Petras Tagebuch

Ausflug in die Begegnungszone

Eine Freundin von mir hat eine Boutique in der Kreuzberger Bergmannstraße. Dorthin mache ich gerne einen Ausflug, um mich auch mal über die Neuköllner Grenzen hin zu informieren. Dort sitzen wir dann vor dem Laden gerne auf einem Bänk­chen, trinken Kaffee und tauschen Neuigkeiten aus.
Die Entwicklung der Bergmannstraße zu einer Begegnungszone beäugen wir seit über einem Jahr sehr genau. Dort, wo früher einmal Parkplätze waren, sind nun – na wie soll ich es nennen – Ruhezonen entstanden. Hochsitze, die direkt in die Bergmannstraße reichen, werden tagsüber gerne von stillenden Müttern genutzt. Sie können dann dem quirligem Verkehr zuschauen und werden, da sie so repräsentativ hoch sitzen, auch von jedem Verkehrsteilnehmer wahrgenommen. Der Bus 248 quetscht sich durch die Straße, viele Fahrradfahrer suchen sich ihren Weg durch das Verkehrsgestrüpp, die Autofahrer hupen mehr als sie fahren und die BSR macht fröhlich die Straße sauber. Und wenn die Anwohner nachts schlafen wollen, dürfen sie sich den unterhaltsamen Vergnügungen der Begenungszonenpartygäste anschließen, wenn die es dann zulassen. Bevorzugte Späße bei den Partygästen ist das Herauszupfen von Pflanzen und der Genuss von Stimmungsaufhellern aller Art bei flotter Musik.
Seit Neuestem gibt es nun auch grüne Punkte und Verengungen auf der Straße.
Wir nahmen dies zum Anlass, die Begegnungszone auszuprobieren und setzten uns auf die Hochsitze. Von dort konnten wir wunderbar Passanten nach den grünen Punkten befragen.
Eine Passantin gab sich wohl informiert: »Das ist ein Fußgängerüberweg, ich habe es im Radio gehört.« Die nächste Passantin war da aber anderer Meinung: »Ich las in der Zeitung, dass die Autofahrer langsamer fahren sollen.« Ein weiterer Passant, der wohl weder Zeitung gelesen noch Radio gehört hat, meinte zu wissen: »Das haben doch die GRÜNEN verbrochen, deshalb grüne Punkte.«
Ich persönlich glaube hingegen, dass die GRÜNEN mit den Punkten das duale System meinen und die Bergmannstraße ökologisch korrekt entsorgen wollen.
Das wäre auch gut so, denn so etwas will ich in Neukölln nicht haben.