»Helene-Nathan-Bibliothek« feiert

Die Neueröffnung einer Jugendbibliothek und 30 Jahre Umbenennung

Karin Korte testet den »Sonic Chair«. in der Jugendbibliothek                                                       Foto: mr

»Als Helene Nathan 1921 die Leitung der »Neuköllner Volksbücherei« in der Ganghofer Straße übernahm, durfte man nicht einmal selber an die Regale. Laufburschen und »Büchermädchen« holten die Bücher.« Das erzählte Bibliothekar Frank Grote anläßlich der Eröffnung der neuen Jugendbibliothek am 15. März. Gleichzeitig wurde an die Umbe­nennung der Bibliothek in »Helene-Nathan-Bib­liothek« erinnert, die vor 30 Jahren von der Bezirksverordnetenversammlung beschlossen wurde. Helene Nathan leitete die »Städtische Volksbücherei Neukölln« bis 1933. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im März 1933 wurde sie aufgrund ihres politischen Engagements und ihrer jüdischen Herkunft entlassen. Der Versuch einer Auswanderung nach England scheiterte. Am 23. Oktober 1940 nahm sie sich wegen ihrer aussichtslosen Lage das Leben.
»Mit der Namensgebung wurde einer besonderen Persönlichkeit gedacht, die der Bibliothek ihren Stempel aufgedrückt hat. Ihr Ziel war es, dass alle Menschen in den Genuss von Bildung kommen, und dafür war die öffentliche Bibliothek der geeignete Ort« sagte Bildungsstadträtin Karin Korte (SPD) bei der Jubiläumsfeier.Die Bibliothek der Gegenwart ist ein Lern- und Veranstaltungsort für ganz unterschiedliche Besucher. Sie bietet »vielfältige Möglichkeiten des Treffens und der Begegnungen«, sagte die Stadträtin weiter. Das führte in der Vergangenheit gelegentlich zu Konflikten, denn wer ruhig lesen oder arbeiten möchte, fühlt sich durch Jugendliche, die sich lautstark unterhalten, gestört. Die Lösung: Die Einrichtung eines eigenen Bereiches in der ehemaligen Zeitschriftenecke, der ausschließlich den Jugendlichen zur Verfügung steht. Hier haben die Schüler Computerarbeitsplätze, sie können aber auch in Gruppen arbeiten, zusammen Hausaufgaben machen, sich unterhalten oder sich auf Prüfungen vorbereiten, ohne andere Besucher zu stören. »Schließlich ist es ausdrücklich erwünscht, dass die Jugendlichen in der Bibliothek lernen«, erklärte Quartiersmanager Thomas Helfen. Denn viele Neuköllner Schüler haben zuhause kein eigenes Zimmer, einige nicht einmal einen Schreibtisch.
Die neu angeschafften Tische und Computer sind fast immer belegt. »Es klappt wunderbar, gerade weil die Jugendlichen das jetzt als ihren eigenen Bereich sehen«, sagte Evelyn Stussak, Leiterin des Fachbereichs Bibliotheken.
Als besonderes Highlight können die beiden »Sonic Chairs« gelten. Das sind Kopfhörer-Sessel, in die ein Tablet fest installiert ist. Hier kann man surfen und Musik hören, ohne dass Geräusche nach außen dringen.
Über Monate wurde die gesamte Bibliothek umgeräumt, die Zeitschriften wurden in die obere Etage verlagert, Regale wurden umgebaut, die Bücher nach Themenschwerpunkten sortiert, die Arbeitsplätze wurden neu geordnet. »Alles wurde bei laufendem Betrieb umgebaut, das war eine riesige Herausforderung«, sagte Evelyn Stussak.
Mit der Hilfe des Quartiersmanagements, das den Umbau mit rund 178 000 Euro aus dem Programm Soziale Stadt finanzierte, entstand ein Ort, der den Bedürfnissen aller Nutzer gerecht wird.

mr
Helene-Nathan-Bibliothek in den Neukölln Arcaden,
Karl-Marx-Str. 66