Wo Neukölln auf Tempelhof trifft

Förderung des Engagements in der Nachbarschaft ist FEIN

Die Kieze sind ebenso wenig zu unterscheiden wie die Menschen. Schreitet man aus Neukölln kommend von der Eschersheimer Straße nach rechts, so befindet man sich in Tempelhof, doch nur ein grünes Schild an der Oberlandstraße macht auf die Bezirksgrenze aufmerksam. Die Anwohner und Anwohnerinnen haben gemeinsame Interessen und Probleme. Die in die Oberlandstraße übergehende Silbersteinstraße ist eine stark befahrene Verkehrsachse mit Schwerlastverkehr und einer BVG-Linie.

Stadträte überwinden Grenzen.                                                                                                          Foto: OE SPK

Den in die Jahre gekommenen anrainenden Altbauten an der Silbersteinstraße ist anzusehen, dass sie bessere Zeiten gesehen haben. Doch abseits der Hauptverkehrsader wird es wohnlich und grüner. Die Germaniagärten und Oberlandgärten sind reine Wohngebiete. Von dieser Ecke in Tempelhof orientieren sich die Menschen wie die Neuköllner Nachbarn zum S-Bahnhof Hermannstraße hin und nutzen die gemeinsame Infrastruktur.
Die Bezirke Neukölln und Tempelhof-Schöneberg schlussfolgerten daraus, gemeinsam an der Zukunft der Entwicklung zu arbeiten, indem Möglichkeiten der Begegnung und des Zusammenkommens entwickelt werden. So trat am 19. Februar die FEIN-Netzwerkrunde für die Silbersteinstraße und die Oberlandgärten im Nachbarschafts­treff »Berliner Bär« an der Holzmannstraße zum fünften Mal zusammen. Dort treffen sich Anwohner, Akteure und Vertreter der Bezirke Neukölln und Tempelhof-Schöneberg, um in nachbarschaftlicher Beziehung und Vernetzung gemeinsame Aktivitäten zur Verbesserung des Wohnumfeldes und des Kennenlernens zu entfalten. Möglich wird das durch das Programm »Förderung des Engagements in der Nachbarschaft« – FEIN. Die Koordination der Mittel und Projekte liegt bei Vivien Kuhn und Sören Drescher, Stadtplaner bei der LPGmbH, die Initiative bei den Anwohnern und Akteuren. In diesem Jahr stehen 35.000 Euro zur Verfügung. Eine bescheidene Summe, doch es geht im Kern um die Förderung des ehrenamtlichen nachbarschaftlichen Engagements. So wurde Beachtliches auf die Beine gestellt.
Inhaltlich ging es bisher um eine saubere Umwelt mit weniger Müll und ein naturnahes Umweltbewusstsein. Das Freilandlabor Britz hat hier maßgebend eingegriffen. Vor allem aber ist und bleibt es das Zweipersonen-Theater »Abrakadabra«. Mit den Kitakindern beider Bezirke werden Szenen für ein schließlich gemeinsam aufgeführtes Theaterstück erarbeitet, so kommen Kinder und Eltern zusammen. Das Bewusstsein für die Umwelt wird gestärkt. Als Folgeprojekt wurde die Beschäftigung mit der Natur vorgeschlagen.
Einen weiteren Schwerpunkt bildet das jährliche an Familien orientierte Kiezfest, bislang mit Ponyreiten, das nun erstmals in Neukölln stattfinden soll. Bei den Tempelhofern ist das nicht unumstritten, sie wollen am liebsten zwei Kiezfeste.
Das Thema Mieten brennt allen unter den Nägeln. Zahlreiche Neubauten entstehen ringsum in privater Trägerschaft, nicht nur auf dem Gelände der ehemaligen Frauenklinik an der Eschersheimer Straße. Wer zieht dort ein, wie hoch werden die Mieten sein, steigen diese auch in den bisherigen Siedlungen? Dazu führt die Netzwerkrunde am 27. März eine Veranstaltung durch. Zugesagt hat bereits Bezirksstadtrat Jochen Biedermann, der Amtsleiter Stadtentwicck­lung Groth, das AVILA Projektmanagement und das Petruswerk St. Marien, BUWOG Bauträger und VONOVIA Neumarien. th
Infoveranstaltung Wohnen, 27. März 2019, 17.00 bis 19.00 Uhr, Hermann-Sander-Schule, Mariendorfer Weg 69, »Blaues Haus«.