, um die sich aber auch nicht gekümmert wird.

Eva Willig